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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 9.1910

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Nr.4
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Klopfer, Paul: Architekt Regierungsbaumeister Alfred Fischer, Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.24106#0247

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184

ARCHITEKT REGIERUNGSBAUMEISTER ALFRED FISCHER,

DÜSSELDORF

Die Entwürfe, die die folgenden Blätter bringen,
sind zum grossen Teil, prämiiert und nicht
prämiiert, aus Konkurrenzen hervorgegangen. Es
ist ihnen aber nicht das Glück zuteil geworden, aus-
geführt zu werden, und so würden sie wie der grösste
Prozentsatz der ungeheuren Wettbewerbsarbeit,
unerwähnt vergessen werden, wenn nicht auf Aus-
stellungen oder in der Presse ihrer Bedeutung
gedacht werden könnte. V

V Vielleicht hindert zumeist gerade die Kühnheit
und Neuheit eines Gedankens das Preisgericht, dem
Schöpfer die Palme zuzuerkennen: der Weg den
sein Plan geht, war bisher noch unaufgedeckt, das
Ziel wird auch heute noch nicht erkannt - und also
bedauert man bei aller Anerkennung des wackeren
Strebens — den Bewerber nicht auszeichnen oder gar
seinen Plan zur Ausführung Vorschlägen zu können.
V Der Entwurf für das Hagener Theater erzählt
vielleicht davon. Denn er zeigt nicht das, was man
so unter „Theater“ versteht. Die Masse des Baues,
die alle Dächer in ein einziges Gesamtbild zwingt,
schafft hier auf Kosten der üblichen Detailarchitektur
mit den Säulen und den Foyerfenstern. Die Hori-
zontale des in Erdgeschosshöhe durchgeführten
Daches am Vorderbau spricht in ganz neukräftiger
Weise die Teilung der Frontpartien aus. Der Turm
endlich über dem Bühnenhaus ist einmal kein Giebel.
V Dem Hagener Theater verwandt in der Wucht
und im Willen zur Macht ist der Rathausentwurf.
Auch hier wieder die Beherrschung der Massen im
überaus hohen Turm. Aufeinanderstossen der Senk-
rechten und Wagerechten. Das ist hart und klassisch,
und wiederum sind es wie beim Theaterentwurf die

Dächer, die hier für die Bewegung sorgen, die die
Gegensätze der Richtungen mildern sollen; und die
Vorgesetzten kleineren Seitenbauten mit den Walm-
dächern schliessen das Bild gegen die Umgebung
in trefflicher Weise ab. V

V Wir können nicht sagen, dass die Formen im
einzelnen neu wären oder frappierend. Wir erkennen
aber um so deutlicher, wie hier ein intensives Studium
vergangener Bauweise sich verbindet mit einem
feinen Empfinden, das in Alfred Fischer durch die
Schulung bei Theodor Fischer, Schulze-Naumburg
und Ludwig Hoffmann geschärft worden sein mag.
Und — seitdem er als Lehrer an der Düsseldorfer
Kunstgewerbeschule unter der Führung des kräftig
formenden Wilhelm Kreis schafft, magauch von diesem
starken Geist ein Teil auf ihn gekommen sein.

V Nun sehen wir uns aber das Pfarrhaus an. Hier

finden wir Annäherungen an Peter Behrens, dem
Vorgänger von Kreis in Düsseldorf. Die Vorliebe
für die geometrische Flächenteilung drückt sich
gerade in den orthogonalen Schaubildern des Pfarr-
hauses deutlich aus. V

V Und doch kann von einem blossen Nachahmen nicht

die Rede sein. Vielmehr liegt es nahe, dass in jedem
unserer Gegenwartsarchitekten etwas entweder von
Kreisschem Eklektizismus, oder von Behrensschem
Flächenkult oder von beiden, wie in unserem
Fall, steckt. Und dieser letzte Fall erscheint, mir
wenigstens, der meistversprechende. Ich verweise
da nur noch auf den Plan der Wohnungskolonie,
die für sich selbst spricht, und die kleinen Sommer-
häuschen in ihrer Gemütlichkeit und feinerwogenen
Aufteilung. Paul Klopfer.

ARCHITEKT REGIERUNGSBAUMEISTER ALFRED FISCHER-DÜSSELDORF
Erdgeschossgrundriss der Anlage besserer Arbeiter- und kleiner Beamtenwohnungen
 
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