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PROFESSOR HERMANN BILLING-KARLSRUHE i. B.
VON PROF. KARL WIDMER-KARLSRUHE
Unter den Monumentalbauten Hermann
Billings nehmen die Ausstellungs- und Mu-
seumsgebäude in neuerer Zeit eine besonders wich-
tige Stelle ein. Die künstlerischen Erfahrungen auf
diesem Gebiet, für die seine Schöpfungen in Köln
und Mannheim vielfach bahnbrechend geworden
sind, hat er neuerdings an einer Aufgabe mittleren
Umfangs, der vor etwa anderthalb Jahren vollen-
deten Ausstellungshalle in Baden-Baden ver-
wertet. Für die innere Anlage des Gebäudes kam
es vor allem darauf an, eine für den Besucher
anregende Mannigfaltigkeit der künstlerischen
Raumwirkung zu schaffen und damit einem der
wichtigsten Grundsätze für moderne Ausstellungs-
anlagen Rechnung zu tragen. So ist nicht nur in
der räumlichen Aufteilung der einzelnen Säle,
sondern auch in ihrer gesamten Gruppierung jede
schematische Einförmigkeit vermieden worden.
Im Erdgeschoss wie im obern Stockwerk sind die
Ausstellungsräume nicht symmetrisch verteilt,
sondern führen in einer
abwechslungsreichen Folge
grosser und kleiner Zimmer
zum Ausgangspunkt zu-
rück, der im Erdgeschoss
das Vestibül, im Oberge-
schoss der Hauptsaal ist.
Damit ist zugleich eine be-
queme Zirkulation für die
Besucher erreicht worden.
Die Ausstattung der Räume
ist bei aller Vornehmheit
einfach, um die ausgestell-
ten Kunstwerke in ihrer
vollen Wirkung zu Wort
kommen zu lassen; inner-
halb der aus dem gleichen
Grunde gebotenen Grenze
hält sich auch die farbige
Nüancierung der Raum-
stimmung. Die Behandlung
des Aeussern war in doppeltem Sinne durch
die Umgebung bedingt. Zunächst war die An-
passung an die landschaftliche Situation geboten.
Das Ausstellungsgebäude liegt an der Lichten-
taler Allee, auf terrassenförmig ansteigendem
Boden, etwas von der Strasse zurückgerückt
und ganz von Grün umgeben. Die Einstimmung
in den vornehmen Charakter der Landschaft
sprach also für die Formensprache des Gebäudes
ein entschiedenes Wort. Sodann aber auch die
Rücksicht auf die Weinbrennerarchitektur des
benachbarten Konversationshauses, gegen die in
der architektonischen Entwicklung des Stadtbilds
gerade in diesem Teil der Stadt in den ver-
gangenen Jahrzehnten so schwer gesündigt wor-
den ist. Die einfachen Linien der klassischen
Formenelemente, auf denen das Billingsche Werk
aufbaut, entsprechen diesen beiden Forderungen
der Anpassung an ihre Umgebung durchaus. Be-
sonders glücklich ist das Zusammenwirken der
schlichten Flächen des weis-
sen Sandsteins mit der da-
vorstehenden Baumreihe.
Der Gesamteindruck trifft
die richtige, gerade für
Baden-Baden gültige Note
würdiger und doch gefälliger
Monumentalität, die in dem
wuchtigen, auch durch ar-
chitektonische Plastik be-
tonten Portal ihren Haupt-
akzent erhält. V
V Wie sehr die Formenwelt
des Klassischen auf die
künstlerische Entwicklung
von Herrn.Billing in neuerer
Zeit eingewirkt hat, davon
geben auch seine Wohn-
häuser ein beredtes Zeug-
nis. Der Einfluss der male-
risch-gruppierenden Bau-
PROF. HERMANN BILLING-KARLSRUHE
Grundriss der Villa Weber in Gernsbach
527
PROFESSOR HERMANN BILLING-KARLSRUHE i. B.
VON PROF. KARL WIDMER-KARLSRUHE
Unter den Monumentalbauten Hermann
Billings nehmen die Ausstellungs- und Mu-
seumsgebäude in neuerer Zeit eine besonders wich-
tige Stelle ein. Die künstlerischen Erfahrungen auf
diesem Gebiet, für die seine Schöpfungen in Köln
und Mannheim vielfach bahnbrechend geworden
sind, hat er neuerdings an einer Aufgabe mittleren
Umfangs, der vor etwa anderthalb Jahren vollen-
deten Ausstellungshalle in Baden-Baden ver-
wertet. Für die innere Anlage des Gebäudes kam
es vor allem darauf an, eine für den Besucher
anregende Mannigfaltigkeit der künstlerischen
Raumwirkung zu schaffen und damit einem der
wichtigsten Grundsätze für moderne Ausstellungs-
anlagen Rechnung zu tragen. So ist nicht nur in
der räumlichen Aufteilung der einzelnen Säle,
sondern auch in ihrer gesamten Gruppierung jede
schematische Einförmigkeit vermieden worden.
Im Erdgeschoss wie im obern Stockwerk sind die
Ausstellungsräume nicht symmetrisch verteilt,
sondern führen in einer
abwechslungsreichen Folge
grosser und kleiner Zimmer
zum Ausgangspunkt zu-
rück, der im Erdgeschoss
das Vestibül, im Oberge-
schoss der Hauptsaal ist.
Damit ist zugleich eine be-
queme Zirkulation für die
Besucher erreicht worden.
Die Ausstattung der Räume
ist bei aller Vornehmheit
einfach, um die ausgestell-
ten Kunstwerke in ihrer
vollen Wirkung zu Wort
kommen zu lassen; inner-
halb der aus dem gleichen
Grunde gebotenen Grenze
hält sich auch die farbige
Nüancierung der Raum-
stimmung. Die Behandlung
des Aeussern war in doppeltem Sinne durch
die Umgebung bedingt. Zunächst war die An-
passung an die landschaftliche Situation geboten.
Das Ausstellungsgebäude liegt an der Lichten-
taler Allee, auf terrassenförmig ansteigendem
Boden, etwas von der Strasse zurückgerückt
und ganz von Grün umgeben. Die Einstimmung
in den vornehmen Charakter der Landschaft
sprach also für die Formensprache des Gebäudes
ein entschiedenes Wort. Sodann aber auch die
Rücksicht auf die Weinbrennerarchitektur des
benachbarten Konversationshauses, gegen die in
der architektonischen Entwicklung des Stadtbilds
gerade in diesem Teil der Stadt in den ver-
gangenen Jahrzehnten so schwer gesündigt wor-
den ist. Die einfachen Linien der klassischen
Formenelemente, auf denen das Billingsche Werk
aufbaut, entsprechen diesen beiden Forderungen
der Anpassung an ihre Umgebung durchaus. Be-
sonders glücklich ist das Zusammenwirken der
schlichten Flächen des weis-
sen Sandsteins mit der da-
vorstehenden Baumreihe.
Der Gesamteindruck trifft
die richtige, gerade für
Baden-Baden gültige Note
würdiger und doch gefälliger
Monumentalität, die in dem
wuchtigen, auch durch ar-
chitektonische Plastik be-
tonten Portal ihren Haupt-
akzent erhält. V
V Wie sehr die Formenwelt
des Klassischen auf die
künstlerische Entwicklung
von Herrn.Billing in neuerer
Zeit eingewirkt hat, davon
geben auch seine Wohn-
häuser ein beredtes Zeug-
nis. Der Einfluss der male-
risch-gruppierenden Bau-
PROF. HERMANN BILLING-KARLSRUHE
Grundriss der Villa Weber in Gernsbach
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