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PROFESSOR JAN KOTERA-PRAG
Die eigentümlich-böhmischen Formen, die in
den Arbeiten Koteras spielen, üben auf
uns einen prickelnden Reiz aus. Vieles spricht
wie aus einer andern Welt, besonders dort, wo
die Form rein als solche auftritt, also dekorativ.
Das ist auf jeden Fall interessant. V
V Das städtische Vereinshaus in Prostejov
in Mähren ist im Vestibül gross angelegt. Es
klingt da eine schöne Ruhe (in der Horizontal-
decke mit dem Ovalausschnitt und der Marmor-
Wandverkleidung) mit mehr oder weniger derben
Einzelformen und -Farben zusammen, die wie
aufgesetzte Lichter in einem
Bilde, dem Ganzen zwar etwas
an Einheitlichkeit nehmen, es
dafür aber erst eigentlich an-
ziehend machen — so die
Beleuchtungskörper, besonders
aber die Marmorsäule mit der
Lampenkrone am Treppenauf-
gang, die so hell vor dem matten
Hintergrund steht. V
V Im Theatersaal mag viel-
leicht in den Verhältnissen der
Holzverkleidung und der Stuck-
verzierungen an der gewölbten
Wand daneben gegriffen worden
sein (der Deutsche wenigstens
wird die halb naturalistisch,
halb geometrisch abstrakten De-
korationen allzumächtig finden),
dieBehandlung aber des Ganzen:
des Holzes wie der Wand, zeugt von kräftigem
Formensinn und wiederum von jener Lust am
Wechselspiel von Licht und Schatten, Hell und
Dunkel, das besonders in den Nischen und Vasen
auffällt, die übrigens sehr reizvoll von feinen
Stuckmustern gerahmt werden. V
V In besonders kräftiger Eigentümlichkeit lernen
wir Kotera als Wohnhausbauer kennen. Das ist
natürlich, weil hier, im Wohnhaus, der Lebensart,
der völkischen Färbung, weit tiefer nachgegangen
werden kann als beim Monumentalbau. Freilich:
monumental schafft der Architekt auch hier. Die un-
bestimmt an Klimt gemahnenden
Wanddekorationen über dem kal-
tenMarmorsockel sind in der Halle
der Villa in Bubenc bei Prag
ganz besonders mächtig leider
nicht zum Vorteil des Raumes, der
dadurch zu gedrückt erscheint.
V Auch das Speisezimmer ist so
monumental, mit den enggereih-
ten Holzfeldern der Lambri, der
schweren dunkeln Balkondecke
und der einfach weissen Wand.
Und wieder klingts da und dort,
im Möbel und auf dem Holz-
gesims in die Schwere der Ge-
samtarchitektur hinein, lustig, fast
vorlaut — in demselben Wechsel-
spiel, das uns aus der böhmischen
oder aus der Zigeunermusik wohl
nicht unbekannt ist. Kl.
HEILBRUN & SEIDEN-BERLIN
Grundriss des Bureauhauses. Berlin, Linkstr. 18
CWN&K'SS' OBE^ESinoss- rQ.moo
HERMANN A. E. KOPF-FRANKFURT a. M.
Grundrisse des Landhauses
PROFESSOR JAN KOTERA-PRAG
Die eigentümlich-böhmischen Formen, die in
den Arbeiten Koteras spielen, üben auf
uns einen prickelnden Reiz aus. Vieles spricht
wie aus einer andern Welt, besonders dort, wo
die Form rein als solche auftritt, also dekorativ.
Das ist auf jeden Fall interessant. V
V Das städtische Vereinshaus in Prostejov
in Mähren ist im Vestibül gross angelegt. Es
klingt da eine schöne Ruhe (in der Horizontal-
decke mit dem Ovalausschnitt und der Marmor-
Wandverkleidung) mit mehr oder weniger derben
Einzelformen und -Farben zusammen, die wie
aufgesetzte Lichter in einem
Bilde, dem Ganzen zwar etwas
an Einheitlichkeit nehmen, es
dafür aber erst eigentlich an-
ziehend machen — so die
Beleuchtungskörper, besonders
aber die Marmorsäule mit der
Lampenkrone am Treppenauf-
gang, die so hell vor dem matten
Hintergrund steht. V
V Im Theatersaal mag viel-
leicht in den Verhältnissen der
Holzverkleidung und der Stuck-
verzierungen an der gewölbten
Wand daneben gegriffen worden
sein (der Deutsche wenigstens
wird die halb naturalistisch,
halb geometrisch abstrakten De-
korationen allzumächtig finden),
dieBehandlung aber des Ganzen:
des Holzes wie der Wand, zeugt von kräftigem
Formensinn und wiederum von jener Lust am
Wechselspiel von Licht und Schatten, Hell und
Dunkel, das besonders in den Nischen und Vasen
auffällt, die übrigens sehr reizvoll von feinen
Stuckmustern gerahmt werden. V
V In besonders kräftiger Eigentümlichkeit lernen
wir Kotera als Wohnhausbauer kennen. Das ist
natürlich, weil hier, im Wohnhaus, der Lebensart,
der völkischen Färbung, weit tiefer nachgegangen
werden kann als beim Monumentalbau. Freilich:
monumental schafft der Architekt auch hier. Die un-
bestimmt an Klimt gemahnenden
Wanddekorationen über dem kal-
tenMarmorsockel sind in der Halle
der Villa in Bubenc bei Prag
ganz besonders mächtig leider
nicht zum Vorteil des Raumes, der
dadurch zu gedrückt erscheint.
V Auch das Speisezimmer ist so
monumental, mit den enggereih-
ten Holzfeldern der Lambri, der
schweren dunkeln Balkondecke
und der einfach weissen Wand.
Und wieder klingts da und dort,
im Möbel und auf dem Holz-
gesims in die Schwere der Ge-
samtarchitektur hinein, lustig, fast
vorlaut — in demselben Wechsel-
spiel, das uns aus der böhmischen
oder aus der Zigeunermusik wohl
nicht unbekannt ist. Kl.
HEILBRUN & SEIDEN-BERLIN
Grundriss des Bureauhauses. Berlin, Linkstr. 18
CWN&K'SS' OBE^ESinoss- rQ.moo
HERMANN A. E. KOPF-FRANKFURT a. M.
Grundrisse des Landhauses