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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1, Heft 7-12.1908

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Heft 7/8
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.70401#0079

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Rundschau

659

objektiviert, typisch gemacht und als farbiges
Elementares, fast wie bei Constable, aber mo-
derner und frischer in der Farbe, in der ein
bräunlicher und ein grüngrauer Ton von starkem
Akzent vorherrschen. Er liebt nicht die Sonne,
nicht die Idylle; er ist ein Dramatiker der Natur,
und heitere Stimmen sprechen wenig zu ihm.
Paul Ferd. Schmidt.
DRESDEN =========
In den Nummern 1/2 dieser Zeitschrift ist in
einem Aufsatze, der sich mit den Königlich
Sächsischen Kunstsammlungen beschäftigt,
u. a. von der Schrift die Rede gewesen, die der
vortragende Rat in der Generaldirektion dieser
Sammlungen, Dr. Woldemar von Seidlitz,
unter dem Titel „Kunstmuseen, Vorschlag zur
Begründung eines Fürstenmuseums in Dresden"
im vorigen Jahre (bei E. A. Seemann in Leipzig)
hat erscheinen lassen. Der Inhalt dieser Schrift
wurde u. a. von Edgar von Ubisch in der von
Karl Koetschau herausgegebenen „Museums-
kunde" (Bd. 4, Heft 1) kommentiert, und es wurde
hierbei auch die Absicht der Sächsischen Staats-
regierung kritisch besprochen, in Dresden die
große Kunst von dem Kunstgewerbe in Zukunft
dadurch zu trennen, daß diese beiden Gebiete
von zwei verschiedenen vortragenden Räten be-
arbeitet werden sollen, statt wie bisher von
einem. Dieser Plan ist inzwischen wieder auf-
gegeben worden; der sächsische Finanzminister
Dr. von Rüger hat als gleichzeitiger General-
direktor der Königl. Sächsischen Sammlungen
seinen Vorschlag zur Anstellung eines zweiten
Rates zurückgezogen, ehe die Frage vor das
Plenum der sächsischen Ständeversammlung kam.
Aber da diese Frage durch Aufsätze in Zeitschriften
und Zeitungen nun doch einmal aufgerollt worden
war, so mußte der Minister Stellung zu ihr oder
vielmehr zu den damit in Verbindungen stehen-
den Fragen nehmen, als das Kapitel „Kunst-
sammlungen" im Landtage zur Beratung stand.
Wenn mit den Erklärungen, die Minister v.
Rüger gab, die Museumsnöte in Sachsen auch
nicht aus der Welt geschafft worden sind, so for-
dert doch die Gerechtigkeit, anzuerkennen, daß
diese Nöte nicht allein oder doch vorwiegend aus
— wie bisher fast einhellig angenommen wurde
— „bureaukratischer Behandlung musealer An-
gelegenheiten" geboren worden sind. Soweit
rein finanzielle Momente in Frage kommen bei
der Verwaltung der sächsischen Sammlungen,
darf nicht vergessen werden, daß der sächsische
Finanzminister seine Stellung als Generaldirektor

der Sammlungen zu einer Zeit übernahm, in der
die Finanzen Sachsens sich in höchst übler Lage
befanden. Über seine Eigenschaft als Pfleger
und Mehrer von Kunst- und Kulturgütern, das
kann man Hrn. v. Rüger nachfühlen, mußte er
seine Tätigkeit als Finanzminister stellen. Ge-
rade in diese Zeit aber fällt der Umschwung in
den Ansichten über die Organisation von Museen,
fällt der mächtige Aufschwung, den die Berliner
Museen genommen haben. Hr. v. Rüger befand
sich hier einfach in einer Zwangslage, der gegen-
über auch ein Minister, der, wie der frühere
Finanzminister Sachsens und gleichzeitige General-
direktor der sächsischen Sammlungen v. Friesen,
ein ganz persönliches Verhältnis zu Künsten und
Wissenschaften hat, kaum einen gangbaren,
die Kunstgelehrten und Kunstfreunde voll be-
friedigenden Ausweg gefunden haben würde.
Wenn die Absicht des Hrn. v. Rüger, der Dresdner
Gemäldegalerie und der Dresdner Skulpturen-
sammlung neue Räume zu schaffen, alsbald in
die Tat umgesetzt werden kann, so ist, das darf
mit Befriedigung festgestellt werden, für die
sächsischen Sammlungen schon unendlich viel
gewonnen, denn es würden dann für diejenigen
Teile von ihnen, die, wie die Porzellansamm-
lung u. a., durch Raummangel in ihrer Wirkung
stark geschädigt werden, Aufstellungsorte frei
werden, mit denen schon etwas anzufangen ist.
Auch inbezug auf den Hrn. v. Rüger ge-
machten Vorwurf, er habe „zwei verdienstliche
Direktoren zum Abgehen gebracht", macht sich
eine Einschränkung notwendig; Hr. v. Rüger hat
nachgewiesen, daß er von der Absicht des einen
Direktoren (Koetschau), aus sächsischen Diensten
auszutreten, erst Kenntnis erhalten hat, nach-
dem sich dieser Museumsleiter bereits fest (in
Weimar) gebunden hatte; wußte er aber bei
dem anderen (Lehrs) von seiner Absicht, Dresden
zu verlassen, ohne sie zu verhindern, so hat er
den damit begangenen Fehler inzwischen wieder
gut gemacht, indem er diesen Gelehrten für die-
selbe Position zurückgewann, die er hier be-
kleidet hat.
Dagegen kann ein anderer, dem General-
direktor der Königlich Sächsischen Sammlungen
(in der Person des Finanzministers) gemachter
Vorwurf, nämlich der, daß er zu der notwendigen
Neuordnung der gesamten Sammlungen aus
finanziellen Rücksichten nicht bereit sei, durch
das Argument nicht entkräftet werden, die Samm-
lungen böten auch in ihrer gegenwärtigen An-
ordnung dem Beschauer eine Fülle von Genuß
und Belehrung. Sehr mit Recht sagt Seidlitz in
seiner eingangs erwähnten Schrift: „Sammlungen
sind Organismen, welche die Fähigkeit der
Wandlung besitzen und nur dadurch lebendig
 
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