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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1, Heft 7-12.1908

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Heft 7/8
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.70401#0098

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678

Monatshefte für Kunstwissenschaft

und Gruppen geordnet, dann ohne weiteres von
jedem Forscher leicht überblickt werden. Damit
würde für die geforderte Zentrale die beste
Vorbereitung getroffen werden. Endlich wurde
noch auf das neu gegründete Organ des Herrn
Dr. Hausmann-Straßburg hingewiesen, das be-
zweckt, die Amateurphotographen in den Dienst
der Wissenschaft zu ziehen, und dem eine recht
weite Vorbereitung durchaus zu wünschen ist.
6. Der Internationalen Ikonographischen Ge-
sellschaft wurde empfohlen, nationale Gruppen,
also auch eine deutsche, zu bilden, als deren
Vereinigungspunkt der Kunsthistorische Kongreß
zu gelten hätte. Daneben könnte die deutsche
Gruppe Anschluß an den Deutschen Verein
suchen (Punkt 8 der Verhandlungen).
7. Zur Aufstellung einer Normaltafel wurde
eine fünfgliedrige Kommission eingesetzt, da
die Schwierigkeit eine Farbe präzis und allgemein
verständlich zu bezeichnen, anerkannt wurde.
8. Die Schwierigkeit, ohne Zeitverlust freien
Eintritt in die deutschen und österreichischen
Museen zu erhalten, wurde betont. Der Vor-
stand des Kongresses soll Schritte zur Beseiti-
gung dieses Übelstandes tun.
9. In den ständigen Ausschuß wurden ge-
wählt: Goldschmidt, Hofstede de Groot, Kautzsch,
Koetschau, Strzygowski, Thode, Warburg. Dieser
wählte in den Vorstand: Strzygowski als ersten,
Kautzsch als zweiten Vorsitzenden, Koetschau
als Schriftführer, Warburg als Schatzmeister.
Cooptiert wurden vom Ausschuß: Aubert-Kris-
tiania, Clement-Bonn, W. Schmid -München,
Wölfflin ~ Berlin und später Dvorak. (Im De-
zember legte Strzygowski sein Amt nieder und
trat aus dem ständigen Ausschuß aus; für ihn
wurde Dvofäk-Wien gewählt und dann in einer
am 8. März 1908 in Frankfurt abgehaltenen
Sitzung Kautzsch zum ersten, Goldschmidt zum
zweiten Vorsitzenden bestimmt.)
10. Der nächste Kongreß wird voraussicht-
lich 1909 in München stattfinden.
*
Da der Kongreß seine Aufgaben nur erfüllen
kann, wenn er auch in der zwischen zwei Ta-
gungen liegenden Zeit immer an der Arbeit
bleibt, wird darauf hingewiesen, daß der Schrift-
führer jederzeit bereit ist Anregungen entgegen-
zunehmen. Es empfiehlt sich, damit nicht zu
warten, bis eine neue Tagung angekündigt
wird, damit wenn irgend möglich, der Stoff für
die Verhandlungen möglichst gut vorbereitet
werden kann.
Der geschäftsführende Vorstand
der Internationalen Kunsthistorischen Kongresse:
Kautzsch. Goldschmidt. Koetschau.
Warburg.

KLEINE NACHRICHTEN
Berlin. Dr. Edmund Hildebrandt, Assistent an dem
von Professor Wölfflin geleiteten kunsthistorischen Appa-
rat, ist bei der Berliner Universität als Privatdozent zu-
gelassen worden. Er wird seine Lehrtätigkeit im Winter
mit einer Vorlesung über Rokoko, Klassizismus und Ro-
mantik beginnen.
Brüssel. Am 6. Juni verstarb zu Brüssel der be-
kannte Bildhauer Jef. Lambeaux. Er gehörte zu den
bedeutendsten Vertretern der modernen belgischen Bild-
hauerschule, in seinen Werken schien der pathetische,
überquellende, vollsinnliche Geist der Kunst seiner Vater-
stadt Antwerpen wieder lebendig geworden zu sein. Er hatte
in seinem Leben schwere Kämpfe durchzufechten, bis er
seine Kunst durchgesetzt hatte. Am 13. Juli 1852 zu Ant-
werpen geboren, sah sich der Neunzehnjährige bei der Be-
werbung um den belgischen Rompreis zurückgewiesen.
Er wandte sich daraufhin nach Paris, wo er eine Reihe
bedeutender Werke schuf, wie den „Bettler", die „Schlangen-
bändigerin", „die Morgenröte". In Paris anerkannt, er-
oberte er sich bald sein Vaterland, große Aufträge fielen
ihm zu, u. a. der Salvius-Brabo-Brunnen auf dem Markt-
platze zu Antwerpen und das große Bas-relief, die
menschlichen Leidenschaften, das sich heute im Pare du
Cinquantenaire zu Brüssel befindet.
Die belgischen Museen haben eine Reihe Neuerwerbun-
gen zu verzeichnen, das alte Museum erwarb u. a. ein
auf der Vente Hoogendijk in Amsterdam gekauftes, neuer-
dings von Hymans dem Pierre Coecke (1502—1550) zu-
geschriebenes „Abendmahl" und ein Jagdstück von Jan van
Kessel dem älteren. Das moderne Museum bereicherte
sich um die „Ährenleserinnen" von Charles de Groux,
eine Marine von Alfred Stevens und eine „Liebesbrücke",
eine holländische Genrescene von Adolf Dillens.
Edinburgh. Das Schloß der Douglas, eines der
historischsten Baudenkmäler in Lanarkshire und eines der
ältesten Adelsschlösser Schottlands „Douglas Support"
ist ein Raub der Flammen geworden. Dem Brand sind
viele wertvolle Altertümer und Reliquien zum Opfer ge-
fallen, von denen ein großer Teil aus der Zeit Robert
Bruces herrührt.
Mailand. Die Brera-Galerie hat sich mit einem präch-
tigen Bildnis (0,97x0,78) von Girolamo Romanino allge-
mein als Romanino bekannt, bereichert. Dieser Meister
ist am besten in Brescia zu studieren, wo die Kirchen mit
seinen Malereien ebenso ausgefüllt sind wie mit Bildern
Morettos. Kräftig, beinahe derb erscheint Romanino; sein
Kolorit ist glühend, giorgionesk. Sein Hauptwerk ist in
der städtischen Galerie zu Padua aufzusuchen: eine Ma-
donna mit Heiligen. Nur ein berechnender und doch
mächtiger Geist, der Disziplin und Genie in sich vereinigt,
konnte ein solches Meisterwerk schaffen. Das neu er-
worbene Portrait, welches 14000 Lire kostete, stellt eine
männliche Halbfigur aus dem Hause Martinengo dar.
Das charakteristische Gesicht in Dreiviertelansicht blickt
forschend, mit großen, schwermütigen Augen den Be-
schauer an. Blaß ist der Gesichtsteint, groß, stark gebaut
die Nase, das ergraute Haar muß einmal halbblond ge-
wesen sein. Ein sammtenes Barett bedeckt den Kopf,
die rechte Hand ist mit einem hellledernen Handschuh
angetan. Die Kleidung besteht aus einem Pelz und einem
damaskierten Gewand; eine kostbare Goldkette mit Me-
daillon hängt auf die Brust herab. Von Romanino, der
Lehrer Morettos da Brescia war, besaß bisher die Brera-
Galerie nur ein Madonnabild mit Kind. B.
St. Petersburg. Am 13/26. April starb im Alter von
48 Jahren Alexander Neustrojew, der ältere Conser-
vator der Kaiserl. Ermitage zu St. Petersburg. Neu-
strojew befasste sich zuerst mit Musik, widmete sich je-
doch später ausschließlich der Kunstwissenschaft. 1891
fand er eine Anstellung in der Ermitage. 1898 erschien
sein Werk „Die Gemäldegalerie der Kais. Ermitage".
Außer diesem verfaßte Neustrojew eine lange Reihe
Aufsätze über verschiedene Petersburger Kunstsamm-
lungen, die in russischen Zeitschriften, in „L'Arte" und
der „Zeitschrift für bildende Kunst" veröffentlicht waren,
so über die Sammlung des Herzog v. Leuchtenberg, über
die Niederländer in der Galerie die Akademie derKünste u. a.


 
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