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io6

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. t8

auf eine schwarze Unterlage bringen, und
die Distanz nach und nach verringern, bis der
schwarze Streif nur mehr so breit ist, a!s auf
Goethes Blatt.
Gieichzeitig verschieben wir aber die beiden
weissen Kartenbiätter auch seitiich, um die Ueber-
strahlungen der Farben besser beobachten zu kön-
nen, also
Figur s a.


Der farbige untere Rand von A zeigt an der
schwarzen Grenze oben Blau, darunter Vioiett.
Der iarbige obere Rand vonB zeigt oben Rot,
dann Geib. Zwischen beiden ist Schwarz.
Wir vergrössern die Entfernung: Die
Strahlen vereinigen sich und zwar, das Vioiett von A
mit Rot von B zu Purpur, das obere Biau bieibt,
ebenso wie das untere Geib. Die Reihe ist dann,
da die Farben das Schwarz überstrahlen, also
Schwarz verschwunden ist:
Blau
Purpur (Phrsichblüth)
Gelb
Durch die Verschiebung der beiden Blätter sieht
man ganz deutlich, was dabei vor sich gegan-
gen ist, nämlich die Mischung des Violett mit
Rot zu Purpurrot.
Wo sind hier irgendwelche Schwierigkeiten
der Erklärung?
Wir vergrössern die Entfernung, die anfäng-
lich 70 cm betrug, auf etwa 120 cm, oder neigen

das Prisma mit der Kante ein weniges nach vorn,
dann sehen wir, wie die drei Farben immer
mehr verblassen und endlich eine einheit-
liche Fläche bilden.
Die Wirkung und den Grad dieser Ueberstrah-
lung der spektralen Farben sieht man an den Farben-
bändern seitlich der zu Grau-Weiss vereinigten
Fläche!

(30 Goethe) Figur 6.


Der sonst so genau beobachtende Goethe hat
hier eines übersehen: Dass die Farbenmischung
von Violett mit Rot zu hellem Phrsichblüth, eine
völlig andere Nüance hat, als die reguläre
Mischung des Rot mit dem tiefen Violett des
Farbenbandes. Aber er bedurfte, wie erwähnt,
 
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