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MUSIK

i. Spätantike
366 PORPHYRIOS’ Kommentar zur Harmo-
nielehre des Ptolemaios. Hrsg. v. Ingemar
Düring. Göteborg: Wettergren och Ker-
ber '32. XLIII, 217 S. = Göteborgs
Högskolas Ärsskrift 38, 2.
Hatte die erste Veröffentlichung D.’s
(Die Harmonielehre des CI. Ptolemaios,
in: G. H. Ä. 36, 1930) auf S. LXXIIIff.
der Einleitung eine Zusammenstellung der
Zitate, Kommentare und Bearbeitungen
des Ptolemaios bei späteren antiken und
byzantinischen Schriftstellern gebracht,
so beschränkt sich die vorliegende in der
Hauptsache auf die Ausgabe des einen
Kommentators, des Porphyrios (welcher
sich bekanntlich auch als Aristoteles-Kom-
mentator betätigte). Ausführlicher sei auf
den ganzen Komplex eingegangen, wenn
wir über D.’s dritte Veröffentlichung (Pto-
lemaios und Porphyrios über Musik, in:
G. H.Ä. 40, ’34) zu referieren haben werden.
Für heute sei nur in zustimmendem Sinne
an die betrübliche Feststellung erinnert,
die D. in seiner ersten Veröffentlichung
machte: wie tendenziös, sogar leichtfertig
die Musikhistorie vielfach der Antike gegen-
übergetreten ist. D.’s Veröffentlichungen
werden ihr jedenfalls helfen, sich eines
besseren zu besinnen. J. H.
367 SCHRADE, LEO, Die Stellung der Musik
in der Philosophie des Boethius als Grund-
lage der ontologischen Musikerziehung.
In: Arch. Gesch. Philos. 41, '32, S. 368
bis 400.
Schrade untersucht hauptsächlich die
Stellung der Mathematik in der Philosophie
des Boethius und zieht von hier Rück-
schlüsse auf die Musik. Er unterscheidet
in der Bewertung der Musik durch Boethius
eine „objektiv logische“ und eine „propä-
deutische“ Richtung. Die musikalische Er-
kenntnisform kennzeichnet er als demon-
strative „disciplina“, die Erkenntnis-
methode als„ratio“. Erst die höher stehen-
de Erkenntnisform der „intelligentia“ um-

faßt „ontische Wesenheit und Stellung der
Musik zugleich“. M. B.
HORNBOSTEL, ERICH, und ROBERT 368
LACHMANN, Das indische Tonsystem
bei Bharata und sein Ursprung. In: Zs.f.
vergl. Musikwiss. 1, '33, S. 73—91.
Die Verfasser zeigen am 28. Kapitel des
Nätya-sästra des Bharata (spätestens aus
dem 5.—6. Jahrh.) den Einfluß der antiken
Musiktheorie auf die Gestaltung orientali-
scher Systeme. Bharata liefert die älteste
Darstellung der weltlichen indischen Musik-
spekulation. Obwohl sein Werk nur wenige
griechische Züge aufweist, wird es als Er-
gebnis einer vielleicht jahrhundertelangen
Verarbeitung der griechischen Lehre wahr-
scheinlich gemacht. Diese hat „die vorhan-
dene dualistische Einteilung der Melodik
(Grämas) und den Tonvorrat, der sich aus
den Gegebenheiten eines bestimmten Sai-
teninstrumentes herleiten läßt (Srutis), zu
einem System entwickelt, das allen Mög-
lichkeiten der Melodik als Fachwerk
diente“. K. W.

2. Mittelalter
GEROLD, THEODORE, La Musique au 369
Moyen Age. Paris: Champion '32. XI,
443 S. = Les classiques fram;. du moyen
äge. 73.
Der Verf. gibt einen klar disponierten
und sorgfältigen Überblick über die Ent-
wicklung der Musik im Mittelalter. Er
bringt die Ergebnisse bisheriger Forschung
in präziser Formulierung und weist auf
ungelöste Probleme hin. Frankreich steht
im Vordergrund der Darstellung und inner-
halb davon die profane Musik. Eine wert-
volle Beigabe bilden die zahlreichen Zitate
und Beispiele. — Die Kapitel, in deren Zu-
sammenhang das Nachleben der Antike
berührt wird — die frühchristliche Musik,
die Theoretiker und die karolingische
Renaissance —, geben die bisher bekannten
Tatsachen wieder. A. G.
 
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