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GEGENREFORMATION; 17. JAHRHUNDERT
I. LITERATUR

A. Spanien
1071 HATZFELD, HELMUT, Die spanische
Mystik und ihre Ausdrucksmöglich-
keiten. In: Dt. Vjschr. Litwiss. io,
’32, S. 597—628.
Versuch einer thematischen Deutung
spanischer Mystik. Als Quellen werden
Äußerungen sehr verschiedenartiger Geister
herangezogen: Fr. Juan de los Angeles,
Orozco, Osuna, Venegas, Fr. Luis de Leon
neben der Hlgen. Theresa und San Juan
de la Cruz. Man vermißt eine Differen-
zierung dieser Mystik von ihren außer-
spanischen Vorbildern und Vorstufen.
Ebenso hätte die erkenntnistheoretische
Wendung herausgearbeitet werden müssen,
mit der die Ablösung der theresianischen
Mystik von der spekulativ-metaphysischen
Tradition einsetzt, und die dann bei San
Juan de la Cruz das Problem der Theo-
phanie in neuem Licht erscheinen läßt.
Mit der Deutung des Schönheitsbegriffs
der spanischen Mystiker und mit ihrer
scharfen Abgrenzung gegen den Pantheis-
mus geht H. in den Bahnen Menendez
y Pelayos. W. Kr.
1072 SCHEVILL, RUDOLF, The education and
culture of Cervantes. In: Hispanic revw
1, ’33, S. 24—36.
In diesem von Hazard’s ausgezeichne-
tem Buche (Don Quichotte de Cervantes.
Etüde et analyse. Paris Qi) angeregten
Aufsatz warnt Sch. mit Recht vor einer
Überschätzung der klassischen Bildung des
C., da die als Beweismittel beigebrachten
lateinischen Zitate im Don Quichote meist
nur allgemein bekannte und oft zitierte
Phrasen seien. Ein direkter Einfluß des
Erasmus auf C. (s. auch diese Bibliographie
Bd 1, Nr. 921) wird von Sch. als unwahr-
scheinlich bezeichnet. H. M.
i°73 VOSSLER, KARL, Lope de Vega und sein
Zeitalter. München: Beck '32. X, 373 S.
Trotz der ungeheuer angewachsenen
Bibliographie hat sich vor V. noch niemand

an die Gestaltdeutung Lopes herangewagt.
Der Grund liegt nicht nur in der Unab-
geschlossenheit der Forschungsergebnisse,
sondern in der polymorphen Struktur, in
der schwer zu beherrschenden Fülle und
Vielfältigkeit seines Werkes. Man sah in Lope
häufig nur eine ,,Vibration sympathique“
(Carayon), d. h. eine geniale Medialität ohne
Persönlichkeitskern, und die Forschung,
die über den positivistischen Problemkreis
hinausstrebte, bevorzugte eine themen-
öder motivgeschichtliche Betrachtung
(Montesinos). V. hat es als erster unternom-
men, die gewaltigen Stoffmassen deutend
zu organisieren. Hinter dem neuen Lope-
bild steht die Entdeckung des „Natur-
genies“, die Grillparzer in seiner antiroman-
tischen Wendung gegen den Calderonkult
seiner Zeit gemacht hatte. Jetzt wird Gön-
gora zum geistigen Antipoden Lopes. Das
Kapitel, in dem die beiden Männer gegen-
übergestellt werden (S. 82ff., auch in Dt.
Vjschr. Litwiss. 10, '32, S. 43Öff.), legt
den Weg zur Erkenntnis der literari-
schen Wirkungsweise Lopes frei und
berührt den Gegensatz zwischen huma-
nistisch gelehrter Kunstpoesie und Volks-
dichtung, ohne jedoch die beiden Dichter
einseitig zu Vertretern einer dieser Gattun-
gen zu machen. V. sieht in Lopes Gebun-
denheit, in seiner spontanen Unterordnung
unter die bestehenden Institutionen und
Gemeinschaftsformen das Geheimnis seines
unvergleichlichen Schöpfertums, zugleich
auch seiner bezwingenden Kindlichkeit und
moralischen Unbefangenheit. Sein Bild
entfaltet sich demgemäß nicht in Etappen
oder Entwicklungsringen, sondern in der
Auseinandersetzung und in Begegnungen
mit zeitgenössischen Gestalten, literari-
schen Formen und überlieferten Motiven.
Die Einschmelzung seiner Subjektivität in
die traditionellen und modischen Aus-
drucksformen will aber keineswegs sagen,
daß er ein bloßer Spiegel anonymer Da-
seinsmächte gewesen wäre. In der „Doro-
tea“ bewährt Lope die Kraft ursprünglicher
 
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