SCHRIFT UND SPRACHE
I. SCHRIFT
i. Schriftgeschichte
444 ULLMAN, BERTHOLD LOUIS, Ancient
writing and its influence. London [usw.]:
Harrap '32. VII, 234 S. = Our debt to
Greece and Rome. 38.
Das kleine Buch gibt in angenehm les-
barer Form einen Überblick über die Ge-
schichte der Schrift vom Altertum bis zur
Neuzeit. Im Vordergründe der Darstellung
steht die mittelalterliche Entwicklung der
lateinischen Schrift, die griechische ist
kürzer behandelt. Anregend ist das Sonder-
kapitel über die Namen der Buchstaben,
eine Materie, die sonst in paläographischen
Handbüchern nicht behandelt wird. Einige
vierzig kurze, aber gut ausgewählte und
gut reproduzierte Schriftproben. R. S.
445 HIRSCH, HANS, Gotik und Renaissance in
der Entwicklung unserer Schrift. (Vor-
trag.) In: Almanach d. Akad. d. Wiss.
in Wien 82, '32, S. 335—64.
Eine zusammenfassende Betrachtung
der historischen Grundlagen der beiden
heute im deutschen Sprachbereich üblichen
Schriftarten: der „lateinischen“, die über
die Renaissanceschrift und die karolin-
gische Minuskel in gerader Linie aus den
spätrömischen Schrifttypen entstanden ist,
und der „deutschen“ („Kurrent“-, „Frak-
tur"-) Schrift, die einen Überrest der im
11. Jahrh. in einem nordfranzösisch-süd-
englisch-westdeutschen Umkreis aus der
karolingischen Minuskel gebildeten, vom
13. bis zum 15. Jahrh. das Abendland be-
herrschenden „gotischen“ Schrift darstellt;
zugleich eine übersichtliche Geschichte der
Beurteilung, die beide Schriftarten seit
ihren Ursprüngen im Laufe der Geistes-
entwicklung Italiens, Frankreichs und
Deutschlands gefunden haben. Die „goti-
sche“ Schrift hat dasselbe Schicksal gehabt,
wie der „gotische“ Stil in der Kunst, von
■der germanophoben Barbarentheorie Ita-
liens und Frankreichs der Renaissance-
Zeit bis zur historisch gerechteren Würdi-
gung der romantischen Ära. Statt von einer
„lateinischen“ Schrift könnte man histo-
risch richtiger, — wie von der „romani-
schen“ Kunst und den „romanischen“ Spra-
chen —, von einer „romanischen“ Schrift
reden, da auch diese sich auf römischer
Grundlage bei den romanisch-germanischen
Völkern des christlichen Abendlandes aus-
gebildet hat. Beide Schriftarten sind Zeug-
nisse der deutschen Geschichte und als
solche zu erhalten. G. L.
JONES, LESLIE WEBBER, The Script of 446
Cologne from Hildebald to Hermann.
Cambridge, Mass. '32. XI, 98 S„ C Taf.
— The Mediaeval Academy of America.
Publication. 10.
Das nach dem Vorbild Rands geschrie-
bene Buch bietet die Geschichte eines der
berühmtesten scriptoria der Karolingerzeit,
das zwar keinen eigenen Stil wie etwaTours
und Corbie besitzt, aber den Übergang von
der wilden merowingischen Schrift zu der
schönen karolingischen Minuskel klar her-
vortreten läßt. Das Hauptinteresse gilt
theologischen Schriften. An Klassiker-
Hss. ist nur der berühmte Vitruv-Codex
(s. Nr. 404) zu nennen. Sehr interessant die
aus dem Jahre 805 stammende Sternbilder-
Hs. (Cod. 83II). R. N.
SANTIFALLER, LEO, Vom Schrift- und 447
Schreibwesen unserer Heimat im Alter-
tum und Mittelalter. In: Der Schiern 13,
'32, S. 178—91.
Der in dieser gemeinverständlichen
kurzen Zusammenfassung durchgeführte
Gedanke ist anregend und wertvoll: Be-
trachtung einer „Schriftprovinz“ in einem
historischen Längsschnitt. Das hier be-
handelte Gebiet ist das obere Etsch-, das
Eisack- und das Pustertal. Zwei. Dutzend
gute Facsimiles und Hinweise auf anderweit
veröffentlichte Stücke. R. S.
I. SCHRIFT
i. Schriftgeschichte
444 ULLMAN, BERTHOLD LOUIS, Ancient
writing and its influence. London [usw.]:
Harrap '32. VII, 234 S. = Our debt to
Greece and Rome. 38.
Das kleine Buch gibt in angenehm les-
barer Form einen Überblick über die Ge-
schichte der Schrift vom Altertum bis zur
Neuzeit. Im Vordergründe der Darstellung
steht die mittelalterliche Entwicklung der
lateinischen Schrift, die griechische ist
kürzer behandelt. Anregend ist das Sonder-
kapitel über die Namen der Buchstaben,
eine Materie, die sonst in paläographischen
Handbüchern nicht behandelt wird. Einige
vierzig kurze, aber gut ausgewählte und
gut reproduzierte Schriftproben. R. S.
445 HIRSCH, HANS, Gotik und Renaissance in
der Entwicklung unserer Schrift. (Vor-
trag.) In: Almanach d. Akad. d. Wiss.
in Wien 82, '32, S. 335—64.
Eine zusammenfassende Betrachtung
der historischen Grundlagen der beiden
heute im deutschen Sprachbereich üblichen
Schriftarten: der „lateinischen“, die über
die Renaissanceschrift und die karolin-
gische Minuskel in gerader Linie aus den
spätrömischen Schrifttypen entstanden ist,
und der „deutschen“ („Kurrent“-, „Frak-
tur"-) Schrift, die einen Überrest der im
11. Jahrh. in einem nordfranzösisch-süd-
englisch-westdeutschen Umkreis aus der
karolingischen Minuskel gebildeten, vom
13. bis zum 15. Jahrh. das Abendland be-
herrschenden „gotischen“ Schrift darstellt;
zugleich eine übersichtliche Geschichte der
Beurteilung, die beide Schriftarten seit
ihren Ursprüngen im Laufe der Geistes-
entwicklung Italiens, Frankreichs und
Deutschlands gefunden haben. Die „goti-
sche“ Schrift hat dasselbe Schicksal gehabt,
wie der „gotische“ Stil in der Kunst, von
■der germanophoben Barbarentheorie Ita-
liens und Frankreichs der Renaissance-
Zeit bis zur historisch gerechteren Würdi-
gung der romantischen Ära. Statt von einer
„lateinischen“ Schrift könnte man histo-
risch richtiger, — wie von der „romani-
schen“ Kunst und den „romanischen“ Spra-
chen —, von einer „romanischen“ Schrift
reden, da auch diese sich auf römischer
Grundlage bei den romanisch-germanischen
Völkern des christlichen Abendlandes aus-
gebildet hat. Beide Schriftarten sind Zeug-
nisse der deutschen Geschichte und als
solche zu erhalten. G. L.
JONES, LESLIE WEBBER, The Script of 446
Cologne from Hildebald to Hermann.
Cambridge, Mass. '32. XI, 98 S„ C Taf.
— The Mediaeval Academy of America.
Publication. 10.
Das nach dem Vorbild Rands geschrie-
bene Buch bietet die Geschichte eines der
berühmtesten scriptoria der Karolingerzeit,
das zwar keinen eigenen Stil wie etwaTours
und Corbie besitzt, aber den Übergang von
der wilden merowingischen Schrift zu der
schönen karolingischen Minuskel klar her-
vortreten läßt. Das Hauptinteresse gilt
theologischen Schriften. An Klassiker-
Hss. ist nur der berühmte Vitruv-Codex
(s. Nr. 404) zu nennen. Sehr interessant die
aus dem Jahre 805 stammende Sternbilder-
Hs. (Cod. 83II). R. N.
SANTIFALLER, LEO, Vom Schrift- und 447
Schreibwesen unserer Heimat im Alter-
tum und Mittelalter. In: Der Schiern 13,
'32, S. 178—91.
Der in dieser gemeinverständlichen
kurzen Zusammenfassung durchgeführte
Gedanke ist anregend und wertvoll: Be-
trachtung einer „Schriftprovinz“ in einem
historischen Längsschnitt. Das hier be-
handelte Gebiet ist das obere Etsch-, das
Eisack- und das Pustertal. Zwei. Dutzend
gute Facsimiles und Hinweise auf anderweit
veröffentlichte Stücke. R. S.