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SPÄTANTIKE
i. HELLENISTISCHER ORIENT

A. INDIEN
i. Austausch zwischen Indien
und dem Westen
546 WÜST, WALTHER, Buddhismus und
Christentum auf vorderasiatisch-antikem
Boden. (Vortrag.) In: Zs. Missionskde
Religwiss. 47, '32, S. 33—68.
Zur Beantwortung der Frage: war der
Buddhismus als literarische und religions-
geschichtliche Erscheinung zu den Zeiten
der vor- und frühchristlichen Antike in
Vorderasien so bekannt, daß eine Beein-
flussung des Frühchristentums überhaupt
geographisch-geschichtlich vorstellbar er-
scheint ? untersucht derVerf. die Verkehrs-
frage. Für eine Verbindung Indiens mit dem
Westen in frühester Zeit sprechen die Aus-
grabungen im Indusgebiet (hauptsächlich
in Mohenjo-daro und Harappa, für er-
steres s. jetzt das dreibändige, unter der
Redaktion von Sir John Marshall heraus-
gegebene Werk: Mohenjo-daro and the
Indus Civilisation. London: Probsthain '31),
die auf kulturelle Parallelen mit Vorderasien
schließen lassen, oder, wie der Verf. meint,
auf Handelsbeziehungen mit dem mesopo-
tamischen Hochland. Mit der Achäme-
nidenherrschaft über die nordwestliche
Provinz Indiens müssen diese Verbin-
dungen enger geworden sein. Die Land-
und Seewege werden in den folgenden Jahr-
hunderten ausgebaut; eine Übersicht bietet
Albert Herrmann, Die Verkehrswege zwi-
schen China, Indien und Rom um 100 n.
Chr. Geburt. Leipzig 1922. Besonders im
1. nachchr. Jahrh. erlebt der Seehandel
zwischen Südindien und Alexandria seinen
. Höhepunkt. Gesandtschaften seit dem 1.
Jahrh. v. Chr. bis ins 4. nachchr. Jahrh.
werden in der Literatur der römischen
Kaiserzeit erwähnt. Den Seeweg nach
Alexandria kennzeichnen die vielleicht
auf indische Ausdrücke zurückzuführenden
Namen der Insel Sokotra (= sukhatara,

sc. dvvpa, Insel) und der Sabäer-Siedlung
Nagara, „Stadt“ schlechthin; vgl. noch
Hommel, Handbuch der altarabischen
Altertumskunde, I, 107; Littmann, Fest-
gabe für H. Jacobi, S. 406—17). Durch Dio
Chrysostomos wird eine indische Kolonie
von Kaufleuten für die ersten beiden
Jahrh. n. Chr. bezeugt (vgl. Garbe, Indien
und das Christentum. Tübingen 1914, S.
129). Für andere Belege der Beziehungen
zwischen Indien und Ägypten verweist der
Verf. auf Zs. Indologie Iranistik 3, S.
118, Anm. 1; Indologica Pragensia 1, S.
34—57. Bei Clemens Alexandrinus wird
zum erstenmal der Buddha mit Namen
erwähnt (Strom. 1, 15, 71), und in der
ceylonesischen Chronik Mahävamsa 29,
39 (engl. von W. Geiger, London 1912) be-
gegnet der als das ägyptische Alexandria zu
erklärende Stadtname Alasanda (briefl.
Mitteilung von Geiger an den Verf. S. 5of.).
Soweit also die Verkehrsverhältnisse in
Betracht gezogen werden, hat der Buddhis-
mus als literarische und religionsgeschicht-
liche Erscheinung nur einen mittelbaren,
mündlichen Einfluß auf das Frühchristen-
tum der kanonischen Evangelien ausüben
können.
Vgl. noch des Verf. Vortrag unter dem
Titel „Buddhismus und Christentum im
Lichte der Wirtschafts- und Religions-
geschichte des Altertums“ am 9. No-
vember 1931 vor den „Freunden asiatischer
Kunst und Kultur, München", dessen Be-
richt erschien in: Ostas. Zs. N. F. 8, '32,
S. 91 f.; s. auch den Bericht über den obigen
Aufsatz in: Forschgg. Fortschritte 8, '32,
S. 19—20. O. St.
CAVAIGNAC, E„ The Seleucid tradition in 547
India and its persistence. In: Ind. Art
and Letters N. S. 7, '32, S. 122—28.
Inschriften von Susa zeigen, daß grie-
chisches Leben noch im Arsakiden-Reiche
bis ins 1. Jahrh. n. Chr. bewahrt wurde.
O. St.
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