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NACHLEBEN DER ANTIKEN PHILOSOPHIE

534 PALHORIES, F., L’heritage de la pensee
antique. Paris: Alcan '32. VII, 197 S.
P. gibt in großen Zügen eine Entwick-
lungsgeschichte der griechischen Philoso-
phie vom christlich-orthodoxen Standpunkt
unter besonderer Betonung derjenigen Mo-
tive, die im christlichen Denken fortgewirkt
haben. Ziel der Darstellung ist, die Be-
deutung der antiken Philosophie als einer
Vorbereitung für das Christentum und
zugleich ihre Unzulänglichkeit gegenüber
den wesentlichen Problemen zu erweisen.
L. L.
535 JOLIVET, REGIS, Essai sur les rapports
entre la pensee grecque et la pensee
chretienne. Paris: Vrin '31. VIII,
208 S. (Bibliotheque d’histoire de la
Philosophie.)
Das Buch faßt drei größere Aufsätze
zusammen, von denen je einer über Thomas
und Augustin handelt und der dritte ver-
sucht, durch einen geschichtlichen Über-
blick zu grundsätzlichen Einsichten über
das Verhältnis von christlichem zu griechi-
schem Philosophieren zu kommen. J. geht
von der These des Thomas aus, daß der
Schöpfungsglaube mit dem Aristotelismus
vereinbar sei; Thomas hat als Philosoph
die Idee des peripatetischen Systems
richtig gestellt, die Aristoteles selbst noch
nicht hatte verwirklichen können, weil
ihm die Denkmöglichkeit der Weltschöp-
fung völlig fremd geblieben ist. Noch viel
weniger aber als Thomas Peripatetiker
ist Augustin Neuplatoniker gewesen.
Denn das System des Plotin schloß
Erlösung und Inkarnation seinem Wesen
nach aus, und so ist auch die Lehre des
Kirchenvaters vom Bösen und von der
göttlichen Providenz wesentlich ver-
schieden von den entsprechenden Stücken
des Neuplatonismus. Die christliche Philo-
sophie ist überhaupt ihrem Wesen nach
den griechischen Systemen gegenüber
selbständig; sie benutzt sie nur in ihren
Einzelmotiven zur Formulierung und Ver-

ständlichmachung christlicher Wahrheit.
Zu diesem Zweck kann die griechische
Philosophie in sehr verschiedenen Formen
und mit Lehrstücken auftreten, die aus
gegensätzlich gearteten Gebilden stammen;
dadurch wird die Einheit des christlichen
Gedankens in der Geschichte nicht beein-
trächtigt, sondern zeigt vielmehr dadurch
seine Kraft, daß er aus dem Verschieden-
artigsten das auswählt, was ihm gemäß
ist. H. L.
LORIMER, W. L., Plato in Afghanistan 536
and India. In: Amer. journ. philology
53, *32, S. 157—161.
L. erörtert die Quellen, aus denen Al-
Birüni seine Platokenntnis schöpfte, und
weist auf die Hs. Hagia Sophia 2410 hin,
die — ein alter Irrtum — eine arabische
Übersetzung des Timaeus enthalten soll.
H. M.
ASCHENBACH, WALTHER, Die plato- 537
nische Geschichtsphilosophie als Funda-
ment der mittelalterlichen. Quakenbrück:
Kleinert '32. X, 95 S. Münster, phil.
Diss.
Plato stellt das individuelle Leben durch
die Begriffe der Prä- und Fortexistenz in
ein Weltgeschehen ein, das durch den
Kampf von Gerechtigkeit und Ungerech-
tigkeit bestimmt ist. Aber Plato kennt den
Gedanken von der Einheit der ganzen
Menschheitsgeschichte noch nicht; in seiner
Philosophie vollzieht sich die Verwirk-
lichung der Gerechtigkeit in einer Gemein-
schaft, deren Verfassung der griechischen
Polis entspricht. Von solcher Begrenzung
ist Plotin frei; er ist Erbe der alexandrini-
schen Tradition, die in einer kosmopoliti-
schen Gesellschaft wurzelt, aber ihn in-
teressiert nur der einzelne Mensch und sein
Verhältnis zum Weltgrund. Die Schöpfung
des Begriffs der Einheit 'des gesamten Men-
schengeschlechts und seiner Schicksalsge-
meinschaft bleibt dem christlichen Denken
Vorbehalten. So vollendet erst Augustin
die Geschichtsphilosophie und faßt die Ge-
 
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