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Die Literatur in den romanischen Ländern
nach Ferrara über. Hier traf er Savonarola
und beschäftigte sich' wohl beeinflußt von
ihm, mit dem Studium des Thomismus.
1481 — 82 finden wir ihn in Padua, wo er
unter der Leitung des Aristotelikers Ermolao
Barbaro studierte. Marsilio Ficino, dessen
Lieblingsschüler er wurde, führte ihn in
Florenz in die Platonische Philosophie ein.
Ein zweimaliger Aufenthalt in Paris, an
dessen Universität damals der Nominalis-
mus herrschte, ist auf seine geistige Ent-
wicklung ohne großen Einfluß geblieben.
F.s Studie schließt mit der Abfassung der
berühmten 900 Thesen (1486). — Den zwei-
ten, größeren Teil der Abhandlung (S. 185 —
250) bildet eine Ausgabe der Polizian ge-
widmeten Schrift ,,De ente et uno“, dem
Vorspiel zu der unvollendeten Synthese der
aristotelischen und platonischen Philoso-
phie. Das Werk, das Pico im Alter von
28 Jahren (1491) schrieb, wird von F. nach
der Ausgabe Venedig 1557 gedruckt. Bei-
gegeben ist eine französische Übersetzung.
R. N.
965 REME, RICHARD WALTER, Darstellung
des Inhalts der ,,Disputationes in Astrolo-
giam“ des Pico de Mirandola (Buch
I—III) und historisch-kritische Unter-
suchung. Hamburg: Proctor '33. V, III,
76 S. Hamburg, phil. Diss.
Aufgabe des Verf. ist die Erforschung
der Bedeutung, die Picos astrologie-feind"
liehe Stellung innerhalb des historischen
Astrologieproblems einnimmt.
Er stellt in einer kurzen allgemeinen
Darstellung fest, daß die Antike keine
wirkliche Astrologie besessen habe; das
Griechentum habe immerhin mit seinen
Kosmologien und seinem Schicksalsbegriff
für eine Astrologie die Voraussetzungen
geliefert, so daß letztere, die im Orient
völlig unabhängig geblüht hatte, aus der
Berührung mit dem Griechentum gefördert
und gestärkt hervorging (S. 6). Die euro-
päische Astrologie entsteht in der helle-
nistisch-christlichen Zeit aus der Verschmel-
zung von kosmologischen und fatalistischen
Elementen mit den Anschauungen, die von
dem neuen Verhältnis des Christentums
zwischen den Menschen und der göttlichen
Welt herrührten. Im Mittelalter wird die
Astrologie ein Ausdruck der Bemühungen
um das Verständnis der Kosmologie. In
diesem Sinne erwähnt der Verf. Albertus

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Magnus, Bernardus Silvestris, Hildegard
von Bingen. „Das wichtigste Ereignis für
die allgemeine Aufnahme der Astrologie ist
das Eindringen des Aristoteles in die abend-
ländische Geistesgeschichte (S. 7). Die mit-
telalterliche Kraft des Systematisierens
„findet in der Astrologie ein neues Mittel,
die Glieder des Weltgebäudes zum Ganzen
zu schließen“ (S. 8) und wird durch die
arabische Einstellung zum Schicksal ver-
stärkt. Ficino repräsentiert in typischer
Weise das Bewußtsein des Astrologiegläu-
bigen, daß der Einzelmensch vom Kosmos
unwiderruflich geprägt ist. Pico setzt sich der
Astrologie entgegen, nicht aus einem religiö-
sen Gefühl, sondern aus einer aktivistischen
Begeisterung und auf Grund des in „De
hominis dignitate“ berühmt gewordenen
Begriffes vom Menschen; dieser Begriff mit
seinen gnoseologischen und spiritualisti-
schen Folgerungen, die auf Zwingli, auf die
englischen Humanisten, auf Kepler so gro-
ßen Einfluß ausübten, hat sehr stark dazu
beigetragen, die Astrologie aus dem Geistes-
leben der neueren Zeit verschwinden zu
lassen. Dies ist Remes Behauptung, der
man im Grunde zustimmen kann. Der Verf.
stützt sie auf eine gründliche erklärende
Darstellung der drei Bücher von „De Astro-
logia“ Picos, die reich an gelehrten Anmer-
kungen ist, und weist nach, daß Pico dem
Savonarola nicht die entscheidende Anre-
gung dazu verdanke, sondern nur im all-
gemeinen „das Suchen nach dem Christ-
lichen“. „Völlige Vereinigung der antiken
Philosophie, ihren Mysterienhintergrund
eingeschlossen, mit dem Christentum ist
das Ziel, das er sich steckte“ (S. 60). Die
sorgfältig gearbeitete, auf guter Informa-
tion beruhende Dissertation ist eine nütz-
liche Arbeit. D. C.
h) Rom
GUTKIND, CURT SIGMAR, Poggio Brac- 966
ciolinis geistige Entwicklung. In: Dt.
Vjschr. Lit.wiss. 10, '32, S. 548—96.
Lebensgang, Umwelt und Bedeutung
Poggios werden an Hand der geistvollen
Briefe sicher rekonstruiert. Der junge
Poggio kann sich das kostspielige Priva-
tissimum des Chrysoloras über griechi-
sche Sprache nicht leisten: „das Grie-
chische war und blieb im humanistischen
Italien eine aristokratische Angelegenheit
 
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