Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Von der Romantik bis zur Decadence
1195 GUTKIND, CURT SIGMAR, Novalis als
Übersetzer. In: Germ.-rom. Mschr.
20, '32, S. 437—45-
G. weist nach, daß N.’s Gedicht „Wo-
hin ziehst du mich Fülle meines Herzens“
(um 1797) eine Übersetzung von Horaz,
Od.3,25 ist, analysiert sie und bezeichnet sie
als die beste Horaz-Übersetzung, die wir in
der deutschen Literatur besitzen. Dann
werden Novalis’ Äußerungen über Über-
setzungskunst behandelt: Übersetzen ist
ihm so gut wie dichten. Ähnlichkeit der
spätrömischen literarischen Kultur mit der
deutschen kosmopolitischen. Novalis unter-
scheidet drei Arten von Übersetzungen:
grammatische, verändernde und mythische.
Diese vertreten den höchsten Stil, den
reinen, vollendeten Charakter des indivi-
duellen Kunstwerks. R. N.
1196 BICKEL, ERNST, Ein Motiv aus Lucan
bei E. M. Arndt ,,Der Gott, der Eisen
wachsen ließ“. In: Rhein. Mus. Philol.
N. F. 82, ’33, S. 285—88.
Aus dem Epimythion nach dem Exem-
plum der Vulteius-Episode bei Lucan, 4,
575—581, ist Vers 579: Ignoratque datos
ne quisquam serviat enses, der den Säbeln
der französischen Nationalgarde in der
Revolutionszeit der ersten Republik ein-
graviert war (vergl. Gött. Gel. Anz. 169,
1907, S. 780, Anm. 1), in das von Arndt
1812 gedichtete „Vaterlandslied" ein-
gegangen: „Der Gott, der Eisen wachsen
ließ. Der wollte keine Knechte. Drum gab
er Säbel...“. Stellen aus Arndts Reise-
erinnerungen an Frankreich werden heran-
gezogen. Lucan richtet seinen Vers gegen
den Unterdrücker im Innern: Nero, Arndt
aber gegen den äußeren Feind: Napoleon.
M. P.
1197 BURKHARD, ARTHUR, Conrad Ferdi-
nand Meyer. The Style and the Man.
Cambridge, Mass.: Harvard Univ. Press
'32. IX, 225 S.
M.’s wählerische Renaissance-Gesinnung
und aristokratische Kunst, seine Vorliebe
für klassische Farben, seine auf Einfachheit
abzielende Stilauswahl, die ihm den von
F. Th. Vischer geprägten Titel „Tacitus
der Novelle“ eintrug. Seine Erzählungs-
technik hat sich in Lessings Sinn an Homer
geschult. R. N.

__3£7
MOREL, WILLY, Antikes bei Conrad 1198
Ferdinand Meyer. In: Hum. Gymn. 44,
’33> s- 25—38-
In M.’s erzählenden Werken lateinische
Ausdrücke und Sätze, Erinnerungen an
Jugend- und Schulzeit, Wiedergabe von
Urkunden und Grabschriften, Einzelheiten
aus der Gelehrten- und Buchgeschichte.
Reminiszenzen an Homer, die attische Tra-
gödie und Komödie, Lucrez, Plautus, Ver-
gil, Horaz, Ovid und die politische Ge-
schichte. In der Analyse von „Huttens
letzte Tage“ und den Gedichten ist der
Nachweis von Lucan Phars. 3, 399—446
als Quelle für „Das verlorene Schwert“
besonders wertvoll. R. N.
SCHUSTER, MAURIZ, Euripides und 1199
Hamerlings ,, König von Sion“. In:
Wiener Bll. Freunde Antike 9, '32/33,
S. 105—06.
Die Rede des Königslästerers Krechting
aus H.’s Dichtung 8. Ges. wird zu Kyklops
316, 32off. und Odyssee 9, 273 ff. in Parallele
gesetzt und mit ähnlichen Gedankengängen
der modernen Gottlosenpropaganda ver-
glichen. R. N.
REICH, HERMANN, Von Gerhart Haupt- 1200
manns Hellenismus. Nach Zwiegesprä-
chen u. Tagebuchblättern aus Locarno
vom Herbst 1931.
WELTMANN, LUTZ, Vom Unbekannten 120I
Hauptmann: Hauptmann und die An-
tike Aus: G. H. und das junge Deutsch-
land, hrsg. v. Ludwig Kinz. In: Litera-
tur 35, '32/33, S. 78—83, 88f.
R. gibt nach der Feststellung, daß H.
die antike Literatur nur aus Übersetzungen
kennt, daß aber „sein dichterisches Seher-
tum durch den Leib des deutschen Wortes
hindurch zur griechischen Seele schaute“,
Einzelbelege für H.’s Kenntnis der Antike,
die dionysischen Energien seiner hellenisch-
antiken Gelassenheit (Kalokagathie). Das
Mimische fesselt H. besonders an der An-
tike; Waldschratt und Nickelmann seien
den antiken Dämonen verschwistert. — Im
gleichen Sinn sieht auch W. gegen die Be-
hauptung von Jacob, daß H. kein produk-
tives Verhältnis zur Antike habe, in ihm den
„guten Deutschen und guten Hellenen“.
Besonders die realistische Antike liest er
aus R.s Mimus heraus, die Frucht davon ist
„der Bogen des Odysseus“. R. N.
 
Annotationen