Zur Geschichte des nassauischen Adels
Fortsetzung der seit dem 68. Band (1957) laufenden Aufsatzserie
Die von Staffel
Von Hellmuth Gensicke
Das Dorf Staffel führt von seiner Lage auf der stufenförmigen Anhöhe über dem
Nordufer der Lahn etwas unterhalb der Elbbachmündung seinen Namen, der mittel-
hochdeutsch „staffel, stapfel" = Stufe bedeutet. Von Staffel aus ließen sich leicht die
von der Limburger Lahnfurt nach Norden über Siegburg nach Köln und nach Westen
über Montabaur nach Koblenz führenden Straßen überwachen. So mußte der Besitz
des Ortes den Herren der Burg Limburg durchaus erstrebenswert sein. Eine solche
Verbindung mag wenigstens in älterer Zeit bestanden haben. Für diese Vermutung
spricht, daß Staffel als einziger Ort in der Umgebung von Limburg zu Kirche und
Pfarrei Limburg gehörte, da sich auch sonst in der Pfarrzugehörigkeit oft ältere
grundherrliche Zusammenhänge erkennen lassen. Erst 1564 wurde Staffel, das im
Diezer Vertrag mit dem größten Teil der Grafschaft Diez an Nassau-Dillenburg kam,
zur Pfarrei St. Peter bei Diez verwiesen. Dem Stift Limburg blieb jedoch als ehe-
maliger Pfarrkirche die Hälfte des Zehnten, dessen andere Hälfte die Adligen von
Staffel bezogen '). Staffel gehörte, soweit man sieht, stets zur Grafschaft Diez. Die
Herren von Limburg aus dem Hause Isenburg haben über den Ort vor den Toren
ihrer Stadt keine Herrschaftsrechte ausgeübt. Diese unumstrittene Zugehörigkeit zur
Grafschaft Diez hat wohl Arnoldi verleitet, Dietrich von Staffel, der 1198 als Truch-
seß der Gräfin Kunigunde von Nassau vorkommt, irrig als Truchseß einer Gräfin
Kunigunde von Diez anzusprechen 2).
Die von Staffel waren jedoch Ministerialen der Grafen von Nassau. Als Kaiser
Heinrich VI. 1195 in Worms den Streit zwischen Bischof Heinrich von Worms und
Graf Walram von Nassau schlichtete, stellte Graf Walram zehn seiner Leute und
Ministerialen als Bürgen für die Einhaltung des Vertrags. Der letzte dieser Bürgen
war Dietrich von Staffel 3). Drei Jahre später erscheint 1198 der gleiche Dietrich als
Truchseß von Walrams Witwe Gräfin Kunigunde von Nassau mit seinem Vater An-
selm von Staffel und anderen nassauischen Ministerialen 4). Es muß offen bleiben, ob
man Anselm mit dem gleichnamigen vierten Bürgen von 1195 gleichsetzen darf, da
dieser eher mit dem vorangehenden dritten Bürgen Rorich 3) zusammen zu den von
Miehlen gehört, bei denen beide Vornamen Anselm und Rorich in jener Zeit vor-
kommen. Anselm von Staffel 5) erscheint noch einmal in dem Verzeichnis der vor-
nehmsten Wohltäter des Klosters Arnstein aus dem späten 13. Jh., das auf eine ältere
Vorlage zurückgeht, im Kreise der Nassauer Grafen und ihrer Burgmannenfamilien 6).
Er gehörte danach zu den vielfach untereinander versippten Ministerialenfamilien
der Grafen von Nassau, die mehreren weitverzweigten Stämmen angehörten und mit
wechselnden Farben und Beizeichen teils die Rose, teils den Schrägbalken, aber auch
den Nassauer Löwen im Schilde führten. Das Löwenwappen der von Nassau zur
Sporkenburg unterschied sich nur dadurch von dem der Grafen, daß der blaue Schild
statt mit Schindeln mit silbernen Kugeln bestreut war 7). Die von Staffel führten im
blauen mit goldenen Kreuzchen besäten Schild einen goldenen, gelegentlich aber auch
') Ch. D. VOGEL, Beschreibung des Herzogtums Nassau, 1843 S. 790.
') Hess. Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (zitiert HStAW) Abt. 1001, 57, 6; J. Arnoldi, Miscel-
laneen zur Diplomatik u. Geschichte, 1798 S. 430 —33.
3) W.-H. Struck, Quellen z. Geschichte der Klöster u. Stifte im Gebiet der mittl. Lahn bis
z. Ausgang d. Mittelalters II 1959 Nr. 1057.
4) K. Herquet, Urkundenbuch des Prämonstratenserklosters Arnstein a. d. Lahn, 1883 Nr. 9.
°) Anselm war von 1023 bis 1'206 einer der Leitvornamen der Edelherren von Molsberg, doch
lassen sich nähere Beziehungen zu diesen nicht nachweisen.
6) Becker in: Nass. Ann. 16. Bd. 1881 S. 14.
7) H. Gensicke in: Nass. Ann. 75. Bd. 1'964 S. 202 — 43.
Fortsetzung der seit dem 68. Band (1957) laufenden Aufsatzserie
Die von Staffel
Von Hellmuth Gensicke
Das Dorf Staffel führt von seiner Lage auf der stufenförmigen Anhöhe über dem
Nordufer der Lahn etwas unterhalb der Elbbachmündung seinen Namen, der mittel-
hochdeutsch „staffel, stapfel" = Stufe bedeutet. Von Staffel aus ließen sich leicht die
von der Limburger Lahnfurt nach Norden über Siegburg nach Köln und nach Westen
über Montabaur nach Koblenz führenden Straßen überwachen. So mußte der Besitz
des Ortes den Herren der Burg Limburg durchaus erstrebenswert sein. Eine solche
Verbindung mag wenigstens in älterer Zeit bestanden haben. Für diese Vermutung
spricht, daß Staffel als einziger Ort in der Umgebung von Limburg zu Kirche und
Pfarrei Limburg gehörte, da sich auch sonst in der Pfarrzugehörigkeit oft ältere
grundherrliche Zusammenhänge erkennen lassen. Erst 1564 wurde Staffel, das im
Diezer Vertrag mit dem größten Teil der Grafschaft Diez an Nassau-Dillenburg kam,
zur Pfarrei St. Peter bei Diez verwiesen. Dem Stift Limburg blieb jedoch als ehe-
maliger Pfarrkirche die Hälfte des Zehnten, dessen andere Hälfte die Adligen von
Staffel bezogen '). Staffel gehörte, soweit man sieht, stets zur Grafschaft Diez. Die
Herren von Limburg aus dem Hause Isenburg haben über den Ort vor den Toren
ihrer Stadt keine Herrschaftsrechte ausgeübt. Diese unumstrittene Zugehörigkeit zur
Grafschaft Diez hat wohl Arnoldi verleitet, Dietrich von Staffel, der 1198 als Truch-
seß der Gräfin Kunigunde von Nassau vorkommt, irrig als Truchseß einer Gräfin
Kunigunde von Diez anzusprechen 2).
Die von Staffel waren jedoch Ministerialen der Grafen von Nassau. Als Kaiser
Heinrich VI. 1195 in Worms den Streit zwischen Bischof Heinrich von Worms und
Graf Walram von Nassau schlichtete, stellte Graf Walram zehn seiner Leute und
Ministerialen als Bürgen für die Einhaltung des Vertrags. Der letzte dieser Bürgen
war Dietrich von Staffel 3). Drei Jahre später erscheint 1198 der gleiche Dietrich als
Truchseß von Walrams Witwe Gräfin Kunigunde von Nassau mit seinem Vater An-
selm von Staffel und anderen nassauischen Ministerialen 4). Es muß offen bleiben, ob
man Anselm mit dem gleichnamigen vierten Bürgen von 1195 gleichsetzen darf, da
dieser eher mit dem vorangehenden dritten Bürgen Rorich 3) zusammen zu den von
Miehlen gehört, bei denen beide Vornamen Anselm und Rorich in jener Zeit vor-
kommen. Anselm von Staffel 5) erscheint noch einmal in dem Verzeichnis der vor-
nehmsten Wohltäter des Klosters Arnstein aus dem späten 13. Jh., das auf eine ältere
Vorlage zurückgeht, im Kreise der Nassauer Grafen und ihrer Burgmannenfamilien 6).
Er gehörte danach zu den vielfach untereinander versippten Ministerialenfamilien
der Grafen von Nassau, die mehreren weitverzweigten Stämmen angehörten und mit
wechselnden Farben und Beizeichen teils die Rose, teils den Schrägbalken, aber auch
den Nassauer Löwen im Schilde führten. Das Löwenwappen der von Nassau zur
Sporkenburg unterschied sich nur dadurch von dem der Grafen, daß der blaue Schild
statt mit Schindeln mit silbernen Kugeln bestreut war 7). Die von Staffel führten im
blauen mit goldenen Kreuzchen besäten Schild einen goldenen, gelegentlich aber auch
') Ch. D. VOGEL, Beschreibung des Herzogtums Nassau, 1843 S. 790.
') Hess. Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (zitiert HStAW) Abt. 1001, 57, 6; J. Arnoldi, Miscel-
laneen zur Diplomatik u. Geschichte, 1798 S. 430 —33.
3) W.-H. Struck, Quellen z. Geschichte der Klöster u. Stifte im Gebiet der mittl. Lahn bis
z. Ausgang d. Mittelalters II 1959 Nr. 1057.
4) K. Herquet, Urkundenbuch des Prämonstratenserklosters Arnstein a. d. Lahn, 1883 Nr. 9.
°) Anselm war von 1023 bis 1'206 einer der Leitvornamen der Edelherren von Molsberg, doch
lassen sich nähere Beziehungen zu diesen nicht nachweisen.
6) Becker in: Nass. Ann. 16. Bd. 1881 S. 14.
7) H. Gensicke in: Nass. Ann. 75. Bd. 1'964 S. 202 — 43.