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Geschichtliche Notizen über Pompeji bis zur Verschüttung.

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felhaft aber ist die Kampfscene im Amphitheater in einem freilich rohen,
aber sehr interessanten Bilde dargestellt, welches im Jahre 1869 in einem
geringen Hause in der Strada delV Anfiteatro entdeckt, von de Petra in
dem Giornale degli scavi di Pompei, nuova Serie Yol. I, tav. 8, p. 185 ff.
publicirt und erläutert worden ist und hier (Fig. 3) in kleinerem Maßstabe
wiederholt wird.

Lange bevor die Zeit der Strafe abgelaufen war, im Jahre 63 n. Chr.
und zwar am 5. Februar, betraf Pompeji eine entsetzliche Zerstörung durch
ein von tödtlichen Erdaushauchungen begleitetes Erdbeben, welches die
wiedererwachten Kräfte des seit Jahrhunderten, vielleicht seit Jahrtausenden
schlummernden und für erloschen geltenden Vesuvs ankündigte und in allen
umliegenden Städten, in Neapel, Herculaneum, Nuceria, mehr oder minder
bedeutende Verheerungen anrichtete, am schwersten aber Pompeji heimsuchte.
Zahlreiche Gebäude stürzten ganz oder tlieilweise zusammen, Statuen wurden
von ihren Piedestalen herabgestürzt und zerbrochen und manches Privathaus
beschädigt. Wie groß der Schade im Ganzen gewesen sei, können wir nicht
angeben, jedenfalls war er bedeutend, und wir werden mehrfach den Spuren
dieser Zerstörung begegnen.

Für alle Untersuchungen über die Gebäude Pompejis bietet das Erdbeben
vom Jahre 63 einen willkommenen Anhaltspunkt. Von einem Gebäude, dem
Tempel der Isis, ist es uns durch eine Inschrift ausdrücklich bezeugt, dass er
nach demselben von Grund auf neu gebaut wurde; an vielen anderen Gebäuden
ist der mehr oder weniger vollständige Wiederaufbau deutlich zu constatiren.
Namentlich aber geht der überwiegende Charakter der ganzen Decoration auf
diese Bestanrationen zurück: nicht nur wurden die Wände im neuesten Stil
bemalt, sondern auch die Säulen sammt ihrem Gebälk vielfach mit einer
dicken Stuckhülle umgeben, die alten Capitelle verstümmelt und in aus Stuck
gebildete bunte Phantasiecapitelle eingehüllt. Andererseits aber war die Zer-
störung keine vollständige, und es ist genug stehn geblieben, um uns von
dem Charakter der Stadt, wie sie früher war, und von ihrer Entwickelung
mindestens seit dem zweiten Jahrhundert vor Chr. eine deutliche Vorstellung

o

zu geben. Und bei der Art, wie man die stehn gebliebenen Beste beim Neubau
verwerthete, dürfen wir wohl annehmen, dass ihrer nicht allzu viele in Folge
des Erdbebens vom Jahr 63 spurlos verschwunden sind.

Der Neubau Pompejis schritt mit großer Baschheit vorwärts. Der Isis-
tempel war durch die Freigebigkeit eines Privatmannes wieder aufgebaut, der
Apollo- (sog. Venus)-tempel hergestellt und gründlich modernisirt worden ; die
Privathäuser waren, je nach den Mitteln der Besitzer, theils glänzend erneuert,
theils, so gut es eben ging, ausgebessert worden; an den Säulengängen des Fo-
rums wurde rüstig gearbeitet. Schon bewegte sich von neuem ein reges und
unbesorgtes Leben durch die Straßen der verjüngten Stadt, schon waren Handel
und Gewerbe wieder in schwunghaftem Betrieb, schon hatte ohne Zweifel der
Luxus und die Üppigkeit sich auf’s neue mannigfach entfaltet, da plötzlich
schlug Pompejis zwölfte Stunde. Es war nach unserer Zeitrechnung der
24. August des Jahres 79 n. Chr., als der Ausbruch des Vesuvs erfolgte.
Dunkele Nacht, nur von den zuckenden vulkanischen Blitzen grauenvoll
 
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