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Drittes Capitel.

Allein zu der Stärke und Tiefe der Verschüttung hat das nichts Wesentliches
beigetragen, im Mittel 7 Meter tief ist Pompeji im Jahre 79 verschüttet worden.
. Und zwar besteht die Verschüttung ihrer Hauptmasse nach etwa zur Hälfte
ihrer ganzen Tiefe aus Lapilli (neapolitanisch Rapilli), d. h. unregelmäßig
srestalteten Bimssteinbröckchen von der Größe einer Erbse bis zu 6, auch 9 Cm.
Durchmesser, unter welche sich gelegentlich, aber doch nur einzeln, ansehn-
liche Stücke von 30 und mehr Centimeter Durchmesser gemischt finden. Diese
Lapillimasse, als lockere, Feuchtigkeit durchlassende und daher seihst feuchte
Decke liegt zu unterst auf dem Pflaster der Straße und den Fußböden der
Zimmer; von einer noch unter derselben befindlichen dünnen Schicht feinerer
Asche, die angeblich »papamonte« heißen soll, habe ich weder irgendwo eine
Spur gefunden, noch war den Beamten in Pompeji die Sache oder der Name
bekannt. Wohl aber liegt über der dicken Fapillimasse eine im Allgemeinen
ebenfalls 1 — 2 Meter dicke, fest zusammengeklebte Aschenschicht. Untrüg-
liche Kennzeichen beweisen, dass gewaltige Wassermassen entweder gleich-
zeitig mit der Asche, oder sehr bald nachher gefallen sind. In dieser Aschen-
schicht und von ihr abgeformt sind etwa 31/2 Meter vom Boden die unten näher
zu besprechenden Leichen, sowie früher manche andere gefunden worden.
Die vereinzelten Massen meist dunkler Lapilli, welche hie und da über der
Aschenschicht liegen und namentlich muldenförmige Vertiefungen in der-
selben ausgefüllt haben , welche durch das Einsinken der oberen Verschüt-
tungslagen beim Zusammenbrechen der verdeckten Gebäude oder ihrer Fuß-
böden entstanden sind, diese kommen kaum in Betracht. Nach außen zu ist
die Asche nach und nach in fruchtbaren Boden übergegangen, dessen dünne
Humusschicht mit flachwurzelnden Pappeln und Maulbeerbäumen, sowie mit
Korn-, Baumwollen- und Lupinenfeldern bestellt ist4). Aus der Beschaffen-
heit der verschüttenden Massen lässt sich nun mancherlei für die Geschichte der
Verschüttung schließen. Zunächst muss der oft wiederholten Annahme wider-
sprochen werden, als wären die Auswürflinge des Vesuv glühend auf Pompeji
gefallen, so dass sie das Holzwerk entzündet oder verkohlt hätten. Das ist
gewiss nicht der Fall gewesen ; die Verkohlung des Holzwerkes, des Brodes,
der Früchte, des Kornes u. dgl. ist freilich Thatsache, aber sie ist sicherlich
nicht das Resultat bei der Verschüttung entstandener Brände, sondern das-
jenige eines andern chemischen Proc.esses in Folge des Verschüttetseins wäh-
rend 18 Jahrhunderten. Denn theils ist es ganz undenkbar, dass die kleinen
und porösen Lapilli während ihrer langen Bewegung durch die Luft eine
solche Hitze bewahrt haben sollten, theils geht auch aus sicheren Thatsachen
hervor, dass ein allgemeiner Brand nicht stattfand. Wir finden nämlich Holz,
Früchte, Stoffe wohl in Kohle, niemals aber in Asche verwandelt; ferner
sind alle diese Gegenstände, wo sie mit Eisen oder Bronze in Berührung
waren, auch von der Verkohlung verschont geblieben, was bei einem Brande
unmöglich sein würde; die Kuoclien und der Marmor sind nirgends calcinirt,
das Blei nicht geschmolzen ; Menschen und Thiere blieben im Lapilliregen am
Leben und wurden, wie die schon erwähnten Leichen beweisen, von der Asche
erstickt, nicht verbrannt; endlich zeigen auch die Malereien der Wände keine
Spur des Feuers, was um so deutlicher wird durch den Vergleich mit den hie
 
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