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Die Verschüttung Pompejis.

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früherer Zeit zugetragen hat, mag es auch den jedesmaligen Augenzeugen
ungewöhnlich groß erschienen sein: dennoch möchte es, selbst alles zusam-
mengenommen, im Vergleich mit dem, was sich in dem Jahre begab, von dem
wir sprechen, gering zu achten sein. Es geschah nämlich Folgendes. Man
glaubte viele große übermenschliche gewaltige Männer, wie man die Giganten
malt, bald auf dem Berge, bald in dem umliegenden Lande und in den Städten,
bei Tag und bei Nacht auf der Erde herumwandeln und in der Luft einher-
schweben zu sehen. Darauf folgte eine furchtbare Dürre und plötzliche Erd-
stöße , so dass dort der ganze Boden aufgeschüttelt wurde und die Höhen
emporsprangen. Und Töne vernahm man, theils unter der Erde donnerähnlich,
theils über derselben wie Gebrülle; und zu gleicher Zeit brauste das Meer auf
und hallte der Himmel wieder. Nach diesem hörte man plötzlich einen Unge-
heuern Knall, ols ob auch die Berge zusammenstürzten, und es fuhren zuerst
übergroße Steine empor, so dass sie bis zum Gipfel selbst gelangten , dann
vieles Feuer und entsetzlicher Bauch, so dass die Luft ganz verdunkelt und die
Sonne ganz verhüllt wurde, als wenn sie sich verfinsterte. So verwandelte
sich der Tag in Nacht und das Licht in Finsterniss, und Manche wähnten, die
Giganten stünden auf (denn es erschienen wiederum allerlei riesige Gestalten
im Bauch, und man vernahm Schall wie von Trompeten), Andere aber, die
ganze Welt vergehe in Nichts oder in Feuer. Darum floh Alles, die Einen
aus den Häusern auf die Straße, Andere von draußen in die Häuser, noch
Andere von der See aufs Land und von diesem aufs Meer, bestürzt und jede
Entfernung sicherer wähnend als den Ort, wo sie sich grade auf hielten.
Während dies geschah, stürmte ungeheurer Aschenregen einher, weicher
Land und Meer und die ganze Luft erfüllte. Dieser that an vielen Orten
Schaden, wie und wo es sich grade traf, an Menschen, Land und Vieh, tödtete
sämmtliche Fische und Vögel und verschüttete sogar zwei ganze Städte, Her-
culaneum und Pompeji, da eben die Bevölkerung der letzteren im Theater
saß. Denn die Menge der Asche war so groß, dass ein Theil davon bis nach
Afrika, Syrien und Aegypten und sogar bis nach Born kam und hier die Luft
erfüllte und die Sonne verdunkelte. Daher entstand denn auch in dieser Stadt
eine nicht [geringe, viele Tage anhaltende Furcht, denn keiner wusste, was
geschehen war, und keiner konnte es vermuthen; vielmehr meinte man auch
hier, die ganze Welt kehre sich um und die Sonne sinke in die Erde und
erlösche, die Erde aber erhebe sich in den Himmel. Damals that indess diese
Asche dort keinen großen Schaden, später aber brach in Folge dessen eine
furchtbare Pest aus.«

Weitere Aufklärung liefert uns die Untersuchung des noch jetzt vorlie-
genden Thatbestandes. Eine Prüfung der 7 bis 9 Meter starken Decke Pom-
pejis ergiebt zuerst, dass dieselbe wesentlich einer Eruption des Vesuv, der-
jenigen vom Jahre 79, angehört, welche durch die weiße oder weißgraue Farbe
der von ihr gelieferten Lapilli sich von allen späteren unterscheidet. Damit
soll nicht gesagt sein, dass in späterer Zeit keinerlei Aschenregen mehr auf
Pompeji gefallen sei, es ist vielmehr an vielen Stellen das Vorhandensein
schwarzgrauer Lapilli Zeugniss späterer Eruptionen und die Überlagerung des
Materials der Eruption von 79 durch späteres sehr bestimmt nachweisbar.

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