102
4. Münzen
kontinuität etwas anderes zu verstehen ist als unter den merowingischen Mo-
netären. Was genau ein Monetär zur Zeit Pippins war, welche Funktion er aus-
übte und aus welcher sozialen Gruppe er rekrutiert wurde, muss allerdings
unklar bleiben.
4.1 Die Metrologie des fränkischen Silberdenars
Nicht nur im Frankenreich wurde in den 670er Jahren von einer Gold- zu einer
Silberwährung umgestellt.17 Zur selben Zeit fand dieser Wandel auch bei Friesen
und Angelsachsen statt.18 Auch wenn die friesischen und angelsächsischen Sil-
bermünzen, die bis in die Mitte des 8. Jahrhunderts hergestellt wurden, tradi-
tionell in der Forschung als Sceattas bezeichnet werden, darf dies nicht darüber
hinwegtäuschen, dass es sich bei diesen außerhalb des Frankenreichs produ-
zierten Münzen ebenfalls um Silberdenare handelte.19 Der im 17. Jahrhundert
aufgekommene Begriff Sceattas für diese Münzen ist zwar, wie Philip Grierson
herausgestellt hat, völlig anachronistisch,20 andererseits aber so etabliert, dass er
im Folgenden beibehalten werden soll.
Sceattas sind im gesamten Frankenreich in großer Zahl gefunden worden
und belegen so einen regen Handel vor allem mit den Friesen.21 Nach mehreren
Zügen gegen die Friesen gelang es Karl Martell 734 die südlichen Gebiete
Frieslands bis zur Lauwers unter fränkische Oberhoheit zu bringen.22 Die Friesen
nördlich der Lauwers konnten ihre Unabhängigkeit auch unter Pippin bewah-
ren. 747/748 tauchen die Friesen sogar als Verbündete Pippins bei einem Feldzug
gegen die Sachsen auf.23 Dass ihre Anführer selbst von einer so hofnahen Quelle
wie dem Fredegarfortsetzer als reges bezeichnet werden, unterstreicht ihre Un-
17 Vgl. Strothmann, Monetarmünzen, S. 53-56.
18 Vgl. Grierson — Blackburn, Early Middle Ages, S. 150, 156-159.
19 Vgl. Metcalf, Thrymsas and Sceattas, Bd. 2, S. 169: „Whether from a numismatic or a monetary
point of view, there is little difference between a Merovingian silver denarius and a sceat. The
flans are much the same size and the weights and alloy contents are within the same ränge."
20 Vgl. Grierson, Fonction sociale, S. 345 f.
21 Vgl. Lafaurie — Pilet-Lemieres, Monnaies, S. 381 Karte 19.
22 Vgl. Fischer, Karl Martell, S. 69-79; van der Tuuk, Franken, S. 128-140; Mostert, Marge, S. 150.
23 Vgl. Breternitz, Pippins Münzprägung; Continuationes chronicarum quae dicuntur Fredegarii
Scholastici c. 31, S. 181 Z. 14-17: Eodem anno Saxones a more consueto fidem, quam germano suo
promiserant, mentire conati sunt. Qua de causa, adento exercito, eos praevenire conpulsus est; cui etiam
reges Winidorum seu Frigionum ad auxiliandum uno animo convenerunt.
Vgl. Fischer, Karl Martell, S. 79 mit Anm. 27; Hahn, Jahrbücher, S. 218 f., stellte in einem Exkurs
die These auf, dass es sich bei den in der Fredegar-Fortsetzung genannten Frigiones nicht um die
Friesen an der Nordsee, sondern um die Bewohner des thüringischen Friesenfeldes (Frisonovelt)
handele. Dieser Identifizierung schlossen sich auch RI I, Nr. 57d an. Kritik an Hahns These
bereits u. a. bei Platner, Spuren, S. 424 Anm. 1; Wagner, Bündnis, S. 93-95. Springer, Sachsen,
S. 171 f., schließt zwar aus, dass es sich um die Bewohner des Friesenfeldes handele, weil der
Name erst ab dem 9. Jahrhundert belegt sei, hegt aber generell Zweifel, ob es überhaupt eine
friesische Beteiligung an dem Feldzug gegeben habe.
4. Münzen
kontinuität etwas anderes zu verstehen ist als unter den merowingischen Mo-
netären. Was genau ein Monetär zur Zeit Pippins war, welche Funktion er aus-
übte und aus welcher sozialen Gruppe er rekrutiert wurde, muss allerdings
unklar bleiben.
4.1 Die Metrologie des fränkischen Silberdenars
Nicht nur im Frankenreich wurde in den 670er Jahren von einer Gold- zu einer
Silberwährung umgestellt.17 Zur selben Zeit fand dieser Wandel auch bei Friesen
und Angelsachsen statt.18 Auch wenn die friesischen und angelsächsischen Sil-
bermünzen, die bis in die Mitte des 8. Jahrhunderts hergestellt wurden, tradi-
tionell in der Forschung als Sceattas bezeichnet werden, darf dies nicht darüber
hinwegtäuschen, dass es sich bei diesen außerhalb des Frankenreichs produ-
zierten Münzen ebenfalls um Silberdenare handelte.19 Der im 17. Jahrhundert
aufgekommene Begriff Sceattas für diese Münzen ist zwar, wie Philip Grierson
herausgestellt hat, völlig anachronistisch,20 andererseits aber so etabliert, dass er
im Folgenden beibehalten werden soll.
Sceattas sind im gesamten Frankenreich in großer Zahl gefunden worden
und belegen so einen regen Handel vor allem mit den Friesen.21 Nach mehreren
Zügen gegen die Friesen gelang es Karl Martell 734 die südlichen Gebiete
Frieslands bis zur Lauwers unter fränkische Oberhoheit zu bringen.22 Die Friesen
nördlich der Lauwers konnten ihre Unabhängigkeit auch unter Pippin bewah-
ren. 747/748 tauchen die Friesen sogar als Verbündete Pippins bei einem Feldzug
gegen die Sachsen auf.23 Dass ihre Anführer selbst von einer so hofnahen Quelle
wie dem Fredegarfortsetzer als reges bezeichnet werden, unterstreicht ihre Un-
17 Vgl. Strothmann, Monetarmünzen, S. 53-56.
18 Vgl. Grierson — Blackburn, Early Middle Ages, S. 150, 156-159.
19 Vgl. Metcalf, Thrymsas and Sceattas, Bd. 2, S. 169: „Whether from a numismatic or a monetary
point of view, there is little difference between a Merovingian silver denarius and a sceat. The
flans are much the same size and the weights and alloy contents are within the same ränge."
20 Vgl. Grierson, Fonction sociale, S. 345 f.
21 Vgl. Lafaurie — Pilet-Lemieres, Monnaies, S. 381 Karte 19.
22 Vgl. Fischer, Karl Martell, S. 69-79; van der Tuuk, Franken, S. 128-140; Mostert, Marge, S. 150.
23 Vgl. Breternitz, Pippins Münzprägung; Continuationes chronicarum quae dicuntur Fredegarii
Scholastici c. 31, S. 181 Z. 14-17: Eodem anno Saxones a more consueto fidem, quam germano suo
promiserant, mentire conati sunt. Qua de causa, adento exercito, eos praevenire conpulsus est; cui etiam
reges Winidorum seu Frigionum ad auxiliandum uno animo convenerunt.
Vgl. Fischer, Karl Martell, S. 79 mit Anm. 27; Hahn, Jahrbücher, S. 218 f., stellte in einem Exkurs
die These auf, dass es sich bei den in der Fredegar-Fortsetzung genannten Frigiones nicht um die
Friesen an der Nordsee, sondern um die Bewohner des thüringischen Friesenfeldes (Frisonovelt)
handele. Dieser Identifizierung schlossen sich auch RI I, Nr. 57d an. Kritik an Hahns These
bereits u. a. bei Platner, Spuren, S. 424 Anm. 1; Wagner, Bündnis, S. 93-95. Springer, Sachsen,
S. 171 f., schließt zwar aus, dass es sich um die Bewohner des Friesenfeldes handele, weil der
Name erst ab dem 9. Jahrhundert belegt sei, hegt aber generell Zweifel, ob es überhaupt eine
friesische Beteiligung an dem Feldzug gegeben habe.