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BEITR/EGE ZUR MEDISCHEN GESCH1CHTE
bereits am Anfang des Krieges gestûrzt und da bleibt nur Ummanaldas als Tukdammi's
Verbùndeter ùbrig — hat Tukdammi einen Angritï auf das durch Samassumukin's
Aufstand geschwâchte Assyrien gewagt, wurde aber besiegt und allem Ansehein nach
auch getôdtet, weil insogleich ein neuer Herrsclier in Medien auftrat. Es ist also ein
neuer, bisher unbekannter, medischer Kônig zu verzeichnen und die medische Ana-
graphe in der Art zu ergànzen, dass nach Mamitiarsu zuerst bis zum J. G47 v. Chr.
Tukdammi, dann Phraortes oder Astyages I bis zum J. 625 v. Chr., Kyaxares bis zum
J. 585 v. Chr.1 und zuletzt Astyages II bis zu dem im J. 550 erfolgten Zusammensturz
des Reiches Medien beherrschten.
Es h'eisst jetzt die dritte und unseres DafUrhaltens fur die Behauptung HerrnWin-
cklers wichtigste Frage zu beantworten. Bekanntlich wird in den Nabonnedannalen
und in der Kyrosinschrift Astyages II. ebenso umman Manda wie zur Zeit Assarhaddons
der Kimmerieranfuhrer Tiuspa genannt, woraus Winckler die Vermuthung schôpfte,
dass auch der ietzte Mederkônig ein dem Tiuspa âhnlicher Barbaren- oder Skythenan-
fùhrer2 gewêsen, der entweder den Kyaxares entthront oder nach Ableben desselben
die Herrschaft in Medien an sich gerissen batte und infolge dessen unmôglich als sohn
des Kyaxares angesehen werden kann. Da ich mich der Uberzeugung nicht erwehren
kann, dass bei Herrn Winckler von vornherein das Bestreben hervortritt, in den Keil-
inschriften môglichst vicie Gegensàtze mit der auf den classischen und insbesondere
auf Herodots Berichten fussenden Auffassung zu fînden, so gestatte ich mir vorher die
einschlàgigen classischen Quellennachrichten in Bezug auf ihre Glaubwiirdigkeit zu
prufen.
Da gilt es zuerst die Frage zu erôrtern, wann nach den Classikern Vorderasien und
Medien von den Skythenhorden heimgesucht worden sind. Die Nachrichten hierûber
flicssen eben nicht spàrlich und einige von ihnen sind sogar von relativ sehr hohem
Werth, dasolche entweder gleichzeitig niedergeschrieben oder zeitgenôssischen Quellen
entnommen sind. Am ausfuhrlichsten berichtet uber den Skytheneinfall Herodot, der
seine Nachrichten nebcn den verschiedenen medischen Traditionen an drei voneinander
ganz unabhàngigen Quellen, zu Olbia, zu Askalon und in Lydien, gesammelt hat.
Berossos und Strabon haben auch werthvolle Nachrichten ùberliefert; jene sind direct
auf babylonische Quellen zuriickzufuhren, Strabon hiegegen benutzte eine ursprùnglich
persische, zu seiner Zeit in Kleinasien und Arménien verbrcitete Ûberlieferung. Die
1. Die vor zwei JahreQ durch Pognon entdeckte und von Seheii zuerst publicierte Nabonnedinschrift gab
Scheil, Lebmanu (in der November Sitzung 1895 der Archâologischen Gesellschaft zu Berlin und in der
Zeitschri/t fur Assyriologie, XI, 332 fgd) und Marquart (Untersuchungen sur Gesc/uchte i°on Eran, I., 59-60)
Anlass, die in Col. II, 13 vorkommenden Worte i-ri-ha tuk-U-i als Personennamen aufzufassen und mit dem
nacbfolgenden Titel sar umman Manda als Erwâhnung eines bisher unbekannten « Skythenkônigs » Iriba-
tukti- Apêâ/.r^ zu erklâren. Abgesehen von dem Herodoteischen Zeugnisse, das ausdrùcklich Kyaxares als
Zerstôrer von Ninive und dadurch als Begrùnder der medischen Grossmacht hinstellt, muss dieser Auû'assung
der Mangel an dem entsprechenden Determinativ vor den Worten iriba tukU enthegengehalten werden.
2. Anders freilich drùckt sich Herr Winckler in Messerschmieds Ausgabe der babylonischen Nabonned-
inschrilt {Mitteilanijen der Vorderasiatischen Gesellschaft, 1896, 1, S. 71). Nach seiner jetzigen Auffassung
bediente sich Nabonned archaistischer Bezeichnungen geographischer Begriffe, wie Manda, Suri, Ansan, und
in der Bezeichnung Manda wâreu « Nordvôlker » uberhaupt zu verstehen.
BEITR/EGE ZUR MEDISCHEN GESCH1CHTE
bereits am Anfang des Krieges gestûrzt und da bleibt nur Ummanaldas als Tukdammi's
Verbùndeter ùbrig — hat Tukdammi einen Angritï auf das durch Samassumukin's
Aufstand geschwâchte Assyrien gewagt, wurde aber besiegt und allem Ansehein nach
auch getôdtet, weil insogleich ein neuer Herrsclier in Medien auftrat. Es ist also ein
neuer, bisher unbekannter, medischer Kônig zu verzeichnen und die medische Ana-
graphe in der Art zu ergànzen, dass nach Mamitiarsu zuerst bis zum J. G47 v. Chr.
Tukdammi, dann Phraortes oder Astyages I bis zum J. 625 v. Chr., Kyaxares bis zum
J. 585 v. Chr.1 und zuletzt Astyages II bis zu dem im J. 550 erfolgten Zusammensturz
des Reiches Medien beherrschten.
Es h'eisst jetzt die dritte und unseres DafUrhaltens fur die Behauptung HerrnWin-
cklers wichtigste Frage zu beantworten. Bekanntlich wird in den Nabonnedannalen
und in der Kyrosinschrift Astyages II. ebenso umman Manda wie zur Zeit Assarhaddons
der Kimmerieranfuhrer Tiuspa genannt, woraus Winckler die Vermuthung schôpfte,
dass auch der ietzte Mederkônig ein dem Tiuspa âhnlicher Barbaren- oder Skythenan-
fùhrer2 gewêsen, der entweder den Kyaxares entthront oder nach Ableben desselben
die Herrschaft in Medien an sich gerissen batte und infolge dessen unmôglich als sohn
des Kyaxares angesehen werden kann. Da ich mich der Uberzeugung nicht erwehren
kann, dass bei Herrn Winckler von vornherein das Bestreben hervortritt, in den Keil-
inschriften môglichst vicie Gegensàtze mit der auf den classischen und insbesondere
auf Herodots Berichten fussenden Auffassung zu fînden, so gestatte ich mir vorher die
einschlàgigen classischen Quellennachrichten in Bezug auf ihre Glaubwiirdigkeit zu
prufen.
Da gilt es zuerst die Frage zu erôrtern, wann nach den Classikern Vorderasien und
Medien von den Skythenhorden heimgesucht worden sind. Die Nachrichten hierûber
flicssen eben nicht spàrlich und einige von ihnen sind sogar von relativ sehr hohem
Werth, dasolche entweder gleichzeitig niedergeschrieben oder zeitgenôssischen Quellen
entnommen sind. Am ausfuhrlichsten berichtet uber den Skytheneinfall Herodot, der
seine Nachrichten nebcn den verschiedenen medischen Traditionen an drei voneinander
ganz unabhàngigen Quellen, zu Olbia, zu Askalon und in Lydien, gesammelt hat.
Berossos und Strabon haben auch werthvolle Nachrichten ùberliefert; jene sind direct
auf babylonische Quellen zuriickzufuhren, Strabon hiegegen benutzte eine ursprùnglich
persische, zu seiner Zeit in Kleinasien und Arménien verbrcitete Ûberlieferung. Die
1. Die vor zwei JahreQ durch Pognon entdeckte und von Seheii zuerst publicierte Nabonnedinschrift gab
Scheil, Lebmanu (in der November Sitzung 1895 der Archâologischen Gesellschaft zu Berlin und in der
Zeitschri/t fur Assyriologie, XI, 332 fgd) und Marquart (Untersuchungen sur Gesc/uchte i°on Eran, I., 59-60)
Anlass, die in Col. II, 13 vorkommenden Worte i-ri-ha tuk-U-i als Personennamen aufzufassen und mit dem
nacbfolgenden Titel sar umman Manda als Erwâhnung eines bisher unbekannten « Skythenkônigs » Iriba-
tukti- Apêâ/.r^ zu erklâren. Abgesehen von dem Herodoteischen Zeugnisse, das ausdrùcklich Kyaxares als
Zerstôrer von Ninive und dadurch als Begrùnder der medischen Grossmacht hinstellt, muss dieser Auû'assung
der Mangel an dem entsprechenden Determinativ vor den Worten iriba tukU enthegengehalten werden.
2. Anders freilich drùckt sich Herr Winckler in Messerschmieds Ausgabe der babylonischen Nabonned-
inschrilt {Mitteilanijen der Vorderasiatischen Gesellschaft, 1896, 1, S. 71). Nach seiner jetzigen Auffassung
bediente sich Nabonned archaistischer Bezeichnungen geographischer Begriffe, wie Manda, Suri, Ansan, und
in der Bezeichnung Manda wâreu « Nordvôlker » uberhaupt zu verstehen.