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Maximilian Pfeiffer
Eine Bestätigung dieser bereits in das Bewußt-
sein der Zeitgenossen übergegangenen Verehrung
gibt der Reichenauer Abt Walahfrid Strabo in
der 826 verfaßten Visio Wettini, da er von Pir-
mimus schreibt:
,Huius quisque (quisquis?) velit sanctam cog-
noscere vitam
Ipsa sepulcra petat, satis ipse probabitin Horn-
bach/
Das heißt:
,Wer sein heiliges Leben kennenzulernen den
Wunsch hat,
Strebe zu Pirmins Grab, in Hornbach erbringt
den Beweis er/
In einer Hornbacher Urkunde von 796, die uns
noch beschäftigen wird, wird Pirmimus bereits
der verehrungswürdige Bischof (venerabilis) ge-
nannt. Höhere Ehre teilt man ihm noch zu: der
Gründer wird alsbald zum Patron.
Pirmin hatte an dem Zusammenfluß der Trualb
und Sualb am Orte Gamundias das Kloster er-
baut und ebenso, wie Reichenau, der Gottesmutter
Mana und dem Apostelfürsten Petrus geweiht.
Diese genaue Angabe der Patrone ist in der ge-
nannten Urkunde der Adala von 754 enthalten.
Zwischen 762 und 786 bittet der Abt Doto den
Bischof Lullus von Mainz, er möge die .Kon-
gregation des heiligen Petrus1 seinen Freunden
empfehlen und sichert Gebetshilfe für den Bischof
und seine Freunde zu. Im ersten Viertel des
9. Jahrhunderts heißt das Kloster immer nur
.Gamundias oder Hornbach/ Dieser Name wird
auf dem Gange durch ein französisches Schreiber-
ohr manchmal auch zu Haurumbach, Horumbach,
Orombach oder Orembach. Erstmals 828 in der
noch öfter beizuziehenden und genauer zu bespre-
chenden Urkunde der Wiligartis wird es kurzweg
das Kloster ,des heiligen Pirminius'
genannt. Diese Bezeichnung behauptet sich neben
der älteren; sie findet sich in Diplomen von
865, 887, wo Werinher Statuten ,zu Ehren des
heiligen Pirminius“ für das Kloster gibt, ferner
von 900, 972, 978/83. Schon 833, wieder 887
und später allgemein werden die Hintersassen
des Klosters Pirmansleute genannt; der Gattungs-
begriff wird später zum Eigennamen und lebt
heute in den vielen Familien Pfirrmann in der
Pfalz noch fort.
Für die Hornbacher Mönche entstand, als Pir-
min anfing, als Heiliger verehrt zu werden, als
die mündliche Überlieferung zu verlöschen drohte,
das Bedürfnis, die Erinnerung festzuhalten, das
Leben ihres Schutzpatrons gewissermaßen zu
kodifizieren und seine Wunder zu buchen. Nir-
gendwo in all den Orten, die ihren Ursprung auf
Pirmimus zurückführten, konnte eine solche Ar-
beit wertvoller und wichtiger erscheinen als eben
an seinem Grabe. So entstand denn die-Vita, die
Lebensbeschreibung des hl. Pirmin in Hornbach.
Daß ihr Ursprung dort zu suchen sei, ist heute
einstimmige Ansicht der Gelehrten. Vielleicht
vermag meine bescheidene Arbeit noch einiges
aufzuhellen. Holder-Egger hat in seiner Aus-
gabe der Viten in den Monumenta Germamae
gemeint, des Walahfrid Strabo oben angeführtes
Verspaar so deuten zu müssen, als ob Hornbach
die Ursprungsstätte der Vita sei. Charles de Smedt
ist ihm in den Acta Sanctorum darin gefolgt.
Doch dürfte mit dieser Auslegung zu viel ge-
sagt sein. Die Stelle soll sicherlich nur auf die
Heiligmäßigkeit des Lebens deuten, die Pirmm
an seinem Grabe durch Wundertaten erweist, ge-
nau so, wie das bekanntere Dystichon des 9. Jahr-
hunderts auf dem Grabe des Bischofs Egino von
Verona in der Kirche zu Reichenau-Niederzell.
Zur Zeit, als Walahfrid Strabo seine Verse
schrieb, war die Vita des hl. Pirmin noch gar
nicht vorhanden.
Die ältere Vita spricht stets vom Sanctus Pir-
minius. Schon diese, vielleicht unscheinbare und
wenig wichtig erscheinende Beobachtung führt
nach den vorgetragenen Zitaten aus Urkunden in
Maximilian Pfeiffer
Eine Bestätigung dieser bereits in das Bewußt-
sein der Zeitgenossen übergegangenen Verehrung
gibt der Reichenauer Abt Walahfrid Strabo in
der 826 verfaßten Visio Wettini, da er von Pir-
mimus schreibt:
,Huius quisque (quisquis?) velit sanctam cog-
noscere vitam
Ipsa sepulcra petat, satis ipse probabitin Horn-
bach/
Das heißt:
,Wer sein heiliges Leben kennenzulernen den
Wunsch hat,
Strebe zu Pirmins Grab, in Hornbach erbringt
den Beweis er/
In einer Hornbacher Urkunde von 796, die uns
noch beschäftigen wird, wird Pirmimus bereits
der verehrungswürdige Bischof (venerabilis) ge-
nannt. Höhere Ehre teilt man ihm noch zu: der
Gründer wird alsbald zum Patron.
Pirmin hatte an dem Zusammenfluß der Trualb
und Sualb am Orte Gamundias das Kloster er-
baut und ebenso, wie Reichenau, der Gottesmutter
Mana und dem Apostelfürsten Petrus geweiht.
Diese genaue Angabe der Patrone ist in der ge-
nannten Urkunde der Adala von 754 enthalten.
Zwischen 762 und 786 bittet der Abt Doto den
Bischof Lullus von Mainz, er möge die .Kon-
gregation des heiligen Petrus1 seinen Freunden
empfehlen und sichert Gebetshilfe für den Bischof
und seine Freunde zu. Im ersten Viertel des
9. Jahrhunderts heißt das Kloster immer nur
.Gamundias oder Hornbach/ Dieser Name wird
auf dem Gange durch ein französisches Schreiber-
ohr manchmal auch zu Haurumbach, Horumbach,
Orombach oder Orembach. Erstmals 828 in der
noch öfter beizuziehenden und genauer zu bespre-
chenden Urkunde der Wiligartis wird es kurzweg
das Kloster ,des heiligen Pirminius'
genannt. Diese Bezeichnung behauptet sich neben
der älteren; sie findet sich in Diplomen von
865, 887, wo Werinher Statuten ,zu Ehren des
heiligen Pirminius“ für das Kloster gibt, ferner
von 900, 972, 978/83. Schon 833, wieder 887
und später allgemein werden die Hintersassen
des Klosters Pirmansleute genannt; der Gattungs-
begriff wird später zum Eigennamen und lebt
heute in den vielen Familien Pfirrmann in der
Pfalz noch fort.
Für die Hornbacher Mönche entstand, als Pir-
min anfing, als Heiliger verehrt zu werden, als
die mündliche Überlieferung zu verlöschen drohte,
das Bedürfnis, die Erinnerung festzuhalten, das
Leben ihres Schutzpatrons gewissermaßen zu
kodifizieren und seine Wunder zu buchen. Nir-
gendwo in all den Orten, die ihren Ursprung auf
Pirmimus zurückführten, konnte eine solche Ar-
beit wertvoller und wichtiger erscheinen als eben
an seinem Grabe. So entstand denn die-Vita, die
Lebensbeschreibung des hl. Pirmin in Hornbach.
Daß ihr Ursprung dort zu suchen sei, ist heute
einstimmige Ansicht der Gelehrten. Vielleicht
vermag meine bescheidene Arbeit noch einiges
aufzuhellen. Holder-Egger hat in seiner Aus-
gabe der Viten in den Monumenta Germamae
gemeint, des Walahfrid Strabo oben angeführtes
Verspaar so deuten zu müssen, als ob Hornbach
die Ursprungsstätte der Vita sei. Charles de Smedt
ist ihm in den Acta Sanctorum darin gefolgt.
Doch dürfte mit dieser Auslegung zu viel ge-
sagt sein. Die Stelle soll sicherlich nur auf die
Heiligmäßigkeit des Lebens deuten, die Pirmm
an seinem Grabe durch Wundertaten erweist, ge-
nau so, wie das bekanntere Dystichon des 9. Jahr-
hunderts auf dem Grabe des Bischofs Egino von
Verona in der Kirche zu Reichenau-Niederzell.
Zur Zeit, als Walahfrid Strabo seine Verse
schrieb, war die Vita des hl. Pirmin noch gar
nicht vorhanden.
Die ältere Vita spricht stets vom Sanctus Pir-
minius. Schon diese, vielleicht unscheinbare und
wenig wichtig erscheinende Beobachtung führt
nach den vorgetragenen Zitaten aus Urkunden in