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Albert, Peter P.; Beyerle, Konrad [Editor]
Die Kultur der Abtei Reichenau: Erinnerungsschrift zur zwölfhundertsten Wiederkehr des Gründungsjahres des Inselklosters 724-1924 (1. Halbband) — München: Verlag der Muenchner Drucke, 1925

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Leben und Verfassung der Reichsabtei
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Schulte, Aloys: Die Reichenau und der Adel - Tatsachen und Wirkungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.61010#0626
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Die Reichenau und der Adel / Tatsachen und Wirkungen

Veringen und die Herren von Burladingen. Sehr
weniges ist über die Burladingen (O.-A.
Hechingen) bekannt, doch war der zwischen 1184
und 1189 auf tauchende Landolt hohen Adels; denn
noch 1307 war ,Götfridus de Burladingen nobilis*
Landrichter in der Grafschaft Heiligenberg und
hatte ein Amt inne, das fast stets mit Freien be-
setzt wurde. Aus dem altberühmten, später stark
zurückgehenden Hause der Grafen von Verin-
gen (O.-A. Gammertingen), die Nachkommen
der Grafen von Altshausen waren, stammte
der Keller Mangold oder Markward (1291),
und sicher ist das eine Person mit dem erwähl-
ten Abte, den der Abtskatalog und Gallus Ohem
übergehen. Eine Bulle Clemens’ V. sagt aber
deutlich, daß nach dem Tode des an der Kurie
gestorbenen erwählten Abtes Mangold von Ve-
ringen die Reichenauer dem Bischöfe von Kon-
stanz die Verwaltung der Abtei übertragen hät-
ten. Eine andere Bulle bezeugt, daß er Keller
gewesen sei, dann in den Tagen Bonifaz’ VIII.
(f 1303) zur Bestätigung seiner Wahl und zur
Weihe durch den Papst an der Kurie gewesen
und gestorben sei, ehe die Bestätigung erfolgte;
hier wird er Markward genannt. Dem hohen -
zollernschen Hause, und zwar dem schwäbi-
schen Zweige entsprossen zwei Klosterherren.
Der eine war der Graf Friedrich, genannt Hügli,
aus der Straßberger Linie. Bei dem Tode des
Vaters wurden er und zwei Brüder, beide Dom-
herren in Straßburg, mit einer jährlichen Apa-
nage von 50 1b. abgefunden (1402). Die Siegel
aller drei tragen die runde Form von Wappen-
siegeln, ohne jede Andeutung des geistlichen Stan-
des. Er wanderte wohl viel, denn in dem Bruder-
schaftsbuche des Arlberges ist er eingetragen, und
er starb in Einsiedeln. Der andere ist Graf
Friedrich, genannt der Wißgraf, aus der Schalks-
burger Lime, der von 1368 an auf der Reichenau
nachzuweisen ist. 1396 war er Keller, 1381
Propst, 1401 Dechant und Propst, aber noch

561
Subdiakon. Er ward 1402 vom Konvente zum
Abte gewählt, der Papst aber hatte die Abtei bei
Lebzeiten des verstorbenen Abtes sich reserviert;
er wurde gleichwohl von Bonifaz IX. dem Klo-
ster vorgeordnet, um 1419 abgesetzt zu werden.
Im Württembergischen erscheint auf der
Rauhen Alb und ihren Nord- und Südhängen eine
große Zahl von edelfreien Geschlechtern, von
denen viele in dem Reichenauer Konvente ver-
treten waren. Im Oberamt Tübingen begegnen
die Schlaitdorf und Stöffeln. Albert
von Sleitorf war zwischen 1184 und 1189 Mönch,
ein ,nobilis vir Sigeboto de Sleitorf* erscheint
1160. Die Stöffeln saßen auf dem Stöffler
Berge bei Gönmngen. Zu ihnen gehören der
Mönch Konrad (1246) und Heinrich der Abt
(Konventuale 1368 1379, Abt von 1379 bis
1383), den Gallus Öhem übergeht. Er war em
Bruder des Ritters Konrad auf Justingen und
des Propstes Konrad von St. Gallen. Beide ge-
hörten der Justinger Linie der Freiherrn von
Stöffeln an.4) Der Abt Eberhard versprach
ihm, damit er desto williger und lieber singen und
lesen lerne und sich auch der geistlichen Zucht
desto förderlicher annehme, daß er, wenn der
Dechant Heinrich von Esch von Todes wegen
abgehen würde, den Hof, der an die Infirmerie
gehöre und den jener innehatte, sowie die Ka-
pelle der hl. Cosmas und Damian erhalten solle.
1378 fiel ihm und Eberhard von Klingen das
Tettinger Forstamt zu. Das war der Weg, der
ihn zur Abtswürde führte. Dem Oberamte Ried-
lingen gehört Markward von Buwenburg an
(1246 Scholaster, 1261 —1270 Dechant). Er
ist der letzte nachweisbare Scholaster, und so
mag er einigermaßen gebildet gewesen sein, wie
ja der Einsiedler Mönch und Kantor Konrad
von Buwenburg zu den Minnesängern zählt. 5)
Das Geschlecht ist bald darauf ausgestorben. In
dem oberen Teile des Oberamts Reutlingen
saßen die Herren von Greifenstein (bei

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