Eine Jan Wielki zugeschriebene Marienkrónung nach Yeroneser Yorgabe 243
der Fliigel des Retabels der Heiligen Dreifaltigkeit in der Heiligkreuzkapelle der Krakauer
Kathedrale (1467).8 Anzeichen fur den Stil dieses Kiinstlers, des so genannten Meisters
der Chore, suchte Estreicher in der osterreichischen Kunst, wobei er fur die Kronung aus
der Kiirschnerkapelle auf eine ihrem Wesen nach heterogene Aufzahlung von „Analogi-
en“ verwies: Die Votivtafel des Jórg von Pottendorf (1467), zwei beidseitig bemalte Tafeln,
mutmafiliche Uberreste des Hochaltarretabels der Wiener Kirche Maria am Gestade (urn
1457), sowie die KronungMariens des Meisters von Schloss Lichtenstein.9 Estreichers An-
sichten modifizierte Miklós Csanky, indem er dem Gzuvre des Meisters der Chore die
Bartfelder Madonna zurechnete, ein Bild in einem Reliquienrahmen, der erstaunliche Par-
allelen zu den Rahmungen der Gemalde aus der Kiirschnerkapelle aufweist.10 Wahrend
die Aufmerksamkeit Estreichers und Csankys sich auf die Marienkrónung konzentrierte,
erwies sich fur die Konstruktion der von Ewald Behrens vorgenommenen Zuschreibung
das zweite Reliąuiarbild aus der Kiirschnerkapelle, die Verkundigung, ais bedeutsamer.
Nach Ansicht von Behrens „schliefit sich das Bild eng an die entsprechende Tafel des II-
kenauer Altars an“n (es handelt sich um ein Retabel in der Pfarrkirche St. Andreas in der
Stadt Olkusz, die in der Zeit der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg in Ilkenau
umbenannt war). Eine Konseąuenz von Behrens’ These ist die Zuordnung der Bilder aus
der Kiirschnerkapelle zur nachsten Phase der Entwicklung der Kunst in Krakau, fiir die
das mafigebliche Werk nicht mehr das Retabel der Heiligen Dreifaltigkeit (1467) war, son-
dern eher ein anderer Altarschrein in der Krakauer Kathedrale: das Retabel der schmerz-
haften Gottesmutter (uml485).12 Die von Behrens zusammengefasste Gruppe (neben dem
Olkuszer Retabel und den Bildern aus der Kiirschnerkapelle auch ein Bild mit der Darstel-
lung der Maria Himmelfahrt aus Warta) konnte Jerzy Gadomski dank eines Archivfunds
von Bolesław Przybyszewski, der sich auf das erste der genannten Werke bezieht13, mit
dem Maler Jan Wielki in Verbindung bringen.14 Uber diesen Maler wissen wir, dass er
1466 das Krakauer Biirgerrecht erhielt, mehrere Schiller hatte, kurz vor der Vollendung
des Olkuszer Retabels von einem anderen Maler, Jan Waligóra, schwer verpriigelt wurde
(1485), Arbeiten fur den Kónigshof anfertigte (1491), im Jahr 1495 (zusammen mit Veit
Stofi) Altester der Malergilde war und gegen Ende seines Lebens in eine ungliickliche
8 K. Estreicher, Tryptyk Św. Trójcy w katedrze na Wawelu [Das Triptychon der Heiligen Dreifaltigkeit
aus der Kathedrale auf dem Wawel], „Rocznik Krakowski11, 27, 1936, S. 103.
9 Ibidem, S. 118 - ohne Angabe naherer Begriindungen.
10 M. Csanky, Das Bartfelder Madonnen-Bild. Entwicklungsgeschichtliche Studie, „Jahrbticher des Mu-
seums der Bildenden Kiinste in Budapest", 10, 1940, S. 63, 66. In dieser Darstełlung ist die Bartfelder Ma-
donna (Bartfeld / slow. Bardejov) das alteste Werk, das fur die ganze Gruppe namensgebend ist.
11 E. Behrens, Malerei des 15. Jahrhunderts im Karpathengebiet, „Jomsburg. Vólker und Staaten im
Osten und Norden Europas“, 6, 1942, S. 290.
12 Ibidem, S. 286.
13 B. Przybyszewski, Powstanie i autorstwo poliptyku olkuskiego [Entstehung und Urheberschaft des
Olkuszer Polyptychons], „Sprawozdania z Posiedzeń Komisji Naukowych PAN Oddział w Krakowie", 6,
1961, S. 404-407; Idem, Powstanie i autorstwo poliptyku olkuskiego [Entstehung und Urheberschaft des
Olkuszer Polyptychons], „Folia Historiae Artium“, 2, 1965, S. 83-95.
14 J. Gadomski, Gotyckie malarstwo tablicowe Małopolski 1460-1500 [Diegotische Tafelmalerei Klein-
polens 1460-1500], Warszawa 1988, S. 142 ff.
der Fliigel des Retabels der Heiligen Dreifaltigkeit in der Heiligkreuzkapelle der Krakauer
Kathedrale (1467).8 Anzeichen fur den Stil dieses Kiinstlers, des so genannten Meisters
der Chore, suchte Estreicher in der osterreichischen Kunst, wobei er fur die Kronung aus
der Kiirschnerkapelle auf eine ihrem Wesen nach heterogene Aufzahlung von „Analogi-
en“ verwies: Die Votivtafel des Jórg von Pottendorf (1467), zwei beidseitig bemalte Tafeln,
mutmafiliche Uberreste des Hochaltarretabels der Wiener Kirche Maria am Gestade (urn
1457), sowie die KronungMariens des Meisters von Schloss Lichtenstein.9 Estreichers An-
sichten modifizierte Miklós Csanky, indem er dem Gzuvre des Meisters der Chore die
Bartfelder Madonna zurechnete, ein Bild in einem Reliquienrahmen, der erstaunliche Par-
allelen zu den Rahmungen der Gemalde aus der Kiirschnerkapelle aufweist.10 Wahrend
die Aufmerksamkeit Estreichers und Csankys sich auf die Marienkrónung konzentrierte,
erwies sich fur die Konstruktion der von Ewald Behrens vorgenommenen Zuschreibung
das zweite Reliąuiarbild aus der Kiirschnerkapelle, die Verkundigung, ais bedeutsamer.
Nach Ansicht von Behrens „schliefit sich das Bild eng an die entsprechende Tafel des II-
kenauer Altars an“n (es handelt sich um ein Retabel in der Pfarrkirche St. Andreas in der
Stadt Olkusz, die in der Zeit der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg in Ilkenau
umbenannt war). Eine Konseąuenz von Behrens’ These ist die Zuordnung der Bilder aus
der Kiirschnerkapelle zur nachsten Phase der Entwicklung der Kunst in Krakau, fiir die
das mafigebliche Werk nicht mehr das Retabel der Heiligen Dreifaltigkeit (1467) war, son-
dern eher ein anderer Altarschrein in der Krakauer Kathedrale: das Retabel der schmerz-
haften Gottesmutter (uml485).12 Die von Behrens zusammengefasste Gruppe (neben dem
Olkuszer Retabel und den Bildern aus der Kiirschnerkapelle auch ein Bild mit der Darstel-
lung der Maria Himmelfahrt aus Warta) konnte Jerzy Gadomski dank eines Archivfunds
von Bolesław Przybyszewski, der sich auf das erste der genannten Werke bezieht13, mit
dem Maler Jan Wielki in Verbindung bringen.14 Uber diesen Maler wissen wir, dass er
1466 das Krakauer Biirgerrecht erhielt, mehrere Schiller hatte, kurz vor der Vollendung
des Olkuszer Retabels von einem anderen Maler, Jan Waligóra, schwer verpriigelt wurde
(1485), Arbeiten fur den Kónigshof anfertigte (1491), im Jahr 1495 (zusammen mit Veit
Stofi) Altester der Malergilde war und gegen Ende seines Lebens in eine ungliickliche
8 K. Estreicher, Tryptyk Św. Trójcy w katedrze na Wawelu [Das Triptychon der Heiligen Dreifaltigkeit
aus der Kathedrale auf dem Wawel], „Rocznik Krakowski11, 27, 1936, S. 103.
9 Ibidem, S. 118 - ohne Angabe naherer Begriindungen.
10 M. Csanky, Das Bartfelder Madonnen-Bild. Entwicklungsgeschichtliche Studie, „Jahrbticher des Mu-
seums der Bildenden Kiinste in Budapest", 10, 1940, S. 63, 66. In dieser Darstełlung ist die Bartfelder Ma-
donna (Bartfeld / slow. Bardejov) das alteste Werk, das fur die ganze Gruppe namensgebend ist.
11 E. Behrens, Malerei des 15. Jahrhunderts im Karpathengebiet, „Jomsburg. Vólker und Staaten im
Osten und Norden Europas“, 6, 1942, S. 290.
12 Ibidem, S. 286.
13 B. Przybyszewski, Powstanie i autorstwo poliptyku olkuskiego [Entstehung und Urheberschaft des
Olkuszer Polyptychons], „Sprawozdania z Posiedzeń Komisji Naukowych PAN Oddział w Krakowie", 6,
1961, S. 404-407; Idem, Powstanie i autorstwo poliptyku olkuskiego [Entstehung und Urheberschaft des
Olkuszer Polyptychons], „Folia Historiae Artium“, 2, 1965, S. 83-95.
14 J. Gadomski, Gotyckie malarstwo tablicowe Małopolski 1460-1500 [Diegotische Tafelmalerei Klein-
polens 1460-1500], Warszawa 1988, S. 142 ff.