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Muzeum Narodowe <Breslau> [Hrsg.]; Muzeum Śla̜skie <Breslau> [Hrsg.]
Roczniki Sztuki Śląskiej — 15.1991

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Rozprawy
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Starzewska, Maria: Zarys rozwoju śląskiego szkolnictwa w zakresie rzemiosł artystycznych (1791-1945)
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Zarys rozwoju śląskiego szkolnictwa..

37

Wahrend des Ersten Weltkrieges waren mehrere Akademie-
professoren zuriickgetreten, und neue wurden angestellt. Poelzigs
Nachfolger wurde 1918 der Architekt August Endell, der die
Lehrveranstaltungen weiterhin im Sinne Poelzigs laufen lieB.
Endell schenkte eine besondere Beachtung der Form und
Farbę, und in der Innenarchitektur — den Proportionen ais
wichtigsten Gestaltungsmitteln. Nach seinem Tode (1925) wur-
de der Maler Oskar Moll Direktor. Das Ausbildungssystem
umfaBte nun den Einfiihrungskurs, der fur alle Facher galt, und
Studien im Bereich einer bestimmten Spezialisierung, iiber
dereń Wahl die Professoren entschieden. Grundsiitzlich gab es
im Lehrprogramm der Akademie keine strenge Trennung
zwischen Malerei, Bildhauerei und Kunstgewerbe, somit kon-
nten sowohl die Professoren ais auch die Schiller verschiedenen
Interessen nachgehen. In den spaten 20er Jahren wurde — so in
der Akademie wie auch in der Handwerkerschule — eine
engere Zusammenarbeit der Kiinstler mit der Industrie ein-
gefuhrt, ais dies bis dahin der Fali war. Diese neue Art der
Kunstlertatigkeit wurde in der Akademie von Josef Vinecky in
den Bereichen Keramik, Metali und Glas, und von seiner Frau,
Li Vinecky-Thorn, — in der Textilkunst entwickelt. In der
Handwerkerschule waren es Siegfried Haertel (Keramik und
Glas) und Johanne Gramatte (Textilkunst), die Entwiirfe fur
Industriezwecke anfertigten. Ein sehr interessantes Beispiel fur
die Auswirkung der Akademietatigkeit auf die zeitgenóssische
Kunstentwicklung bot die groBe Ausstellung von 1929: Woh-
nung und Werkraum. Vinecky richtete dort eine Abteilung ein,
die auf die Vielfalt des Werkstoffs und seine Bedeutung fur
kunstlerisches Schaffen hinwies, nutzte also eines der Grun-
delemente des Schuldidaktik.

Neben den Breslauer Kunstschulen sind noch zwei andere
schlesische Fachschulen zu gróBerer Bedeutung gelangt: die
Keramische Fachschule in Bunzlau (Bolesławiec) und die Holz-
schnitzschule in Warmbrunn (Cieplice).

Die 1897 gegriindete Keramische Fachschule — unter der
Leitung Dr. Wilhelm Pukalls, eines Chemikers aus der
Kóniglichen Porzellan-Manufaktur in Berlin — sollte, so war
die Voraussetzung, die gesamte schlesische keramische Indust-
rie mit ihrer Lehrtatigkeit abdecken. Im Lehrprogramm waren
zwei Drittel der Zeit fur Werkstattarbeiten vorgesehen, die
restliche Zeit — fur theoretische Facher. Wilhelm Waldeyer
lehrte dort Modellieren, Ernst Heinecke — Dekorieren. In den
ersten Schuljahren waren die Schulerzeugnisse, besonders im
Bereich der Dekoration, dem Jugendstil verpflichtet. Eduard
Berdel, der 1925 an Pukalls Stelle kam, hatte das Schulprog-
ramm insofern umgestaltet, daB er die Schiiler in zwei Gruppen
einteilte. In der einen waren solche, die sich hauptsachlich mit
Technik und Chemie beschaftigten, in der anderen diejenigen,

die sich vor allem fiir kunstlerische Gestaltung interessierten.
Fur die letzteren war Artur Hennig seit 1927 zustandig. Er
hatte eine gróBere Vielfalt keramischer Tóne fiir Schularbeiten
zugelassen, lieB dabei auch die Erzeugnisse im Geiste des
damals modischen Funktionalismus gestalten. In den 30er
Jahren arbeitete die Schule, jetzt unter der Leitung Fritz
Theilmanns und Elisabeth Grunelius', sehr eng mit einzelnen
Keramikbetrieben zusammen.

Die 1902 in Warmbrunn gegriindete Holzschnitzschule war
vor allem auf die Werkstattarbeit hinausgerichtet; nicht nur das
Kónnen der Schiiler war ihr wichtig, sondern auch ihre
Arbeitsbedingungen. Der Unterricht wurde in drei Klassen
erteilt, dereń leitende Kiinstler keine Schlesier waren. Joseph
Fink aus Ósterreich lehrte Schnitzerei und Ornamentik, Hans
Petersen aus Danemark — Kunsttischlerei, Cirillo dell'Antonio
aus dem Tirol - Holzskulptur. Im Schuljahr 1907/1908, ais
Richard Kieser Schuldirektor war, wurde das Lehrprogramm
um eine vierte Klasse (Drechslerei) erweitert, und die Schule
hatte ihre materielle Basis durch vorteilhafte Auftrage gestarkt.
Fur die kunstlerische Entwicklung der Schule hatte die lang-
jahrige Leitung durch den Direktor Cirillo dellWntonio, einen
hervorragenden Lehrer und Lehrbuchautor, eine besondere
Bedeutung.

Die Lehre der Spitzenkunst, die im 19. Jahrhundert in
Heimarbeit betrieben wurde, wurde in den ersten Jahren des 20.
Jahrhunderts schulmaBig erfaBt, indem drei Schulen in der
Umgegend des Riesengebirges gegriindet wurden: in Warmb-
runn (von M. Bardt und H. Dobeneck geleitet; diese Schule
stand unter dem Patronat der Fiirstin Maria Theresa von
PleB), in Hirschberg (unter der Leitung von H. Siegert) und in
Schmiedeberg. Eine Privatschule fiir Stickerei und Frauenar-
beiten wurde in Breslau vom Verband Schlesischer Textil-
kiinstlerinnen ins Leben gerufen; Martha Langer —Schlaffke
war ihre erste Leiterin.

Beachtenswert ist noch eine andere Art der kunstlerischen
Berufsschulung, die sich in Schlesien zu Anfang des 20. Jh. nicht
in Form von Schulbildung, sondern durch Hilfeleistung an
individuell arbeitende Kiinstler bzw. kleine Kunstgewerbewerk-
statten durch Lieferung von Entwiirfen, Beratung und Verans-
taltung von Ausstellungen entwickelt hatte. Eine solche Funk-
tion iibten die Ostdeutschen Werkstatten aus, die 1924 durch.
den Pfarrer Hadelt in NeiBe gegriindet wurden und mit der
Produktion von Gegenstanden fiir den Religionskultus bes-
chaftigt waren; sie umfaBten fast alle Bereiche des Kunstgewer-
bes, ihr Leiter war ein Schweizer, Richard Adolf Zutt. Friiher,
denn 1909, entstand der HausfleiBverein, der sowohl wirtschaft-
lich ais auch kiinstlerisch Handwerker verschiedener Speziali-
taten, die Heimarbeiter waren, unterstiitzte.
 
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