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Schmidt, Johannes
Apostrophen an den Genius des scheidenden Jahrhunderts — Eßlingen, 1800 [VD18 14354160]

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https://doi.org/10.11588/diglit.33694#0093

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So gut wird es gewissermassen dem Men-
schen nicht mir den Äusserungen seiner Kräfte,
denn ihn lcirer kein unfehlbarer NaturTrieb, kein
untrüglicher Jusiinct; will er sich seinem na-
türlichen Hange überlassen, so sieht er in Ge-
fahr, oft zu straucheln und irre zu gehen. Die
Antriebe seiner Sinnlichkeit führen ihn nur all-
zuoft irre, unv entfernen ihn gewöhnlich von
seinem erhabenen NarurZwecke.
Erst hintennach, wenn er gefehlt, gestrau-
chelt, geirrt, Vernunft- und naturwidrig gehan-
delt hat, gehen ihm die Augen seines Verständ-
nisses auf, und er sieht nun, oft mit empfind-
licher Reue und Unzufriedenheit mit sich selbst,
klar und deutlich ein, daß er den Bestimmun-
gen seines Daseyns entgegen handelte. Die
Aussprüche der Vernunft, und die Forderungen
des SittenGesetzes finden oft in dem, von der
Sinnlichkeit beherrschten und getauschten, Men-
schen kein satrsames Gehör, und die innere
Stimme der Pflicht wird oft von dem Unge-
siümme der Begierden und Leidenschaften über-
schrien. Wenn nun gleich auf diese Weise der
Mensch mit sich selbst im Widerstreite steht,
so hat er doch die Selbstmacht, die gesetzwidri-
gen Anforderungen und dle bald gewaltsamen.
 
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