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Schmidt, Johannes
Apostrophen an den Genius des scheidenden Jahrhunderts — Eßlingen, 1800 [VD18 14354160]

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https://doi.org/10.11588/diglit.33694#0304

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Glaubet auch irgend ein Oberster oder
Pharisäer an ihn?

Dleß war die Sprache der jüdischen Hie-
rarchien und Demagogen, und in demselben selbst-
süchtigen und wegwerfenden Tone hört man viele
unserer heutigen hochgelehrten und hochangese-
henen Menschen sprechen. Was nichr in ihren
Kram taugt, und nichr nach ihrem Sinn und
Geschmack ist, das ist — so wahnen sie — ei-
tel obsolete und alltägliche Sache, und gehört
nur für den unwissenden uud ungelehrten Pö-
bel. Der große Haufen — überreden sie sich —
ist unfähig zu denken und zu philosophiren,
glaubt alles, und nimmt ungeprüft an, was er
nicht begreifen kann. Gerade das wunderbarste
seltsamste und unbegreiflichste ergreift er mit be-
gierigen Händen, und mit heisser Begierde.
Dieß ist nun freilich oft der Fall bei dem nie-
drigen und hohen Pöbel, denn wer über nicht-
nachzudenken gewohnt ist, wer eS für sich be-
haglich findet, beim alten Schlendrian zu blei-
ben, um sich die Mühe des Denkens zu erspa-
ren, der verdient in die Klaffe des Pöbels ge-
 
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