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Schmidt, Johannes
Apostrophen an den Genius des scheidenden Jahrhunderts — Eßlingen, 1800 [VD18 14354160]

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https://doi.org/10.11588/diglit.33694#0150

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98

„Du siehst hler eine WasserWoge die andere
verdrängen, der Ozean bleibt aber immer eben»
derselbe, und giebt den schäumenden Wogen,
vermittelst der gewaltigen Winde, ihr flüchtiges
Daseyn. So läßt der Ozean der Zeit, aus dem
Schoose der Jahrhunderte, Begebenheit aus Be-
gebenheit entstehen und aufeinander folgen, und
giebt allen Vorfällen und Momenten deS mensch-
lichen Lebens, im allgemeinen wie im einzelnen,
ihre Eristenz. DaS menschliche Leben ist ein
Gewebe von traurigen und frohen Ereignissen,
von glücklichen und unglücklichen Zufällen.
„Die Empörungen der Völker und ihre Ein-
tracht sind an den Faden ihres Jahrhunderts ge»
knüpft; läßt sich der verwickelte Knoten'ohne
Schwerdt auflösen, so entstehen Ruhe und Ei»
nigkeit; wird er aber mit Gewalt zerhauen, so
sind der Zwietracht die Thore geöfnet.
„Man setze dem Strome keine zu enge Grun-
zen, man dämme ihn nicht zn gewaltsam ein,
damit er nicht, wenn seine Fluthen zunehmen,
und sein Gewässer steigt, den ihm zur Gränze
gesetzten Damm mit Gewalt zerreisse, und alles,
was seiner strömenden Wuth im Wege steht,
überwältige, verwüste und zerstöre.
,,Die Nationen der Erde wandeln in einem
Labyrinthe, in einem furchtbaren Dunkel und bei
 
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