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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1871

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Februar (Nr. 14 - 25)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30184#0098

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Versailles, 22. Febr. ^ I,, Folge der
gesterri hier zwischen dein Grafen Bismarck und
Hrn. Thiers stattgehabten Verhandlungen, in
deren Verlauf der Bundeskanzler sich mehrmals
zum Kaiser begab, ist der Waffenstillstand einst-
weilen um 2 Tage, also bis Sonntag Abend,
verlängert.
Bern, 21. Febr. Gens seuoet seine Inter.-
nirten wegen Bewachungsschwierigkeit in die Ost-
schweiz, wo sie besser controlirr werden können.
Paris, 21. Febr. Olozaga ist zürn spani-
schen Gesandten in Paris ernannt.
Dem „Siecle" zufolge sind zwei Kriegsschiffe
nach Corsica gesandt, um dortige Unruhen zu
unterdrücken. Pouyer Quertier wurde zur Führung
der Friedensunierhandlungen Thiers beigrgeben.
Es scheint, daß die Nachrichten aus Nizza
den General Garibaldi veranlaßt haben, so schleunig
Frankreich zu verlassen. Eine Deputation aus
seiner Heimath erzählte ihm die vom Präfecun
Marc Dusraisse getroffenen Maßregeln, woraus
er mit der Faust auf den Tisch schlug und rief:
„Das Blut meiner Landsleute vergossen? Schmach
und Schande! Es ist Zeit, daß ich von vier fort-
gehe."
Die Nizza rden luden ihn ein, den Rückweg
nach Caprera über ihre Stadt zu nehmet!. Er
lehnte es aber ab mir den Worten: „Für jetzt
kann ich nicht kommen; sagt aber meinen Lands-
leuten, daß sie die Hoffnung nicht verlieren sollen."
Daß Garibaldi zum Abschied von. den fran-
zösischen Blättern in. wegwerfendster Weise be-
handelt werden würde, war vorauszuseheu. Nun
hat der Alte freilich keine Lorbeeren geerntet, auch
Frankreich mit seinem deinokratisch-koSmopolitischen
Kauderwelsch nicht von den Barbaren befreien
können, aber er ha: doch wenigstens seine ehrliche
Haut zu Markte getragen, und es ist von der
großen Nation nicht gerade fein, wenn zum Dank
dafür dem alternden Haupte Höflichkeiten nachge-
schleudert werden, wie folgende vom „Francais":
Garibaldi ist in Bordeaux augeknnmen und hat
sich in einigen Straßen gezeigt, aber er scheint
der intimen Pflege seines Freundes Bordone sehr
bedürftig zu sein. Er konnte nur, auf zwei seiner
Rothhemden gestützt, aus dem Wagen steigen und
man braucht ihn nur zu sehen, um mahrzunehmeu,
daß der alte Abenteurer nur noch eine mit Kata-
plasmen überklebte Ruine ist. Der „Held" ist im
Hotel de Nantes abgestwgeu."
Andererseits ist natürlich die italienische Presse
höchlich entrüstet über die schnöde Behandlung,
die ihr Halbgott erfahren muß und drob'- den
Franzosen, denen sie bislang so schön
mit Entziehung ihrer Sympathien. Kurz das
heidenmüthigr Unternehmen Garibaldi's, der den
Feldzug zwar nicht mit Siegen, doch mit V elen
glorreichen Proclamatrouen bereichert hat, hat zu-
letzt einen nach allen Seiten verstimmenden Ein-
druck hinterlassen. Die Franzosen höhnen den
kranken Alaun; die Italiener grollen, daß man
sie zu wenig estimirt hat; die Nizzarden werden
durch das Staudrecht belehrt, daß sie die Gefopp-
ten sind und am wenigsten dürste Garibaldi selbst,
der bessere Tage gesehen hat, mit sich und der
Welt zufrieden sein. Wenn er wieder aus Ca-
prera sitzt und seinen bescheidenen Kohl baut, mag
ihm zuweilen einer jener guten Geister aus alten
Tagen nahen und leise ins Ohr summen : „Wärest
Du zu Hause geblieben — — !"
Aus Nizza, 15. Febr., wird gemeldet:
10,000 Manu sind hier ringeiroffen. Alle bei
dem Aufstande Verhafteten sind auf einer Panzer-
fregatle nach Toulon gebracht worden. Die Ver-
käufer des Blattes „Voce di Nizza" wurden ver-
haftet, das Blatt selbst unterdrückt, fünf Redac-
tionsmitglieder emgesperri. Ein Präfecturanfchlag
verhängt den Kriegszustand. Der Aufstand der

Italiener ist vollständig niedergeworfen. Zwei
Panzersreaatten kreuzen vor der Stadt.
Bordeaux, 21. Febr. Türkei und Schweiz
i erkannten die französische Regierung an. Die An-
! erkeurmng der übrigen Mächte wird baldigst er-
s wartet. Buffet (zum Fiuanzmiuister bestimmt)
> ist hier angekommeu, Leßgleicheu Bischof Dupan-
sloup, welcher im Loiret gewählt ist. „Gazette
lde France" Heilt nach einer Depesche von Thiers
aus Versailles mit, daß die Nationalversammlung
, am Donnerstag über den von der Friedeuscom-
> Mission ihr unterbreiteten Vorschlag beratheu
! wird.
t
s ^SUDmr, 21. Febr. „Times" meldet aus
'Versailles, 20. Febr.: Der Friede ist als gesichert
zu betrachten. Der Tag des Einzugs der deutschen
Truppen in VariS ist noch nicht endgültig festge-
i stellt.

LouDsrr, 23. Febr. Aus Versailles, 22.
i d., wird der „Times" gemeldet: Der Kaiser
j empfing Hrn. Thiers aus der Prüfeclur. Thiers
! besuchte später den Kronprinzen. Der Friede
! wird wie abgeschlossen betrachtet. Als Tag des
i Einzugs in Paris wird der 26. d. bezeichnet.
Alis Prrvis, 21. Febr., wird dem Londoner
i „Daily Telegraph" gemeldet: „Die Frage bezüg-
lich der Abtretung von Metz ist nunmehr entschie-
i den; der von Deutschland zu annexirende Strich
i Lothringens wird Pon.t-a-Mousson umfassen."
!
GsrSSKrex, 22. Febr. Allgemein herrscht
jdie Ueberzsrrgung, daß der Friede gesichert fei.
i
BorSeEx, 22. Febr. Der Waffenstillstand
i ist bis zum 26. Februar Mitternachts verlängert,
i Der Kaiser von Rußland ha! die Anerkennung
^ der französischen Regierung notifiziren lassen.
i
Brüssel, 22. Febr. Ledru-Rollin hat in
! Gemäßheit seiner früheren Erklärung die Mau-
s date lu den drei Departements, in denen er ge-
; wählt wurde, abaelebnt.

cher aber vorzüglich. Ich bin wieder alleim beim
„Schulmeister." D:e Familie ißt mit mir und da-
für erhalte ich einen vorzüglichen französischen
Wein. Eine Flasche würde hinreichen, um dienst-
! unfähig zu machen.
Vorgestern war es mir unmöglich, noch Nachts
! heunznkommen, da ich Morgens 3 Uhr mit nur
Wagen nach Dole fuhr und auch nicht einen
Strohhalm mehr für meine Pferde zu füttern
hatte. Ich war geuothigt, in. einer großen Köhler-
huite die Nacht znzubringeu. Ich erhielt noch
Weiir und Fische (sauer in Weinsäure). Die Köh-
lerhütte liegt hart am Rande-des Flusses Doubs.
Bis Nachts 12 Uhr unterhielt ich mich mit den
Leuten. Ich war ganz erstaunt, 'in einer solchen
Hütte so gefällige und liebreiche Leute zu finden.
Morgens erhielt ich noch Kaffee, sogar mit Milch.
Wegen der außerordentlichen Anstrengung war ich
genöthigt. eine Chaise mitzunehmen, um schnell
fahren zu können. Gern hätte ich wieder N. N.
mit mir genommen, aber seine Compagnie liegt
ans dem Berge hier oben, drei Viertelstunden
schroff hinauf. Was mich trotz meiner großen
Anstrengung ermmhigte, waren 'die Natnrreize.
Ich sage Euch, ein schöneres Thal als das des
Doubs habe ich noch me gesehen.
In Dole sah ich 2500 Garibaldianer mit
Waffen durchmarschiren, natürlich mit vorheriger
Genehmigung des höchstcommandirenden Generals.
Das ist ein großes Zeichen für den Frieden."
SeEerrhsim. Das Ergehniß unserer Ba-
zarlotterie ist überaus reich ausgefallen, lieber
400 fl. können zürn Besten unserer tapfer» Krie-
ger und deren Zurückgebliebene Angehörige verwen-
det werden. Hoffen wir, daß alle Orte des Be-
zirk? Schwetzingen diese« edle Beispiel nachahmen!

Aus Stadt und Land.
Schwetzingen, 24. Februar. Wir hatten
kürzlich Gelegenheit, die Stimmung in Betreff der
Reichstagswahl in unserem Nachbarbezirk Wein-
heim kennen zu lernen und tonstatiren mit Ver-
gnügen . daß allgemein an Herrn Staatsrath A.
Lawev festgehalten wird. Sehr häufige Unterhal-
tung . in dieser Hinsicht sowohl in öffentlichen
Lokalen des genannten Bezirks, als auch auf der
Eisenbahn bekunden, daß das Interesse bei Alle-,
gleich groß ist und daß die Wähler ihre Pflichten
recht wohl kennen, denn nicht eine einzige Stimme
konnten wir vernehmen, die sich gegen die Wahl
des Herrn A. Lamey ausgesprochen hätte und die
Herren Demokraten hüten sieh dort wohl, das
Schicksal ihres Gesinnungsgenossen S i üfer aas
Mannheim zu Heilen, sie bleiben im Dunkel und
— schweigen.
Schwetzingen. Aus einem Feldpostbriefe
eines Schwetzingers bei Dole vorn 17. ds. Mrs.
„Während die Truppen in den letzten Tagen
Ruhepausen hatten, war bei mir gerade das Ge-
gentheil. Wenn mir heute,,Nachmittag nicht Ruhe
gegönnt morden wäre, so baue ich mich krank
melden müssen. Seit acht Tagen bin ich wieder
sehr wenig bei meinem Truppenthcil, immer fort.
Tag und Nacht, um Lebensmittel herbeizuschaffen. ^
Zweimal war ich schon in Dole. Ochsen gibt?
keine mehr in der Umgegend und so habe ich neu- ^
lieh gesaizenes, in Fässern aufbewahrtes Fleisch'
gebracht. Die Noch in den Dörfern ist eine-
außerordentliche; hier nichts mehr als Wein, wel-j

Wie zog der König au den Mein -
Wie zog der König an den Rhein?
Lockt' ihn der Schlachten Feuerschein?
Zog er hinaus zu Kamps und Blut
Mit hartem Sinn und wildem Mnth? —
O nein, ich sah sein Auge naß,
Das war nicht Kampfbegier, nicht Haß;
Er dacht' au jedes Landestinb,
Des thenres Alm zu Boden rinnt;
Ihm ging schon durch sein ahn-.nd Herz
Der Gattin und der Mutter Schmerz;
Die Kranken sah er nackt und blaß:
D'rum war des Königs Auge naß.
Wie zog der König in den Krieg?
Wähnt' er so leicht den blusigen Sieg?
Verließ er sich auf Mann und Roß
Und seines Donnerrohrs Geschoß?
-O nein, er baute nicht allein
Auf sich und seine Kriegerreih'n,
Er beugte wohl sein greises Haupt,
Mit frischem Lorbeer dicht umlaubt.
Von allem Uebermuthe fern,
Demüthig vor dem Herrn der Herrn
Und wollte nur aus seiner Hand
Den Sieg für unser Vaterland.
So zog der König aus Berlin;
D'rum hat Gott ihm den Steg verlieh'n
Und seiner Feinde stolze Macht
Bor seinem Schwert zum Fall gebracht.
Und wie er ging, kehrt er zurück.
Sein tbrüneureichkZ Sicgesglück
V Knüpfte neu mit heil'gem Band
Den König und das Vaterland!
So kehr! er aus- dem blusigen Feld,
Von Gott beschützt der theure Held,
Wenn er sein Werk vollendet hat.
Zurück in seine treue Stadt.
Hockenheim, den 15. Februar 187!.
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