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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1871

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Dezember (Nr. 142 - 154)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30184#0595

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Doimerstng, 7. Dezember 1871.

'7'°er,ltat. Bibliothek
^ckchtetPl.) Heidelberg.

80. 144.

r Jahrgang.


Er-stkelnt wöchentlich drei Mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, mit der L-omuags-Beilage „Pfälzer UnterhaltungZ-Blatt". — Alle Postanstalten und Boten nehmen
. ,i 7. , Bestellungen an. — Preis vierteljährlich 45 kr. Inserate die dreigefpaltene Petitzeile oder deren Raum Z kr. L o k a l a n z e i g e n 2 kr.

? ' s, -
Zur Hagesgeschichte.
Schwetzingen, 5. Dez. 7. öffentliche
Sitzung Mr 2. - Kammer unter dem Vorsitze
des Präsidenten Kirsner.
D. Am Regierungstisch: Geh. Referendar Wall!,
Mimsterlälrath Frey und Miuisterialrath Kilian ;
spstter Mtisterialprüsident v. Freydorf, Mini-
steriatpräsident' v. Dusch, Geh. Referendar Mull)
und. Ministermlra.th Turban.
' Rachc Eröffnung der Sitzung hält Präsi-
denti Kirsner. eine Ansprache, in welcher er der
Kamincri den Dank Sr. K. Hoh. des Großher-
zags übLrmittelt für die in der Adresse zum
Ausdruck gebrachten ergebenen Gesinnungen.
Es wurde chnrauf der neneingetretene Abg.
Dr. .Blum 'beeidigt.
Präsident Kirsner theilt lnit, daß ihm eine
Anzahl von-Exemplaren einer Broschüre des
Prof. Binding in Freiburg, üRr den Antago-
nisluus des deutschen Strafgesetzbuchs und des
badischen Einführungsgesetzes zur Vertheilung
an die Mitglieder des Hauses von dem Verfas-
ser .übersendet worden feien.
Ministerialpräsident v. Dusch: Ich habe
die Ehre, dem hohen Hause den mit der königl.
bayrischen Regierung über verschiedene Eisen-
bahn-Anschlüsse abgeschlossenen Staatsvertrag in
allerhöchstem Aufträge vorzulegen.
Dieser Staatsvertrag bezieht sich auf Ei-
senbahn-Verbindungen zwischen Wertheim und
Lohr, zwischen Miltenberg und Seckach oder
Osterburken, zwischen Heidelberg und Speier
über Schwetzingen, zwischen Bruchsal und
Germersheim, endlich zwischen Karlsruhe, Win-
den und Bergzabern, welche letztere Verbindung
nach dem Vertrag von der königl. bayrischen
Regierung herzustellen ist.
Die Herstellung der beiden erstgenannten
Bahnlinien hat binnen 10 Jahren, die der bei-
den folgenden binnen 2 und die der letztgenann-
ten binnen 5 Jahren zu geschehen.
Diese Staatsoerträge sind noch nicht rati-
fizirt, und es ist auch nicht die Absicht der
großh. Negierung, dieselben zu ratifiziren, bevor
die diesseitigen Kammern ihre Zustimmung hie-
zu ertheilt haben, obgleich nach der Fassung
der Verträge selbst nach geschehener Ratifikation
die ständische Zustimmung ausdrücklich Vorbehal-
ten bleibt.
Die erwähnten Bausristen laufen von der
Ratifikation der Verträge; es ist deßhnlb von
Interesse, die Ratifikationen m glichst rasch zu
bewirken. Insbesondere aber ist es der Wunsch
der großh. Regierung, noch vor dem 28. Jan.
d- h. innerhalb des in dem Vertrag festgesetzten
Ratifikationstermins, die Ratifikationen ertheilen
zu können.
Es erstattete nun Abg. Paravicini den Be-
rietst der Budgetkommission über die Rechnungs-
nachweisungen des großh. Handelsministeriums
für die Jahre 1868 und 1869.

Bei der Abstimmung wurden die Nachwei- !
sangen für unbeanstandet erklärt.
Abg. Sachs erstattete Bericht über die Rech-
nungsnachweisungen des gr. Justizministeriums
für 1868/69.
Bei der Abstimmung wurde der Antrag
der Kommission, die Rcchnungsnachweisungen
als unbeanstandet zu erklären, einstimmig ange-
nommen.
Abg. Kimmig berichtet über die Rechnungs-
nachweisungen des großh. Staatsministeriums,
des großh. Ministeriums des großh. Hauses und
der auswärtigen Angelegenheiten pro 186.8/69.
Bei der Schlnßabstimmung werden auch
diese Rechnnngsnachwcisungen nach dem Antrag
der Kommission als unbeanstandet erklärt.
Schwetzingen, 1. Dez. Die Nordd.
A. Z. schreibt: „Der Vorfall in Brasilien be-
schäftigt lebhaft die öffentliche Meinung. Es
wird Niemand, der mit deutschen Dingen ver-
trant ist, befremden können, daß allenthalben bei
uns darauf gehalten wird, die nationale Ehre
zu wahren. Ebenso natürlich wie erfreulich ist
die allgemeine Zuversicht, daß die deutsche Re-
gierung sich nicht im mindesten etwas vergeben
werde. Die Darstellungen des Hergangs, welche
in außerdeutschen Blättern zu lesen sind, geben
zu verstehen, daß hier der nicht ungewöhnliche
Fall einer Rauferei vorliegt, bei welcher die
Ortspolizei ordnungsmäßig eingeschriiten sei,
und daß die Widersetzlichkeit gegen diese dann
unsere jungen Landsl nte als straffällig erschei-
nen lasse. Wenn der Thaibestanb nach erschö-
pfender Untersuchung sich in dieser Weise
Herausstellen sollte, so würde, was keinem
Zweifel unterliegt, die deutsche Negierung mit
gebührendem Ernst die Uebertretung der dabei
betheiligten Mannschaft der Flotte beurtheilen
und nach der Seite hin, daß dann daraus
Komplikationen nicht erwachsen könnten, zufrieden
sein. Deutsche Berichte machen aber den ent-
gegengesetzten Eindruck. Danach hätte ein vor-
bereiteter Ueberfall gegen unsere Landsleute, die
dessen durchaus nicht gewärtig waren, stattge-
sunden. Dieser Ueberfall wäre vorbereitet ge-
wesen unter Konnivenz der brasilianischen Polizei,
an deren Integrität zu zweifeln erlaubt sein
soll. Die Polizei hätte nicht erst, nachdem es
zu Händeln gekommen wäre, einfach im Interesse
der Ruhe und Sicherheit ihre amtliche Pflicht
geübt, sondern hätte einverstanden mit denen,
welche Händel suchten und die Deutschen wider
deren Willen dahinein verwickelten, in Erwar-
tung eines Zusammenstoßes sich mit Uebeunacht
bereit gehalten, um über unsere Land-Tente, die
sich ehrenhaft vertheidigten, herznfallen. Nach
unseren Berichten sollen es Franzosen gewesen
sein, die dort wohnen und die sich sowohl der
Polizei bedient hätten, wie im Einverstündniß
mit den Inhabern der Wirthschaft, in welcher
die jungen Leute von der deutschen Marine sich
aufhielten, mit gehässiger Absicht vorgegangen
wären. Wenn sich dieß bestätigt, so erhält der

Vorgang einen ganz besonders widrigen An-
strich. Eine gründliche Ermittelung des wah-
ren Sachverhaltes ist unerläßlich. Sie bildet
die Voraussetzung für ein abschließendes Urtheil
und für jedes weitere Vorgehen. Die deutsche
Negierung würde sich glücklich schätzen , wenn
kein Anlaß vorhanden sein sollte, aus Genug-
thuung zu dringen.
.Mannheim, 3. Dez. Heute, traf die
freudige Nachricht hier ein, daß sämmtliches
Post- und Eisenbahnpersonal eine Theurungszu-
lage erhalten wird.
Tanberbischossheim, 2. Dez. Die
Ultramontanen unserer Bezirke stellten für die
Neuwahl in die zweite Kammer, da Dr. Bis-
sing abgelehnt, den aus dem Heidelberger Schul-
streite bekannten Oberamtmaun Junghans auf.
An seiner Wahl ist nicht zu zweifeln.
Tanberbischossheim, 4. Dez. Bei
der heute vorgenommenen Nachwahl in die
zweite Kammer wurde der Kandidat der Ultra-
montanen , Oberamtmann Junghans, mit 78
Stimmen gewählt. Der Kandidat der Libera-
len, Dr. Neumeier, erhielt 48 Stimmen.
Berlin, 4 Dez. In den französischen
Bezirken, wo Mordanfülle auf deutsche Soldaten
stattfanden, wurde das Kriegsgesetz verkündet.
Man glaubt allgemein, daß wiederholte Anfälle
die Wiederbesetznng der geräumten Gebiete ver-
anlassen 'würden.
EtzrenbreLtstein, 28. Nov. Gestern
Abend, wo auch hier das Militär die Erinne-
rung an die Schlacht von Amiens feierte, wurde
Peter L. ans dem unweit hier belogenen Psarr-
dorfe Niederberg, als derselbe, von der Arbeit
kommend, gegen sieben Uhr Abends nach Hanse
gehen wollte, von drei Soldaten auf offener
Landstraße angefallen und durch wiederholte
Säbelhiebe auf den Kopf, so wie durch Tuen
Stich in den Unterleib lebensgefährlich verwun-
det. Auf das Hilferufen des L. eilte ein in
der Nähe wohnender Arbeiter, Namens Gilbert,
hinzu und sah noch, wie einer der brst Solda-
ten zu einem Säbelhiebe gegen den ans dem
Boden liegenden L. ausholte und dabei schrie:
„Der Sch.. der hat mir meine Mütze
genommen!" L. erwiderte, daß er von der
Mütze nichts wisse und beiheuerte zugleich, dag
er seinerseits nicht die mindeste Veranlassung
zu dem Angriff ans seine Person gegeben habe.
Die fragliche Mütze wurde bald nachher aus
der Landstraße, wo der sehr berauschte Lwldat
dieselbe wahrscheinlich verloren hatte, gefunden.
Der L. obwohl auf einem Wagen nach Nieder-
berg gebracht, starb in.Folge der empfang neu
Wunden, noch ehe er seine Wohnung erreichte.
Derselbe ein ganz harmloser, achtungswerther,
fleißiger Mann, hinterlüßt eine Wütwe und
sechs unmündige Kinder. Von dem Ober-
Staatsanwalt zu Neuwied ist die geeignete
Untersuchung eingeleitet worden.
Flensburg, 29. Nov. Die Nachricht,
die vor einiger Zeit sich verbreitete, die Sie-
 
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