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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1871

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Januar (Nr. 1 - 13)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30184#0017

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Fünfter Jahrgang.


Amts-Merkündigungsösatt für den ZZezirk Schwetzingen.


Erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag. — Alle Postanstalten und Boten nehmen Bestellungen an. — P r e i s vierteljährlich 45 kr.
Inserate die üreigespultene Pctitzeile oder deren Raum 3 kr. L o k a l a n z e i g e n 2 kr.

Zur Hagesgeschichte.
Karlsruhe, 6. Jan. Amtlich wird ge-
meldet : Vesoul den 5. Jan. 40,000 Franzosen
stehen bei Rioz. Eine Rekognoszirung derselben
bei Vellefaux mit verhälinißmäßig geringen Kräften
unsererseits siegreich zurückgeworfen.
Berlin, 5. Jan. Offizielle Nachrichten.
Bourgogne den 4. Jan. Am 2. Jan. Rekognos-
zirungsgesecht bei Croix, südlich Delle, in Folge
dessen 200 zurückgedrängte Franzosen jenseits der
Schweizergrenze entwaffnet wurden. Die Belagerung
von Belfort nimmt ihren Fortgang.
Amiens, 4. Jan. Am 2. und 3. Jan.
blutige, aber siegreiche Kümpfe vorgeschobener Ab-
theiluugen der 1. Armee bei Bapaume.
Chatenah, 5. Jan., Mittags. (Amtlich
an das bayr. Kriegsministerium.) Heute ^ pje
Beschießung der Südforts von Paris im Stellungs-
bereiche des 2. bayr. und des anschließenden preuß.
Korps begonnen.
Chatenah, 6. Jan. Mittags. (Amtlich
an das bayr. Kriegsministerium.) Beschießung der
Südfront von Paris mit Erfolg fortgesetzt; die
Forts Jssy und Vauvres bereits zum Schweigen
gebracht.
Vor Paris setzten am 4. Jan. unsere Batte-
rien gegen die Ostfront trotz dichten Nebels die
Beschießung fort.
Versailles, 5. Jan. Offiziell. Die gegen
die Südfront von Paris errichteten Batterien,
deren Armirung vom Feinde nicht gestört worden,
beschossen im Laufe des heutigen Tages die Forts
Jssy, Vanvres und Montrouge, die Verschanzungen
von Villejuif und Point du jour und die Kanonen-
boote auf der Seine. Gleichzeitig wurde die Be-
schießung der Nord- und Ostfront kräftig fortgesetzt,
zum Theil aus neu errichteten Batterien. Erfolg
Die Ansicht der gelehrten Welt über
den französisch-deutschen Krieg.
Das nachstehende Aktenstück ist zwar schon
vor einigen Tagen veröffentlicht worden; wir dürfen
es aber seiner Wichtigkeit wegen unfern Lesern
nicht vorenthalten.
Göttingen, 20. Dez. Die Akademie zu
Dublin (Ho^ul Irisch ^.euclew^), der sich 'hierin
neuerdings auch die Universität Dublin (Vrirrit^
OoUsAs) angeschlossen, hat unter den gelehrten
Körperschaften der zivilisirten Länder eine Agitation
eröffnet, um einen Monstre-Protest der gelehrten
Welt gegen die Bedrohung der wissenschaftlichen
und Kunstschätze von Paris durch die Belagerung
dieser Stadt hervorzurufen, der, an die englische
Regierung gerichtet, letztere zu Einmischung veran-
lassen soll. Sie hat eine Betheiligung an diesein
Protest auch unserer Universität angesonnen, und
Namens derselben von dem zeitigen Prorektor
folgende Antwort erhalten: Göttingen, den 14.
Dez. 1870. Sehr geehrter Herr Sekretär der
Uo^a.1 Irisch ! In Ihrer geehrten Zu-
schrift vom 17. v. M. beanspruchen Sie im

sehr günstig, trotz ziemlich starken Nebels. Dies-
seitiger Verlust 4 Mann todt, 4 Offiziere und 11
Mann verwundet.
General Bentheim bat am 4. Jan. früh von
Rouen aus feindliche Truppen auf dein linken
Seineufer unter General Roye überfallen, zer-
sprengt und theils gestern, theils bei beute fort-
gesetzter Verfolgung 4 Geschütze, 3 Fahnen und
gegen 600 Gefangene genommen.
Amrerrs, 5. Jan. Die Verfolgung des
am linken Seineufer geschlagenen Korps des Ge-
nerals Roye wurde gestern noch durch ein kleines
gemischtes Detachement unter Major Preinitzer über
Bourgachard fortgesetzt. Er überfiel den Feind
von Neuem, zesprengte ihn und nahm ihm noch 2
Geschütze, einen Munitionswagen und Gefangene
ab und trieb ihn in die Flucht. — Charville, 5.
Jan. Handstreich auf Rocroy (an der belgischen
Grenze, nordwestl. von Mezieres, 4000 Einw.)
gelungen. Soeben kapitulirt die Festung. Zwei
Kompagnien besetzen sie noch heute.
Brüssel, 5. Jan. Die hier eingetroffene
Pariser Amtsztg. vorn 28. Dez. meldet über die
in Paris stattgehabien Unruhen: An verschiedenen
Punkten der Stadt richteten heute Volkshaufen
starke Verwüstungen an, sie versuchten die Werften
zu plündern und gewaltsam in öffentliche Gärten
einzudringen, um Bäume daselbst zu füllen.
Mehrere Personen wurden verhaftet und dem
'Kriegsgericht überliefert.
Brüssel, 6. Jan. Die Jndependance. hat
Pariser Briefe, welche bestätigen, daß sich Klagen
erheben gegen Trochu's Langsamkeit, die inan als
Unthätigkeit bezeichnet. Diese Klagen finden so-
gar Ausdruck in den Berathungen der Mitglieder
der Regierung. Viele Zeitungen sind lebhaft für
energische Operationen. Man befürchtet Volks-

kundgebungen. Trochu werde gestürzt, wenn er
nicht bald handle.
London, 7. Jan. Daily News berichtet:
Der Depeschenwechsel in franz Blättern zwischen
Rüssel und Bismarck wegen Schiffoerienkung ist
erdichtet. Die englische Regierung erhielt nur
eine Depesche Bismarck's worin derselbe sein Be-
dauern ansdrückt.
Mezieres, 6. Jan. Rocroy heute besetzt.
300 Gefangene gemacht, 72 Geschütze, eine Fahne
und viele Waffen erbeutet, sehr bedeutende Vor-
rüthe von Munition und Lebensmittel vorgefunden.
In Rocroy 8 deutsche Gefangene befreit, darrunter
2 als Spione fcstgehaltene Preußen. Der Hand-
streich wurde mit 5 Bataillonen Infanterie, 2
Eskadronen Husaren, 6 Feldbatterien und 1 Pionnier-
kompagnie gemacht.

Neueste Hopfen -Nuchnchlen.
(Origirralbericht von Leopold Held.)
Nürnberg, 5. Jan. Diese Woche war
der Handel nur in besseren Sorten Hopfen
nennenswert!) — während geringe Waare stark
vernachlässigt jvar. — Der heutige Markt mit
einer Zufuhr von ca. 350 Ballen war ziemlich
leblos und waren die Umsätze von keiner Be-
deutung.
Man bezahlte für
geringe Marktwaare
lichte und bessere
gute Hallertauer
gute Mittel
Württemberger
Nach Spalter Land war starke
konnte der Nachfrage nicht Genüge geleistet werden.
Al oft, 31. Dez. Unserm heungen Markte
waren nur 4 Ballen zugcfnhrt, welche zu Frcs.

fl-
fl-

8-
14

10.
18.
fl. 28 — 32.
fl. 24—25.
fl. 24-30.
Frage und

Aufträge der Ro^al Irisch ^.euclsru^ die Mil-
wirkung unserer Universität für Schritte, durch
welche die Regierung Ihrer Großbritan. Maj. be-
wogen werden soll, gegen die den wiffeuschaftlichen
und Kunstschätzen von Paris durch die militärischen
Operationen drohende Gefahr der Vernichtung
Einsprache zu erheben, und sich dabei auf den ein-
stimmigen Protest der gelehrten Institute der ge-
bildeten Welt zu stützen. Die Ho^ul Irisch
äsrn^ begleitet diese Zumuthung mit der Ver-
sicherung, daß sie dem gegenwärtigen Kampfe
Deutschlands und Frankreichs mit voller Unpartei-
lichkeit gegenüberstehe. Zunächst muß ich im
Namen der gelehrten Körperschaft, welcher ich vor-
zustehen die Ehre habe, dieser Behauptung wider-
sprechen. Es hätte der llozml Irisch
sonst nicht entgehen können, daß jene Gefahren
die Folgen sind der Befestigung von Paris, für
welche sich der Ehrgeiz unserer ruhelosen Nachbarn
durch den gefeiertsten historischen Nomanschreiber
Frankreichs, durch Thiers, gewinnen ließ, damit
dies Land in Zukunft vor den Folgen des etwaigen
Mißglückens seiner periodisch wiederkehrenden An-
griffe auf den Frieden ' Europas bewahrt bleibe.

Damals, als Frankreich die Stätte, welche so viele
Schätze der Bildung, ein „Besitzthum der ganzen
Menschheit", wie Sie bemerken, umschließt, in die
größte Festung der Erd? umzuwandeln besch oß,
wäre es vielleicht angezeigt gewesen, wenn die
gelehrten Körperschaften Englands sich an die
Spitze eines Protestes der gelehrten Welt gegen
dies kulturfeindliche Unternehmen gestellt hätten.
Es ist indessen so wenig damals von einein Pro-
teste der Wissenschaft zu Gunsten von Paris etwas
zu hören gewesen, wie sich die Stimme der R-o^ul
Irisch ^eacch'rn^ erhoben hat. als Rom, welches
doch nicht minder werthvolle unersetzliche Schütze
der gelehrten Bildung und Kunst in sich schließt
wie Paris, 1849 von den Franzosen unter Oudinot
! oder im laufenden Jahre von den italienischen
Truppen mit Waffengewalt genommen wurde. Ja,
selbst als die eigenen Truppen Ihrer Großbritan.
Maj. die aufständischen Sipahis. deren Kriegführung
derjenigen der heniigen franz. Republikaner so über-
raschend ähnlich sah, in Delhi belagerten, hat sich
in England kein Propst vernehmen lassen, um die
an Monumenten alter Kultur reiche Stadt vor dem
engl. Belagerungsgeschütze zu bewahren. (F. f.)
 
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