Samstag, 24. Juni 1871.
Xo. 74.
Heidelberg.
Fünfter Jahrgang.
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Mochmiilg!
Amts-Uerkündigungsökatt für den Bezirk Schwehingen.
Badische Hopsenzeitung.
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Mit dem 1. Juli beginnt ein neues
Abonnement auf das „Schwetzmger Wo-
chenblatt, Badische Hopfenzeitung" (Amtli-
ches Verkündigungs-Blatt). — Wie bisher
werden wir unfern Lesern stets das Wis-
senswertheste aus den Ereignissen der Ge-
genwart mittheilen, gemeinnützige Aufsätze
bringen und „Vermischtes". Den Interessen
„Aus Stadt und Land" werden wir unsere ganz
besondere Aufmerksamkeit widmen. Die
„Neuesten Hopfennachrichten" gewinnen bei
eintretender Saison an Bedeutung und
sind wir in den Stand gesetzt, durch unsere
Verbindungen mit den hervorragendsten
Hopfenproduzenten u. Commissionären von
ganz Deutschland, stets die neuesten und
zuverlässigsten Berichte mittheilen zn können.
Noch bemerken wir, daß im Laufe des
kommenden Quartals in unserem Verlage
»n Unterhaltungs-Blatt
erscheinen wird, welches wir unfern Abon-
nenten gratis zustellen lassem
Indem wir zu zahlreichem Abonnement
einladen, machen wir noch auf den Jnsera-
tentheil unseres Blattes aufmersam. An-
noncen finden die weiteste Verbreitung und
kostet bei Lokalanzeigen die IspaltigeZeile 2 kr.
Die Redaktion und Expedition.
Schwetzingen, 23. Juni. !
Die französische Anleihe will nach den letzten!
Nachrichten der Köln. Ztg. aus Paris uoch immer)
nicht zn Stande kommen, was aus bekannten
Gründen für Deutschland ein naheliegendes Inter-
esse hat. Auch die telegraphische Meldung aus
Versailles, daß die Ausgabe der Anleihe bis Ende
Juni vertagt sei, hängt vielleicht damit zusammen.
Man begreift, daß der französische Kredit sich
von dem Nachtheil, welchen ihm der letzte Aufstand
in Frankreich sowie in Europa zugefügt hat, nicht
binnen wenigen Tagen erholen konnte. Um so
befremdlicher ist Trochu's Behauptung in der Ver-
sailler Nationalversammlung, die Preußen hätten
die Pariser Kommune begünstigt und durch beson-
ders dazu gestellte Agenten geleitet.
Zwar sind die Franzosen mancher Tollheiten
fähig, wenn für ein selbstverschuldetes Unglück ein
fremder Sündenbock, am liebsten ein ausländischer,
gesucht werden soll. Aber die Deutschen sind doch
zu klar dabei interessirt, daß Frankreich zur Ruhe
komme und seine Obliegenheiten gegen uns erfül-
len könne, als daß Trochu's leichtsinnige Anschul-
digung in diesem Fall nicht überraschen sollte.
Offiziell festgestellt ist übrigens, daß alle Ver-
suche der Kommune, ein gutes Verhällniß zu den
deutschen Militärbehörden vor Paris herzustellen,
von diesen entschieden znrückgewiesen wurden. Al-
lerdings wollten sich die Deutschen nicht in den
Kampf zwischen Versailles und Paris einmischen,
und mit welchen Anklagen in entgegengesetztem
Sinn wären sie nicht im andern Fall überhäuft
worden!
Man weiß, wie man Bismarck's Anerbieten
einer Besetzung von Paris für einige Zeit und sei-
nen Vorschlag einer Entwaffnung der National-
garde aufnahm. Favre's spätere öffentliche Reue,
daß er jenes Angebot zurückwies, widerlegt am
! klarsten Trochu's Behauptung. Auch sind es er-
! sichtlich nicht die Deutschen allein, die derart be-
lehrt worden. Das gestrige Versailler amtliche
Blatt beehrt die englische Presse wegen ihrer Be-
urtheilung der französischen Zustände mit den hef-
tigsten Vorwürfen. Natürlich sind die englischen
Kritiker, wenn man das Jurnal offiziell hört, be-
stochen. Von wem, wird nicht gesagt. Es können
aber nur wieder die Preußen fein, die jene feilen
englischen Publizisten gebraucht haben. Darnach
mußten sie früher, als sie gegen die Preußen schrie-
ben, von Frankreich bezahlt gewesen sein.
In Frankreichs verlorenem Bewußtsein giebt
es nur Verrüther und solche, die für den Verrath
den Lohn zahlen. Es ist, wie man sieht, geringe
Hoffnung, daß das Unglück der französischen Na-
tion ihr zum Heile gereichen werde.
Dem Fürsten Bismarck ist von dem deutschen
Eisenba nvereine als Zeichen patriotischer Anerken-
nung seiner großen Verdienste um Deutschland
durch eine Deputation das Anerbieten gemacht wor-
den, ihm einen Salonwagen zu verehren, der mit
allem Komfort ausgestaltet ist und auf allen deut-
schen Eisenbahnen benutzt werden kann.
Die auf dem Marsch nach der Heimath begrif-
fene erste Division des bayrischen Armeecorps von
der Tann wird bis nach Kehl marschiren müssen,
ehe sie die Eisenbahn benützen darf. Es ist dieß
bekanntlich eines der am ürstgen mitgenommenen
und strapazirten Korps der deutschen Armee und
die Bemühungen seines Kommandanten, des Ge-
nerals von der Tann, eine erleichterte und beschleu-
nigte Heimkehr zu erwirken, sind also ohne Erfolg
gewesen. Als frühester Termin des Eintreffens
in München wird der 18. Juli bezeichnet, doch
kann der Tag des feierlichen Empfangs, für wel-
chen die Münchener Gemeindebehörden 100,000 fl.
bewilligt haben, noch nicht genau festgesetzt werden.
Irieden?
Frieden, Frieden tönt die Glocke,
Frieden tönt der Feiersang,
Und in allen deutschen Landen
Schallt und hallt der Ton entlang.
Frieden, Frieden! ja so tön' cs
Feierlich in jeder Brust
Und aus allen Augen strahle
Friedens reine Herzenslust:
Seht, am Himmel herrscht der Frieden
Mit der Sonne Strahl so hold,
Frieden herrschet hier auf Erden,
Flüstert durch der Saaten Gold.
Frieden winlt aus Blüth' und Früchten,
Frieden blinkt auf bunter Au,
Athmet aus den blauen Düften,
Aus dem frischen Morgenthau.
Frieden rufet in die Lüste
Der beschwingten Sänger Chor,
Aus den Grüften flüstert Frieden
Zu des Menschen Brust empor.
Frieden murmelt dort die Quelle,
Frieden rauscht der rasche Fluß,
Wellen sanft auf blauen Seen
Geben sich den Friedenskuß.
Heil darum den edlen Helden,
Die den Frieden uns gebracht:
Denen die hier fröhlich wandeln,
Die dort ruh'n in Grabesnacht.
Frieden auf dem Erdenrunde,
Frieden durch des Himmels Reich —
O wie selig ist die Botschaft,
Himmelsbotschaft, engelgleich!
Senk' auch du ins Herz den Frieden:
Besser ist als Glück und Glanz
Uns ein friedliches Gewissen,
Edler Thaten stiller Kranz.
Doch den ächten deutschen Frieden
Gibt nur ächter deutscher Geist,
Der im Sturme gleich dem Felsen
Unbezwingbar sich erweist;
Der im Kampf durchbraust die Herzen
Und zum Siege schwellt die Brust,
Der zu hoch erhabnen Thaten
Eilt, des Rechtes sich bewußt.
Dank, ja ewigen Dank den Lieben,
Deren Geist uns heut' umschwebt;
Dankbar wollen stets wir zeigen,
Daß auch uns ihr Geist belebt!
Literatur.
Eine sehr nützliche Zeitung, auf welche wir
besonders Hopfenproducenten, Bierbrauer und
Hopfenhändler, sowie alle iin Hopfen-, Malz- und
Braugeschäfte Betheiligten aufmerksam machen, ist
die in Nürnberg, am größten Hopfenhandelsplätz,
wöchentlich dreimal erscheinende „Allgemeine Hopfen-
zeitung", Organ der deutschen Bierbrauerei.
Dieselbe enthält genaue Berichte über Vor-
rath, Ernte und Preise des Hopfens aus allen
Prodnctions- und Handelsplätzen, sowie über Bier-
brauerei, Bierbesteuerung, Bier-Aus- und Einfuhr,
Hopsenbau, Hopfen-, Malz- und Gersten-Ein- und
Ausfuhr aller Länder.