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Michelangelo; Steinmann, Ernst [Hrsg.]
Die Portraitdarstellungen des Michelangelo — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 3: Leipzig: Klinkhardt & Biermann, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.47056#0078
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Totenmaske ausgeführt, sehr annehmbar erscheint. Antonio Borioni schenkte die Büste
im Jahre 1730 dem Senatus Populusque Romanus, und Clemens XII. ließ die Bronze auf
einem breiten Marmorpostament aufstellen. In Borioni (Collectanea antiquitatum Roma-
norum aRodulphino Venuti notis illustrata, Romae 173 6, Tav. 103) sieht man die Statue
auf ihrem Postament mit der Inschrift. (Gezeichnet von J. B. Calandrucci, gestochen von
Rossi). Vergl. auch Righetti, Descrizione del Campidoglio (Roma 1833—3^, II, 5 3 Tav.,
248) und Condivi ed. Gori p. XX, ed. Pisa 1823, p. XXL Bartolozzi hat diese Büste als ein
Werk Ammanatis für Duppa (A selection of twelve heads from the last judgement of
Michaelangelo, London 1801). gestochen. Vgl. Duppa, Life of Michaelangelo (1807), p. 413.
Fortnum,The bronze portrait busts of Michel Angelo a. a. O. p. 173, Nr. 1. Thode (V, 536,
Nr. 4) spricht die Vermutung aus, daß die Bronze des Diomede Leoni mit der Büste auf
dem Kapitol identisch sei1).
TAFEL 56.
Bronze in der Casa Buonarroti in Florenz.
Kopf sowohl wie Büste sind in Bronze ausgeführt. Es war mir nicht möglich einen
Ansatz zwischen beiden zu entdecken, wie bei der Büste im Bargello. Fortnum behauptet
allerdings, dieser Ansatz könne sehr wohl von Farbe und Staub verdeckt worden sein.
Der nach antiker Einfachheit strebende Mantelwurf erinnert an Michelangelos Brutus-
Büste. Der Kopf ist wenig ziseliert, die Patina dunkelgrün. Der Ausdruck des gesenkten
Auges und des schmerzlich verzogenen Mundes wirkt äußerst lebendig. Es fehlen die
häufig durch eine allzustarke Ziselierung verursachten falschen Akzente. Michelangelo d. j.
schrieb in seiner von Fanfani gedruckten Descrizione della Galleria Buonarroti diese Bronze
dem Giovanni Bologna zu. Ist diese Zuschreibung richtig — und der Pronipote mußte es
eigentlich wissen — so kann das nur heißen, daß Giovanni Bologna den Kopf Michelangelos
nach der Bronze Daniellos neu gegossen hat und zu dem Kopf einen Schultermantel
all’ antica erfand. Was ist aber dann aus den Bronzen geworden, die Lionardo Buonarroti
bestellt hatte? Diese Frage wird sich wohl erst beantworten lassen, wenn das Archiv der
Casa Buonarroti einmal der Forschung freigegeben werden wird. Dann wird man wahr-
scheinlich auch Aufschlüsse über die wichtige Frage erhalten, welche Michelangelo-
Reliquien im Laufe der Jahrhunderte aus dem Stammhause des Geschlechtes verkauft
worden sind. Vgl. Fanfani, Spigolatura p. 32. Fortnum p. 173 (S. A. p. 8), Nr. 2. Thode V,
536, Nr. III. A. Fabrichesi, Guida della Galleria Buonarroti. Firenze 1875, 3a ed., p. 20,
Nr. 81 (Giovanni Bologna).
TAFEL 57.
Gipsbüste in der Accademia di San Luca in Rom.
Maße, dieselben wie bei der Kapitolinischen Bronze.
Nur der Kopf kann Anspruch auf ein gewisses Alter erheben. Er wurde bis vor etwa
40 Jahren nach den Versicherungen des alten Custoden im Magazin bewahrt und erst
damals auf das schwerfällige moderne Postament gesetzt. Der Ansatz zwischen Alt und
Neu läßt sich unschwer rings am Halse erkennen. Bis vor der Ausstellung im Castel
St. Angelo im Sommer 1911 war der Kopf im Sitzungszimmer der Akademie aufgestellt.
1) Im Erdgeschoß des Konservatorenpalastes sind heute die Marmorbüsten großer Männer aufgestellt, die einst im Pantheon
standen. Unter ihnen befindet sich auch die Michelangelobüste des Canova-Schülers Alessandro d’Este (f 1826), aus dem
Anfang des vorigen Jahrhunderts.

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