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die, wenn auch noch so primitiven Museumsräume für Wohßungsawecke
einzurichten.

Von selbst verständlich ist es, daß ich in meinem abfälligen Urteil über
die Ortsmuseen nicht die vielen Museen unserer größeren Städte und ins-
besondere nicht die von einem Museumsfachmann geleiteten Institute meine.
Ich spreche hier nur von der überwiegenden Mehrzahl der kleinen und
kleinsten Ortsmuseen. Wir haben eine kleine Zahl ausgezeichnet einge-
richteter und geleiteter Ortsmuseen, die sehr wohl den anderen kleinen zum
Vorbild dienen könnten, wenn endlich einmal mit dem alten Schlendrian
aufgeräumt würde.

Ich hoffe, daß die Behandlung dieser Frage auf unserer diesjährigen
Denkmaltagung die dafür verantwortlichen Behörden und Männer zur
kräftigen Mitarbeit an der für die Denkmalpflege so wichtigen Angelegenheit
bringen wird.

Es kann sich, wie immer bei unseren Tagungen, auch bei dieser Frage
nicht darum handeln, allein zu tadeln und auf die Mißstände hinzuweisen,
sondern es muß positive Arbeit geleistet, Vorschläge zur Besserung erteilt,
der Weg zur Umgestaltung bereitet, aus Schaden Bringendem Nutzen
Stiftendes geschaffen werden.

Wenn ich die Frage stelle „Welche Stellung nehmen die Ortsmuseen
heute in der Denkmalpflege ein“, so muß ich auf manches Ihnen Wohlbe-
kannte zurückgreifen. In früherer Zeit, im Zusammenhang mit der Grün-
dung der Altertumsvereine entstanden, waren sie in der Zeit der Stilerneue-
rung für die aus den Kirchen herausgeworfenen und sonst heimatlos und
mißachteten Kunstdenkmäler ein Segen, sie bewahrten die Denkmäler so
gut es ging und die Denkmalpflege muß den Gründern dieser Museen noch
heute dafür dankbar sein. Man kann es wohl, ohne Widerspruch fürchten
zu müssen, aussprechen, daß den Altertums- und Geschichtsvereinen mit
den ihnen vielfach angegliederten Museen das große Verdienst gebührt, dem
Gedanken der Denkmalpflege und damit der Schätzung unserer heimischen
Kunst- und Kulturdenkmäler zuerst eine weitere Verbreitung, eine Art
Popularisierung verschafft zu haben.

In idealster Weise hat Freiherr von Aüfseß in einem Sendschreiben an
den Frankfurter Germanistentag vom Jahre 1846 für die enge Verbindung
von Museum und historischem Verein Worte gefunden: „Das Museum solle
wirken in innigster Beziehung zu den historischen Vereinen; sie sollten die
Träger derselben sein, das Museum das Herz derselben, in welches das heiße
Blut einströmen sollte, um geläutert wieder in die Adern zurückzukehren“.

Erfüllen diese Museen noch heute ihren Zweck? Da muß mit einem
glatten „Nein“ geantwortet werden, viele dieser Museen haben heute keine
Da Seinsberechtigung mehr.

Seitdem von 1900 ah regelmäßig unsere Tagungen stattfanden, durch
die unsere staatlichen Behörden und weite Kreise unserer Bevölkerung für
die Fragen der Denkmalpflege interessiert wurden, ist die Denkmalpflege
heute nicht mehr eine Angelegenheit einer kleinen Zahl von Fachleuten
und Liebhabern, sondern eine des ganzer! Volkes, das in den ihm von seinen
Vorderen überkommenen Denkmälern wertvolle Zeugen seiner Kultur er-
blickt. So hat sich auch die auf unseren Tagungen immer vertretene An-
schauung allgemein Geltung verschafft, daß ein bestimmtes Denkmal nur
 
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