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Ullmann, Martina
König für die Ewigkeit - Die Häuser der Millionen von Jahren: eine Untersuchung zu Königskult und Tempeltypologie in Ägypten — Wiesbaden: Harrassowitz, 2002

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.70779#0186
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Sanktuar ist der Raum wohl als architektonische Umsetzung der Bahn des Sonnengottes in
seiner Barke über den Tageshimmel zu deuten. Hoch oben an der Ostwand ist dargestellt, wie
die Barke des Sonnengottes den Tempel morgens durch das Ostfenster betrat. An entspre-
chender Stelle der Westwand verlässt das Sonnenschiff den Tempel wieder durch das West-
fenster. Der tägliche Lauf der Sonne über den Himmel war das Regenerationssymbol Altägyp-
tens schlechthin. Indem der Weg des Sonnengottes über den Tageshimmel in Architektur und
Dekoration des Raumes ausgedrückt wurde, sollte wohl auch der dahinterstehende Gedanke
der immerwährenden zyklischen Erneuerung hier an dieser Stelle im Tempel mit eingebracht
werden.
Mit eingeschlossen in die Wiederholung des Schöpfungsvorganges war der königliche Ka, der
göttliche Teil der Wesenheit des Königs. Vermittels des korrekten Vollzuges der Rituale des
Opetfestes durch den König vor Amun-Re wurde im do ut des-Verfahren auch die Verjüngung
des königlichen Kas bewirkt. Der König und sein Ka existierten im Normalfall getrennt von-
einander. Raum XIII im Luksortempel schildert ausführlich den königlichen Geburtsmythos
mit der gleichzeitigen Erschaffung von König und Ka. In vielen Szenen im Luksortempel wird
Amenophis III. von seinem Ka begleitet. Wo eine kultische Verehrung des Königs - insbeson-
dere zu dessen Lebzeiten - nachweisbar ist, richtete sie sich wohl immer an Ka-Statuen des
Herrschers. Nicht dem König als Mensch kam ein Kult zuteil, sondern seinem Ka als der Ver-
körperung des göttlichen Königtums."
In einer Reihe von Szenen im Luksortempel AmenophisTII. gibt es nun Hinweise darauf, dass
im Rahmen des Opetfestes analog zu der temporären Vereinigung Amun-Res von Karnak mit
Amun von Luksor auch der irdische König vorübergehend mit seinem göttlichen Ka ver-
schmolz, und dass auf diese Weise eine Erneuerung seines Amtes als König und eine Wieder-
bestätigung seiner göttlich sanktionierten Herrschaft erreicht wurde. Szenen, die auf diese
Thematik Bezug nehmen, finden sich an vielen Stellen im Luksortempel. An erster Stelle sind
hier die östlich vom Barkensanktuar gelegenen und nur über dieses erreichbaren Räume XIII
und XIV zu nennen mit ausführlichen Darstellungen der göttlichen Abstammung des Königs,
seiner Akzeptanz durch Amun-Re und seiner Krönung durch Amun in Anwesenheit der Gro-
ßen Neunheit von Karnak. Auch Szenen des Sedfestes und der mit dem Königskult eng ver-
bundene lunmutef-Priester sind in diesen Räumen vertreten. Interessanterweise sind sowohl
die Große Neunheit als auch der lunmutef-Priester mehrfach in Szenen des Barkensaktuars -
v.a. im Zusammenhang mit Krönungsszenen - anzutreffen. Im Barkenraum befindet sich auch
eine Darstellung des Königs gefolgt von seinem Ka, bei welcher der König als „Erster der Kas
aller Lebenden" bezeichnet wird und der Ka seinen Horusnamen trägt: Amenophis III. und
sein Ka sind austauschbar geworden.

Resümee zum Luksortempel Amenophis 'III.
Die Kultanlage AmenophisTII. in Luksor wird in einer Szene des Überreichens des Stoffop-
fers an Amun im Querraum hinter dem Barkensanktuar (Raum XVII) als Millionenjahrhaus
angesprochen. So bezeichnet wird der Tempel in einer Rede der Renenutet, bei der es sich um
eine abgekürzte Version des Spruches 49 aus dem täglichen Kultbildritual handelt. Angefügt
an den Ritualtext ist die Feststellung, dass der König Amenophis III. den täglichen Kult im

597 Unter den vor einigen Jahren in der Cachette im Luksortempel gefundenen Statuen befand sich auch eine
überlebensgroße Statue des schreitenden Amenophis'III. auf einem Schlitten, bei der es sich um eine festin-
stallierte Ka-Statue dieses Königs aus dem Luksortempel handeln könnte (M. El-Saghir, Das Statuenversteck
im Luxortempel, Antike Welt, 22. Jahrgang, Sondernummer, Mainz 1991, 21ff).

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