Das in dem Millionenjahrhaus-Text zweimal genannte Bhd.t ist mit Mescheich zu identifizie-
ren. ' Die Gräber in Mescheich sind Teil der Nekropole von Thinis, dem Hauptort des thini-
tischen Gaues, der vermutlich wenige Kilometer nördlich von Nag el-Mescheich am gegen-
überliegenden, d.h. dem westlichen Nilufer lag.13'8 Im heutigen Dorf Mescheich wurden die
Reste eines Tempels mit Inschriften von Amenophis III., Ramses II. und Merenptah gefun-
den.1''9 Dieser 1881 freigelegte Tempel wurde unter Merenptah erneuert.1360
Aus dem Tempelgelände stammen zahlreiche Statuen und Stelen, darunter auch drei Statuen
des Jnj-hr.t-msw (CG 582, 1093 und 1136).1361 Geweiht war der Tempel vermutlich der Göt-
tin Mehit. ~ Eine der beiden Opferformeln auf der kuboiden Statue des Jnj-hr.t-msw, CG
582, wendet sich an ,Mhj.t inmitten von Bhd.t, damit sie jede Versorgung gibt, die vor ihr
herauskommt". Daraus ist mit Sicherheit zu schließen, dass Mehit im Tempel von Mescheich
kultisch verehrt wurde und dass der Kuboid des Jnj-hr.t-msw dort aufgestellt war, um an die-
sem Kult zu partizipieren. Die zweite Opferformel ist interessanterweise an den vergöttlichten
Amenophis I. adressiert, den „Herrscher von Theben" und es ist seine Figur, die im Naos, den
Jnj-hr.t-msw vor sich hält, dargestellt ist. Mitgenannt auf der Statue ist außerdem „Onuris,
Sohn des Re" und in einer Anrufung mit der Bitte um Gunst und Versorgung nach dem Be-
gräbnis wendet sich der Statuenbesitzer an „alle diese Götter von Bhd.t".'363 Auch eine der
Opferformeln auf der Gruppenstatue CG 1093, die Jnj-hr.t-msw zusammen mit seinen beiden
Frauen zeigt, wendet sich an „Mehit, die Herrin von Bhd.t".
Jnj-hr.t-msw trägt eine Vielzahl von Titeln militärischer, administrativer und religiöser Art,
von denen ihn eine Reihe mit Thinis und Mescheich verbindet:1364 Vorsteher der Priester aller
Götter von T3-wr bzw. von Thinis, Hohepriester des Onuris, Großer der Schauenden des Re
bzw. des Schu in Thinis, Kammerherr von Schu und Tefnut, Gottesvater der Sachmet in
Bhd.t, Vorsteher des Schatzhauses (und) Scheunenvorsteher (und) Vermögensverwalter im pr
des Onuris (bzw. einfach des Onuris), Vermögensverwalter (wohl in Bhd.t), Vorsteher der
Bauarbeiten in Bhd.t, Vorsteher der Bauarbeiten der Mehit in Bhd.t (Variante: ohne hrj(.t)-jb
Bhd.t) und Großer Vermögensverwalter im Haus der Million von Jahren des (Mrj.n-Pth htp-
hr-M^.t) im pr des Onuris (nur einmal belegt).
Sein Haupttitel war eindeutig der des Hohepriesters des Onuris. Seine wichtigsten und am
häufigsten genannten Titel, sowohl im Grab als auch auf den Statuen, beziehen sich auf prie-
sterliche Funktionen in Thinis. Das Hauptheiligtum in Thinis war zweifelsohne der Tempel
des Onuris, welcher zumeist als pr Jnj-hr.t bezeichnet wird. Im pHarris I 57, 12-13 wird
1357 F. Gomaa, in: LÄ IV, Sp. 107.
1358 Vgl.E. Bresciani, in: LÄ VI, Sp. 475.
1359 PM V, 29; B.G. Ockinga und Y. al-Masri, Two Ramesside Tombs at el Mashayikh, Teil 1, Sydney 1988, 2
und H. Kees, in: ZÄS 73, 1937, 77.
1360 G. Maspero, in: Mariette, Mon. Div., 27 und Bresciani, op. cit., Sp. 480 mit Verweis auf C.S. Fisher, in:
BMFA 11, 1913,22.
1361 Zu den Inschriften siehe KRI IV, 145ff.; zum Fundort: Ockinga/al-Masri, op. cit. und Kees, op. cit.
1362 Ockinga/al-Masri, op. cit.; Kees, op. cit., 78f. und Helck, Materialien, 169, der einen hm-ntr vom pr Mhj.t
wbn aus dem pAmiens, d.h. wohl unter Ramses V. datierend, auffuhrt. Pr Mhj.t wbn ist im Golenischeff
Onomastikon als Ort direkt vor Thinis (also südlich davon gelegen) genannt, vgl. A.H. Gardiner, in: JEA 27,
1941, 48.
1363 Dieser Textabschnitt enthält eine interessante, leider korrumpierte, Passage: „sie (wohl die Versorgung etc.)
möge dauern in diesem Vorhof (wb?) wenn er (der Verstorbene?) im Begriff ist, sich ihm zu nähern ewiglich
(beim?) Eintreten und Hervorkommen aus der Nekropole, ohne das Zurückhalten in Busiris (?)".
1364 Mit der Familie des Jnj-hr.t-msw, seinen Titeln und seiner Biographie beschäftigten sich Kees, op. cit., 77ff.
und Ockinga/al-Masri, op. cit., lOff.
1365 Vgl. die Liste bei Ockinga/al-Masri, op. cit., 11 sowie Ockinga/al-Masri, op. cit., Teil 2, Sydney 1990, 73f;
hier wird nur eine Auswahl gegeben.
Helck, Materialien, 169ff.
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ren. ' Die Gräber in Mescheich sind Teil der Nekropole von Thinis, dem Hauptort des thini-
tischen Gaues, der vermutlich wenige Kilometer nördlich von Nag el-Mescheich am gegen-
überliegenden, d.h. dem westlichen Nilufer lag.13'8 Im heutigen Dorf Mescheich wurden die
Reste eines Tempels mit Inschriften von Amenophis III., Ramses II. und Merenptah gefun-
den.1''9 Dieser 1881 freigelegte Tempel wurde unter Merenptah erneuert.1360
Aus dem Tempelgelände stammen zahlreiche Statuen und Stelen, darunter auch drei Statuen
des Jnj-hr.t-msw (CG 582, 1093 und 1136).1361 Geweiht war der Tempel vermutlich der Göt-
tin Mehit. ~ Eine der beiden Opferformeln auf der kuboiden Statue des Jnj-hr.t-msw, CG
582, wendet sich an ,Mhj.t inmitten von Bhd.t, damit sie jede Versorgung gibt, die vor ihr
herauskommt". Daraus ist mit Sicherheit zu schließen, dass Mehit im Tempel von Mescheich
kultisch verehrt wurde und dass der Kuboid des Jnj-hr.t-msw dort aufgestellt war, um an die-
sem Kult zu partizipieren. Die zweite Opferformel ist interessanterweise an den vergöttlichten
Amenophis I. adressiert, den „Herrscher von Theben" und es ist seine Figur, die im Naos, den
Jnj-hr.t-msw vor sich hält, dargestellt ist. Mitgenannt auf der Statue ist außerdem „Onuris,
Sohn des Re" und in einer Anrufung mit der Bitte um Gunst und Versorgung nach dem Be-
gräbnis wendet sich der Statuenbesitzer an „alle diese Götter von Bhd.t".'363 Auch eine der
Opferformeln auf der Gruppenstatue CG 1093, die Jnj-hr.t-msw zusammen mit seinen beiden
Frauen zeigt, wendet sich an „Mehit, die Herrin von Bhd.t".
Jnj-hr.t-msw trägt eine Vielzahl von Titeln militärischer, administrativer und religiöser Art,
von denen ihn eine Reihe mit Thinis und Mescheich verbindet:1364 Vorsteher der Priester aller
Götter von T3-wr bzw. von Thinis, Hohepriester des Onuris, Großer der Schauenden des Re
bzw. des Schu in Thinis, Kammerherr von Schu und Tefnut, Gottesvater der Sachmet in
Bhd.t, Vorsteher des Schatzhauses (und) Scheunenvorsteher (und) Vermögensverwalter im pr
des Onuris (bzw. einfach des Onuris), Vermögensverwalter (wohl in Bhd.t), Vorsteher der
Bauarbeiten in Bhd.t, Vorsteher der Bauarbeiten der Mehit in Bhd.t (Variante: ohne hrj(.t)-jb
Bhd.t) und Großer Vermögensverwalter im Haus der Million von Jahren des (Mrj.n-Pth htp-
hr-M^.t) im pr des Onuris (nur einmal belegt).
Sein Haupttitel war eindeutig der des Hohepriesters des Onuris. Seine wichtigsten und am
häufigsten genannten Titel, sowohl im Grab als auch auf den Statuen, beziehen sich auf prie-
sterliche Funktionen in Thinis. Das Hauptheiligtum in Thinis war zweifelsohne der Tempel
des Onuris, welcher zumeist als pr Jnj-hr.t bezeichnet wird. Im pHarris I 57, 12-13 wird
1357 F. Gomaa, in: LÄ IV, Sp. 107.
1358 Vgl.E. Bresciani, in: LÄ VI, Sp. 475.
1359 PM V, 29; B.G. Ockinga und Y. al-Masri, Two Ramesside Tombs at el Mashayikh, Teil 1, Sydney 1988, 2
und H. Kees, in: ZÄS 73, 1937, 77.
1360 G. Maspero, in: Mariette, Mon. Div., 27 und Bresciani, op. cit., Sp. 480 mit Verweis auf C.S. Fisher, in:
BMFA 11, 1913,22.
1361 Zu den Inschriften siehe KRI IV, 145ff.; zum Fundort: Ockinga/al-Masri, op. cit. und Kees, op. cit.
1362 Ockinga/al-Masri, op. cit.; Kees, op. cit., 78f. und Helck, Materialien, 169, der einen hm-ntr vom pr Mhj.t
wbn aus dem pAmiens, d.h. wohl unter Ramses V. datierend, auffuhrt. Pr Mhj.t wbn ist im Golenischeff
Onomastikon als Ort direkt vor Thinis (also südlich davon gelegen) genannt, vgl. A.H. Gardiner, in: JEA 27,
1941, 48.
1363 Dieser Textabschnitt enthält eine interessante, leider korrumpierte, Passage: „sie (wohl die Versorgung etc.)
möge dauern in diesem Vorhof (wb?) wenn er (der Verstorbene?) im Begriff ist, sich ihm zu nähern ewiglich
(beim?) Eintreten und Hervorkommen aus der Nekropole, ohne das Zurückhalten in Busiris (?)".
1364 Mit der Familie des Jnj-hr.t-msw, seinen Titeln und seiner Biographie beschäftigten sich Kees, op. cit., 77ff.
und Ockinga/al-Masri, op. cit., lOff.
1365 Vgl. die Liste bei Ockinga/al-Masri, op. cit., 11 sowie Ockinga/al-Masri, op. cit., Teil 2, Sydney 1990, 73f;
hier wird nur eine Auswahl gegeben.
Helck, Materialien, 169ff.
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