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Ullmann, Martina
König für die Ewigkeit - Die Häuser der Millionen von Jahren: eine Untersuchung zu Königskult und Tempeltypologie in Ägypten — Wiesbaden: Harrassowitz, 2002

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.70779#0582
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(2) Die Ergänzung des Königsnamens hier muss unsicher bleiben. Das Kartuschenende stp.n-
R' lässt eine ganze Reihe von Königsnamen, speziell der 20.Dyn., zu. Für das Ramesseum
spricht lediglich eine gewisse Wahrscheinlichkeit.

Kontextdiskussion

An der Barkenkapelle Thutmosis'III., die im Amuntempel von Karnak an der Ostseite des
Hofes zwischen den Pylonen VII und VIII liegt, ist begleitend zu der Darstellung eines Ho-
henpriesters vor dem König ein langer autobiographischer Text dieses Hohenpriesters des
Amun angebracht, der vermutlich mit dem Hohenpriester Jmn-htp aus der Zeit Ramses'IX
und X. zu identifizieren ist (vgl. unten). In diesem nur in Teilen erhaltenen Text wird in unsi-
cherem Kontext ein „Haus der Million an Jahren des Königs von Ober- und Unterägypten
(Nb-M^.t-[Rfl mrj-Jmri)" erwähnt.
Der Millionenjahrhaus-Ausdruck besteht soweit erhalten aus dem Kernterminus hw.t n.t hh m
rnp.wt + dem 4.Namen Ramses'VI. Von der kontextuell anzunehmenden m pr Jmn-Angabe
und vielleicht der topographischen Fixierung sind keine Reste mehr erhalten, da sie am Be-
ginn der Zeile 4 gestanden haben müssen.
Diese Namensform verweist auf eine Lokalisierung des Millionenjahrhauses in Theben-West.
Gestützt wird diese Zuordnung durch den Kontext der Inschrift: In Zeile 4 ist höchstwahr-
scheinlich ein Tempel „im Westen von Theben" genannt und in den Zeilen 5 und 22 mit Si-
cherheit. Von der in der Zeile 5 erwähnten Anlage lassen sich von dem in die hw.t-
Hieroglyphe eingeschriebenen Königsnamen zwar nur mehr Reste eines ^-Zeichens ausma-
chen, aber dies engt die hier in Frage kommenden Könige auf Amenophis III. und Ramses VI.
ein. Da die Erwähnung des Amenophis III.-Tempels in Theben-West in diesem Kontext die
wesentlich unwahrscheinlichere Lösung darstellt, kann angenommen werden, dass hier wieder
- wohl im Rahmen eines weiteren Titels (vgl. unten) - eine Anlage Ramses'VI. genannt ist, die
aller Wahrscheinlichkeit nach identisch ist mit dem Millionenjahrhaus von Zeile 3.
Nach den erhaltenen Resten zu schließen könnten die Zeilen 3-5 des Textes eine kurze Dar-
stellung der Karriere des Ich-Erzählers enthalten haben. Nach dieser Interpretation hätte er im
Laufe seines Lebens u.a. das Amt eines Sempriesters am Millionenjahrhaus Ramses'VI. inne-
gehabt, und hätte später eine Tätigkeit im Tempel Ramses'III. in Theben-West ausgeübt.
Dann wäre noch ein weiteres Amt an dem gleichen Tempel Ramses'VI. hinzugekommen und
als sein Vater gestorben war, hätte er - entweder direkt oder nach seinem älteren Bruder Nj-
sw-Jmn -18"' von ihm das Hohepriesteramt übernommen. Folgt man dagegen der Lesung „in
der Halle" (m wsh.t), so müsste man annehmen, dass irgendein Vorgang in der Halle oder dem
Hof des Millionenjahrhauses Ramses'VI. geschildert wurde.
Zum Tempel Ramses'VI. in Theben-West:
Die vorliegende Inschrift kann als der einzig sichere Beleg für einen westthebanischen Tempel
Ramses'VI. angesehen werden. " Alle weiteren in der Literatur teilweise mit dieser Anlage
verbundenen textlichen Erwähnungen lassen keine eindeutige Identifizierung zu.

1854 Zu dieser Frage siehe zuletzt M. Römer, Gottes- und Priesterherrschaft in Ägypten am Ende des Neuen Rei-
ches, ÄAT 21, 1994, 50 Anm. 159.
1855 Helck, Materialien, 115.

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