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einen Hinweis auf den von der Porta principalis
sinistra wiederum zur Donausüdstraße führenden
Straßenzug.
Das Gräberfeld in der Altstadt lieferte ab
1877 bei Grundaushüben und Kiesgrubenarbeiten
hauptsächlich zwischen Feuerhausgasse und Heer-
straße Skelett- und Brandgräber und deutet in der
Streuung von 400 zu 100 m auf ein stattliches Areal5.
Aus der großen Zahl der Fundstücke ließen sich im-
merhin noch 27 Gräber lokalisieren und zum größe-
ren Teil in Inventaren nachweisen (Taf. 142-147).
Freilich sind, den Fundumständen entsprechend, diese
Grabinventare nicht vollständig; Beobachtungen zur
Bestattungssitte, wie sie bei neueren Gräberfeldbe-
arbeitungen erfolgreich6 ausgewertet wurden, lassen
sich ebensowenig nachweisen, so daß nur wenige
Hinweise möglich sind.
Die Brandgräber (21 Stück, vgl. Katalog Taf. 142
bis 145) enthalten bis auf das Grab 17 alle eine Urne,
so daß die jüngst geäußerte Meinung, in Raetien sei
die Urnenbestattung vorherrschend7, sich zu bestäti-
gen scheint; indessen sei auch hierbei zur Vorsicht ge-
mahnt, denn urnenlose Gräber wurden früher oft-
mals nicht als solche erkannt, also auch nicht beachtet.
Verbrannte Beigaben zeigen die Gräber 1, 2, 3, 7, 9,
13, 16, 17, 20. Bei den Urnen überwiegen bei weitem
die für Raetien charakteristischen Typen mit einge-
zogenem Rand8; sie erscheinen handgearbeitet in den
Gräbern 1, 4, 2l9; in Scheibenarbeit mit unverdickter
Lippe in den Gräbern 11 und 1410, schließlich mit
verdickter Lippe in den Gräbern 2-3, 5, 13, 16, 20* 11.
Trichterrandgefäße kommen in den Gräbern 6 und 9
vor12; das Grab 19 besitzt als Urne einen Topf sog.
raetischer Firnisware13. Grablampen13a sind lediglich
aus den Gräbern 6, 8, 19-21 bekannt, indessen mag
die eine oder andere nicht mehr zuweisbare Lampe
{Taf. 92) zugehörig sein. Auch die übrigen Beigaben
sind kaum vollständig überliefert, so daß sich über
die Beigabensitte wenig sagen läßt. Am häufigsten
erscheint, zumeist wohl als Deckelgefäß, der kalotten-
förmige, rot überfärbte Teller (Grab 1, 5, 7, 16-17,
19, 20)14. Aus der großen Zahl der Streufunde ver-
dient besondere Beachtung die germanische Schale
des 3.-5. Jahrhunderts Taf. 146,5. Sie gehört zur
Form II Uslars15, Schalen mit abgesetztem Hals,
flachem Unterteil und abgesetztem Fuß, und findet
sich ganz entsprechend im germanischen Gräberfeld
von Friedenhain16 jenseits der Donau unweit Strau-
bing. Die Schale stellt die bisher einzige Beziehung
zwischen dem römischen Straubing und dem germa-
nischen Friedenhain dar; sie dürfte anzeigen, daß
ein früherer Bewohner des nahen germanischen Sied-
lungspunktes, vielleicht ein Soldat oder eine Frau, in

Sorviodurum lebte, und mit germanischen Beigaben
im wohl spätrömischen Gräberfeld beigesetzt wurde.
Die Belegung des Altstadtgräberfeldes mit Brand-
gräbern beginnt spärlich im späteren 1. Jahrhundert
und ist im 2. Jahrhundert zahlreich; die jüngste
Brandgräbergruppe datiert vom späteren 2. bis ins
frühere 3. Jahrhundert; der Krug Taf. 145, Grab 22
ist eine Form des 3. Jahrhunderts. Man kann etwa
die folgende chronologische Übersicht aufstellen:
Zweite Hälfte 1.-Anfang 2. Jahrhundert Grab 6
Grab 11
Grab 13
Grab 14
Grab 15
Erste Hälfte 2. Jahrhundert Grab 1
Grab 4
Grab 5
Grab 7
Grab 9
Grab 20
Grab 21
2. Jahrhundert Grab 3
Grab 8
Grab 10
Grab 12
Grab 19
Spätes 2. — frühes 3. Jahrhundert Grab 2
Grab 16
Grab 17
3. Jahrhundert Grab 22

Trotz der geringen Zahl an lokalisierbaren Grä-
bern läßt sich eine Belegungsabfolge von Ost nach
West erkennen: Wie Abb. 7 zeigt, liegen drei der vier
Gräber des späteren 2.-3. Jahrhunderts ganz im
5 Ebner, Römische Grabfunde in Straubing. Jb. 3, 1900, 8 f.
6 Vgl. R. Nierhaus, Das römische Brand- und Körpergräber-
feld »Auf der Steig« in Stuttgart-Bad Cannstatt. Veröff. d.
Staatl. Amtes f. Denkmalpflege Stuttgart A5 (1959).
7 Nierhaus a. a. O. 22; vgl. Faimingen 24; W. Hübener, Ein
römisches Gräberfeld in Neuburg an der Donau. Bayer. Vorge-
schichtsbl. 22, 1957, 92; Regensburg 12 f.
8 Vgl. unten S. 45.
9 Vgl. vom Ostenfeld Ta). 67.
10 Vgl. vom Ostenfeld Taf. 66,3.
11 Vgl. vom Ostenfeld Taf. 66,6-7. 11.
12 Vgl. Taf. 65,28.
13 Vgl. Taf. 48,9. 11.
13a Vgl. unten S. 58 f.
14 Vgl. unten S. 42 und Taf. 55.
15 R. v. Uslar, Westgermanische Bodenfunde. Germ. Denkm.
d. Frühzeit 3 (1938) Taf. 1, 7. 9.
15 Jb. 55, 1952, 17 f.; vgl. die allerdings wesentlich spätere
Schale Taf. A, 1, Grab 10, Mus. Straubing.

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