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D 1 E W*E L T K U N S T

Jahrg. XI, Nr. 1 vom 5. Januar 1937

Nachrichten von Überall

Oesterreichische Tafelbilder
für Amerika
Das Cleveland Museum of Art, das
sich vor anderen amerikanischen Museen
durch die besondere Pflege alter deutscher
Kunst auszeichnet, hat soeben zwei wertvolle
Neuerwerbungen auf diesem Gebiete gemacht.
Der Marientod des Meisters von Heiligen-
kreuz, Teil eines Altarwerks, von dem sich
ein zweiter Flügel in Münchener' Privatbesitz
befindet, ist zweifellos eine der eindrucksvoll-
sten österreichischen Arbeiten der Epoche um
1400. Ebenfalls eine wichtige Bereicherung
bedeutet die „Anbetung der Könige“, die durch
Vermittlung von A. S. Drey aus der Amster-
damer Sammlung Proehl erworben wurde,
unter dem traditionellen Namen „Meister Pfen-
ning“, dessen Nichtexistenz und(Identifizierung
mit dem in Salzburg seit 1448 tätigen Schwa-
ben Konrad Laib durch die neueren Forschun-
gen festgestellt wurde (s. Abb.).

Ein Mantegna
in London entdeckt
Vor einiger Zeit wurde von einem kleinen
Händler in London für vier Pfund ein alter-
tümliches Gemälde mit der Darstellung eines
Heiligen im Gebet gekauft. Nach Prüfung
durch einen Sachverständigen stellte sich her-
aus, daß es sich wahrscheinlich um ein Werk
des großen Italieners Mantegna handelt; nach
spektrographischer Untersuchung des stark
nachgedunkelten Gemäldes stellte sich tatsäch-
lich heraus, daß das kleine Bildchen (47 mal
36 cm) eine Arbeit Mantegnas ist und zwar
eine Darstellung des „Hl. Hieronymus im
Gebet“.
Das Bild wurde vor kurzem in London ver-
steigert und erreichte einen Preis von
4200 Pfund.

Oesterreichischer Staatspreis
Die Jury, die über die Verteilung des großen
österreichischen Staatspreises für bildende
Kunst zu entscheiden hatte, sorgte für tun-
lichste Ausschaltung der Kritik ihres Beschlus-
ses, indem sie von der üblichen Einladung der
Wiener Kunstberichterstatter zu der AussteL
lung der Einsendungen absah. Die Einstellung


Konrad Laib, Anbetung. 98:61 cm
Neuerwerbung des Museums, Cleveland
(Photo Museum)

der österreichischen Künstlerschaft zu dem
Wettbewerb beleuchtet nichts deutlicher als
das Fernbleiben der Mehrzahl der angesehene-
ren Künstler. So ist es denn auch kein Wun-
der, wenn sich in der Schau nur wenig Werke
von beachtlicherem künstlerischem Niveau fin-
den. Unter ihnen ist am bedeutendsten die im
Geiste der Reliefs romanischer Kirchentüren
empfundene Altartafel des vorjährigen Preis-
trägers auf dem Gebiet der Plastik, Walter

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DAS GUTE HOTEL

Ritter. Wohl weniger in Anbetracht der aus-
gestellten Bilder, als im Hinblick auf seine
künstlerische Gesamtleistung dürfte Josef Do-
browsky den großen Staatspreis erhalten
haben. Teilpreise wurden dem Bildhauer Prof.
W. Frass und den Malern Franz Elsner und
Max Florian (auf den wir gelegentlich des vor-
letzten Preisausschreibens hingewiesen haben)
zugesprochen. St. P.-N.

Pariser Fälscherzentrale
aufgedeckt
Bereits seit längerer Zeit forschte die Pa-
riser Polizei nach der Herkunft von neueren
Gemälden, die hin und wieder auf Auktionen
auftauchten und als Fälschungen derselben
Hand festgestellt werden konnten. Nunmehr
ist es gelungen, den Hersteller dieser Bilder,

Bildhauer Andre und Prof. Holzmeister,
beschränkt sich auf eine mit den Initialen des
Herrschers versehene Pyramide, mit einem
Putto auf der Spitze, der eine Krone hält und
einem (der Gegenseite zugekehrten) Adler. Der
andere preisgekrönte Entwurf von Andre und
Holzmeister stellt den Kaiser auf einer Estrade
dar, vor dem Thronstuhl stehend, im Begriff,
zu seinen Völkern zu sprechen. P.-N.


Meister von Heiligenkreuz, Tod Mariae.
Mu seums, Cleveland

Neuerwerbung des
(Photo Museum)

Neue Heimatmuseen
in Bayern
Das schöne Städtchen Wasserburg, herrlich
an einer Krümmung des Inns gelegen, mit
seinen gotischen Kirchen und Palästen im Inn-
talstil besitzt seit 50 Jahren in der Doppel-
kirche ein Museum, das seinen Zwecken längst
nicht mehr genügt. Nunmehr hat der Histo-
rische Verein für Wasserburg eines der älte-
sten Patrizierhäuser mit gotischen Netzgewöl-
ben erworben, in dem gelegentlich der 800-
Jahrfeier kommenden Jahres das Museum in
würdiger Form eröffnet werden soll.
Auch das Städtchen Weisma in Oberfran-
ken wird in seinem spätgotischen Rathaus mit
dem schönen Portal für seine seither unzu-
länglich aufbewahrten Museumsschätze eine
entsprechende Unterkunft erhalten. F.
Ein Schongauer für Straßburg
Der Konservator des Straßburger Museums,
M. Haug, hat ein bisher verschollen geglaubtes,
kürzlich in den Kolmarer Archiven aufge-
tauchtes Gemälde als ein eigenhändiges Werk
von Martin Schongauer bestimmt und für das
Straßburger Museum erworben.
Amerikanische Notizen
Worcester. Das Art Museum konnte durch
die Brummer Gallery eine bedeutende attische
Grabstele des 5. Jahrhunderts, die in Megara
während des griechischen Befreiungskrieges
gefunden und von dem Philhellenen Thomas
Gordon nach Schottland gebracht worden war,
erwerben. Es ist dies die erste frühattische
Stele, die damit in festen amerikanischen Be-
sitz übergeht.
New York. Eine erste amerikanische Aus-
stellung von Werken Gericaults fand in den
Sterner Galleries statt.
— Eine bedeutende Terracotta-Büste eines
englischen Geistlichen, vermutlich des Bischofs
John Fisher von Rochester, wurde vom Metro-
politan Museum erworben. Das Stück, von
der Hand des italienischen Bildhauers Pietro
Torregiano, befand sich bis zum Jahre 1894
im selben Besitz wie die bemalten Terracotta-
Büsten Heinrichs VII. und VIII., die an das
Victoria und Albert-Museum beziehungsweise
an einen amerikanischen Sammler übergegan-
gen sind (s. Abb. S. 4).
— In der Morgan Library sind augenblick-
lich die bedeutendsten italienischen Handzeich-
nungen, Manuskripte, Miniaturen und illu-
strierten Bücher des 6.—16. Jahrhunderts aus
dem Besitz dieser berühmten Sammlung aus-
gestellt.
Merion. Cezannes „Sabies Rouges“, die
kürzlich auf der Ausstellung der Bignou Galle-
ries in New York gezeigt wurden, sind von der
Barnes Foundation, die bereits 98 Gemälde
des Meisters besitzt, angekauft worden. Die
im Jahre 1902 entstandene Landschaft war einst
das Lieblingsbild von Cezannes Freund Gu-
stave Geffroy.
Neuerwerbungen des Muse-
ums für Volkskunst in Berlin
Das Museum für Volkskunst in Berlin
konnte, wie in den „Berichten aus den Preußi-
schen Kunstsammlungen“ mitgeteilt wird, in
der letzten Zeit seine schönen Bestände nach
den verschiedensten Richtungen hin glücklich
ergänzen und ausbauen. Außer der Erweite-
rung der Abteilung „Deutsche Bauernkunst“
haben vor allem die Textilien durch die Ueber-
nahme der Sammlung Dr. Großmann-Potsdam
und der Webmustersammlung Grudde mit
etwa 2400 Proben ostpreußischer Muster und
einiger der herrlichen ostpreußischen Bauern-
teppiche des 18. Jahrhunderts wertvollen Zu-
wachs erhalten.

einen Kunstmaler namens Jean Trottin, und
seinen Auftraggeber Elie Gordon festzu-
nehmen. Bei einer Haussuchung wurden nicht
weniger als 77 fertige und signierte „Originale“
von Corot, Renoir, Utrillo, Daumier, Monet
und andern französischen Malern gefunden.
Trottin behauptet, für die Bilder von Gordon
nicht mehr als 10—100 Francs erhalten zu
haben.
Historisches Stadtmuseum
München
Das Historische Stadtmuseum in München
hat aus dem Kunsthandel eine Sammlung von
52 Handzeichnungen des 16. und 17. Jahrhun-
derts, meist architektonische und kunsthand-
werkliche Entwürfe, erworben. Die Mehrzahl
stammt von dem altbayerischen Bildhauer und
Architekten Hans Krümper, der u. a. die wun-
derschöne Patrona Bavariae an der Residenz
schuf. Auch Arbeiten des Friedrich Sustris,
des Erbauers der Michelskirche, der größten
Hallenkirche Deutschlands, sind darunter und
solche von Hubert Gerhard, dessen leibliche
Bavaria mit dem Salzfaß, dem Sinnbild des
Salzhandels, auf dem Hofgärtentempel jedem
Besucher Münchens bekannt ist. F.
Wettbewerbsergebnis um das
Wiener Kaiser-Franz-Joseph-
Denkmal
Von den Entwürfen, die für den Wett-
bewerb um das Kaiser-Franz-Joseph-Denkmal
eingereicht wurden, erhielten drei Modelle
Preise zugesprochen. Das eine, das von Prof.
Wilhelm M ü 11 n e r herrührt, zeigt den Kaiser
im Krönungsornat auf einer reliefverzierten
Säule stehend. Ein zweites Modell, gleich dem
ersteren für den Michaelerplatz bestimmt, vom

Ein
Heimatmuseum
im Stuttgarter
Schloß
Bei der Entrümpe-
lung von Bauernhäusern
und Bauernhöfen im
Hohenloheschen Gebiet
wurde viel altes Bauern-
gut gefunden; vor allem
kunstgewerbliche Arbei-
ten, wie bemalte, mit
derben Sinnsprüchen ver-
sehene Möbelstücke, Ge-
räte, Spinnrädchen usw.
Diese Funde sollen in
dem künftigen Heimat-
museum untergebracht
werden, das im Stutt-
garter Schloßmuseum
eingerichtet wird.
Kurz- Nachrichten
Antwerpen. Der Louvre hat
als Dank für die Leihgaben
des Antwerpener Museums zur
Rubens-Ausstellung diesem die
bisher niemals ausgeliehene
Rolin-Madonna Jan van Eycks,
die bekanntlich von Napoleon
aus der Kollegiatkirche von
Autin weggebracht und den
Pariser Sammlungen über-
geben wurde, für einige Zeit
leihweise überlassen.
Brüssel. Als Geschenk von
M. D. von Buuren erhielt das
Museum eine „Versuchung des
heiligen Antonius" von dem
in Antwerpen von 1545 bis 1577
tätigen Maler Pieter Huys.
Paris. Am 22. Dezember wurde durch den französi-
schen Unterrichtsminister das Musee Camondo, eine Stif-
tung des Grafen M. de Camondo in der Rue de Mon-
ceau, feierlich eingeweiht. Es enthält im Wesentlichen
französische Stilräume des 18. Jahrhunderts von höchster
Geschmackskultur. "
Personalien
Theodor Wiegand., der Präsident des archäologischen
Reichsinstiuts und Mitglied der Akademie der Wissen-
schaften, starb am 19. Dezember in Dahlem. Wiegand,
der 1864 im Rheinland geboren wurde und seine Lauf-
bahn 1894 am Archäologischen Institut in Athen begann,
war von 1912—1931 Leiler der Antikenabteilung und des
Antiquariums der Berliner Museen. Sein Name wird mit
der 1899 in Angriff genommenen Aufdeckung von Milet
und mit dem 1930 eröffneten Pergamonmuseum verknüpft
bleiben. Von 1895 ab hat Wiegand die von Karl Humann
'begonnenen Ausgrabungen von Priene in Kleinasien ge-
leitet. 1931 wurde er Ritter der Friedensklasse des
Ordens Pour le merite und 1933 Preußischer Staatsrat.
Raimond van Marie f. Der vor allem durch, sein auf
fünf Bände berechnetes Standard-Werk „The Develop-
ment of the Italian Schools of Painting" bekannt gewor-
dene Kenner und Kunstgelehrte Dr. Raimond van)
Marie ist, erst 49 Jahre alt, zu San Marco bei Perugia
gestorben. Von seiner Hand erschienen noch u. a. (in
holländischer Sprache) „Die mystische Lehre Meister Ecke-,
harts", ferner (in französisch) „Simone Martin et les
peintres de son Ecole", „Recherches sur l’iconographie de
Giotto et de Duccio", „La peinture romaine au Moyen-
Age" und „Iconographie de l'art profane au Moyen Age
et ä la Renaissance". Auch die Einleitung über italie-
nische Malerei in dem Katalog der großen Ausstellung
italienischer Kunst in Amsterdam, 1934, stammte von
seiner Hand. Dr. W. M.
Aristide Maillol, der große französische Bildhauer,
feierte in voller Schaffenskraft in Marly, wo er an der
Monumentalfigur „Montagne" für die Weltausstellung
1937 arbeitet, seinen 65. Geburtstag.
Geschäftliches
(außer Verantwortung der Schriftleitung)
Die bekannte Kunst- und Antiquitätenhandlung A. S.
Drey in München wird laut Gesellschaftsvertrag vom
7. und 16. Dezember unter der Firma „Galerie für
alte Kunst G. m. b. H." weitergeführt. Geschäfts-
führer ist Walter Bernheim aus Köln.
Der österreichische Maler Johann Baptist Reiter
Besitzer von Bildern und Zeichnungen Johann Bap-
tist Reiters sowie von Dokumenten, die sich auf ihn be-
ziehen, werden höflichst gebeten, zweckdienliche Mittei-
lungen an Dr. Wolfgang Born, Wien VIII., Albert-
gasse 26, zu richten, der eine Arbeit über den Künstler
und eine Ausstellung seiner Werke vorbereitet.

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Verantwortliche Schriftleiter: Dr. Werner Richard Deusch und C. A. Breuer. — Vertretungen im Inland: München: Ludwig F. Fuchs, Kaulbachstraße 92 / Köln: K. H. Bodensiek, Köln-Holweide,
Siebenrabengasse 9 (Tel. 62 400). Vertretungen im Ausland: England: Dr. Gustav Delbanco, 4, Lawn Road, London / Frankreich: Geschäftsstelle in Paris. Directeur de notre Bureau
Parisi en: Dr. J. I. de Saxe, 13, rue Gudin, Paris 16e, Tel.: Jasmin 18—90; Redacteur Dr. Fritz Neugass, 11, rue Toullier, Paris 5e. / Holland: Dr. W. Mautner, 13, Haringvlietstraat, Amsterdam / Ita-
lien: Gerhard Reinboth; 213, Via Posilipo, Neapel / Oesterreich : Dr. Stefan Poglayen-Neuwall, Schulhof 4, Wien. Erscheint im Weltkunst-Verlag Berlin W 62. — Druckauflage 3. Quartal: 2933. — Zu-
schriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf Verlangen. Verantwortlich für den An-
zeigenteil: Paul Nowotny. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen
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Druck: Achterberg & Co., GmbH., Berlin SW 61.
 
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