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24. Oktober 1957

XL JAHRGANG, Nr. 42/45

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ART#* WORLD

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LMONDErfwARIS

EINZIGE ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH /

ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT

ANERKANNTES ZENTRALORGAN FÜR SAMMLER, MUSEEN, BIBLIOTHEKEN, KÜNSTLER UND KUNSTHÄNDLER

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: »Weltkunst Berlin«;
in den Monaten Mai bis Oktober jeden zweiten Sonntag.
Bankkonto: Deutsche Bank u. Diskonto-Gesellschaft, Depositen-Kasse M,
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 115. Postcheckkonti: Berlin 118054; Den
Haag 145512; Paris 170c 14; Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159

Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 76-77
Telefon: B5 Barbarossa ?228

Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 35 Pfennige. Quartal für Deutschland inkl. Postzustellung
RM 4.50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag RM $.50; für das
Ausland (nur im Umtch’ag) RM4.40; oder Tschechoslowakei Kc 50; Frank-
reich ffrs. 38; Holland hfl. 3.25; Schweiz sfrs. 7.70; Österreich öS. 9.—;
und die nicht angeführten Länder RM 4.40; Übersee $ 1.80.

Galerie Haberstock
Berlin W 9, Bellevuestraße 15

Meisterwerke der Malerei
des 15. bis einschließlich 19. Jahrhunderts
Hervorragendes Kunstgewerbe
Tapisserien, Plastiken usw.
des 15. bis einschließlich 18. Jahrhunderts

Gemtilderesfaurafionen und ihre Geschichte

In der „Museumskunde“ (Neue Folge IX,
lieft 2 nimmt Dr. Moritz Stiibel (Dresden) zu
dem akuten Problem der Gemäldekonservie-
rung in einem programmatischen Aufsatz
Unter obigem Titel grundsätzlich Stellung, der
einen wesentlichen Beitrag zur Gesundung des

Wenzel J o m n i tze r , Der „Merkelsche Tafelaufsatz"
(Foto Wehe-Wehl)


Restaurationswesens liefert und darüber hin-
aus mit seinen klar umrissenen Vorschlägen
und Forderungen für die Kunstwissenschaft
von grundlegender Bedeutung ist. Ausgangs-
punkt seiner kritischen Untersuchung bildet
die bedauerliche Tatsache, daß ein großer Teil
unseres heutigen Besitzes an alten Gemälden
durch Restaurieren schwer geschädigt und in
vielen Fällen — vor allem durch „malerische
Erneuerung“ — überhaupt rettungslos ver-
loren ist. Der Schaden, der gerade hierdurch
entstanden ist, ist noch erheblich größer als
der, den unsachgemäße technische Ausbesse-
rungen verursacht haben. Alle Zeiten der
Kunstgeschichte haben nachweislich malerisch
restauriert und sind somit schuldig an dem
Unglück, das hierdurch unseren Kunstbesitz
betroffen hat. Ein Verhängnis ist es, daß in
erster Linie die berühmtesten Meisterwerke
die schwersten Schicksale, die meisten Restau-
rationen durchgemacht haben, was zwangs-
läufig eine nicht abschätzbare Wertminderung
in künstlerischer und merkantiler Beziehung
zur Folge hat, und wiederum einen unwieder-
bringlichen Verlust an unserem Volksver-
mögen bedeutet. Auch als kunstgeschichtliches
Denkmal ist ein solches Gemälde durch die
malerische Erneuerung und fremde Eingriffe
mehr oder minder entwertet: „Es ist eine Ur-
kunde mit fremden Zusätzen und Einschiebun-
gen geworden, kein echter Zeuge mehr von
der Kunst seines Schöpfers und seiner Zeit.“
Dieses wichtige Moment ist bisher bei der
Kunstbetrachtung und Kunstbeurteilung im
allgemeinen viel zu wenig beachtet und be-
rücksichtigt worden, die infolgedessen auf
einer trügerischen Grundlage aufbaut und
deshalb immer wieder zu verhängnisvollen
Irrtümern führen muß. Keineswegs darf
dieser unhaltbare Zustand noch länger be-
stehen bleiben, und nachdrücklichst muß die
kategorische Forderung erhoben werden, daß
hier schnellstens und endgültig Abhilfe ge-
schaffen wird, durch die künftighin jede male-
rische Restaurierung völlig verhindert wird.
Eine unerläßliche Voraussetzung für eine
Besserung der bestehenden Verhältnisse er-
blickt Dr. Stiibel in einer systematischen Er-
fassung und geschichtlichen Darstellung des
Restaurationswesens; denn erfahrungsgemäß

wirkt Anschauung stets viel wirksamer
und nachhaltiger als eine abstrakte
Theorie oder theoretische Belehrung.
Anschaulich ist aber besonders die Ge-
schichte, die die konkrete Erscheinung
der Dinge klar und übersichtlich dar-
stellt. Eine Geschichte der Gemälde und
ihrer Schicksale würde aber aufs deut-
lichste zeigen, welche verhängnisvollen
Wirkungen durch unsachgemäße Restau-
rierungen usw. entstanden sind. Ein
solches Kompendium würde zugleich
eine empfindliche Lücke unserer Kunst-
geschichte schließen, das neben der
eigentlichen Geschichte der Gemälde-
restaurationen auch das gesamte Gebiet
des Kunsthandels und Kunstsammelns,
der Museen und Kunstfälschungen u. a.
mehr zu umfassen hat, weil nun einmal
die Schicksale der Gemälde in steter
Verbindung hiermit stehen. Der Ver-
fasser entwickelt sodann die Richtlinien,
wie dieses Werk am zweckmäßigsten in
Angriff genommen und methodisch auf-
gebaut werden muß, worauf jedoch in
diesem Zusammenhänge leider nicht
näher eingegangen werden kann, und
weist schließlich zusammenfassend auf
die großen Vorteile hin, die sich hieraus
für das Restaurationswesen und die
Kunstforschung mittelbar oder unmittel-
bar ergeben. Der gesamten Kunstwissen-
schaft würde dadurch zweifellos ein un-
schätzbarer Dienst geleistet, daß die bis-
herige Grundlage, auf der sie aufgebaut,'
wesentlich gesichert und befestigt wird:
„Denn jede Wissenschaft von der Kunst
geht auf die erhaltenen Kunstwerke zu-


Wenzel Jamnitzer, Der „Merkelsche Tafelaufsatz"
(Ausschnitt) (Foto Wehe-Wehl)

Der Merkelsche Tafelaufsatz von Wenzel Jamnitzer
Die Irrfahrten eines deutschen Meisterwerks

Pariser Zeitungen brachten kürzlich die
Nachricht, daß der sogenannte „Merkelsche
Tafelaufsatz“ von Wenzel Jamnitzer, „das
Hauptwerk der Nürnberger Goldschmiede-
kunst“, aus dem Besitz des Baron Rothschild
(Paris) durch ein Konsortium an einen nicht
genannten ausländischen Sammler verkauft
wurde (siehe Abbildungen). Damit ist die
Odyssee dieses national wichtigen Kunstdenk-
mals des bekanntesten deutschen Goldschmie-
des, der von Forschern wie Otto von Falke
noch über Cellini gestellt wird, in eine neue

Phase eingetreten. Die Stadt Nürnberg hatte
im Jahre 1549, wie aus dem Inventar des Rats-
silbers vom Jahre 1613 hervorgeht, das silber-
vergoldete, mit Email gezierte Prachtstück für
die damals außerordentliche Summe von 1525
Gulden 19 Schillinge und 10 Heller samt Fut-
teral von Wenzel Jamnitzer direkt erworben.
Als im Jahre 1806 der Bayerische Staat, an
den die reichsunmittelbare Stadt Nürnberg fiel,
das gesamte Ratssilber öffentlich, meist zum
bloßen Silberwert, versteigern ließ, gelangte
der Tafelaufsatz zu einem den Silberwert


PAUL TIECKE

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