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7. Februar 1937

XI. JAHRGANG, Nr. 6

D I E


LMONDEMRIS

ARTo/fcWORLD

EINZIGE ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
ANERKANNTES ZENTRALORGAN FÜR SAMMLER, MUSEEN, BIBLIOTHEKEN, KÜNSTLER UND KUNSTHÄNDLER

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: »Weltkunst Berlin«;
in den Monaten Mai bis Oktober jeden zweiten Sonntag.
Bankkonto: Deutsche Bank u. Diskonto-Gesellschaft, Depositen-Kasse M,
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 115. Postcheckkonti: Berlin 118054; Den
Haag 1455 12; Paris 170014; Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159

Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 76-77
Telefon: B 5 Barbarossa 7228

Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 35 Pfennige. Quartal für Deutschland inkl. Postzustellung
RM 4.50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag RM 5.50; für das
Ausland (nur im Umschlag) RM 4.40; oder Tschechoslowakei Kc 50; Frank-
reich ffrs. 38; Holland hfl. 3.25; Schweiz sfrs. 7.70; Österreich öS. 9.—;
und die nicht angeführten Länder RM 4.40; Übersee $ 1.80.

Cui bono?
Ein Wort zu den „K unstskandalen“
Hätte es bereits zu den Zeiten eines Michel-
angelo oder Andrea del Sarto, von denen uns
Vasari zwei überaus aufschlußreiche Fälscher-
geschichten erzählt, eine Tagespresse gegeben:
sie hätte nicht weniger als heute sensations-
lustige Blätter über „Kunsthandels- und Kunst-
fälscher-Skandale“ zu berichten gehabt. Denn
solange Kunst erzeugt und gesammelt wurde, ist
sie bewußt und unbewußt auch nachgeahmt
worden, und diese Nachahmung wurde zur
eigentlichen „Fälschung“ in dem Augenblick,
da sie als Originalkunstwerk unterschoben
und dementsprechend materiell bewertet
wurde. Die Geschichte des Sammlertums be-
weist, daß alle ernsthaften Sammler sich mit
dem Problem der Fälschung auseinanderzu-
setzen hatten.
Gerade deshalb taucht aber die Frage auf,
welches Interesse die Allgemeinheit daran hat,
dauernd mit meist im ersten Augenblick un-
kontrollierbaren, vielfach übertriebenen Mel-
dungen von „Kunstfälscherskandalen.“ gefüt-
tert zu werden. Derartige Nachrichten er-
zeugen einerseits eine Beunruhigung, die meist
gar nicht angebracht ist, andererseits werden
sie die Tätigkeit der Fälscher in keiner Weise
einschränken, sondern diesen eher als War-
nung oder gar Belehrung dienen. Es hat sei-
nen guten Sinn, daß die jährlichen, sogenann-
ten „Fälscherkongresse“ der deutschen Mu-
seen hinter verschlossenen Türen stattfinden,
statt, vor der breiten Oeffentlichkeit verhan-
delt, dem Fälschertum neue Tips für seine,
der wissenschaftlichen Erkenntnis immer
parallel laufende Weiterentwicklung zu bie-

ten. Ist ein Fall aber erst ganz geklärt und
durch eine gerichtliche Entscheidung abge-
schlossen, so steht auch seiner Erörterung in
der Presse nichts mehr im Wege und niemand
hat mehr ein Interesse daran, die aus dem
Verfahren gewonnenen Ergebnisse mit dem
Mantel der Nächstenliebe zu decken.
Das einzig wirksame Gegenmittel gegen das
Fälscherunwesen, das u. E. in der Gegenwart
keinen größeren Umfang angenommen hat als
der Bedarf leider ahnungsloser „Sammler“ be-
dingt, ist mitnichten der öffentliche Presse-
Alarm, sondern einzig und allein die Kenntnis,
Vorsicht und Erfahrenheit des wirklichen
Sammlers — und des berufenen Mittlers, des
Fachgelehrten. Das Gebiet der Kunstgeschichte
und des Sammelns hat sich in den letzten
Jahrzehnten so erweitert, daß Spezialkennt-
nisse unbedingt erforderlich sind, die doch in
den meisten Fällen nur der geschulte Fach-
mann besitzt. Würde sich in weiten Sammler-
kreisen diese Erkenntnis endlich durchsetzen,
so wäre der wichtigste Schritt zur Unterbin-
dung des Kunstfälschertums getan, das seinen
Absatz dann nur noch dort finden kann, wo
wider bessere Einsicht ein guter Wille ein-
fach nicht mehr vorausgesetzt werden kann.
Und diese Fälle dürften dann auch höchstens
noch die Gerichte, nicht mehr aber die
Oeffentlichkeit interessieren. W. R. Deusch
Neuentdeckung
eines Blechen
Unlängst ist in Berliner Privatbesitz eine
Arbeit Karl Blechens aufgetaucht, die be-
sondere Aufmerksamkeit verdient. Es handelt
sich bei diesem hier zum erstenmal abgebil-

Karl Blechen, Märkischer Sandweg
Neuentdeckung in Berliner Privatbesitz (Photo Schuch]



Adam Els he i mer, Alexander und Diogenes
Kupfer, 46 : 61 cm — Neuentdeckung
Ausstellung: Kunsthandlung Nico Cevat, Amsterdam (Photo Besitzer)

deten Stück nicht um eine der vielen Studien
des Meisters, sondern um ein kleines, völlig
ausgeführtes Bild, das sich an Originalität
des Motivs und malerischer Qualität den besten
Studien Blechens an die Seite stellt. Angesichts
dieses echt „märkischen“ Sandwegs denkt man
unwillkürlich an die Stelle bei Heinrich von
Kleist, in der er den zünftigen Kunstrichtern
vorhält, daß man, um ein gutes Bild zu malen,
nicht immer ein romantisches Motiv und eine
bedeutungsvolle Komposition brauche, sondern
daß als Gegenstand schon ein kahler Berbe-
ritzenstrauch genüge, auf dem sich „eine Krähe
einsam plustert“. Hier ist nicht einmal eine
„Krähe“ dargestellt. Ein aufsteigender Sand-
weg mit etwas Gestrüpp und ein paar
Büscheln halbvertrockneten Grases, — das ist
alles! Aber wie dieser Sand gemalt ist, wie
diese kümmerlichen Pflanzen in diesem Sande

stehen und um ihr Dasein ringen, — wie ein
einsam verlorener Sonnenstrahl das Gewölk
durchbricht und über diesen Sandweg hin-
huscht — wahrhaftig: Kleist hätte seinen
Wunsch, es möchte einmal ein Maler kommen,
der die märkische Landschaft mit seinen
Augen schaue, in diesem kleinen Bilde
Blechens restlos erfüllt gesehen!
Die Entstehungszeit des Bildes liegt be-
stimmt nach der italienischen Reise Blechens
und höchstwahrscheinlich vor seiner Harz-
reise. Sie würde demnach in die Zeit von
1829—1833 fallen. Motivisch schließt sich das
Bild an die Studien und das Bild „Der ein-
brechende Abend, ein Bild aus der Umgebung
Narnis“ an, wo auch ein über einen Hügel
führender Weg die Achse der Komposition
bildet.
G. J. Kern

Heute und Morgen im holländischen Kunsthandel

Der holländische Kunstwinter hat bisher
alles gehalten, was er versprach, und auch der
Frühling scheint manches Interessante bringen
zu sollen. Auftakt und vielleicht Höhepunkt
bildet die große Ausstellung alter Kunst aus
Haager Privatbesitz im Gemeinde-
museum. Ungewöhnlich reich und unge-
wöhnlich qualitätvoll, zeigt sie, wie viele
schöne Werke in den Haager Patrizierwoh-
nungen angetroffen werden. Die Ausstellungs-
kommission hat die Qual der Wahl, und die
erfreulichste Seite der Auslese ist vielleicht
die, daß sie zeigt, wie viel aus verhältnismäßig
jungen und mit großem Geschmack zusam-
mengebrachten Sammlungen stammt. Auch

die Königin hat ein sonst nicht zur Schau ge-
stelltes großes Werk von Murillo und eine
Auswahl aus ihrer erlesenen Miniaturensamm-
lung zur Verfügung gestellt.
Rotterdam konnte sich gleichzeitig
zweier Ausstellungen erfreuen. Die Firma
Göudstikker zeigte dort eine Auswahl aus
ihrem reichen Besitz, und im Museum Boy-
m ans organisierte Direktor Hannema eine
Ausstellung „Die Divisionisten von Seurat bis
Toorop“, die sich an einen etwas kleineren
Kreis von Liebhabern wandte als die Haager.
Und bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, daß
das Museum zur Erinnerung an die Hierony-
mus-Bosch-Ausstellung dieses Sommers aus

PAUL TIECKE
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