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10. Oktober 1937

XL JAHRGANG, Nr. 40/41

D 1 E


ART»/:/«- WORLD

LMONDEfeARTS

EINZIGE ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
ANERKANNTES ZENTRALORGAN FÜR SAMMLER, MUSEEN, BIBLIOTHEKEN, KÜNSTLER UND KUNSTHÄNDLER

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: »Weltkunst Berlin«;
in den Monaten Mai bis Oktober jeden zweiten Sonntag.
Bankkonto: Deutsche Bank u. Diskonto-Gesellschaft, Depositen - Kasse M,
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Haag 145512; Paris 170014; Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159

Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 76-77
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Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 35 Pfennige. Quartal für Deutschland inkl. Postzustellung
RM 4.50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag RM 5.50; für das
Ausland (nur im Umschlag) RM 4.40; oder Tschechoslowakei Kc 50; Frank-
reich ffrs. 38; Holland hfl. 3.25; Schweiz sfrs. 7.70; Österreich öS. 9.—;
und die nicht angeführten Länder RM 4.40; Übersee $ 1.80.

Galerie Haberstock Slic^t ständig zu kaufen:
Berlin W9, Bellevuestraße 15

Meisterwerke der Malerei
des 15. bis einschließlich 19. Jahrhunderts
Hervorragendes Kunstgewerbe
Tapisserien, Plastiken usw.
des 15. bis einschließlich 18. Jahrhunderts

Der Streit uni Frans Hals
Nachdem es schien, als ob die unsinnigen
„Fälschungs“-Gerüchte um die Frans-Hals-Aus-
stellung in Haarlem einer kühleren und ob-
jektiveren Betrachtungsweise gewichen wären,
hat ein soeben im Amsterdamer Verlag H.
J. Paris erschienenes Pamphlet der kritiklosen
Tagespresse wiederum neue Nahrung zu Ver-
dächtigungen gegeben. Ein gewisser M. M.
van D a n t z i g , den der „Telegraaf“ kürzlich
auf Grund einer früher erschienenen Broschüre
als „Geist der stets verneint“ bezeichnet hatte,
veröffentlicht unter dem Titel „Frans llals.
Echt of Onecht“ detaillierte Untersuchungen
Über sämtliche 116 auf der Ausstellung ge-
zeigte Bilder. Dies geschieht auf die Weise,
daß der Verfasser nicht weniger als 44 Merk-
male des Schaffens von Hals aufstellt, die in
bunter Folge auf technische, perspektivische.

treffen, erlauben nun das lustige Spiel, jedes
Werk auf seine Plus- und Minus-Punkte hin
festzulegen, und, je nach dem Ergebnis, kate-
gorisch auf „Echt“, „Kopie“, „Fälschung“ usw.
zu bestimmen. Es verbleiben auf diese Weise
als echte Bilder der Ausstellung 55 Stück, ob-
wohl selbst bei diesen, und es sind darunter
Weltberühmteste Stücke neben verhältnismäßig
unbedeutenderen Werken, der Verfasser oft
genötigt ist, drohend den Finger zu erheben
wie der Lehrer einem Schüler gegenüber, der
gerade noch das Examen bestanden hat. Wäre
der Verfasser auf Grund seiner willkürlich
aufgestellten, jeder Stilkritik und jeder histo-
rischen Gegebenheit Hohn sprechenden Unter-
suchungsmethode ganz konsequent, gewesen,
so müßte es ihm eigentlich nicht allzu schwer
gefallen sein, zu beweisen, daß Frans Hals
überhaupt nicht existiert habe, und daß nur
er selbst, Herr van Dantzig, das Rezept des


Neuaufstellung der Abteilung Bildwerke im Deutschen Museum Berlin, Saal
des 16. Jahrhunderts (Foto Schwarz,

üialerische und andere Eigenarten sich bezie-
hen. Diese „Merkmale“, in die das künstle-
rische Wesen des großen Meisters zersplittert
''ird und die natürlich jede synthetische Be-
‘'achtungsweise ausschließen, den Kern des
Künstlerischen und Intuitiven überhaupt nicht

„wirklichen“ Schaffens des Meisters in Händen
halte. So entwickelt sich folgerichtig die Gro-
teske, daß neben den 55 echten Bildern der
Rest in 5 zweifelhafte, 11 Kopien, 22 Werke
anderer niederländischer Meister — wobei
dann beliebig mit Namen wie Verspronck,

Aelbert Cuyp (I), Carei Fabritius (!) usw. her-
umgeworfen wird — 9 unbestimmbare und 36
falsche Werke aufgeteilt wird. Mit einer ein-
zigen Ausnahme, Kat. Nr. 55, verschwinden
sämtliche Kinderköpfe und Fischerjungen aus
dem Werk des Frans Hals. Ohne Rücksicht
darauf, daß einzelne dieser Bilder bereits im
18. und frühen 19. Jahrhundert nachzuweisen
sind« werden die letzteren ausnahmslos, also
z. B. auch das herrliche Bild des Fürsten Bent-
heim, als englische Fälschungen des späten
19. Jahrhunderts bezeichnet. Berühmte Bilder
wie der Lautenspieler der Sammlung Roth-
schild, das Bildnis Heythuysen des Brüsseler
Museums werden zu Kopien degradiert, an-
dere, wie der Lautenspieler der Sammlung
Beit, die wunderbaren Herrenbildnisse der
Museen in Prag und Gotha oder die beiden
Bildnisse der Museen in Amiens und Cincin-
nati glattweg als Fälschungen bezeichnet. Die
teilweise treffenden Bemerkungen über den
technischen Erhaltungszustand der Bilder ver-
anlassen den Verfasser niemals zur Vorsicht;
kategorisch werden auf Grund des Zahlenspiels
der 44 Merkmale Urteile ; gefällt, die jedem
künstlerisch begabten Menschen, auch ohne
Spezialkenner sein zu müssen, die Haare zu
Berge stehen lassen.

Es dürfte sich erübrigen, wissenschaftlich
und mit Gegenbeweisen gegen dieses Pamphlet
aufzutreten, das sich selbst richtet. Und man
könnte auch an dieser Stelle ironisch lächelnd
über dieses Machwerk hinweggehen, wenn
nicht derartige Unternehmungen, die mit
scheinbar fachmännischen Methoden an wis-
senschaftliche Probleme herantreten, die
Oeffentlichkeit immer wieder in neue Unruhe
versetzen würden, die leider von einem Teil
der Tagespresse noch geschürt wird. Dabei
gehört das eben charakterisierte Pamphlet zu
einer Reihe immer wieder zu Tage tretender
Erscheinungen, die, einem pathologischen


Hei lbronner Meister, Ende des 15. Jahrhunderts:
Darstellung eines Steinmetzen
Neuerwerbung des Deutschen Museums.
Berlin (Foto Schwarz)
Komplex huldigend, weniger den Kunstgelehr-
ten als den Psychiater interessieren müßten.
Werner R. Den sch

Die Bildwerke des Deutschen Museums Berlin
in Neuaufstellung

Als im denkwürdigen Museums-Jubiläums-
jahr 1950 die deutschen Kunstwerke in den
Nordflügel des Messelschen Neubaues über-
siedelten, wurden in einer dem Zeitablaufe fol-
genden Gliederung Gemälde und Plastiken
vereinigt, um von der karolingischen bis zur
friederizianischen Epoche die Wechselwirkung
beider Zweige künstlerischen Schaffens und
die innere Verwandschaft ihrer Entwicklungs-
phasen herauszustellen. Diese Ordnung fand
noch sichtlich im Anschluß an die von dem
unvergeßlichen Bode vertretenen Grundsätze
statt. Die Notwendigkeit, den schöpferischen

Werdegang unserer Kunst durch stärkere
Berücksichtigung von Werken überragender
Qualität klarer zu verdeutlichen und das nur
den Forscher angehende Prinzip der Vollstän-
digkeit mit der wünschenswerten Entschieden-
heit aufzugeben, wurde schon damals einge-
sehen, aber mit den praktischen Folgerungen
aus dieser Erkenntnis wurde dennoch gezögert.
Es kam zwar vieles besser als früher zur Gel-
tung, aber die Scheidung zwischen Schau- und
Studiensammlung wurde keine endgültige.
Neben werke störten und die konsequente Be-
tonung der Hauptakzente zeigte sich erst in

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