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17. Januar 193

XI. JAHRGANG, Nr. 5

D I E


NST

LMONDEfeAMS

EINZIGE ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
ANERKANNTES ZENTRALORGAN FÜR SAMMLER. MUSEEN. BIBLIOTHEKEN, KÜNSTLER UND KUNSTHÄNDLER

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: »Weltkunst Berlin«;
in den Monaten Mai bis Oktober jeden zweiten Sonntag.
Bankkonto: Deutsche Bank u. Diskonto-Gesellschaft, Depositen-Kasse M,
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 115, Postcheckkonti: Berlin 118054; Den
Haag 145512; Paris 170014; Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159

Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W 62, Kurfürsten st r. 76-77
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Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 35 Pfennige. Quartal für Deutschland inkl. Postzustellung
RM 4.50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag RM 5.50; für das
Ausland (nur im Umschlag) RM4.40; oder Tschechoslowakei Kc 50; Frank-
reich Frs. 38; Holland hfl. 3.25; Schweiz sfrs. 7.70; Österreich öS. 9.—;
und die nicht angeführten Länder ' RM 4.4c; Übersee $ 1.80.

Wiener
Kunstleben 1956
Im Laufe des Jahres 1956 gab es mehrere
bedeutsame Ausstellungen moderner und alter
Kunst. Das Münzen- und Medaillenkabinett
des Kunsthistorischen Museums gewährte Ein-

einem der führenden polnischen Impressio-
nisten, ausgezeichnet vertretene Lember-
ger Graphik und den in Paris herange-
bildeten Kubisten T. Makowski. Neumann &
Salzer zeigte moderne ungarische Malerei.
Kollektionen namhafter neuerer österreichi-
scher Künstler zeigten die Sezession (Kolig.
A. Silberbauer, O. Laske), der Kunstsalon
Würthle (A. Wickenburg. W. Thöny, M. Flo-


Anbetung d e r Könige. Mittelstück eines Flügelaltars aus Baden (Schweiz) um 1480
Ausstellung: J. Hinrichsen, Berlin (Photo Hinrichsenl
(Aus der Abbildungsreihe ,,Sammlerstücke a. d. deutschen Kunsthandel")

blick in die Entwicklung der modernen Me-
daille in Finnland und den Niederlanden. Der
Hagenbund bot einen Querschnitt durch die
englische Graphik des 19. ü. 20. Jahrhunderts
und eine Schau moderner belgischer Kunst. In
der Sezession sah man eine Ausstellung Jung-
italienischer Plastik mit einer Sonderschau des
verstorbenen Florentiners Libero Andreotti
(einer der größten modernen Bildhauer Ita-
liens), die die enge Verbundenheit der italie-
nischen Plastik mit der Kunst der Vergangen-
heit und ihre Aufgeschlossenheit gegenüber
modernem Kunstwollen bewies. In Künstler-
haus und Sezession gab es auch neuere pol-
nische Kunst zu sehen, mit Fryderyk Pautsch,

rian), die Neue Galerie (G. Ehrlich), das Anti-
quariat A. V. Heck (G. Frankl, B. Ferenczv
und Mariette Lydis). In den Räumen des ehe-
maligen Auktionshauses Wawra, die von dem
Inhaber der Neuen Galerie im Frühjahr ge-
pachtet wurden, kam es zu einer schönen Aus-
stellung von Arbeiten A. Romakos. des lange
verkannten Widerparts von Makart und eines
der geistvollsten Vorläufer des Impressionis-
mus in Oesterreich.
Die Sammlungen für Plastik und Kunstge-
werbe im Kunsthistorischen Museum veran-
stalteten eine Ausstellung von Kleinkunst der
italienischen Renaissance aus Wiener Privat-
besitz und eine Ausstellung von Barockboz-

PAUL TIECKE
Berlin W 62, LUlzowplalz 11 - Telefon: KurtUrsi B 1 1762
RAHMEN • RESTAURIERUNGEN ALLER ART

zetti. Die Albertina brachte holländische
Landschaftsgraphik der Rembrandtzeit und
eine Daumier-Ausstellung, die sich infolge
ihrer Aktualität besonderen Zuspruches er-
freute. Die Galerie Sanct Lukas zeigte „Go-
tische Malerei in Oesterreich“, deren Bestand
sich größtenteils aus dem Besitz österreichi-
scher Stifte zusammensetzte, von denen Ad-
mont, Lilenfeld, Lambach und Kremsmünster
die Schau beschickt hatten. Das kostbarste
Bild, eine Geburt Christi (um 1400) aus Stift
Kremsmünster, verwandt dem Melchior Broe-
derlam zugeschriebenen Diptychon der Samm-
lung Mayer van den Bergh wurde, gleich
einem hl. Benedikt vor der Höhle (um 1510
bis 1520) aus Stift Lambach, von dem Wiener
Kunsthistorischen Museum angekauft.
Auch die Steirische Landschaftsgalerie im
Museum Joanneum zu Graz hat aus Stifts-
besitz, und zwar hauptsächlich aus dem Besitz
der Stifte Admont und St. Lambrecht, wichtige
Erwerbungen getätigt. Sie wurden mit ein-
schlägigen Werken des Wiener Kunsthistori-
schen Museums, österreichischer Provinz-
museen und Privatsammlungen in einer Aus-
stellung der „Malerei und Plastik in Steier¬

mark bis 1440” im Kunsthistorischen Museum
gezeigt. Die Schau vereinigte wenig bekannte
Schöpfungen von hohem künstlerischem Rang,
gleich der anmutsvollen Admonter Madonna
(um 1520), dem leidenschaftlich erregten Auf-
erstandenen aus dem Kreis des Meisters der
Portalfiguren von Steyr und gipfelte in der
Herausstellung des Werkes des Hans von
Tübingen und des Meisters von Groß-Lobming.
Anderseits waren in diesem Jahre besonders
viele Abwanderungen hochwertigen österrei-
chischen Kunstgutes in das Ausland zu be-
klagen. Neben hervorragenden Stücken öster-
reichischer Buch- und Tafelmalerei aus
Klosterbesitz, gingen ein Apostelbild des Piero
della Francesca aus der ehemaligen Sammlung
Miller-Aichholtz und das unvergeßliche Mei-
sterwerk Vermeers, das „Atelier“ aus der
Sammlung Czernin, in ausländischen Besitz
über. Das letztere Bild ziert heute, wie bereits
berichtet als Geschenk Sir Hendy Deterdings.
das Rijksmuseum in Amsterdam.
Zu den wichtigsten Ereignissen auf dem
Gebiet des Wiener Kunstmarktes gehörte die
Auktion der Kunstschätze des Antiquitäten-
(Fortsetzung Seite 2)

Ein Florentiner Frauenbildnis in Detroit

Der Direktor des Museums in Detroit, Di.
W. R. Valentiner, äußert sich über das Profil-
porträt einer jungen Frau, das dem Museum
von Mr. Edsel B. Ford und der Gründergesell-
schaft geschenkt worden ist (s. Abbildung).
Die neue außergewöhnliche Erwerbung, be-
merkenswert durch plastische Kraft ihrer
Form und Feinheit von Komposition, Zeich-
nung und Ausführung ist ausgezeichnet erhal-
ten und muß nach Kostüm und Flaartracht der
Dargestellten als eine um 1475 in Florenz ge-
malte Arbeit angesehen werden. Zum Ver-
gleich können nur wenige Werke herangezo-
gen werden, nämlich Ghirlandajos Madonna
della Misericordia (ein Porträt der Simonetta
Vespucci, datiert 1476, aber wohl schon 1475
entstanden), zwei dem Verrocchio zugeschrie-
bene Porträtbüsten, von denen die eine im
Bargello („Dame mit den Primeln“), die an-
dere in der Sammlung Dreyfuss (beide um
1475 entstanden), und die dem Leonardo da
Vinci zugeschriebene Ginevra dei Benci von
1478 in der Liechtenstein-Galerie. Bei der Zu-
schreibung der Autorschaft scheidet Ghirlan-
dajo von vornherein aus, da das Gemälde
nichts von seiner breiten, schweren Art und
seinem Wirklichkeitssinn hat. In der Frage,
ob es von Verrocchio oder dem jungen Leo-
nardo und aus dessen Zeit stammt, wTo er unter
dem Einfluß von seinem Meister arbeitete, ent-
scheidet sich Valentiner für Leonardo. Auch
der schwarze Hintergrund der mit allem
Charme der Jugend ausgestatteten Frau in
orangefarbenem Gewand kann bei eingehen-
der Prüfung nicht gegen seine Autorschaft
sprechen, da die Landschaftshintergründe in
dem Porträt der Liechtensteingalerie und der
Mona Lisa einer späteren Zeit angehören. Es
dürfte sich, schon der weichen Modellierung
wegen, um ein Jugendwerk Leonardos handeln.

der als erster den Quatrocentostil durch-
brach. L. Venturi schreibt das Bild ebenfalls
Leonardo zu.


Damenbildnis
Verrocchio oder Leonardo zugeschr.,
Neuerwerbung des Detroit Institute
of Arts (Photo Archiv)

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