Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
24. Januar 1957

XI. JAHRGANG, Nr. 4

D I E


WEI
ART./-* WORLD

nst
LMONDE*AKI5

EINZIGE ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
ANERKANNTES ZENTRALORGAN FÜR SAMMLER, MUSEEN, BIBLIOTHEKEN, KÜNSTLER UND KUNSTHÄNDLER

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag,
Berlin W 61, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: »Weltkunst Berlin«;
in den Monaten Mai bis Oktober jeden zweiten Sonntag.
Bankkonto: Deutsche Bank u. Diskonto-Gesellschaft, Depositen-Kasse M,
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 115. Postcheckkonti: Berlin 118054; Den
Haag 1455 12; Paris 170014; Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159

Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 76-77
Telefon: B 5 Barbarossa 7228

Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 35 Pfennige. Quartal für Deutschland inkl. Postzustellung
RM 4.50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag RM 5.50; für das
Ausland (nur im Umschlag) RM4.40; oder Tschechoslowakei Kc 50; Frank-
reich ffrs. 38; Holland hfl. 3.25; Schweiz sfrs. 7.70; Österreich öS. 9.—;
und die nicht angeführten Länder RM 4.40; Übersee $ 1.80.

Die große deutsche
Kunstausstellung
München 1957
Möge der großen deutschen Kunstausstellung,
„die dazji berufen ist, von der Schönheit und
Größe zeitgenössischer deutscher Kunst Zeug-
nis abzulegen“, wie der Schluß des Aufrufes
an alle deutschen Künstler im Reich und im
Ausland heißt, ein wirklich großer künstleri-
scher Erfolg beschieden sein. Zu dieser Aus-
stellung, mit der das Haus der deutschen Kunst
im Frühjahr dieses Jahres eröffnet wird, sind
zum ersten Male auch die der deutschen Art
verwandten Künstler jenseits der Grenzen des
Reiches eingeladen. Es wird eine umfassende
Darstellung der neuen deutschen Kunst auf
dem Gebiete der Malerei, der Plastik und der
Graphik werden.
Seit dem Brand des Münchener Glaspalastes
im Jahre 1951, dessen Aufgabe nunmehr das
im Auftrag des Führers und Reichskanzlers
erbaute Haus der deutschen Kunst in Mün-
chen übernehmen wird, ist die Kunst und ins-

dieselbe nicht nur von einer außerordentlich
großen Anzahl von deutschen, sondern auch
von vielen ausländischen Besuchern aufgesucht
wird. Der Staat, sowie die Reichskammer der
bildenden Künste, haben bereits für den Er-
folg dieser großen deutschen Kunstaus-
stellung alle notwendigen Voraussetzungen
geschaffen.
Die Verantwortung liegt nun bei den Künst-
lern, die sich über die grundsätzliche Bedeu-
tung und Größe dieser Ausstellung klar wer-
den müssen, um eine richtige Prüfung und Ein-
schätzung ihrer einzusendenden Werke vorzu-
nehmen. Auch steht der Jury dieser Ausstel-
lung eine große Aufgabe bevor. Denn es ist
wichtiger, eine qualitativ hochstehende Kunst-
schau mit einer geringeren Anzahl von Wer-
ken zu zeigen, als umgekehrt, wie es bei der-
artigen großen Veranstaltungen leicht möglich
ist, Gefahr zu laufen, möglichst viele Werke
auszustellen, die dann wegen ihrer Quantität
und Mannigfaltigkeit keinen einheitlichen
Ueberblick über die Kunstrichtung geben, oder
kein bestimmtes Qualitätsniveau aufweisen
können.

Hoffen wir, daß diese Ausstellung, wie man
es von ihr verlangt, einen tiefen Einblick in
den Charakter und das Wesen des deutschen
Menschen gibt und das wahre Gesicht der
deutschen Kunst zeigt. C. A. B.
Houdons Voltaire
Es wird wahrscheinlich von den Erben
Francois Cotys abhängen, ob die im Dezember
in Paris versteigerte Statue Voltaires (s . Abb.)
endgültig im Besitz des Grafen de Charniere
verbleiben wird. Wir berichteten bereits (s.
„Weltkunst“ Nr. 50 vom 13. Dez.) über den bei
der Auktion in der Galerie Charpentier vor-
gefallenen Zwischenfall. Da die Echtheit des
Bildwerkes durch energische Zurufe öffentlich
bestritten wurde, konnte die auf 250 000 ffr.
geschätzte Statue nicht mehr als 60 000 ffr. er-
zielen. Wenn der angekündigte Prozeß wegen
dieser unter so stürmischen Umständen zuge-
schlagenen Erwerbung nicht zugunsten der Er-
ben entschieden wird und sich dennoch die
Eigenhändigkeit der Arbeit erweisen lassen
sollte, würde der Liebhaber nur ein Viertel des
wahren Wertes für diese Statue angelegt haben.

Die Collection Chalandon, Paris

besondere die Malerei von vielen, dem deut-
schen Wesen nicht entsprechenden Strömungen
beeinträchtigt worden. Daher wird das In-
teresse für diese Ausstellung besonders groß
sein. Es ist mit Bestimmtheit anzunehmen, daß

Ueber eine interessante Sammlung früher
französischer und italienischer Malerei berich-
tet Louis Demonts, Kustos
am Louvre. Als Haupt-
werk (s. Abb.) enthält
sie einen „Christus am
Kreuz“ von dem ur-
sprünglich aus Geldern
stammenden und für den
Herzoghof in Dijon täti-
gen Jean Malouel. Die
sich von einem Gold-
grund abhebende Dar-
stellung des 1415 gestor-
benen Malers berührt
sich in der Figur von
Christus und dem Mönch
mit zwei Tafeln im
Louvre, während die
Formgebung der Jung-
frau an ein im Kaiser-
Friedrich - Museum be-
findliches Bild erinnert.
Auch eine interessante
„Verkündigung aus der
Schule von Avignon ist
in der Sammlung Cha-
landon vorhanden. Um
1500 entstanden, stellt
sie die Jungfrau Maria
in einem Säulentempel
dar. Sie ist in Vergleich
zu setzen mit Nummer 87
der berühmten Ausstel-
lung französischer Pri-
mitiven von 1904 und
einem, Joachim und die
heilige Anna darstellen-
den Fragment im Mu¬

seum von Carpentras. Das dritte hervor-
ragende Stück, eine Geburt Christi, bei der
Jungfrau und Josef mit goldenen Heiligen-
scheinen in Reliefform auftreten, berührt sich
im Stil mit einer in den Uffizien zu Florenz
befindlichen und dem Nicolaus Froment zuge-
schriebenen Tafel. Außer einem weiteren fran-
zösischen Frühwerk gibt dann noch eine Reihe
von Darstellungen eine gute Veranschau-
lichung der künstlerischen Entwicklungsstufen
ältester italienischer Kunst. Ausgezeichnet ist
die sienesische Schule vertreten. Dem Duccio
wird eine Kreuzigung zugeschrieben. Aus dem
Kreis von Giotto stammen drei, den Heiligen
Peter in monumentaler Auffassung und den
Heiligen Franz und den Heiligen Johannes
darstellende Tafeln. Als seltsamstes Stück
der Sammlung darf aber eine Madonna mit
Kind und zwei musizierenden und zwei an-
betenden Engeln angesehen werden, deren ma-
lerische Haltung als eine Stilverbindung zwi-
schen Schiavone und Luigi Vivarini bezeich-
net werden kann und von Louis Demonts in
Vergleich gesetzt wird zu einem der Schule
von Vincenzo Foppa zugeschriebenen Bild im
Museum zu Dijon und einer Darstellung des
Christoforo Caselli im Museum zu Parma.
Dieses interessante Bild und Werke des Giotti-
no, des Melozzo da Forli-Schülers Giovanni
del Sega und anderer Urheber geben den zeit-
lichen Ausklang der im wesentlichen noch
unbekannten Sammlung Chalandon. In pri-
vatem Besitz befindliche Schätze, wie diese
es sind, sind im allgemeinen nicht immer
leicht zugänglich. Die Aufgabe der Fach-
literatur, sich mit ihnen auseinanderzusetzen,
wird aber gerade deshalb eine erfreuliche und
lohnende bleiben.


Jean Malouel, Christus am Kreuz. Um 1400. 68 : 45 cm
Sammlung: Henri Chalandon, Paris (Photo Archiv!


J. A. Houdon, 1741—1828.
Versteigerung : Slg. C o t y , Paris (Phot. Archiv)

Die Ausgrabungen von
Herkulanum und Capri
Die italienische Kammer hat sich in einer
der ersten Sitzungen der Herbstsession mit den
Ausgrabungen von Herkulanum und Capri be-
schäftigt. Dabei ist die Geschichte der Aus-
grabungen von Herkulanum beleuchtet wor-
den. Bekanntlich hatte Italien, nachdem es
den Vorschlag ausländischer Forscher, eine
systematische Ausgrabung vorzunehmen, im
Jahre 1904 abgelehnt hatte, es unterlassen,
irgend etwas zur Hebung des vergrabenen
Ortes zu tun. Jetzt stellte man in der Kammer
fest, daß nur ganz selten Summen, die für
Ausgrabungen ausgeworfen sind, ähnlich
große und günstige Erfolge gehabt haben.
Allerdings sei die Zutageschaffung der Reste
des verschütteten Ortes vor allem der Umsicht
Prof. M a j u r i s zu danken. Denn auch die
so wenig aussichtsvoll erscheinenden Ausgra-
bungen von Capri, die ebenfalls Prof. A.
Majuri leitet, haßen sehr gute Ergebnisse er-
bracht, die niemand vorher vermutet hatte.
Erst durch die von Majuri geleiteten Ausgra-
bungen erschließen sich für den Historiker
und den Kunsthistoriker die Zeit des Tiberius,
außerdem aber noch Teilabschnitte des
augusteischen Zeitalters. Die Bedeutung Ca-

PAUL TIECKE
Berlin W GZ, I.iilzowplalz 11 - Telefon: KurfUrsl B 1 1762
RAHMEN • RESTAURIERUNGEN ALLER ART

ANKAUF GALERIE FRITZ SEILER VERKAUF
Gemälde alter Meister / Alte und antike Teppiche / Gobelins
Berlin WO, Bellevuestraße 13 Tel.: B 2 LUtzow 0562

JIJLIIJS BÖHLER
MÜNCHEN
BRIENZER S T R A S S E 12

Alte Gemälde, Antiquitäten
und alte Möbel

Kunstversteigerungen
 
Annotationen