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DIE WELTKUNST
Jahrg. XL, Nr. 3 vom 17. Januar 1957
Nachrichten
von Überall
Leihgaben an das
Berliner Volkskunde-Museum
Der Sammler Baron Eduard von der Heydt,
der bereits zahlreichen Museen Leihgaben zur
Verfügung gestellt hat, hat nunmehr dem Mu-
seum für deutsche Volkskunde (Schloß Belle-
vue) in Berlin eine wertvolle Sammlung alter
Bündner Bauernmasken als dauernde Leih-
gabe übergeben. Diese Schweizer Masken
sind sehr selten, sehr ausdrucksstark und in
Deutschland wohl kaum vorhanden. Es ist
ein Gebiet der Volkskunst, das auch heute
noch wenig bekannt ist.
Das Hölderlin-Haus in
Tübingen wird Stadtmuseum
Das Haus, das sich in idyllischer Lage über
dem Neckar in Tübingen erhebt, und in dem
Hölderlin die letzten vierzig Jahre seines
Lebens in geistiger Umnachtung bei einem
bildungsbeflissenen Tischler verlebte (von
1802—45), wird von der Stadt in ein Heimat-
museum umgewandelt, das am 1. Oktober des
Jahres eröffnet werden soll.
Theater-Institut in Rom
Italien besitzt bis zur Stunde kein Theater-
geschichtszentrum irgend welcher Art. Es ist
der Wille des Propagandaministeriums, diese
Lücke auszufüllen, und zwar vor allem des-
wegen, weil keine Prosabühne eine Verbindung
mit der eigenen Vergangenheit gleich notwen-
dig hat wie das italienische Schauspiel. Das
neue „Istituto storico del teatro italiano“ wird
seinen Sitz in Rom, und zwar in dem Forges
Davanzati-Haus, einem gotischen Bau in der
Via del Sudario, haben. Dort ist auch die
einzige Theater-Bibliothek untergebracht, die
Italien zur Zeit besitzt und die rund 40 000
Bände umfaßt.
Deutsche Bilder in Amerika
Unter den Gemälden alter Meister, die in
letzter Zeit im New Yorker Kunsthandel auf-
getaucht sind, befinden sich auch zwei charak-
teristische Werke der deutschen Schule. Das
eine stammt von dem bis 1528 in Memmingen
tätigen Bernhard Strigel (s. Abb.). Er war für
Bernhard Strigel, Bildnis Kaiser Maximilian
New Yor k , A. Seligmann, Rey & Co.
(Photo Besitzer)
Maximilian I. und seine Familie als Hofmaler
tätig, und auch diese Tafel ist eines seiner
Porträts des Kaisers. Eine „Kreuzigung mit
dem getreuen Hauptmann“ stammt von Lucas
Cranach. 1558 datiert und mit der Schlangen-
signatur versehen, ist sie ein charakteristisches
Werk dieses Meisters.
Oesterreichische Wander-
ausstellung
In der Ausstellung des 5 aterländischen
Front-Werkes „Neues Leben“ im Wiener
Messepalast, die „Landschaftszeichnungen aus
Knrbotel Monte Verila
Schweiz
Das Hotel der Kunstfreunde
DAS GUTE HOTEL
Volle Pension ab Fr«. 12.— „ . , . . .
. - Prospekte auf Anfrage
Zimmer ab Fr». 4. —
Oesterreich" gewidmet ist, wurden fünf Ar-
beiten Preise zuerkannt. Es sind dies: eine
(mit dem 1. Preis bedachte) Studie vom Wolf-
gangsee, von F. Zülow, die „Hochalm“ von
L. Delius (2. Preis), von F. Aduatz „Maria
Luckau im Lessachtal“, die „Gloriette“ zu
Schönbrunn von G. Peretz und „Heiligen-
kreuz“ von A. Loeb. Die Schau soll als Wan-
derausstellung in allen österreichischen Bun-
desländern gezeigt werden. P.-N.
Eine Messe
alter Kunst in Cremona
Unter der Schirmherrschaft Mussolinis
werden in Cremona im kommenden Septem-
ber große Zweijahrhundertfeiern für Stradi-
vari vorbereitet. Ganz abgesehen davon, daß
man des großen Geigenbauers mit einer Reihe
von Vorträgen und Konzerten gedenken will,
wird man in Cremona eine Messe alter Kunst
veranstalten, die den ganzen September hin-
durch geöffnet sein soll. Auf dieser Messe
haben Ausstellungsrecht sämtliche Antiqui-
tätengeschäfte Italiens. Vornehmlich sollen
Gemälde, Plastiken, Bronzen, Stoffe, Juwelen,
Möbel usw. jeder Herkunft angeboten werden.
Die Ausstellung und Messe wird in dem alten
Palazzo Trecchi untergebracht werden.
Nr. 371 der Galerie
Borghese ein Raffael?
Um das Frauenbild Nr. 571 der Galleria
Borghese in Rom geht nun seit einigen Jahr-
hunderten der Streit der Zuschreibungen. Als
bedeutend war die sog. Hlg. Katherina allge-
mein anerkannt worden. Fast alle Zuschrei-
bungen gingen in Richtung auf Florenz, und
nacheinander hat das Bild den Schulen Raf-
faels, Ghirlandaios, dem Granacci und noch
einigen anderen angehört. Erst 1926 hat Can-
talamessa als erster festgestellt, daß die Hlg.
Katherina eine Uebermalung ist, daß das Bild
einen falschen Mantel und falsche Hände
hatte. Longhi stellte 1927 eine klare Unter-
schiedlichkeit in den Malweisen einzelner Par-
tien fest und gab Cantalamessa vollkommen
recht. Der jetzige Direktor der Gallerie Bor-
ghese, De Rinaldis, hat nun das Bild einer
radiographischen Untersuchung unterworfen,
die unter der Schicht der Heiligen eine floren-
tinische Edeldame erkennen ließ. Die Befrei-
ungsarbeiten der darunterliegenden Schicht
erwiesen sich als außerordentlich schwer, da
die Uebermalung und der alte Farbgrund sich
zu einem festen Körper verbunden hatten und
sich gleichzeitig beide Schichten von der Tafel
lösten. Man mußte die ganze Farbschicht von
der echten Tafel lösen und auf eine neue
übertragen und konnte dann erst die Ueber-
malung beseitigen. Jetzt stellt sich eine junge
Edeldame fraglos Florentiner Herkunft dar.
und dieses Bild wird von De Rinaldis als ein
Werk des jungen Raffael angesprochen. Seine
Beweisführung ist im Bollettino d’Arte er-
schienen. Einen Widerspruch hat diese neueste
Zuschreibung bisher nicht gefunden. Immer-
hin war das Bild in dem alten Register der
Sammlung Borghese aus dem achtzehnten
Jahrhundert bereits als Raffael eingetragen.
Eine Ausstellung
von Meisterbronzen
Die Albright Gallery in Buffalo unter-
nimmt es, im Februar in einer umfangreichen
Ausstellung die Geschichte der Bronzefigur in
Meisterwerken vom Jahr 5000 v. Chr. bis zur
Gegenwart aufzuzeigen. Man sieht in ameri-
kanischen Kunstkreisen dieser instruktiven
Schau besonders deshalb mit großem Inter-
esse entgegen, als außer den Museen sich die
größten Privatsammler des Landes mit viel-
fach noch nie öffentlich gezeigten Leihgaben
beteiligen.
Utrillo gegen die
Londoner Täte Gallery
Der heute wegen Kränklichkeit auf dem
Lande lebende französische Maler Maurice
Utrillo hat gegen den Direktor der Täte Gal-
lery in London gerichtlich Schadenersatzfor-
derung erhoben, weil er in dem Katalog dieser
Sammlung moderner Kunst infolge Verwechs-
lung mit einem spanischen Schriftsteller glei-
chen Namens als verstorben bezeichnet wird.
Krefeld erwirbt Teile
der Sammlung Camphausen
Die von der Bürgerschaft dabei in erfreu-
lichem Maße unterstützte Stadt Krefeld konnte
auf der kürzlich in Köln durchgeführten Ver-
steigerung der Krefelder Sammlung Camp-
hausen einen ansehnlichen Teil des Angebotes
erwerben. Diese Stücke sind zur Ergänzung
Domenico di Michelino (1417—1491)
Madonna und Kind
Versteigerung Galerie Pesaro, Mailand
25.-29. Januar 1937 (s. Vorbericht in Nr. 2/1937)
(Foto Archiv)
ihrer Museumsbestände äußerst willkommen.
Auf die beiden wertvollsten Gegenstände der
Sammlung mußte dabei allerdings verzichtet
werden, da das Angebot auf den Emmericher
Schrank zu hoch stieg und der romanische
Leuchter im Krefelder Museum ein Fremd-
körper gewesen wäre.
Trennung von Plastiken und
Gemälden
im deutschen Museum
Im Deutschen Museum Berlin ist eine Tren-
nung der Plastiken und Gemälde vorgesehen,
die bisher gemeinsam ausgestellt waren: man
will die Plastiken ins Erdgeschoß unterbringen,
die Gemälde im ersten Stock. Es soll in dieser
deutschen Gemäldegalerie die durchgehende
Entwicklung der deutschen Malerei vom 13.
bis zum Ende des 18. Jahrhunderts gezeigt
werden. Es ist beabsichtigt, die Bestände noch
zu vervollständigen.
Aufdeckung spätgotischer
Fresken in Niederösterreich
In der romanischen Pfarrkirche zu Schön-
grabern wurden im Langhaus Wandmalereien
aus dem 15. Jahrhundert freigelegt. Das eine
Bild zeigt nebeneinander einen Bischof und
einen Herrscher (Sanct Oswald mit dem
Raben). Das andere Gemälde weist eine
Schutzmantelmadonna mit der Hl. Katharina
und der Hl. Margerethe auf. die durch ihre
Symbole gekennzeichnet sind. P.-N.
Veit Stoß oder nicht Veit Stoß?
Nunmehr nimmt in der Diskussion über die
von ihrem Entdecker Alois Elsen als Früh-
werk des Veit Stoß in Anspruch genommene
spätgotische Muttergottesfigur in der kleinen
Dorfkapelle in Mühlenbach bei Oppeln auch
Dr. Hubert Wilm-München das Wort.
Er gibt der Meinung Ausdruck, daß die Ver-
mutung von dem Auftrag eines der oberschle-
sischen Adelsgeschlechter an den in den acht-
ziger Jahren des fünfzehnten Jahrhunderts
manchmal von Krakau aus auf Reisen gewe-
senen Meister urkundlich nicht beweisbar ist
A (TITERBERG & CO
GROSSBETRIEB FÜR BUCH- UND OFFSETDRUCK
S)as leistungsfähige Waus
für ^Terbe- und Steilschriftendruck
Berlin SW 61, Belle-Alliance-Straße 92 • Fernruf F 6 Baerwald Sa.-Nr. 9541
Amtliche
Bekanntmachung
Die Reichskammer der bildenden Künste teilt mit,
es sei verschiedentlich festgestellt worden, daß Werke
der Malerei, deren Hersteller nicht Mitglieder der Kam-
mer sind, in den Schaufenstern von Kunsthandlungen,
Glasereien und Einrahmungsgeschäften ausgestellt wer-
den. Es handele sich zumeist um sogenannte „Lieb-
habermaler", die die Absicht verfolgten, ihre Werke zu
verkaufen. Vielfach kämen die Glasermeister dem
Wunsch auf Ausstellung der Bilder entgegen, weil sie
so zu einem Auftrag zur Anfertigung eines Rahmens
gelangten. Gemäß der Ersten Anordnung über der
Schutz des Berufs und die Berufsausübung der Kunst-
und Antiquitätenhändler dürften aber künstlerische
Werke der Oeffentlichkeit nur dann zugängig gemacht
werden, wenn die Hersteller Mitglieder der Kammer
seien. Die Reichskammer weist darauf hin, daß jede
Umgehung oder Außerachtlassung der Bestimmungen
einen Verstoß bedeute und Veranlassung gebe, die
Zuverlässigkeit des Kunsthändlers usw. nachzuprüfen und
daß gegebenenfalls Ausschluß und damit Versagung der
weiteren Berufsausübung als Kunsthändler erfolgen
könne. Im Auftrag: gez. Hoffmann
und daß das Bildwerk weder dem Stil noch
der künstlerischen Höhe nach in die Stofiische
Kunst eingereiht werden könne, falls die zeit-
liche Bestimmung richtig wäre. Er erklärt
das Nürnbergische an der Mühlenbacher Ma-
donna mit dem mannigfachen Beziehungen der
Nürnberger und schlesischen Tafelmalerei und
schreibt die Arbeit einem älteren, bereits ge-
reiften Meister der Jahre nach 1470 zu. Die
äußere Aehnlichkeit mit der Verkündigungs-
maria des Krakauer Altars, entfernt auch mit
der erst 1519 entstandenen Maria des „Engli-
schen Grußes“ wird auf die auch von Veit
Stoß benutzen gleichen Gesichtstypen im Osten
zurückgeführt. Wilm bezweifelt, daß unter
den späteren Uebermalungen der neuen Ma-
donna jemals die Klarheit und Vollendung der
Form von Veit Stoß zu Tage kommen könne,
denn er habe in völlig anderen Proportionen
und bei seinen immer rauschend bewegten Ma-
donnen in viel breiterer Anlage geschaffen.
Mozart- und Holbein-Museum
in Augsburg
In Augsburg soll das Wohn- und Sterbe-
haus von Hans Holbein dem Aelteren zu einem
Museum für diesen Maler eingerichtet werden.
Ferner plant die Stadt eine Ausgestaltung des
Wohnhauses von Mozarts Vater in der
Frauentorstraße zu einem Mozart-Museum.
Ein Museum für die Ge-
schichte des Studententums
Die Universitätsstadt Würzburg plant die
Errichtung eines Museums für die Geschichte
des Studententums auf der oberhalb der Stadt
gelegenen Feste Marienberg. Das neue Mu-
seum soll mit seinen Sammlungen einen Ueber-
blick über die ein halbes Jahrtausend alte
Kulturgeschichte des deutschen Hochschul-
lebens geben, zu dessen weiterer Erforschung
ein besonderes wissenschaftliches Institut an-
gegliedert werden soll.
Budapester Nachrichten
Die erste Kunstauktion dieses Winters
im Ern st- Museum brachte einen Teil der
Sammlungen des im vorigen Jahre verstorbe-
nen ungarischen Sammlers und Kunstfreundes
Dr. Paul von Majovszky nebst anderen
Objekten aus Privatbesitz auf den Markt. Die
Gegenstände aus dem Majovszky’schen Besitz
umfaßten Stücke der Wohnungseinrichtung
und Gemälde, meist Werke ungarischer Künst-
ler des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Be-
kanntlich hat Majovszky den bedeutendsten
Teil seiner Sammlung, die berühmte Kollek-
tion meist französischer Handzeichnungen des
19. Jahrhunderts sowie seine graphischen
Blätter noch zu Lebzeiten dem Museum der
bildenden Künste geschenkt. — Gute Preise
wurden für ungarische Maler der Biedermeier-
zeit gezahlt, für die seit einiger Zeit lebhafte-
Interesse besteht. Ein Damenbildnis von Josef
Borsos stieg auf 2550 Pengö, während die
Preise für die qualitativ ungleichmäßigen Bild-
nisstücke Miklös v. Barabäs’ zwischen 200 und
750 Pengö schwankten und auch damit noch
gut bezahlt waren. Die Kathedrale von
Amiens von Marius Bauer erzielte 1900
Pengö. ein kleines signiertes und datier-
tes Stil leben von Courbet („Drei Aepfel“) stieg
auf 2600, die Landschaft mit Hirsch, ebenfalls
von Courbet. auf 1700 Pengö.
Personalien
Der bekannte Wiener Landschaftsmaler Hugo Dar-
naut ist am 9. Jänner im Alter von 84 Jahren ver-
schieden.
KUNSTBAUS MALMEDE
Antiquitäten • Gemälde alter Meister
KÖLN a. Rh., UNTER SACHSENHAUSEN 33
Verantwortliche Schriftleiter: Dr. Werner Richard Deusch und C. A. Breuer. — Vertretungen im Inland: München: Ludwig F. Fuchs, Kaulbachstraße 92 / Köln: K. H. Bodensiek, Köln-Holweide.
Siebenrabengasse 9 (Tel. 62 400). Vertretungen im Ausland: England: Dr. Gustav Delbanco, 4, Lawn Road, London / Frankreich: Geschäftsstelle in Paris. Directeur de notre B u r e a j
P a r i s i e n : Dr. J. I. de Saxe, 13, rue Gudin, Paris 16e, T6I.: Jasmin 18—90; Redacteur Dr. Fritz Neugass, 11, rue Toullier, Paris 5e. / Holland: Dr. W. Mautner, 13, Häringvlietstraat, Amsterdam / Ita
Ijen: Gerhard Reinboth, 213, Via Posilipo, Neapel / Oesterreich: Dr. Stefan Poglayen-Neuwall, Schulhof 4, Wien. Erscheint im Weltkunst-Verlag Berlin W 62. Druckauflage 4. Quartal: 2560. Zu-
schriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf Verlangen. Verantwortlich für den An
zeigenteil: Paul Nowotny. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen
und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe
Druck: Achterberg & Co., GmbH., Berlin SW 61.
DIE WELTKUNST
Jahrg. XL, Nr. 3 vom 17. Januar 1957
Nachrichten
von Überall
Leihgaben an das
Berliner Volkskunde-Museum
Der Sammler Baron Eduard von der Heydt,
der bereits zahlreichen Museen Leihgaben zur
Verfügung gestellt hat, hat nunmehr dem Mu-
seum für deutsche Volkskunde (Schloß Belle-
vue) in Berlin eine wertvolle Sammlung alter
Bündner Bauernmasken als dauernde Leih-
gabe übergeben. Diese Schweizer Masken
sind sehr selten, sehr ausdrucksstark und in
Deutschland wohl kaum vorhanden. Es ist
ein Gebiet der Volkskunst, das auch heute
noch wenig bekannt ist.
Das Hölderlin-Haus in
Tübingen wird Stadtmuseum
Das Haus, das sich in idyllischer Lage über
dem Neckar in Tübingen erhebt, und in dem
Hölderlin die letzten vierzig Jahre seines
Lebens in geistiger Umnachtung bei einem
bildungsbeflissenen Tischler verlebte (von
1802—45), wird von der Stadt in ein Heimat-
museum umgewandelt, das am 1. Oktober des
Jahres eröffnet werden soll.
Theater-Institut in Rom
Italien besitzt bis zur Stunde kein Theater-
geschichtszentrum irgend welcher Art. Es ist
der Wille des Propagandaministeriums, diese
Lücke auszufüllen, und zwar vor allem des-
wegen, weil keine Prosabühne eine Verbindung
mit der eigenen Vergangenheit gleich notwen-
dig hat wie das italienische Schauspiel. Das
neue „Istituto storico del teatro italiano“ wird
seinen Sitz in Rom, und zwar in dem Forges
Davanzati-Haus, einem gotischen Bau in der
Via del Sudario, haben. Dort ist auch die
einzige Theater-Bibliothek untergebracht, die
Italien zur Zeit besitzt und die rund 40 000
Bände umfaßt.
Deutsche Bilder in Amerika
Unter den Gemälden alter Meister, die in
letzter Zeit im New Yorker Kunsthandel auf-
getaucht sind, befinden sich auch zwei charak-
teristische Werke der deutschen Schule. Das
eine stammt von dem bis 1528 in Memmingen
tätigen Bernhard Strigel (s. Abb.). Er war für
Bernhard Strigel, Bildnis Kaiser Maximilian
New Yor k , A. Seligmann, Rey & Co.
(Photo Besitzer)
Maximilian I. und seine Familie als Hofmaler
tätig, und auch diese Tafel ist eines seiner
Porträts des Kaisers. Eine „Kreuzigung mit
dem getreuen Hauptmann“ stammt von Lucas
Cranach. 1558 datiert und mit der Schlangen-
signatur versehen, ist sie ein charakteristisches
Werk dieses Meisters.
Oesterreichische Wander-
ausstellung
In der Ausstellung des 5 aterländischen
Front-Werkes „Neues Leben“ im Wiener
Messepalast, die „Landschaftszeichnungen aus
Knrbotel Monte Verila
Schweiz
Das Hotel der Kunstfreunde
DAS GUTE HOTEL
Volle Pension ab Fr«. 12.— „ . , . . .
. - Prospekte auf Anfrage
Zimmer ab Fr». 4. —
Oesterreich" gewidmet ist, wurden fünf Ar-
beiten Preise zuerkannt. Es sind dies: eine
(mit dem 1. Preis bedachte) Studie vom Wolf-
gangsee, von F. Zülow, die „Hochalm“ von
L. Delius (2. Preis), von F. Aduatz „Maria
Luckau im Lessachtal“, die „Gloriette“ zu
Schönbrunn von G. Peretz und „Heiligen-
kreuz“ von A. Loeb. Die Schau soll als Wan-
derausstellung in allen österreichischen Bun-
desländern gezeigt werden. P.-N.
Eine Messe
alter Kunst in Cremona
Unter der Schirmherrschaft Mussolinis
werden in Cremona im kommenden Septem-
ber große Zweijahrhundertfeiern für Stradi-
vari vorbereitet. Ganz abgesehen davon, daß
man des großen Geigenbauers mit einer Reihe
von Vorträgen und Konzerten gedenken will,
wird man in Cremona eine Messe alter Kunst
veranstalten, die den ganzen September hin-
durch geöffnet sein soll. Auf dieser Messe
haben Ausstellungsrecht sämtliche Antiqui-
tätengeschäfte Italiens. Vornehmlich sollen
Gemälde, Plastiken, Bronzen, Stoffe, Juwelen,
Möbel usw. jeder Herkunft angeboten werden.
Die Ausstellung und Messe wird in dem alten
Palazzo Trecchi untergebracht werden.
Nr. 371 der Galerie
Borghese ein Raffael?
Um das Frauenbild Nr. 571 der Galleria
Borghese in Rom geht nun seit einigen Jahr-
hunderten der Streit der Zuschreibungen. Als
bedeutend war die sog. Hlg. Katherina allge-
mein anerkannt worden. Fast alle Zuschrei-
bungen gingen in Richtung auf Florenz, und
nacheinander hat das Bild den Schulen Raf-
faels, Ghirlandaios, dem Granacci und noch
einigen anderen angehört. Erst 1926 hat Can-
talamessa als erster festgestellt, daß die Hlg.
Katherina eine Uebermalung ist, daß das Bild
einen falschen Mantel und falsche Hände
hatte. Longhi stellte 1927 eine klare Unter-
schiedlichkeit in den Malweisen einzelner Par-
tien fest und gab Cantalamessa vollkommen
recht. Der jetzige Direktor der Gallerie Bor-
ghese, De Rinaldis, hat nun das Bild einer
radiographischen Untersuchung unterworfen,
die unter der Schicht der Heiligen eine floren-
tinische Edeldame erkennen ließ. Die Befrei-
ungsarbeiten der darunterliegenden Schicht
erwiesen sich als außerordentlich schwer, da
die Uebermalung und der alte Farbgrund sich
zu einem festen Körper verbunden hatten und
sich gleichzeitig beide Schichten von der Tafel
lösten. Man mußte die ganze Farbschicht von
der echten Tafel lösen und auf eine neue
übertragen und konnte dann erst die Ueber-
malung beseitigen. Jetzt stellt sich eine junge
Edeldame fraglos Florentiner Herkunft dar.
und dieses Bild wird von De Rinaldis als ein
Werk des jungen Raffael angesprochen. Seine
Beweisführung ist im Bollettino d’Arte er-
schienen. Einen Widerspruch hat diese neueste
Zuschreibung bisher nicht gefunden. Immer-
hin war das Bild in dem alten Register der
Sammlung Borghese aus dem achtzehnten
Jahrhundert bereits als Raffael eingetragen.
Eine Ausstellung
von Meisterbronzen
Die Albright Gallery in Buffalo unter-
nimmt es, im Februar in einer umfangreichen
Ausstellung die Geschichte der Bronzefigur in
Meisterwerken vom Jahr 5000 v. Chr. bis zur
Gegenwart aufzuzeigen. Man sieht in ameri-
kanischen Kunstkreisen dieser instruktiven
Schau besonders deshalb mit großem Inter-
esse entgegen, als außer den Museen sich die
größten Privatsammler des Landes mit viel-
fach noch nie öffentlich gezeigten Leihgaben
beteiligen.
Utrillo gegen die
Londoner Täte Gallery
Der heute wegen Kränklichkeit auf dem
Lande lebende französische Maler Maurice
Utrillo hat gegen den Direktor der Täte Gal-
lery in London gerichtlich Schadenersatzfor-
derung erhoben, weil er in dem Katalog dieser
Sammlung moderner Kunst infolge Verwechs-
lung mit einem spanischen Schriftsteller glei-
chen Namens als verstorben bezeichnet wird.
Krefeld erwirbt Teile
der Sammlung Camphausen
Die von der Bürgerschaft dabei in erfreu-
lichem Maße unterstützte Stadt Krefeld konnte
auf der kürzlich in Köln durchgeführten Ver-
steigerung der Krefelder Sammlung Camp-
hausen einen ansehnlichen Teil des Angebotes
erwerben. Diese Stücke sind zur Ergänzung
Domenico di Michelino (1417—1491)
Madonna und Kind
Versteigerung Galerie Pesaro, Mailand
25.-29. Januar 1937 (s. Vorbericht in Nr. 2/1937)
(Foto Archiv)
ihrer Museumsbestände äußerst willkommen.
Auf die beiden wertvollsten Gegenstände der
Sammlung mußte dabei allerdings verzichtet
werden, da das Angebot auf den Emmericher
Schrank zu hoch stieg und der romanische
Leuchter im Krefelder Museum ein Fremd-
körper gewesen wäre.
Trennung von Plastiken und
Gemälden
im deutschen Museum
Im Deutschen Museum Berlin ist eine Tren-
nung der Plastiken und Gemälde vorgesehen,
die bisher gemeinsam ausgestellt waren: man
will die Plastiken ins Erdgeschoß unterbringen,
die Gemälde im ersten Stock. Es soll in dieser
deutschen Gemäldegalerie die durchgehende
Entwicklung der deutschen Malerei vom 13.
bis zum Ende des 18. Jahrhunderts gezeigt
werden. Es ist beabsichtigt, die Bestände noch
zu vervollständigen.
Aufdeckung spätgotischer
Fresken in Niederösterreich
In der romanischen Pfarrkirche zu Schön-
grabern wurden im Langhaus Wandmalereien
aus dem 15. Jahrhundert freigelegt. Das eine
Bild zeigt nebeneinander einen Bischof und
einen Herrscher (Sanct Oswald mit dem
Raben). Das andere Gemälde weist eine
Schutzmantelmadonna mit der Hl. Katharina
und der Hl. Margerethe auf. die durch ihre
Symbole gekennzeichnet sind. P.-N.
Veit Stoß oder nicht Veit Stoß?
Nunmehr nimmt in der Diskussion über die
von ihrem Entdecker Alois Elsen als Früh-
werk des Veit Stoß in Anspruch genommene
spätgotische Muttergottesfigur in der kleinen
Dorfkapelle in Mühlenbach bei Oppeln auch
Dr. Hubert Wilm-München das Wort.
Er gibt der Meinung Ausdruck, daß die Ver-
mutung von dem Auftrag eines der oberschle-
sischen Adelsgeschlechter an den in den acht-
ziger Jahren des fünfzehnten Jahrhunderts
manchmal von Krakau aus auf Reisen gewe-
senen Meister urkundlich nicht beweisbar ist
A (TITERBERG & CO
GROSSBETRIEB FÜR BUCH- UND OFFSETDRUCK
S)as leistungsfähige Waus
für ^Terbe- und Steilschriftendruck
Berlin SW 61, Belle-Alliance-Straße 92 • Fernruf F 6 Baerwald Sa.-Nr. 9541
Amtliche
Bekanntmachung
Die Reichskammer der bildenden Künste teilt mit,
es sei verschiedentlich festgestellt worden, daß Werke
der Malerei, deren Hersteller nicht Mitglieder der Kam-
mer sind, in den Schaufenstern von Kunsthandlungen,
Glasereien und Einrahmungsgeschäften ausgestellt wer-
den. Es handele sich zumeist um sogenannte „Lieb-
habermaler", die die Absicht verfolgten, ihre Werke zu
verkaufen. Vielfach kämen die Glasermeister dem
Wunsch auf Ausstellung der Bilder entgegen, weil sie
so zu einem Auftrag zur Anfertigung eines Rahmens
gelangten. Gemäß der Ersten Anordnung über der
Schutz des Berufs und die Berufsausübung der Kunst-
und Antiquitätenhändler dürften aber künstlerische
Werke der Oeffentlichkeit nur dann zugängig gemacht
werden, wenn die Hersteller Mitglieder der Kammer
seien. Die Reichskammer weist darauf hin, daß jede
Umgehung oder Außerachtlassung der Bestimmungen
einen Verstoß bedeute und Veranlassung gebe, die
Zuverlässigkeit des Kunsthändlers usw. nachzuprüfen und
daß gegebenenfalls Ausschluß und damit Versagung der
weiteren Berufsausübung als Kunsthändler erfolgen
könne. Im Auftrag: gez. Hoffmann
und daß das Bildwerk weder dem Stil noch
der künstlerischen Höhe nach in die Stofiische
Kunst eingereiht werden könne, falls die zeit-
liche Bestimmung richtig wäre. Er erklärt
das Nürnbergische an der Mühlenbacher Ma-
donna mit dem mannigfachen Beziehungen der
Nürnberger und schlesischen Tafelmalerei und
schreibt die Arbeit einem älteren, bereits ge-
reiften Meister der Jahre nach 1470 zu. Die
äußere Aehnlichkeit mit der Verkündigungs-
maria des Krakauer Altars, entfernt auch mit
der erst 1519 entstandenen Maria des „Engli-
schen Grußes“ wird auf die auch von Veit
Stoß benutzen gleichen Gesichtstypen im Osten
zurückgeführt. Wilm bezweifelt, daß unter
den späteren Uebermalungen der neuen Ma-
donna jemals die Klarheit und Vollendung der
Form von Veit Stoß zu Tage kommen könne,
denn er habe in völlig anderen Proportionen
und bei seinen immer rauschend bewegten Ma-
donnen in viel breiterer Anlage geschaffen.
Mozart- und Holbein-Museum
in Augsburg
In Augsburg soll das Wohn- und Sterbe-
haus von Hans Holbein dem Aelteren zu einem
Museum für diesen Maler eingerichtet werden.
Ferner plant die Stadt eine Ausgestaltung des
Wohnhauses von Mozarts Vater in der
Frauentorstraße zu einem Mozart-Museum.
Ein Museum für die Ge-
schichte des Studententums
Die Universitätsstadt Würzburg plant die
Errichtung eines Museums für die Geschichte
des Studententums auf der oberhalb der Stadt
gelegenen Feste Marienberg. Das neue Mu-
seum soll mit seinen Sammlungen einen Ueber-
blick über die ein halbes Jahrtausend alte
Kulturgeschichte des deutschen Hochschul-
lebens geben, zu dessen weiterer Erforschung
ein besonderes wissenschaftliches Institut an-
gegliedert werden soll.
Budapester Nachrichten
Die erste Kunstauktion dieses Winters
im Ern st- Museum brachte einen Teil der
Sammlungen des im vorigen Jahre verstorbe-
nen ungarischen Sammlers und Kunstfreundes
Dr. Paul von Majovszky nebst anderen
Objekten aus Privatbesitz auf den Markt. Die
Gegenstände aus dem Majovszky’schen Besitz
umfaßten Stücke der Wohnungseinrichtung
und Gemälde, meist Werke ungarischer Künst-
ler des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Be-
kanntlich hat Majovszky den bedeutendsten
Teil seiner Sammlung, die berühmte Kollek-
tion meist französischer Handzeichnungen des
19. Jahrhunderts sowie seine graphischen
Blätter noch zu Lebzeiten dem Museum der
bildenden Künste geschenkt. — Gute Preise
wurden für ungarische Maler der Biedermeier-
zeit gezahlt, für die seit einiger Zeit lebhafte-
Interesse besteht. Ein Damenbildnis von Josef
Borsos stieg auf 2550 Pengö, während die
Preise für die qualitativ ungleichmäßigen Bild-
nisstücke Miklös v. Barabäs’ zwischen 200 und
750 Pengö schwankten und auch damit noch
gut bezahlt waren. Die Kathedrale von
Amiens von Marius Bauer erzielte 1900
Pengö. ein kleines signiertes und datier-
tes Stil leben von Courbet („Drei Aepfel“) stieg
auf 2600, die Landschaft mit Hirsch, ebenfalls
von Courbet. auf 1700 Pengö.
Personalien
Der bekannte Wiener Landschaftsmaler Hugo Dar-
naut ist am 9. Jänner im Alter von 84 Jahren ver-
schieden.
KUNSTBAUS MALMEDE
Antiquitäten • Gemälde alter Meister
KÖLN a. Rh., UNTER SACHSENHAUSEN 33
Verantwortliche Schriftleiter: Dr. Werner Richard Deusch und C. A. Breuer. — Vertretungen im Inland: München: Ludwig F. Fuchs, Kaulbachstraße 92 / Köln: K. H. Bodensiek, Köln-Holweide.
Siebenrabengasse 9 (Tel. 62 400). Vertretungen im Ausland: England: Dr. Gustav Delbanco, 4, Lawn Road, London / Frankreich: Geschäftsstelle in Paris. Directeur de notre B u r e a j
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Ijen: Gerhard Reinboth, 213, Via Posilipo, Neapel / Oesterreich: Dr. Stefan Poglayen-Neuwall, Schulhof 4, Wien. Erscheint im Weltkunst-Verlag Berlin W 62. Druckauflage 4. Quartal: 2560. Zu-
schriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf Verlangen. Verantwortlich für den An
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Druck: Achterberg & Co., GmbH., Berlin SW 61.