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25. April 1937

XI. JAHRGANG, Nr. 17

D I E


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ART»r*WORLD


EINZIGE ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
ANERKANNTES ZENTRALORGAN FÜR SAMMLER, MUSEEN, BIBLIOTHEKEN, KÜNSTLER UND KUNSTHÄNDLER

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: »Weltkunst Berlin«;
'n den Monaten Mai bis Oktober jeden zweiten Sonntag.
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Berlin W 62, Kurfürstenstr. 115. Postcheckkonti: Berlin 118054; Den
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Berlin W 62, Kurfürstenstr. 76-77
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Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 35 Pfennige. Quartal für Deutschland inkl. Postzustellung
RM 4.50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag RM 5.50; für das
Ausland (nur im Umschlag) RM4.40; oder Tschechoslowakei Kc 50; Frank-
reich ffrs. 38; Holland hfl. 3.25; Schweiz sfrs. 7.70; Österreich öS. 9.—;
und die nicht angeführten Länder RM 4.40; Übersee $ 1.80.

Galerie Haberstock
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Die Cranach-Ausstellung in Berlin

Die neue Aera in der Leitung der Berliner
Gemäldegalerie unter der Direktion von Geh.
Hat H. Zimmermann leitet ein Ausstel-
lungsunternehmen ein, das in Absicht und
E harakter sich würdig den früheren Veran-
Haltungen des Nürnberger Germanischen Na-
''onalmuseums, der Dürer-, Veit Stofi-Ausstel-
'"ng oder der Schau Nürnberger Malerei von
1’5o—1450. anschliefit. Absicht der gestern er-
öffneten Cranach-Ausstellung ist, geschlossen
'las Werk dieses Meisters in seinen Gemälden.
Handzeichnungen und Graphiken darzustellen
"nd damit gleichzeitig, unter breiter Heran-
Z|ehung charakteristischer Schul- und Werk-
s'attarbeiten, insbesondere der Gemälde des
Jüngeren Cranach, den wichtigen Entwick-
lungsabschnitt deutscher Malerei von 1500 bis
l'twa 1570, von der Spätgotik bis zum Manie-
Hsmus, in dem Werdegang einer einzelnen
Nünstlerpersönlichkeit zu spiegeln. Sehen wir
v°n dem kulturgeschichtlichen Wert der Aus-
heilung, der ihr in der langen Reihe der Bild-
nisse und Sittenbilder in hohem Maße inne¬

wohnt, ab, so hätte für den Kunstliebhaber und
Kenner kaum ein anderes Meisteroeuvre ge-
wählt werden können, das einen so tiefen Ein-
blick in das Wesen des deutschen spätgotischen
Werkstattbetriebs gestattete, das so sehr geeig-
net ist, den Blick für die Unterscheidung von
Original und Replik zu schärfen und damit für
die künstlerische Qualität überhaupt. Denn es
ist mit Recht auf den Umstand hingewiesen
worden, daß gerade in dem Augenblick der
deutschen Kunstentwicklung, „da der einzig-
artige Wert der Persönlichkeit als Grundlage
aller künstlerischen Leistung zu gelten beginnt,
sich, wie im Rückfall zu mittelalterlichen Ge-
wohnheiten, ein ungeheurer Werkstattbetrieb
entfaltet“ (Heidrich), aus dem zwar manches
Werk frischer Erfindungsgabe und malerischer
Feinheit hervorgeht. Eine Wiederentdeckung
und Rehabilitierung erfährt die stilistisch
außerordentlich interessante Kunst des .jünge-
ren Cranach.
Trotzdem bleibt es, wie gesagt, bedeutsam,
daß man der Schule Cranachs einen verhältnis-
mäßig breiten Raum ge-
währt hat, umso mehr,
da die große schöpfe-
rische Epoche des Mei-
sters, seine Frühzeit,
außerordentlich gut be-
legt ist. Die Bemühungen
um Leihgaben nicht nur
beinahe sämtlicher deut-
scher Museen und Pri-
vatsammlungen, sondern
auch ausländischer Be-
sitze, ermöglicht es, die
Zeit der Wander jalire
von 1502—1504 und die
erste Periode des sächsi-
schen Hofmalers in ihren
wichtigsten Erzeugnissen
zu repräsentieren. Hier
vermißt man eigentlich
nur die beiden Cuspi-
nian-Bildnissc der Samm-
lung Reinhart, denen
auch die hier verdienst-
voller Weise vereinigten
Reuß-Bildnisse aus Ber-
lin und Nürnberg nicht
ganz die Waage zu hal-
ten vermögen. Höhe-
punkte die Wiener und
Münchener Kreuzigung,
der Hieronymus aus
Wien, die bekannte Ruhe
auf der Flucht (Berlin)
und die herrliche Ma-
donna des Breslauer
Domes. Mit diesen Früh-
werken schließt sich zu
einer festen Gruppe das
ganze Holzschnittwerk
und die Zeichnungen, die
als mitbestimmender Fak-
tor für das künstlerische
Wesen des Cranach der
..Dürer-Zeit“ nicht außer
Acht gelassen wer-
den dürfen und einzig-


u c a s Cranach d. Ae., Madonna des Glogauer Doms (Ausschnitt). 1518
Ausstellung: Berlin, Deutsches Museum


(Foto Museum Breslau)

PAUL TIECKE
Berlin W 62, LUlzowplölz 11 - Telefon: Kurfürst B 1 1762
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Caspar David Friedrich, Phantasie-Landschaft mit Watzmann. Leinwand, 131 : 167 cm
Neuerwerbung der National-Galerie, Berlin (.Foto F. Nitzsche)

artige Proben deutscher graphischer Kunst
umfassen.
Diesem ersten flüchtigen Hinweis auf die
Ausstellung, die ein wirkliches künstlerisches

Ereignis bedeutet, soll in der folgenden Aus-
gabe ein ausführlicher illustrierter Bericht
folgen.
Werner R. D e u s c h

Neues aus der Berliner Nationalgalerie
Caspar David Friedrich-Erwerbungen — Cornelius, Schnorr und Rethel im Treppenhaus

Eine aus der Literatur bekannte, aber seit
hundert Jahren verschollene Landschaft Caspar
David Friedrichs für die Berliner National-
galerie zu erwerben, ist deren Direktor D r.
H a n f s t a e n g 1 gelungen. Das große Oel-
gemälde (s. Abb.), im Format gleich der
imposanten Hochgebirgslandschaft Friedrichs
in derselben Galerie, befand sich seit achtzig
Jahren im Besitz einer mecklenburgisch-
pommerschen Familie Pogge. Dargestellt ist
nach Mitteilungen und Studien von Freunden
der Watzmann, den Friedrich nie gesehen
hat, weshalb auch die auf genaues Natur-
studium hindeutenden Einzelheiten des Vorder-
grundes nicht die charakteristischen Merkmale
Oberbayerns, sondern Eigentümlichkeiten der
dem Maler vertrauten Harzlandschaft haben.
Das sonst kompositorisch einheitlich durch-
geführte und in seiner echten Friedrich-
Stimmung sich nach dem Himmel zu in immer
helleren Färbungen steigernde Bild ist sicher-
lich erst kurz vor seiner ersten Anstellung in
Dresden 1825 entstanden. Die kostbare Erwer-
bung wurde durch einen Beitrag des Führers
ermöglicht. Zeitlich steht dieses Gemälde
Friedrichs einer anderen Gebirgslandschaft
vorn Montblanc nahe, zu der Dr. Haufstaengl
jetzt auch die in den Größen gleiche Darstel¬

lung von Garns aufgespürt hat. Eine Gegen-
überstellung dieses in Privatbesitz befindlichen
Stückes mit dem der Nationalgalerie gehören-
den Bilde veranschaulicht schlagend den
Gradunterschied zwischen der Art von Fried-
rich und den künstlerischen Bemühungen des
ihm nachstrebenden Malerdilettanten, der sei-
nem großen Vorbild in kleineren Formaten viel
glücklicher nachgeeifert hat. Ferner wurden
noch zwei Bilder Friedrichs erworben, von
denen das eine „Zwei Männer bei Sonnenunter-
gang“ darstellt, während das andere als moti-
visch etwas veränderte Replik des in der
Dresdner Galerie befindlichen Gemäldes in
einer Waldlichtung die Rückfiguren eines
Mannes und einer Frau bei Betrachtung des
Mondes zeigt. — An den oberen Wänden im
großen Treppenhaus der Nationalgalerie sind
nunmehr als Ersatz für bisher dort befind-
lichen farbig-buntenKolossal-Darstellungen von
Makart, Bendemann und Steffeck drei große
Kartons von Cornelius, Rethel und Schnorr
von Carolsfeld gehängt worden. Der einheit-
liche Charakter dieser sich bewährenden über-
ragenden Leistungen deutscher Zeichenkunst
gibt nach dem Rundgang durch das oberste
Stockwerk einen starken und ungezwungenen
Ausklang. H. Z.

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