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DIE WELTKUNST

Jahrg. XI, Nr. 2 vom 10. Januar 1937

Nachrichten von Überall

Eröffnung des Museums
in Göttingen
Das Völkerkundliche Museum in Göttin-
gen, in dem zwei wertvolle Sammlungen un-
tergebracht sind, wurde der Oeffentlichkeit
übergeben. Die Ethnographische Sammlung
und die Gemäldesammlung der Universität ge-
langen an dieser Stelle zu einer würdigen Wir-
kung. Die Ethnographische Sammlung ist in-
sofern von besonderer Bedeutung, als sie in
ihrer Eigenart die älteste Sammlung der Welt
darstellt. In seiner Ansprache wies Geheim-
rat Valentine!- darauf hin, daß der im Jahre
1928 erteilte Lehrauftrag an Professor Plischke
in Göttingen im Jahre 1934 in ein Ordinariat
und zugleich die Sammlung in ein etatmäßi-
ges Institut umgewandelt sei. Durch diese
Regelung wurde das einzige in ganz Preußen
bestehende Ordinariat für Völkerkunde ge-
schaffen.
Die Gemäldesammlung der Universität ent-
stand aus einer Stiftung des Celler Justizsekre-
tärs Johann Wilhelm Zschorn; sie wurde im
Laufe der Jahre immer mehr erweitert.
Bildhauer-Wettbewerb für den
Königlichen Platz in München
Der Bayerische Staatsminister Adolf Wag-
ner hat einen Wettbewerb für Entwürfe zu
vier Skulpturen auf dem Königlichen Platz in
München ausgeschrieben. Es sollen Voll-
plastiken figürlicher Art geschaffen werden,
die sich dem Platzbild würdig einfügen und
in ihrem Ideengehalt der nationalsozia-
listischen Weltanschauung entsprechen. Für
Ausführung und Ausarbeitung jeder Skulptur
ist der Betrag von je 16 000 M ausgesetzt. Als
Preise sind vorgesehen: ein Preis zu 4000 M,
drei Preise zu je 3000 M, zehn Preise zu je
2000 M und 12 Preise zu je 1000 M.
Schweizer Kunst in Wien
Das Eidgenössische Departement des Inne-
ren plant im Einvernehmen mit dem öster-
reichischen Unterrichtsministerium für den
Frühsommer eine Ausstellung der Schweizer
Kunst des 20. Jahrhunderts im Wiener Künst-
lerhaus.
Mussolini Leiter der
Weltausstellung 1941
Die Weltausstellung 1941 wird bekanntlich
in Italien und zwar in Rom stattfinden. In
diesem Jahr ist der Faschismus zwanzig Jahre
an der Herrschaft. Es ist also sehr natürlich,
daß die italienische Regierung diese Ausstel-
lung gleichzeitig zu der großen Schau dessen


Albrecht Dürer, Wappen mit dem Totenkopf
Brachte auf der Versteigerung durch C. G. Boerner,
Leipzig, am 10. Dezember 1936: M 12 000 (Photo Boernerl

macht, was der Faschismus auf allen Gebieten
innerhalb von zwanzig Jahren geschaffen hat.
Mussolini hat soeben von dem Ministerrat ein
Dekret annehmen lassen, das die Organisation
der Ausstellung festlegt. Dabei wird die Lei-

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tung bei einem autonomen Amt mit dem Na-
men „Esposizione Universale di Roma“ liegen,
das in direkter Abhängigkeit von dem Mini-
sterpräsidenten steht. Die Vorbereitung liegt
bei einer Generalkommission, die ebenfalls
direkt Mussolini unterstellt ist. Der Duce
wird somit als der eigent-
liche Organisator der gan-
zen Weltausstellung und ihr
entscheidender Gestalter an-
gesprochen werden müssen.
Die Adelmann-
Madonna in der
Hamburger
Kunsthalle
Die sogenannte Adel-
mann-Madonna, eines der
schönsten und reifsten Wer-
ke der Kölner Gotik um
1320 und vielleicht der goti-
schen Plastik Deutschlands
überhaupt, ist jetzt in der
Hamburger Kunsthalle als
jüngste und wichtigste Neu-
erwerbung ausgestellt wor¬
den. Das Werk, das sich
bis 1928 in der Sammlung
Graf Adelmann in Köln be¬
fand, ist bekanntlich im
letzten Frühjahr mit der
Sammlung eines Berliner
Kunstfreundes in Frankfurt
a. Main versteigert worden.
Es ist außerordentlich zu
begrüßen, daß das Werk
nunmehr als dauernder Be-
sitz eines der bedeutendsten
Museen für immer der deut-
schen Oeffentlichkeit erhal-
ten geblieben ist (s. Abb.).
Entdeckung von
Pacher-Fresken
In der Stiftskirche von
St. Paul im Lavanttal
(Kärnten) wurden sie-
ben Wandbilder aufge-
deckt, die Ende der 60er
Jahre des 15. Jahrhunderts
von Friedrich Pacher in An-
griff genommen und um
1470 vollendet wurden. An
den Wandmalereien, die Apostel und Heiligen-
figuren, ferner Wappen der Aebte des Stiftes
wiedergeben, zum Teil auch von rein orna-
mentalem Charakter sind, soll Friedrichs Bru-
der, Michael Pacher, mitgearbeitet haben.
Neuer Weg der Werbung
für bildende Kunst
Die Overbeck-Gesellschaft in Lübeck hat
einen neuen Weg beschritten, um den Besuch
ihrer Kunstausstellungen zu fördern. Sie hat
anläßlich der augenblicklich stattfindenden
Ausstellung von Werken Lübecker Künstler
ein Preisausschreiben erlassen „Welches Bild
gefällt dir am besten?“. Drei Preise zu 150.
100 und 50 RM sind ausgesetzt. Der Zweck
wurde bereits in den ersten Tagen voll er-
reicht, da 1100 Urteile abgegeben wurden, was
eine alle Erwartungen übertreffende Besucher-
ziffer bedeutet.
Neuerwerbungen des
Musee Jeu de Paume
Im Musee Jeu de Paume in Paris, dem die
Aufgabe der Repräsentierung der neueren
ausländischen Kunst in der französischen
Hauptstadt obliegt, wurden am 29. Dezember
1956 die Neuerwerbungen in einer Sammel-
ausstellung zugänglich gemacht. Es befinden
sich darunter auch zwei Gemälde deutscher
Künstler, und zwar Bildnisse von Corinth und
Spiro, ferner ein Männerkopf von Ernesto de
Fiori und ein Innenraumbild des Oesterrei-
chers Floch. Ein wesentlicher Teil der Neu-
erwerbungen entfällt auf die Spanier, die be-
kanntlich im Frühjahr letzten Jahres in einer
Sonderschau vorgeführt wurden.

Pariser Museumspläne
Zur Weltausstellung 1957 wird in einem der
neuen Museen am Quai de Tokio in Paris eine
Ausstellung französischer Kunst von den An-
fängen bis zur Gegenwart vorbereitet, die

gleichzeitig den Grundstock eines dauernden
Museums französischer Kunst bilden soll, so-
daß die bis jetzt noch im Louvre, Luxembourg,
Musee des Arts Decoratifs, Petit Palais und
anderwärts verstreuten Werke der franzö-
sischen Kunst in einigen Jahren an einem
Punkt versammelt sein werden.
Wiederhergestellte
Kunstwerke
I in Schlesische n Muse u m f ii r
bildende K ü n s t e in B r e s 1 a u gibt
Direktor Dr. C. Müller an Hand einer kleinen
Ausstellung einen Einblick in die Tätigkeit
der Restaurierungswerkstätte des Museums.
Hauptstücke schlesischer Kunst wie der große,
um 1480 entstandene Marienaltar der Elisa-
beth-Kirche und der sog. Prockendorf-Altar
derselben Kirche sind neben kleineren Bild-
werken wiederhergestellt und gesichert
worden.
Internationale Holzschnitt-
ausstellung in Warschau
In Warschau wurde eine Internationale
Holzschnittausstellung eröffnet. Insgesamt sind
auf der Ausstellung 253 Graphiker aus 23 Län-
dern mit rund 600 Werken vertreten. Sie ver-
mittelt einen ausgezeichneten Ueberblick über
das zeitgenössische graphische Kunstschaffen
der wichtigsten Kulturstaaten.
hi einem kleinen Saal haben 25 deutsche
Graphiker ihre Werke ausgestellt. Die Be-
sucher erhalten hier ein geschlossenes Bild von
der graphischen Kunst im heutigen Deutsch-
land. Am umfangreichsten ist naturgemäß die
polnische Abteilung, die nicht zuletzt auf


Muttergottes mit Kind. Köln, um 1320 — Ehemals Slg. Graf Adel-
mann, Köln a. Rh. — Neuerwerbung der Kunsthalle, Hamburg
(Photo Archiv)

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Amtliche
Bekanntmachungen
Zur Beachtung bei Kunstversteigerungen
Die in der VV. enthaltenen Bestimmungen über die
Versteigerung von Kulturgut finden noch immer zum
Teil von den Versteigerern, die im Besitz der Erlaubnis
gemäß dem § 4 Abs. 1 Ziff. 2 oder dem § 5 der VV.
sind, nicht die genügende Beachtung. Es wird daher
nochmals vor allem auf die Bestimmungen des § 75
der VV. verwiesen, wonach die Anträge und Nieder-
schriften mit sämtlichen dazugehörigen Unterlagen, d. h.
auch Abschriften des Versteigerungsantrages der Auf-
traggeber drei Wochen vor bzw. nach der Versteigerung
der Kammer einzureichen sind.
Bei der Einreichung der Niederschrift und Rechnungs-
legung werden sehr viele Gegenstände, die Kulturgut
darstellen und dementsprechend zum Zuständigkeits-
bereich der Kammer gehören, außer acht gelassen. Es
sind dies vornehmlich Gegenstände, die zwar geringen
materiellen und künstlerischen Wert haben, aber doch
dem Zuständigkeitsbereich der Kammer unterstehen. Nach
Festsetzung des Geltungsbereichs des von der Kammer
betreuten Kulturgutes wird von jetzt ab besonders dar-
auf geachtet werden, daß sämtliche Gegenstände, die
unter diese Begriffsbestimmung fallen, auch entsprechend
berücksichtigt werden. Der sich daraus ergebende Bei-
trag beläuft sich auf 1 % des Bruttoerlöses des ver-
steigerten Kulturgutes und ist unter Angabe der Mit-
gliedsnummer sowie des Versteigerungstermins umgehend
auf das Postscheckkonto der Reichskammer der bildenden
Künste, Berlin 144 430, zu überweisen.
Ferner ist darauf zu achten, daß die Niederschriften
eine Aufstellung sämtlicher versteigerten Gegenstände
enthalten und nicht nur Auszüge des darin enthaltenen
Kulturgutes darstellen.
Rechtsanwälte im Ehrengerichtsverfahren zugelassen
Bei der Durchführung der ehrengerichtlichen Verfah-
ren ist mehrfach die Auffassung vertreten worden, daß
ein Beschuldigter sich nicht eines Rechtsanwalts als seines
Verteidigers bedienen dürfe. Diese Auffassung ist nicht
richtig. In der Ehrengerichtsanordnung ist keine Bestim-
mung enthalten, durch die die Vertretung des Beschul-
digten durch einen Rechtsanwalt ausgeschlossen wird.
Die Rechtsanwälte sind nach dem Willen der Staats-
führung die berufenen Rechtswahrer in allen Fällen, in
denen ein Volksgenosse glaubt, bei der Vertretung sei-
ner Rechte Rat und Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen.
Es darf daher im ehrengerichtlichen Verfahren kein
Rechtsanwalt zurückgewiesen werden. Ein ehrengericht-
liches Verfahren, das gegen die Vorschriften der Ehren-
gerichtsanordnung verstößt, wird keine Bestätigung durd»
mich finden.
Berlin, den 9. Dezember 1936.
Im Auftrag: gez. Hoffmann

Grund des dort gezeigten handwerklichen
Könnens einen nachhaltigen Eindruck der
schöpferischen Arbeit polnischer Künstler
gibt.
Eine „Neue Städtische Kunst-
sammlung“ in Darmstadt
In den Ausstellungsräumen der Künstler-
kolonie auf der Mathildenhöhe in Darmstadt
wird in diesem Jahre eine ständige städtische
Kunstausstellung eröffnet, die den Namen
..Nette städtische Kunstsammlung“ tragen soll
und namhafte Werke einheimischer Maler,
Graphiker und Bildhauer umfassen wird.
Personalien
Dr. Heinrich Kohlhausen, der Direktor und verdienst-
volle Reorganisator des Schlesischen Museums für Kunst-
gewerbe und Altertümer in Breslau, wurde als Nach-
folger des nach Berlin berufenen Geh.Rt. H. Zimmer-
mann zum Direktor des Germanischen Nationalmuseums
in Nürnberg ernannt. Kohlhausen, der im 43. Lebens-
jahre steht, war von 1922 bis 1933 Hilfsarbeiter am
Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe und ist
außerhalb seiner erfolgreichen musealen Tätigkeit vor
allem durch sein wissenschaftliches Hauptwerk, „Die
Minnekästchen des Mittelalters" (1928), hervorgetreten.
Leon Wyczolkowski, Polens berühmtester Maler und
Professor an der Warschauer Akademie der schönen
Künste, ist in Warschau im Alter von 84 Jahren ge-
storben.
Vorträge
Professor Dr. Emil Preetorius sprach im Mu-
seum für Völkerkunde in München über den Holzschnitt
Chinas. Erlesene Blätter aus der Sammlung des Vor-
tragenden waren im Saale ausgebreitet. Preetorius
machte an instruktiven Lichtbildern die Eigenart des
chinesischen Farbendrucks, die Qualitätsunterschiede der
einzelnen Blätter sowie durch charakteristische Verände-
rungen am jeweiligen Lichtbild die immanente Logik
von Komposition und Flächenaufteilung anschaulich.
Bei dieser Gelegenheit sei mitgeteilt, daß Prof-
Preetorius nun auch von dem Oxford University Club
eingeladen wurde, über Entwicklung und Wesen des
Bühnenbildes zu sprechen.

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Parisien: Dr. J. I. de Saxe, 13, rue Gudin, Paris 16e, Tel.: Jasmin 18—90; Redacteur Dr. Fritz Neugass, 11, rue Toullier, Paris 5e. / Holland: Dr. W. Mautner, 13, Haringvlietstraat, Amsterdam / Ita-
lien: Gerhard Reinboth, 213, Via Posilipo, Neapel / Oesterreich: Dr. Stefan Poglayen-Neuwall, Schulhof 4, Wien. Erscheint im Weltkunst-Verlag Berlin W 62. — Druckauflage 4. Quartal: 2560. — Zu-
schriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf Verlangen. Verantwortlich für den An¬
zeigenteil: Paul Nowotny. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen
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