Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
9

DIE WELTKUNST

Jahrg. XI, Nr. 3 vom 17. Januar 1937





HANS BURGHARD

Farbstiche / Antiquitäten / China

Berlin W35, Vicioriastr. 2 / Telefon: Lüizow B2 6380

Galerie, Dr. Franz Ilof-
Auf- und Ausbau der

i e d e r K ü-sl e
(Photo Hannes Schmitt)

lebhaften Tem-
natürlich neben
auch immer das
nun in der dra-

Kiinstler von dem
eines Rubens wird
in der Landschaft

hauses den Weg zu sich selber gefunden hatte.
Ihn stellt rlie Pariser Ausstellung besonders
heraus.

und
aus
Da-
und
wie-

Städtische und Lenbach
Galerie in München

zwar die Ge-
abspielt, der
interessanter
Körben und

Die von Reichsleiter Alfred Rosen-
b e r g feierlich eröffnete Berliner Ausstellung
zeigt das zuerst in Lübeck auf der Reichs-
tagung der Nordischen Gesellschaft, dann in
Bremen, zum Teil auch in Kopenhagen, Hel-
sinki ii. a. Städten und zuletzt im Städtischen
Museum in Hagen zugänglich gewesene Ge-
samtwerk von Wilhelm Petersen nun auch in
der Reichshauptstadt. Hans Zeeck.

Franz Defregger, 1887, Der Erstgeborene. 65 :57 cm
Galerie Wimmer, München
(Aus d. Abbildungsreihe: „Sammlerstücke a. dtsch. Kunsthandel") (Photo. Wimmerl

er (Düsseldorf), Selbstbildnis mit Modell
1936 der Preu ß . Akademie der Künste
(vgl. Bericht in Nr. 2) (Photo Künstler)

seine wahre

Selbstbildnisse
Laufe
gemalt,
einen hei-
elegan-
i und
Herrn,
letzten
er so
Beichte:
zeigt
und
Hal-
aber
die
mit
in

Wilhelm Petersen : Großmutter — Ausstellung der Nordischen Ge-
sellschaft und der NS-Ku Iturgemeinde, Berlin (Foto Archiv)

Der Leiter dieser
mann, hat sich den
Münchener Gegenwartskunst im organischen
Zusammenhang mit der Vergangenheit zum
Ziele gesetzt. In einer gut gehängten Sonder-
ausstellung gibt er nun einen Ueberblick über
das in den letzten Jahren Geleistete, wobei
auf die Neuerwerbungen besonderes Gewicht
gelegt ist. An Künstlern des 19. Jahrhunderts

Wandverkleidungen aus
Schloß Itter in Tirol und
einem nordfranzösischen
Schloß, die die Zierde des
Geschäftes am Franzis-
kanerplatz bildeten, wur-
den infolge der schweren
Verwertbarkeit außeror-
dentlich billig, bloß um
den halben Schätzungs-
preis, um S. 4000 und S.
i 0 000 zugeschlagen. —
Am Ende des Jahres
1956 wurde in der Alten-
burg eine Ausstellung
für Theaterkunst eröff-
net. Sie zeigte die Ent-
wicklung des Theaters
an Modellen und Ent-
würfen von seinen An-
fängen an bis zum heu-
tigen Tag, unter Berück-
sichtigung der techni-
schen Fortschritte, unter
Vertretung der meisten
europäischen Staaten. —
Bei der Neuaufstellung
der Waffensammlung der
Neuen Burg, wie bei der
Neuordnung der Samm-
lung für Plastik und
Kunstgewerbe suchte man
auch hier die Räume
durch Gobelins intimer
zu gestalten, während
man Rüstungen und Waf-
fen lockerer, von allen
Seiten sichtbar, aufstellte,
auf diese Weise die künst-
lerischen Elemente der
Waffen herausarbeitend.
In der Neuen Burg
ist auch die vom Dozen-
ten Dr. R. Kris begrün-
dete Sammlung religi-
öser Volkskunst unter-
gebracht worden.

klingen angestrebt
stischen Zusammenklänge,
hellen Schilderungen von
..Weihnachtsfeier“ in eine
Buntheit über. Denn in
kommt auch der Humor zu seinem Recht. Die
kleinen Blätter, die alltägliche Motive aus dem

dekorative Wir-
fesseln die kolori-
Sie gehen in ton-
Walfischfang und
heitere, bewegliche
all dieser Vielfalt

Fritz Cremer', Berlin, Biidniskopf
Staotspr eis 1936 der Preu ß. Akadem
(vgl. Bericht in Nr. 2)
händlers Leopold Satori. Die prunkvolle Woh-
nung Satori» in der Argentinier Straße und
eine zwecks Durchführung der Versteigerung
gemietete Wohnung am Parkring bildeten den
Schauplatz der Auktion, bei der eine Fülle von
Kunstwerken, wie man sie schon seit Jahren
nicht auf einer Wiener Versteigerung bei-
sammen gesehen hatte, unter den Hammer
gelangte. Die Auktion, die anfangs Februar
von den Firmen A. & S. Kende durchgeführt

.Auktions-Vorschau
Berlin, 27. Januar
Int Deutschen Lyzeum-Klub in Berlin ver-
anstaltet am 27. Januar das Antiquariat J. A.
Stargardt eine Versteigerung von Auto-

bezw. der älteren Generation sind vertreten:
J. Stieler, J. J. Dörner, J. G. Dillis, J. Hauber,
v. Haydeck, Mecklenburg, v. Gietl, Ziebland,
Löfftz, Markart, Defregger, L. Samberger,
Müller-Wiscliin, Miller-Difle u. a., von denen
der jüngeren Generation: Dora Brandenburg-
Polster, Osw. Pötzelberger, W. Moralt. W.
Geiger. Wolf Bloem, Art. Braunschweig etc.
F.

Volksleben behandeln oder sich mit den um
eine holsteinische Sagengestalt kreisenden
Schnurren und Mären abgeben, nehmen im
Gesamtwerk des Künstlers eine besondere
Stelle ein. Petersen, der sich als Autodidakt
entwickelt hat, ist auch als Holzplastiker tätig.
Als solcher hat er nicht nur Koggen und Köpfe
geschnitzt, sondern auch die große, herbe an-
sprechende Figur der noch in ihrem Baum-
stamm verwurzelten „Embla“.

Rubens in neuerem Liebt
Zur großen Ausstellung: Rubens and seine Zeit in Paris

wurde, erbrachte den für die heutige Zeit sehr
ansehnlichen. Betrag von S 400 000,—. Am
besten schnitten die kleineren Objekte ab, für
die oft ein vielfaches des Schätzwertes erzielt
wurde, während die größeren Stücke häufig
die Schätzung nicht erreichten. Zu den we-
nigen bedeutenderen Objekten, die über den
Schätzpreis hinaufgetrieben wurden, gehörte
ein von dem Minoriten Tobias Eder in Wien
1754 angefertigter großer Erdglobus, der von
S 1500,— auf S 5000.— hinaufschnellte. Zwei
französische Pfeilerschränke mit Lackeinlagen,
mit der Signatur von Levasseur, die mit
S" 20 000.— bewertet waren, erreichten nur
S 14 000,—. Im allgemeinen aber gingen gerade
die französischen Möbel sehr gut ab. So wur-
den für eine Vieux Lacque Kommode.
Louis XV., S. 10 000,— gezahlt, für einen
Schreibtisch der gleichen Herkunft, aus Rosen-
holz mit Bronzebeschlägen. S. 9000,—. Ein
Fauteuil aus Nußholz. Louis XV., erreichte
S. 10 000,—. Die sehr kostbaren spätgotischen

Wer an Rubens denkt.
der sieht fast immer vor
seinen Augen mächtige
Kompositionen, bald my¬
thologischen, bald reli¬
giösen Inhalts, doch im¬
mer angefüllt mit zahl¬
reichen Figuren, Frauen
von strotzender Ueppig-
keit mit langem Blond¬
haar und nackten Män¬
nern mit pathetischen
Gesten. Neben diesen
imposanten Gemälden
aber, die einer pracht¬
liebenden Zeit das We¬
sentliche bedeuteten, hat
Rubens in der Stille sei¬
nes Ateliers Werke ge¬
schaffen, die zu seiner
Zeit wohl nur wenig be¬
achtet worden sind, die
aber uns heute als eigen¬
händige und persönliche
Aeußerungen eines Ge¬
nies wieder viel mehr zu
sagen haben. Die intime
Verbundenheit mit der
Natur zeigt sich beson¬
ders in den Landschafts¬
bildern. kleineren For¬
mates, in denen weder
religiöse noch mytholo¬
gische Staffage den hei¬
teren flämischen Grund¬
ton stören. Die satte
Frische fruchtbaren Lan¬
des und baumbestandener
Wiesen zieht ihn ebenso
an wie die dumpfe Atmo¬
sphäre eines Stalles, in dem sich
schichte vom verlorenen Sohn
aber dem Künstler offenbar viel
ist wegen eines Stillebens mit
Ackergerät und eines gespenstisch erleuchteten
Winkels.
Einen
perament
der Ruhe
Bewegte interessieren, sei es
matischen Schilderung eines aufziehenden Ge-
witters oder eines leuchtenden Regenbogens
im dräuenden Gewölk, sei es in der Darstel-
lung einer „Kirmess“, die in ihrem Wirbel und
ihrer urwüchsigen Derbheit selbst schon fast
wieder Natur geworden ist.
flämische Herz des
Künstlers und hierin be¬
kennt er
Liebe zur Heimat.
Viele
hat Rubens im
seines Lebens
Sie zeigen
teren, stolzen,
ten, leichtlebigen
weltgewandten
Nur in »einem
Bildnis gibt
etwas wie eine
der 61jährige
zwar noch Stolz
Eitelkeit in seiner
tung; das Gesicht
ist verinnerlicht,
Augen blicken
leichter Trauer und
ihren Winkeln liegt
ein deutlicher Zweifel.
Fast möchte man um
den Mund die Zeichen
einer tiefen Enttäuschung
erkennen.
Hinter der glänzen¬
den Fassade des grö߬
ten Künstlers seiner
Zeit, des beliebtesten
Hofmalers und geschick¬
ten Diplomaten tritt so
das zweite Gesicht her¬
vor, das Gesicht eines
ernsten Mannes, den nie¬
mand kannte und der
in der Abgeschieden¬
heit seines stillen Land-

Wilhelm Petersen
In ihrem Berliner Austeilungs-
gebäude Tiergartenstraße 21 a gibt
die N. S. - K u 11 u r g e m e i n d e in Gemein-
schaft mit der Nordischen Gesell-
schaft einen umfassenden Ueberblick über
das Schaffen des jetzt siebenunddreißigjähri-
gen Malers und Bildhauers Wilhelm Pe-
tersen. E» ist ohne
Stilabsichten aus dem
Geist der holsteinischen
Flachlandschaft heraus
entstanden und von west-
lichen und südlichen
Einflüssen merkwürdig
unberührt geblieben. Eine
künstlerisch ungemein
vielseitige Natur geht
von der Illustration
von Schilderungen
dem bodenständigen
sein der Fischer
Bauern aus. Immer
der erprobt sich ein der
Bilderfreudigkeit von
Brueghel verwandt er-
scheinendes malerisches
und zeichnerisches Ta-
lent an Bildnissen, Land-
schaften und Aktdarstel-
lungen und bringt
schließlich das Figürliche
in der heldischen Stoff-
welt von Nibelungensage
und Wikingerfahrten zu
einer sich dem Wand-
bilde nähernden Steige-
rung. Das Farbige ist be-
sonders in kleinen Abend-
stimmungen aus nordi-
schen Küstenstädten, in
Hallig- und Marschland-
schaften und Blicken
auf einsame Dünen und
das Wattenmeer mit
seinen wechselnden Wol-
kenspielen von eige-
nem Klang. Auch wo
in großen Bildern, wie
dem der Großmutter, von
Friesinnen und Schiffern,
eine konturbestimmte
Haltung eingenommen
wird oder wie in den
„Elmshorner Robbenfän-
gern“
werden.
 
Annotationen