2
DIE WELTKUNST
Jahrg. XI, Nr. 9 vom 28. Februar 1957
F. W. Kalb. Bildnis R. M.
Neuerwerbung der Städtischen Galerie,
München (Bericht folgt) (Foto Staedt. Gal.)
beabsichtigt, noch in diesem Jahre einen grollen
Teil der vielfach bereits durchgeführten Um-
stellungspläne des Musealbestandes zur Aus-
führung zu bringen.
Das untere Geschoß des Kunstgewerbe-
museums soll die Entwicklung des Kunst-
gewerbes nach kulturgeschichtlichen und
kunstgeschichtlichen Zusammenhängen (nicht
mehr wie bisher nach materialgeschichtlichen)
vom späten Altertum bis in die Zeit des Klassi-
zismus vor Augen führen. An die bereits
durchgeführte Ordnung der spätantiken Tex-
tilien schließen sich die Neuordnung der Texti-
lien des Mittelalters und die Neuaufstellung
.eines (Raumes mit spätgotischem Kunstgewerbe
an, dem je ein Raum mit Werken der italieni-
schen und deutschen Renaissance, zwei Barock-
säle und ein klassizistischer Saal folgen wer-
den. Der Raum der italienischen Renaissance
und der des Klassizismus sollen in einigen
Wochen eröffnet werden. Das obere Stockwerk
des Museums ist den Spezialsammlungen Vor-
behalten, von denen die Glas- und Keramik -
Sammlungen vor einigen Jahren der Oeffent-
lichkeit übergeben wurden. Bei der Neuauf-
stellung wird auch die Figdor-Stiftung, die vom
Kunsthistorischen Museum im Tauschwege an
das Oesterreichische Museum für .Kunst und
Industrie geleitet wurde, ihre Aufteilung auf
die einzelnen Räume und Gruppen erfahren.
Die Albertina beabsichtigt für das Frühjahr
eine Ausstellung von Aquarellen, Handzeich-
nungen und Graphiken der großen Engländer
W. Turner und W. Blake.
Im Künstlerhaus, wo man die Jahresaus-
stellung der Mitglieder aus psychologischen
Gründen vom Frühjahr auf den Herbst verlegt
hat, will man von Anfang März bis Mitte April
moderne ungarische Kunst bringen, vom 1. Mai
bis Ende Juni moderne Schweizer Kunst, mit
Hodler im Mittelpunkt. In der Sezession plant
Luca della Robbia, David. Bronze
New York, Sammlung Jules S. Bache
Einzig bekannte Bronze-Statuette des Meisters
Ausstellung von Meisterbronzen aus vier Jahr-
tausenden, Albright Art Gallery, Buffalo
(Foto Archiv)
man eine Ausstellung finnischer Kunst und
eine umfassende Ausstellung des Werkes von
Kokoschka.
Die St. Lucas-Galerie eröffnet im April in
den Festräumen des Palais Pallavicini eine
große Ausstellung italienischer Barockmalerei.
Neumann & Salzer wollen erstmalig das Werk
von J. B. Reiter, dem lange vergessenen großen
Wiener Meister des zweiten Rokoko, bringen.
Die Neue Galerie wird Wegweiser moderner
französischer und nordischer Kunst zeigen.
Ebenso wird im Kunstsalon Würthle neuere
französische Kunst zu sehen sein; auch ist hier
eine Ausstellung von Arbeiten W. Thöny’s von
seiner Amerika-Reise in Aussicht genommen.
St. P.-N.
Berliner
Ausstellungschronik
Zwei entgegengesetzte Landschaftsauffas-
sungen werden durch größere Kollektionen in
der Galerie Gurlitt herausgestellt. Bei
der einen, die Werner Wellenstein ver-
tritt, herrscht eine reiche Verwendung viel-
fältiger koloristischer Mittel und ein künstle-
risches Temperament vor, das die einzelnen
Variationen des unerschöpflichen Themas
immer wieder neu in Bildern erklingen läßt
und dem Daseinsbejahenden heller und strah-
Ein Terborch-Bildnis
Aus holländischem Besitz ging kürzlich ein
Bildnis von der Hand Gerard Terborch’s in
eine schwedische Sammlung über. Das von
tiefer Ruhe und verhaltener Bewegung er-
füllte Bild zeigt einen vornehmen Herrn, ver-
mutlich einen Advokaten, vor einem mit roter
Gerard Terborch, Herrenbildnis
Leinwand, 52 : 45 cm
Sammlung Hellberg, Stockholm
(Photo Besitzer)
Decke bekleideten Tisch, auf dem sich Schreib-
geräte befinden. Dieses für Terborch in Auf-
fassung und Ausführung so charakteristische
Werk gehört zur Spätzeit des Meisters und ist
nach 1670 entstanden (s. Abbildung).
lender Farben und Tonfolgen den Vorzug gibt.
Wellenstein hat als Graphiker begonnen, aber
seine oft ungemein zart angelegten Landschaf-
ten (s. Abbildung) aus Mitteldeutschland und
von der Ostseeküste stehen keineswegs unter
dem Zeichen des Umrißhaften. Eine lockere,
bewegliche Pinselhandschrift geht ohne for-
male Uebersteigerungen den Stimmungen der
Natur nach, besonders eindrucksvoll in einer
Serie von nächtlichen Darstellungen mit dem
bunten Treiben von Masken, bei denen das
Absonderliche als ursprüngliches Element des
Graphikers wieder durchbricht und dennoch
Gestalten aus einer fantastisch durcheinander-
wirbelnden Welt und stilles landschaftliches
Geschehen zu einer malerischen Einheit wer-
den. Ihm steht Carl Eugen Schwenk
als ein Romantiker gegenüber, der noch die
fernsten Bergeszüge und yHügelwellen deutlich
konturiert und erst aus einem wohlgeordneten
Gefüge von Bodenflächen, dunklen Wäldern.
Flüssen und Wegen das Gefühlvolle seiner
Farben klingen läßt. Eine graphisch be-
stimmte Haltung, die sich in artverwandten
Aquarellen von Johanna Schwenk-
Baldeweg noch betonter äußert.
Schmidt-Rotluff, der eine Fülle von
neuen Aquarellen im Ausstellungsraum Karl
Buchholz ausstellt, hat einen schönen Aus-
gleich seiner spannungsreichen, ehedem von
widerstrebenden Elementen nicht immer
freien Kunst gefunden. Diese lapidaren Fär-
benschilderungen von Nehrung und Haff und
eine Reihe von Stilleben und Blumenstücken
bezwingen durch die sonore Kraft einer Kolo-
ristik, die mit geringstem Aufwand an Mitteln
reichste Wirkungen zu erzielen vermag. Da-
neben stellt B. Müller-Oerlinghausen
eine Reihe von Plastiken aus. Bronzen mehr
skulptureller Art wechseln ab mit einer gro-
ßen weiblichen Figur in Kunststein und eini-
gen schönen Porträtköpfen. Diese halten sich
bei ruhigem Flächenzusammenklang vom Na-
turalistischen fern und zeugen von einer
Fähigkeit des Charakterisierens, der das An-
mutreiche wie das geistig Ausdrucksvolle glei-
chermaßen liegt. Hans Z e e c k
Kunst gegen Kitsch
Die diesjährige Wanderausstellung der NS.-
Kulturgemeinde im Gau München-Oberbayern
hat ein außerordentlich begrüßenswertes
Thema erkoren: „Kunst gegen Kitsch im
Wandschmuck“. Durch möglichst schlagende
Gegenüberstellungen soll der Unterschied
zwischen kitschigem und künstlerisch wertvol-
lem Wandschmuck klargemacht werden und
gleichzeitig Gelegenheit geboten sein, gute
graphische Werke zeitgenössischer Künstler
wie auch mustergültige Reproduktionen zu
etwa denselben Preisen zu erwerben, die ge-
wöhnlich für den Kitsch ausgegeben werden.
Außerdem wird der Ausstellung eine Abtei-
lung „Die Kitschpostkarte“ angegliedert sein.
„Ausstellung französischer Primitiver“, die für
1938 in Paris vorbereitet wird.
Der zweite Internationale Kongreß für
Aesthetik und Kunstwissenschaft tagt unter
dem Vorsitz von Henri Bergson, Paul Valery,
Paul Claudel und Victor Basch in Paris vom
8.—11. August 1937.
M. Merlin, M. Contenau und M. R. Huyghe
sind nunmehr als Nachfolger der Herren
Michon, Dussaud und Jamot, die, wie berichtet,
ihre Posten am Louvre verlassen haben, zu
Konservatoren am Louvre bestellt worden.
M. R. Huyghe, der damit die Gemäldegalerie
als verantwortlicher Leiter übernimmt, hat be-
reits in der Presse umfangreiche Neuorgani-
sationen der Galerie in Aussicht gestellt.
1
Walter Wellenstein, Landschaft
Ausstellung : Galerie Gurlitt, Berlin (KT. Gurlitt)
Volkskunde-
Ausstellung
in München
Im Sommer findet in München eine
Volkskunde-Ausstellung statt, für die
3000 qm Grundfläche in den Münche-
ner Ausstellungshallen auf der The-
resienhöhe in Aussicht genommen
sind. Die Ausstellung steht unter
maßgebendem Einfluß des Landes-
amtes für Denkmalspflege, des Histo-
rischen Museums der Stadt München
und des Bayrischen Landesmuseums
für Heimatschutz. Man will hier
zeigen, was die Volkskunde für die
verschiedenen Zweige des Hand-
werks, für Baukunst, für Kunst-
gewerbe und Gewerbe bedeutet; es
sollen nicht nur alte, sondern auch neue Lei-
stungen der Gegenwart ausgestellt werden, um
auf diese Weise Vergleiche mit den Werken
der Vorfahren ziehen zu können.
Stadtgeschichtliches
Museum Frankfurt a. M.
Direktor Dr. F e u 1 n e r machte auf der
Mitgliederversammlung des Vereins für das
historische Museum Frankfurt mit den Neu-
erwerbungen bekannt, die das Museum im
vergangenen Jahre tätigen konnte. Zu erwäh-
nen sind besonders zwei historische Gemälde
von Georg Karl Urlaub, einige Landschaften
von Joh. Heinrich Hasseihorst (1825—1904).
eine hessische Landschaft von August Lukas,
dann Bildnisse von Lippoldt d. J„ Graff. Pe-
roux, Gerhard von Kügelgen u. a. Eine wert-
volle Porträtsammlung hat das Museum ferner
aus dem Besitz der Familie Passavant-Gontard
und der ehern. Frankfurter Familie Kelchner
erhalten.
„Ostpreußenkunst 1937“
in Königsberg
Gemeinsam mit der Reichskammer der bil-
denden Künste veranstaltet die NS.-Kultur-
gemeinde in Königsberg (Pr.) vom 6. Juni bis
18. Juli eine Ausstellung „Ostpreußenkunst
1937“, an der sich alle in Ostpreußen gebore-
nen oder hier lebenden Künstler beteiligen
werden. Die Schau wird ein umfassendes Bild
ostpreußischen ‘Schaffens auf den Gebieten der
Malerei, Graphik und Plastik geben.
Türkische Kunst in Athen
In Athen, in der Galerie ..Parnassos“, findet
zur Zeit eine Ausstellung türkischer Maler
statt. Sie hat den doppelten Zweck, dem grie-
chischen Volke den schnellen Aufstieg der
neuen Türkei auf dem Gebiete der Kunst zu
zeigen und zugleich zu einer engeren Verbin-
dung der geistigen Beziehungen beider Länder
beizutragen. Um zu betonen, daß neben der
Malerei auch Buch und Schrift in der Türkei
bemerkenswerte Fortschritte gemacht haben,
wurde diese Ausstellung im „Parnassos“, einer
literarischen Gesellschaft in Athen, veran-
staltet. Die Eröffnung erfolgte in Gegenwart
des Königs, des Diadochen und zahlreicher
offizieller Persönlichkeiten.
Pariser Chronik
Das „Musee de sculpture comparee“, das
bekanntlich auf die Anregung des bekannten
Kunsthistorikers Viollet-le-Duc zurückgeht,
wird nach seiner Wiederaufstellung in dem
neuen Palais du Trocadero auch einen neuen
Namen erhalten, und zwar „Musee des Monu-
ments framjais“.
Im Museum Galliern findet gegenwärtig die
Ausstellung „Der Tabak“ statt, die neben Bü-
chern, Illustrationen, Pamphleten und volks-
kundlichen Arbeiten eine umfangreiche Ge-
mäldeschau alter Meister umfaßt.
Die nächste große Ausstellung der Oran-
gerie ist dem Schaffen von Degas gewidmet.
Sie soll bereits Anfang März eröffnet werden.
Anläßlich der Weltausstellung bereitet die
Sektion „Museographie“ unter dem Vorsitz
von M. Albert S. Henraux eine van Gogh-
Ausstellung vor, die in Organisation, Hängung
und Belichtung als beispielgebende museogra-
phische Schau betrachtet werden soll.
Im Mai dieses Jahres feiert die Stadt Uzes
das 500jährige Jubiläum ihres großen Maler-
sohnes Nicolas Froment. Die dabei stattfin-
denden künstlerischen Veranstaltungen bilden
gleichzeitig einen Auftakt zu der umfassenden
Auklions Torberichte
Berlin, 2. März 1937
Die kommende Versteigerung im Auktions-
haus Dr. Walther Achenbach bringt neben
kompletten Zimmereinrichtungen, Einzelmobi-
liar und Kunstgewerbe einen größeren Bestand
Perserteppiche und etwa 100 Oelgemälde,
großen Teils des 19. Jahrhunderts, zum Aus-
gebot. Neben alten Meistern wie Bassano und
J. van der Bent sind von neueren Meistern
u. a. Andreas und Oswald Achenbach, Hein-
rich Zügel, Hoguet, C. Marr mit charakteristi-
schen Werken, Menzel mit einer Bleistiftzeich-
nung vertreten.
London, 2.—9. März
Eine der schönsten und bekanntesten engli-
schen Privatbibliotheken, aus dem Besitz von
Mr. W. E. Moss, kommt in einer sechstägigen
Versteigerung bei Sotheby & Co. zur Auf-
lösung. Ihre Berühmtheit verdankt diese Bi-
bliothek, die rund 1500 Nummern umfaßt, der
Sammlung von Originalen und illustrierten
Büchern William Blakes, die nirgendwo an-
ders in dieser Vollzähligkeit in Privatbesitz an-
zutreffen sind, und den wundervollen Ein-
bänden der berühmten Buchbinder.
Wenn Sie sich für alte chine-
sische Keramik und Plastik, für
frühe China-Bronzen, Porzel¬
lane, Teppiche, Halbedelstein-
arbeiten und Bilder, oder für
japanische Sdrwertzierarten,
Elfenbeinschnitzereien, Holz-
schnitte und dergl. interessieren,
besuchen Sie meine großen Aus-
stellungsräume in der Pots-
damer Straße 16, ganz in der
Nähe des Potsdamer Platzes
CHINA-
UOIIIKIA
BERLIN W9
I POTSDAMER STR 16
DIE WELTKUNST
Jahrg. XI, Nr. 9 vom 28. Februar 1957
F. W. Kalb. Bildnis R. M.
Neuerwerbung der Städtischen Galerie,
München (Bericht folgt) (Foto Staedt. Gal.)
beabsichtigt, noch in diesem Jahre einen grollen
Teil der vielfach bereits durchgeführten Um-
stellungspläne des Musealbestandes zur Aus-
führung zu bringen.
Das untere Geschoß des Kunstgewerbe-
museums soll die Entwicklung des Kunst-
gewerbes nach kulturgeschichtlichen und
kunstgeschichtlichen Zusammenhängen (nicht
mehr wie bisher nach materialgeschichtlichen)
vom späten Altertum bis in die Zeit des Klassi-
zismus vor Augen führen. An die bereits
durchgeführte Ordnung der spätantiken Tex-
tilien schließen sich die Neuordnung der Texti-
lien des Mittelalters und die Neuaufstellung
.eines (Raumes mit spätgotischem Kunstgewerbe
an, dem je ein Raum mit Werken der italieni-
schen und deutschen Renaissance, zwei Barock-
säle und ein klassizistischer Saal folgen wer-
den. Der Raum der italienischen Renaissance
und der des Klassizismus sollen in einigen
Wochen eröffnet werden. Das obere Stockwerk
des Museums ist den Spezialsammlungen Vor-
behalten, von denen die Glas- und Keramik -
Sammlungen vor einigen Jahren der Oeffent-
lichkeit übergeben wurden. Bei der Neuauf-
stellung wird auch die Figdor-Stiftung, die vom
Kunsthistorischen Museum im Tauschwege an
das Oesterreichische Museum für .Kunst und
Industrie geleitet wurde, ihre Aufteilung auf
die einzelnen Räume und Gruppen erfahren.
Die Albertina beabsichtigt für das Frühjahr
eine Ausstellung von Aquarellen, Handzeich-
nungen und Graphiken der großen Engländer
W. Turner und W. Blake.
Im Künstlerhaus, wo man die Jahresaus-
stellung der Mitglieder aus psychologischen
Gründen vom Frühjahr auf den Herbst verlegt
hat, will man von Anfang März bis Mitte April
moderne ungarische Kunst bringen, vom 1. Mai
bis Ende Juni moderne Schweizer Kunst, mit
Hodler im Mittelpunkt. In der Sezession plant
Luca della Robbia, David. Bronze
New York, Sammlung Jules S. Bache
Einzig bekannte Bronze-Statuette des Meisters
Ausstellung von Meisterbronzen aus vier Jahr-
tausenden, Albright Art Gallery, Buffalo
(Foto Archiv)
man eine Ausstellung finnischer Kunst und
eine umfassende Ausstellung des Werkes von
Kokoschka.
Die St. Lucas-Galerie eröffnet im April in
den Festräumen des Palais Pallavicini eine
große Ausstellung italienischer Barockmalerei.
Neumann & Salzer wollen erstmalig das Werk
von J. B. Reiter, dem lange vergessenen großen
Wiener Meister des zweiten Rokoko, bringen.
Die Neue Galerie wird Wegweiser moderner
französischer und nordischer Kunst zeigen.
Ebenso wird im Kunstsalon Würthle neuere
französische Kunst zu sehen sein; auch ist hier
eine Ausstellung von Arbeiten W. Thöny’s von
seiner Amerika-Reise in Aussicht genommen.
St. P.-N.
Berliner
Ausstellungschronik
Zwei entgegengesetzte Landschaftsauffas-
sungen werden durch größere Kollektionen in
der Galerie Gurlitt herausgestellt. Bei
der einen, die Werner Wellenstein ver-
tritt, herrscht eine reiche Verwendung viel-
fältiger koloristischer Mittel und ein künstle-
risches Temperament vor, das die einzelnen
Variationen des unerschöpflichen Themas
immer wieder neu in Bildern erklingen läßt
und dem Daseinsbejahenden heller und strah-
Ein Terborch-Bildnis
Aus holländischem Besitz ging kürzlich ein
Bildnis von der Hand Gerard Terborch’s in
eine schwedische Sammlung über. Das von
tiefer Ruhe und verhaltener Bewegung er-
füllte Bild zeigt einen vornehmen Herrn, ver-
mutlich einen Advokaten, vor einem mit roter
Gerard Terborch, Herrenbildnis
Leinwand, 52 : 45 cm
Sammlung Hellberg, Stockholm
(Photo Besitzer)
Decke bekleideten Tisch, auf dem sich Schreib-
geräte befinden. Dieses für Terborch in Auf-
fassung und Ausführung so charakteristische
Werk gehört zur Spätzeit des Meisters und ist
nach 1670 entstanden (s. Abbildung).
lender Farben und Tonfolgen den Vorzug gibt.
Wellenstein hat als Graphiker begonnen, aber
seine oft ungemein zart angelegten Landschaf-
ten (s. Abbildung) aus Mitteldeutschland und
von der Ostseeküste stehen keineswegs unter
dem Zeichen des Umrißhaften. Eine lockere,
bewegliche Pinselhandschrift geht ohne for-
male Uebersteigerungen den Stimmungen der
Natur nach, besonders eindrucksvoll in einer
Serie von nächtlichen Darstellungen mit dem
bunten Treiben von Masken, bei denen das
Absonderliche als ursprüngliches Element des
Graphikers wieder durchbricht und dennoch
Gestalten aus einer fantastisch durcheinander-
wirbelnden Welt und stilles landschaftliches
Geschehen zu einer malerischen Einheit wer-
den. Ihm steht Carl Eugen Schwenk
als ein Romantiker gegenüber, der noch die
fernsten Bergeszüge und yHügelwellen deutlich
konturiert und erst aus einem wohlgeordneten
Gefüge von Bodenflächen, dunklen Wäldern.
Flüssen und Wegen das Gefühlvolle seiner
Farben klingen läßt. Eine graphisch be-
stimmte Haltung, die sich in artverwandten
Aquarellen von Johanna Schwenk-
Baldeweg noch betonter äußert.
Schmidt-Rotluff, der eine Fülle von
neuen Aquarellen im Ausstellungsraum Karl
Buchholz ausstellt, hat einen schönen Aus-
gleich seiner spannungsreichen, ehedem von
widerstrebenden Elementen nicht immer
freien Kunst gefunden. Diese lapidaren Fär-
benschilderungen von Nehrung und Haff und
eine Reihe von Stilleben und Blumenstücken
bezwingen durch die sonore Kraft einer Kolo-
ristik, die mit geringstem Aufwand an Mitteln
reichste Wirkungen zu erzielen vermag. Da-
neben stellt B. Müller-Oerlinghausen
eine Reihe von Plastiken aus. Bronzen mehr
skulptureller Art wechseln ab mit einer gro-
ßen weiblichen Figur in Kunststein und eini-
gen schönen Porträtköpfen. Diese halten sich
bei ruhigem Flächenzusammenklang vom Na-
turalistischen fern und zeugen von einer
Fähigkeit des Charakterisierens, der das An-
mutreiche wie das geistig Ausdrucksvolle glei-
chermaßen liegt. Hans Z e e c k
Kunst gegen Kitsch
Die diesjährige Wanderausstellung der NS.-
Kulturgemeinde im Gau München-Oberbayern
hat ein außerordentlich begrüßenswertes
Thema erkoren: „Kunst gegen Kitsch im
Wandschmuck“. Durch möglichst schlagende
Gegenüberstellungen soll der Unterschied
zwischen kitschigem und künstlerisch wertvol-
lem Wandschmuck klargemacht werden und
gleichzeitig Gelegenheit geboten sein, gute
graphische Werke zeitgenössischer Künstler
wie auch mustergültige Reproduktionen zu
etwa denselben Preisen zu erwerben, die ge-
wöhnlich für den Kitsch ausgegeben werden.
Außerdem wird der Ausstellung eine Abtei-
lung „Die Kitschpostkarte“ angegliedert sein.
„Ausstellung französischer Primitiver“, die für
1938 in Paris vorbereitet wird.
Der zweite Internationale Kongreß für
Aesthetik und Kunstwissenschaft tagt unter
dem Vorsitz von Henri Bergson, Paul Valery,
Paul Claudel und Victor Basch in Paris vom
8.—11. August 1937.
M. Merlin, M. Contenau und M. R. Huyghe
sind nunmehr als Nachfolger der Herren
Michon, Dussaud und Jamot, die, wie berichtet,
ihre Posten am Louvre verlassen haben, zu
Konservatoren am Louvre bestellt worden.
M. R. Huyghe, der damit die Gemäldegalerie
als verantwortlicher Leiter übernimmt, hat be-
reits in der Presse umfangreiche Neuorgani-
sationen der Galerie in Aussicht gestellt.
1
Walter Wellenstein, Landschaft
Ausstellung : Galerie Gurlitt, Berlin (KT. Gurlitt)
Volkskunde-
Ausstellung
in München
Im Sommer findet in München eine
Volkskunde-Ausstellung statt, für die
3000 qm Grundfläche in den Münche-
ner Ausstellungshallen auf der The-
resienhöhe in Aussicht genommen
sind. Die Ausstellung steht unter
maßgebendem Einfluß des Landes-
amtes für Denkmalspflege, des Histo-
rischen Museums der Stadt München
und des Bayrischen Landesmuseums
für Heimatschutz. Man will hier
zeigen, was die Volkskunde für die
verschiedenen Zweige des Hand-
werks, für Baukunst, für Kunst-
gewerbe und Gewerbe bedeutet; es
sollen nicht nur alte, sondern auch neue Lei-
stungen der Gegenwart ausgestellt werden, um
auf diese Weise Vergleiche mit den Werken
der Vorfahren ziehen zu können.
Stadtgeschichtliches
Museum Frankfurt a. M.
Direktor Dr. F e u 1 n e r machte auf der
Mitgliederversammlung des Vereins für das
historische Museum Frankfurt mit den Neu-
erwerbungen bekannt, die das Museum im
vergangenen Jahre tätigen konnte. Zu erwäh-
nen sind besonders zwei historische Gemälde
von Georg Karl Urlaub, einige Landschaften
von Joh. Heinrich Hasseihorst (1825—1904).
eine hessische Landschaft von August Lukas,
dann Bildnisse von Lippoldt d. J„ Graff. Pe-
roux, Gerhard von Kügelgen u. a. Eine wert-
volle Porträtsammlung hat das Museum ferner
aus dem Besitz der Familie Passavant-Gontard
und der ehern. Frankfurter Familie Kelchner
erhalten.
„Ostpreußenkunst 1937“
in Königsberg
Gemeinsam mit der Reichskammer der bil-
denden Künste veranstaltet die NS.-Kultur-
gemeinde in Königsberg (Pr.) vom 6. Juni bis
18. Juli eine Ausstellung „Ostpreußenkunst
1937“, an der sich alle in Ostpreußen gebore-
nen oder hier lebenden Künstler beteiligen
werden. Die Schau wird ein umfassendes Bild
ostpreußischen ‘Schaffens auf den Gebieten der
Malerei, Graphik und Plastik geben.
Türkische Kunst in Athen
In Athen, in der Galerie ..Parnassos“, findet
zur Zeit eine Ausstellung türkischer Maler
statt. Sie hat den doppelten Zweck, dem grie-
chischen Volke den schnellen Aufstieg der
neuen Türkei auf dem Gebiete der Kunst zu
zeigen und zugleich zu einer engeren Verbin-
dung der geistigen Beziehungen beider Länder
beizutragen. Um zu betonen, daß neben der
Malerei auch Buch und Schrift in der Türkei
bemerkenswerte Fortschritte gemacht haben,
wurde diese Ausstellung im „Parnassos“, einer
literarischen Gesellschaft in Athen, veran-
staltet. Die Eröffnung erfolgte in Gegenwart
des Königs, des Diadochen und zahlreicher
offizieller Persönlichkeiten.
Pariser Chronik
Das „Musee de sculpture comparee“, das
bekanntlich auf die Anregung des bekannten
Kunsthistorikers Viollet-le-Duc zurückgeht,
wird nach seiner Wiederaufstellung in dem
neuen Palais du Trocadero auch einen neuen
Namen erhalten, und zwar „Musee des Monu-
ments framjais“.
Im Museum Galliern findet gegenwärtig die
Ausstellung „Der Tabak“ statt, die neben Bü-
chern, Illustrationen, Pamphleten und volks-
kundlichen Arbeiten eine umfangreiche Ge-
mäldeschau alter Meister umfaßt.
Die nächste große Ausstellung der Oran-
gerie ist dem Schaffen von Degas gewidmet.
Sie soll bereits Anfang März eröffnet werden.
Anläßlich der Weltausstellung bereitet die
Sektion „Museographie“ unter dem Vorsitz
von M. Albert S. Henraux eine van Gogh-
Ausstellung vor, die in Organisation, Hängung
und Belichtung als beispielgebende museogra-
phische Schau betrachtet werden soll.
Im Mai dieses Jahres feiert die Stadt Uzes
das 500jährige Jubiläum ihres großen Maler-
sohnes Nicolas Froment. Die dabei stattfin-
denden künstlerischen Veranstaltungen bilden
gleichzeitig einen Auftakt zu der umfassenden
Auklions Torberichte
Berlin, 2. März 1937
Die kommende Versteigerung im Auktions-
haus Dr. Walther Achenbach bringt neben
kompletten Zimmereinrichtungen, Einzelmobi-
liar und Kunstgewerbe einen größeren Bestand
Perserteppiche und etwa 100 Oelgemälde,
großen Teils des 19. Jahrhunderts, zum Aus-
gebot. Neben alten Meistern wie Bassano und
J. van der Bent sind von neueren Meistern
u. a. Andreas und Oswald Achenbach, Hein-
rich Zügel, Hoguet, C. Marr mit charakteristi-
schen Werken, Menzel mit einer Bleistiftzeich-
nung vertreten.
London, 2.—9. März
Eine der schönsten und bekanntesten engli-
schen Privatbibliotheken, aus dem Besitz von
Mr. W. E. Moss, kommt in einer sechstägigen
Versteigerung bei Sotheby & Co. zur Auf-
lösung. Ihre Berühmtheit verdankt diese Bi-
bliothek, die rund 1500 Nummern umfaßt, der
Sammlung von Originalen und illustrierten
Büchern William Blakes, die nirgendwo an-
ders in dieser Vollzähligkeit in Privatbesitz an-
zutreffen sind, und den wundervollen Ein-
bänden der berühmten Buchbinder.
Wenn Sie sich für alte chine-
sische Keramik und Plastik, für
frühe China-Bronzen, Porzel¬
lane, Teppiche, Halbedelstein-
arbeiten und Bilder, oder für
japanische Sdrwertzierarten,
Elfenbeinschnitzereien, Holz-
schnitte und dergl. interessieren,
besuchen Sie meine großen Aus-
stellungsräume in der Pots-
damer Straße 16, ganz in der
Nähe des Potsdamer Platzes
CHINA-
UOIIIKIA
BERLIN W9
I POTSDAMER STR 16