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DIE WELTKUNST
Jahrg. XI, Nr. 12 vom 21. März 1957
Nachrichten von Überall
Deutsches Apotheken-
museum in München
Auf Veranlassung des Reichsapothekerfüh-
rers Schmierer wird in München von der
deutschen Apothekerschaft das Deutsche Apo-
thekenmuseum gegründet. Mit der Durchfüh-
rung der Vorarbeiten, mit der Sammlung des
Materials und mit der Leitung wurde Apo-
theker Dr. Ferchl in Mittenwald beauftragt,
der sich durch zahlreiche fachlich-kulturhisto-
rische Veröffentlichungen einen Namen ge-
macht hat. Das Museum soll ein lückenloses
Bild von der Gotik bis zum Biedermeier geben.
Eine besondere Abteilung wird die Entwick-
lung des Apothekenlaboratoriums zeigen, eine
Bibliothek und eine Diapositivsammlung* 1 wer-
den angegliedert. Der Reichsapothekenführer
hat die deutschen Apotheker aufgefordert, die
in ihrem Besitz befindlichen alten Arznei-
mittel, Gefäße, Mörser und sonstige mit der
Apotheke zusammenhängende Altertümer zur
Verfügung zu stellen. Als vorläufige Unter-
kunft stehen Räume im Pharmazeutischen
Institut der Universität, Karlstr. 29, zur Ver-
fügung. F.
Ankauf eines Greco
Die griechische Gesandtschaft in Washing-
ton erwarb aus spanischem Privatbesitz ein
Gemälde Grecos, darstellend den hl. Franz von
Assisi, das beste von den vielen Franciscus-
Bildern des Meisters. Es ist signiert „Theoto-
pokulos“ und datiert 1590. F.
Neuerwerbungen des
Chicago Art Institute
Von den fünfzehn im Jahre 1956 vom Art
Institute in Chicago gemachten Neuerwerbun-
gen entfallen nur drei auf Werke von lebenden
Künstlern. Es sind dies ein Porträt von dem
Franzosen Andre Derain, die „Mädchen am
Fenster“, des Deutschen Carl Hofer und ein
Theaterbild von Dietz Edzard, der zjvar in
Deutschland geboren wurde, aber in Holland
und England gemalt hat und jetzt in Paris
lebt. Von den Bildern alter Meister wird das
gestalteten Räumen an Hand einer Sammlung
von tausenden von Aufnahmen den Krieg an
allen Fronten dargestellt sehen. Es werden
aber auch Modelle der Frontabschnitte, einzel-
ner berühmt gewordener Festungen und
Schlachten dem Besucher vorgeführt werden.
In dem Museum wird auch eine Sammlung der
Uniformen des Weltkrieges, sowie moderner
Waffen Platz finden. Auch wird ein Ueber-
kraft des glanzvollen Rahmens und dem
Drange eines breiten, für Kunstkäufe sonst
kaum in Betracht kommenden Publikums nach
der Provenienz der Objekte.
Von den Bilderpreisen, die sich fast durch,
wegs auf der Höhe der Taxen bewegten, seien
nur einige genannt: eine Karnevalsszene von
L. Bassano 1500 Pengö, Kopien nach Ag. Car-
racci je 150 und 260 Pengö. ..Rückkehr des
ii. 56901. Sämtliche diese Feier betreffenden
Anfragen sind dorthin zu richten. Die Direk-
tion des Hauses der Deutschen Kunst befindet
sich Prinzregentenstr. 1. Dort werden die An-
gelegenheiten der großen Deutschen Kunst-
ausstellung 1957 behandelt. F.
Wilhelm-Busch-Gesellschaft
zu Hannover
Um den Namen und das schöpferische Gut
Wilhelm Busch’s immer mehr in das deutsche
Volk zu tragen, hatte sich im Jahre 1930 die
Wilhelm-Busch-Gesellschaft mit dem Sitz in
Hannover gebildet. Sie hat sich zur Aufgabe
gemacht, diesem größten Dichter-Philosophen,
dem Zeichner und Maler Busch eine Stätte des
Gedenkens und der Forschung zu bereiten, das
Lebenswerk des Meisters zu sammeln und der
Nachwelt zu überliefern. Die Erhaltung des
Geburtshauses in Wiedensahl, in dem einige
Zimmer zu einem kleinen Museum eingerichtet
sind (persönliche Andenken, Zeichnungen, Oel-
bilder usw.), die Pflege des Grabes in Mechts-
hausen und die Vervollständigung der Samm-
lung des Archivs in Hannover sind die gegen-
wärtigen Aufgaben der Gesellschaft.
Die Sammlungen des Archivs enthalten
schon heute etwa 150 Oelgemälde und Skizzen,
rund 700 Zeichnungen, viele Skizzenbücher und
Bildergeschichten im Original, sowie etwa 600
Handschriften und fast sämtliche Werke von
und über Busch. Das große Ziel ist das Wil-
helm-Busch-Haus, das einmal die Pflegestätte
des Werkes eines deutschen Künstlers von
Weltbedeutung werden wird. In diesem Hause
sollen die erwähnten Buschsammlungen und
das Archiv dauernd ausgestellt und allen
Volksgenossen zugänglich gemacht werden.
Die Gesellschaft hat sich in ganz kurzer
Zeit zu einer der größten Hannovers entwickelt.
Seit Juni 1956 ist der Mitgliederbestand von
587 auf über 800 gestiegen. Die Mitglieder ver-
teilen sich über ganz Deutschland, aber auch
das Ausland ist gut vertreten, was nicht Wun-
der nimmt, da die Werke Buschs, vor altem
„Max und Moritz“ vielfach übersetzt worden
sind.
Adam Friedrich Öser : Luna mit Endymion und Amor — Bacchus mit Ariadne und Amor. Je 200 : 110 cm
Berlin, Galerie Haberstock (Aus d. Abb,-Serie: „Sammlerstücke a. d. dt. Kunsthandel")
(Photo Haberstock)
der Schule von Lucca zugehörige, um 1250 ge-
malte Kruzifix von Venturi dem Buonaventura
Berlinghieri zugeschrieben. Aus dem frühen
15. Jahrhundert stammt eine Kreuzigung, für
die der kölnische Meister der hlg. Veronika in
Anspruch genommen wird. Sie symbolisiert
den von der Kirche obsiegenden Kampf mit der
Synagoge. Ein malerisch lebhaft bewegter
„Garten des Paradieses“ von Hieronymus
Bosch ist um 1500 entstanden. Zwei Hans von
Kulmbach zugeschriebene Flügeltafeln eines
bisher unbekannt gebliebenen Triptychon und
drei kleine Kopien von David Teniers nach
Werken venezianischer Maler des 16. Jahr-
hunderts schließen sich an. Von Greco wurde
ein „Heiliger Franziscus mit dem Schädel“ er-
worben, der etwa 1595 anzusetzen und sehr
warm im Kolorit ist. Eine „Dienerin“ betitelte
Darstellung von Velasquez, typisch spanisch im
Ausdruck, gehört noch in die Zeit, wo er unter
den Einflüssen von Ribera, Caravaggio und den
holländischen Meistern malte. Goyas „Erhän-
gung des Mönches“ ist kontrastreich in der
Licht- und Schattenwirkung ausdrucksstarker
Farben, während sich eine Anbetung des Jacob
Cornelisz van Amsterdam in ihrer Komposition
einer gleichen Darstellung von Lucas van
Leyden in der Ryerson Collection des Art In-
stitute anschließt.
Das Brautbett
der Maria von Modena
Das Brautbett der Gattin Jakobs II-, Königs
von England, Maria von Modena, ist zur Zeit
als Leihgabe von Sir Algernoon Osborn in
London ausgestellt. Das Bett, ein besonders
schönes Barockkunstwerk, besitzt noch seine
Original-Vor hänge und Decken aus Samt mit
Blumenmustern. Die Kissen sind mit gold-
farbener Seide bezogen, dreimal kommt das
Monogramm M. R. vor. In diesem Bett wurde
am 10. Juni 1688 in St. James Palace in Lon-
don der Thronfolger geboren, der nach dem
Tode seines Vaters 1701 kurze Zeit von Lud-
wig XIV. als König von Großbritannien an-
erkannt wurde. Er war der vorletzte Stuart,
der den englischen Thron inne hatte.
Ein Weltkriegsmuseum
in der Wiener Hofburg
In die Neue Wiener Hofburg werden dem-
nächst die Objekte des österreichischen Hee-
resmuseums, die auf den Weltkrieg Bezug
haben, übertragen werden. Man wird in den
für die Aufnahme des neuen Museums um-
Gemäld« zu kaufen gesucht:
Braith, Achenbach, Lier, Schleich,
Kröner, Zügel (Schafe), Spitzweg, Schuch,
Fagerlin und sonstige gute Gemälde der
älteren D’dorfer und Münchener Schule
GALERIE G. PAFFRATH
Düsseldorf, Könlqsallee 46
blick über die Entwicklung der Luftwaffe ge-
boten werden. P.-N.
Aus der Schweiz
Im Museum in Bern wird in Kürze eine
Ausstellung des graphischen Werkes von Rem-
brandt stattfinden, die ausschließlich aus der
einzigartig reichhaltigen und kostbaren Samm-
lung de Bruyn (Spiez) sich zusammensetzen
wird. Gleichzeitig wird die Kunsthalle in Bern
eine umfangreiche Schau plastischer Werke
von Georg Kolbe zeigen.
Im Kunstmuseum in Winterthur wird eine
der größten schweizerischen Privatsammlun-
gen moderner Kunst, die Sammlung Hahnloser,
geschlossen ausgestellt werden.
Staatliche Graphische
Sammlung München
Es sind wieder zwei Sonderausstellungen zu
sehen. Im ersten Saale sind englische Schab-
kunstblätter in auserlesenen Qualitätsdrucken
aus dem Kupferstichkabinett in Aschaffenburg
zur Schau gebracht. Im zweiten Saal ist unter
dem Titel „Gebrauchsgraphik“ eine Auswahl
der etwa 5500 Blätter umfassenden Schenkung
des im vorigen Jahre verstorbenen Geh. Med.
Rates Dr. Josef Klüber zusammengestellt. F.
Auktion Graf Karätsonyi
in Budapest
Die Versteigerung des Kunstbesitzes und
der gesamten Wohnungseinrichtung des Gräf-
lich Karätsonyi'schen Familienpalais’ durch
die Leitung der staatlichen Auktions-
halle hat unter reger Anteilnahme des
Publikums vom 18. bis 28. Februar stattge-
funden. Die vorhergegangene Ausstellung und
die Auktion selbst in den pompösen Räumen
des Palais brachten eine Rekordzahl an Be-
suchern (angeblich 25 000) und auch einen
verblüffenden materiellen Erfolg. Dieser galt
wohl weniger dem eigentlichen Kunstwert des
Ausgebotenen als vielmehr der Anziehungs-
verlorenen Sohnes“, Florenz, 17. Jh., 2000
Pengö, „Bacchus und Ariadne“ nach Coypel
rund 1000 Pengö. „Davids Einzug in Jerusa-
lem“ von J. G. Bergmüller 1150 Pengö.
„Mutter und Kind“ von Josef Borsos (ungari-
sches Biedermeier) 1800 Pengö, „Die Hochzeit
des Tobias“ von einem Antwerpener Manie-
risten aus der ersten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts (dem Meister der Mailänder Anbe-
tung nahestehend und wohl überhaupt das in-
teressanteste Bild der Sammlung!) 1000 Pengö.
Verhältnismäßig hohe Preise erzielten die
Möbel und diversen Einrichtungsgegenstände.
Ganz besonders hoch stiegen monogram-
miertes Silber und Porzellan (darunter voll-
kommen belanglose Ostasiatica), die oft das 10-
und 15fache des Schätzungspreises erzielten.
Es war offensichtlich, daß hier ein auf Souve-
niers aus gräflichem Besitz erpichtes, in
Kunstkäufen ungeübtes Publikum kaufte, so
daß der glänzende, nie erwartete Erfolg nicht
als Gradmesser einer steigenden Sammlerlust,
sondern bloß als kurioser Einzelfall
gewertet werden kann. Die Museen waren an
den Ankäufen kaum beteiligt: bloß das Franz-
Hoppo-Ostasiatische Museum erwarb eine
Kleinigkeit und die Hauptstädtische Galerie
sicherte sich 2 Bilder ungarischer Maler des
19. Jahrhunderts. Dr. E. M. Hajos
Münchener Künstler Mit-
glieder der Wiener Sezession
Die Münchener Künstler Prof. Fritz Beim,
Prof. Dr.-Ing. e. h. German Bestelmeyer, Bern-
hard Bleeker, Willi Erb, Olaf Gulbransson,
Karl Knappe, Ferdinand Liebermann und der
Maler Georg Schrimpf sind zu korrespondie-
renden Mitgliedern der Wiener Sezession er-
nannt worden.
Tag der Deutschen Kunst
in München
Die Geschäftsstelle des Tages der Deut-
schen Kunst, München 1957, befindet sich Mün-
chen 2 NW, Karlstr. 6—8, Fernruf 5198t—85
Personalien
Am 11. Mörz feierte Bildhauer Prof. Georg Busch in
München seinen 75. Geburtstag. Für seine plastischen
Werke hat er auf vielen in- und ausländischen Ausstel-
lungen Auszeichnungen erhalten. Bekannt sind seine
Grabmäler für Kirchenfürsten in den Domen zu Mainz,
Eichstätt, Regensburg und München. Er ist Mitbegründer
der Gesellschaft für christliche Kunst seit 1909 gibt er
die Monographieenreihe „Die Kunst dem Volke" heraus,
von der bisher 94 Nummern erschienen sind. F.
Der Kunsthändler Alfred Flechtleim ist vor einigen
Tagen in London plötzlich verstorben. Er hatte dort im
vorigen Jahre an einer großen Ausstellung französischer
Kunst mitgewirkt.
Vorträge
Im Münchener Altertumsverein sprach
der Kunsthistoriker H. W. K e i s e r (Berlin) über „Das
Hinterglasbild seit dem Mittelalter". Anhand gut ge-
wählter Lichtbilder zeigte er das früheste bekannte Stück
aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts, die Verwendung
der Hinterglasmalerei in der gotischen und Renaissance-
Goldschmiedekunst, die Hinterglaswerke des Barock und
schließlich den Ausgang als Volkskunst. F.
LITERATUR
Italienische Kunst: Plastik, Zeichnung, Malerei. Ausge
wählte Meisterwerke in 128 Aufnahmen. Vorwort
von Prof. Dr. Paul C I e m e n. Einleitende Texte
von Dr. Fritz Baumgart. Lwd. 12— RM. A t -
lantis-Verlag, Berlin.
Die italienische Kunstausstellung in Paris 1935 gab
Gelegenheit, unter außergewöhnlich günstigen Umstän-
den die Meisterwerke der Renaissancekunst vereinigt zu
sehen. Der Photograph Chevojon in Paris hat brillante
Aufnahmen gefertigt, Ausschnitte von Skulpturen und Ge-
mälden, Gesamtaufnahmen von Handzeichnungen, die in
mustergültigen Tiefdrücken in einer sehr instruktiven Aus-
wahl in diesem geschmackvollen Bande vereinigt sind.
Der Anspruch auf kunsthistorische Treue tritt hier gegen-
über der ästhetischen, oft verblüffenden Absicht zurück.
Eine alte, wieder ganz neue Welt ist in diesen 128 Licht-
bildern, denen Paul Clemen ein Vorwort und Fritz Baum-
gart führenden Text beigegeben hat, eingefangen.
Werner R. D e u s c h
KUNSTHANDLUNG
Max Wenninger
München • Maximiliansplatz 18 • Ruf 11 67 $
Gemälde von 1850 — Jetztzeit
ANKAUF — VERKAUF
KUNSTHAUS MALMEDE
Antiquitäten • Gemälde alter Meister
KÖLN □. Rh., UNTER SACHSENHAUSEN.33
ACHTERBERG & CO
GROSSBETRIEB FÜR BUCH- UND OFFSETDRUCK
S)as leistungsfähige Staus
für Sterbe- und Steilschriftendruck
Berlin SW 61, Belle-Alliance-Straße 92 • Fernruf F 6 Baerwald Sa.-Nr. 9541
Verantwortliche Schriftleiter: Dr. Werner Richard Deusch, Berlin-Chärl., und C. A. Breuer, Berlin-Grunewald. — Vertretungen im Inland: München: Ludwig F. Fuchs, Kaulbachstr. 92. — Vertretungen im
Ausland: England: Dr. Gustav Delbanco, 4, Lawn Road, London / Frankreich: Geschäftsstelle in Paris. Directeur de notre Bureau Parisi en: Dr. J. I. de Saxe, 13, rue Gudin, Paris 16e, Tel..
Jasmin 18—90 / Holland: Dr. W. Mautner, 13, Haringvlietstraat, Amsterdam Italien: Gerhard Reinboth, 213, Via Posilipo, Neapel / Oesterreich: Dr. Stefan Poglayen-Neuwall, Schulhof 4, Wien
i Polen: Alfred Wlodzimierz Holinski, Krakau, Aleja Slowackiego 14 j Ungarn: Dr. E M. Hajos, B u d a p e s t XI, Zenta-utca 3, Tel.: 25 9891. Erscheint im Weltkunst-Verlag Berlin W 62. — Druckauflage 4. Quar-
tal: 2560. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstr. 76-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf Verlangen. Verantwortlich für den An
zeigenteil: Paul Nowotny. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen
und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts olle Verlagsrechte für dasselbe
Druck: Achterberg & Co., GmbH., Berlin SW61.
DIE WELTKUNST
Jahrg. XI, Nr. 12 vom 21. März 1957
Nachrichten von Überall
Deutsches Apotheken-
museum in München
Auf Veranlassung des Reichsapothekerfüh-
rers Schmierer wird in München von der
deutschen Apothekerschaft das Deutsche Apo-
thekenmuseum gegründet. Mit der Durchfüh-
rung der Vorarbeiten, mit der Sammlung des
Materials und mit der Leitung wurde Apo-
theker Dr. Ferchl in Mittenwald beauftragt,
der sich durch zahlreiche fachlich-kulturhisto-
rische Veröffentlichungen einen Namen ge-
macht hat. Das Museum soll ein lückenloses
Bild von der Gotik bis zum Biedermeier geben.
Eine besondere Abteilung wird die Entwick-
lung des Apothekenlaboratoriums zeigen, eine
Bibliothek und eine Diapositivsammlung* 1 wer-
den angegliedert. Der Reichsapothekenführer
hat die deutschen Apotheker aufgefordert, die
in ihrem Besitz befindlichen alten Arznei-
mittel, Gefäße, Mörser und sonstige mit der
Apotheke zusammenhängende Altertümer zur
Verfügung zu stellen. Als vorläufige Unter-
kunft stehen Räume im Pharmazeutischen
Institut der Universität, Karlstr. 29, zur Ver-
fügung. F.
Ankauf eines Greco
Die griechische Gesandtschaft in Washing-
ton erwarb aus spanischem Privatbesitz ein
Gemälde Grecos, darstellend den hl. Franz von
Assisi, das beste von den vielen Franciscus-
Bildern des Meisters. Es ist signiert „Theoto-
pokulos“ und datiert 1590. F.
Neuerwerbungen des
Chicago Art Institute
Von den fünfzehn im Jahre 1956 vom Art
Institute in Chicago gemachten Neuerwerbun-
gen entfallen nur drei auf Werke von lebenden
Künstlern. Es sind dies ein Porträt von dem
Franzosen Andre Derain, die „Mädchen am
Fenster“, des Deutschen Carl Hofer und ein
Theaterbild von Dietz Edzard, der zjvar in
Deutschland geboren wurde, aber in Holland
und England gemalt hat und jetzt in Paris
lebt. Von den Bildern alter Meister wird das
gestalteten Räumen an Hand einer Sammlung
von tausenden von Aufnahmen den Krieg an
allen Fronten dargestellt sehen. Es werden
aber auch Modelle der Frontabschnitte, einzel-
ner berühmt gewordener Festungen und
Schlachten dem Besucher vorgeführt werden.
In dem Museum wird auch eine Sammlung der
Uniformen des Weltkrieges, sowie moderner
Waffen Platz finden. Auch wird ein Ueber-
kraft des glanzvollen Rahmens und dem
Drange eines breiten, für Kunstkäufe sonst
kaum in Betracht kommenden Publikums nach
der Provenienz der Objekte.
Von den Bilderpreisen, die sich fast durch,
wegs auf der Höhe der Taxen bewegten, seien
nur einige genannt: eine Karnevalsszene von
L. Bassano 1500 Pengö, Kopien nach Ag. Car-
racci je 150 und 260 Pengö. ..Rückkehr des
ii. 56901. Sämtliche diese Feier betreffenden
Anfragen sind dorthin zu richten. Die Direk-
tion des Hauses der Deutschen Kunst befindet
sich Prinzregentenstr. 1. Dort werden die An-
gelegenheiten der großen Deutschen Kunst-
ausstellung 1957 behandelt. F.
Wilhelm-Busch-Gesellschaft
zu Hannover
Um den Namen und das schöpferische Gut
Wilhelm Busch’s immer mehr in das deutsche
Volk zu tragen, hatte sich im Jahre 1930 die
Wilhelm-Busch-Gesellschaft mit dem Sitz in
Hannover gebildet. Sie hat sich zur Aufgabe
gemacht, diesem größten Dichter-Philosophen,
dem Zeichner und Maler Busch eine Stätte des
Gedenkens und der Forschung zu bereiten, das
Lebenswerk des Meisters zu sammeln und der
Nachwelt zu überliefern. Die Erhaltung des
Geburtshauses in Wiedensahl, in dem einige
Zimmer zu einem kleinen Museum eingerichtet
sind (persönliche Andenken, Zeichnungen, Oel-
bilder usw.), die Pflege des Grabes in Mechts-
hausen und die Vervollständigung der Samm-
lung des Archivs in Hannover sind die gegen-
wärtigen Aufgaben der Gesellschaft.
Die Sammlungen des Archivs enthalten
schon heute etwa 150 Oelgemälde und Skizzen,
rund 700 Zeichnungen, viele Skizzenbücher und
Bildergeschichten im Original, sowie etwa 600
Handschriften und fast sämtliche Werke von
und über Busch. Das große Ziel ist das Wil-
helm-Busch-Haus, das einmal die Pflegestätte
des Werkes eines deutschen Künstlers von
Weltbedeutung werden wird. In diesem Hause
sollen die erwähnten Buschsammlungen und
das Archiv dauernd ausgestellt und allen
Volksgenossen zugänglich gemacht werden.
Die Gesellschaft hat sich in ganz kurzer
Zeit zu einer der größten Hannovers entwickelt.
Seit Juni 1956 ist der Mitgliederbestand von
587 auf über 800 gestiegen. Die Mitglieder ver-
teilen sich über ganz Deutschland, aber auch
das Ausland ist gut vertreten, was nicht Wun-
der nimmt, da die Werke Buschs, vor altem
„Max und Moritz“ vielfach übersetzt worden
sind.
Adam Friedrich Öser : Luna mit Endymion und Amor — Bacchus mit Ariadne und Amor. Je 200 : 110 cm
Berlin, Galerie Haberstock (Aus d. Abb,-Serie: „Sammlerstücke a. d. dt. Kunsthandel")
(Photo Haberstock)
der Schule von Lucca zugehörige, um 1250 ge-
malte Kruzifix von Venturi dem Buonaventura
Berlinghieri zugeschrieben. Aus dem frühen
15. Jahrhundert stammt eine Kreuzigung, für
die der kölnische Meister der hlg. Veronika in
Anspruch genommen wird. Sie symbolisiert
den von der Kirche obsiegenden Kampf mit der
Synagoge. Ein malerisch lebhaft bewegter
„Garten des Paradieses“ von Hieronymus
Bosch ist um 1500 entstanden. Zwei Hans von
Kulmbach zugeschriebene Flügeltafeln eines
bisher unbekannt gebliebenen Triptychon und
drei kleine Kopien von David Teniers nach
Werken venezianischer Maler des 16. Jahr-
hunderts schließen sich an. Von Greco wurde
ein „Heiliger Franziscus mit dem Schädel“ er-
worben, der etwa 1595 anzusetzen und sehr
warm im Kolorit ist. Eine „Dienerin“ betitelte
Darstellung von Velasquez, typisch spanisch im
Ausdruck, gehört noch in die Zeit, wo er unter
den Einflüssen von Ribera, Caravaggio und den
holländischen Meistern malte. Goyas „Erhän-
gung des Mönches“ ist kontrastreich in der
Licht- und Schattenwirkung ausdrucksstarker
Farben, während sich eine Anbetung des Jacob
Cornelisz van Amsterdam in ihrer Komposition
einer gleichen Darstellung von Lucas van
Leyden in der Ryerson Collection des Art In-
stitute anschließt.
Das Brautbett
der Maria von Modena
Das Brautbett der Gattin Jakobs II-, Königs
von England, Maria von Modena, ist zur Zeit
als Leihgabe von Sir Algernoon Osborn in
London ausgestellt. Das Bett, ein besonders
schönes Barockkunstwerk, besitzt noch seine
Original-Vor hänge und Decken aus Samt mit
Blumenmustern. Die Kissen sind mit gold-
farbener Seide bezogen, dreimal kommt das
Monogramm M. R. vor. In diesem Bett wurde
am 10. Juni 1688 in St. James Palace in Lon-
don der Thronfolger geboren, der nach dem
Tode seines Vaters 1701 kurze Zeit von Lud-
wig XIV. als König von Großbritannien an-
erkannt wurde. Er war der vorletzte Stuart,
der den englischen Thron inne hatte.
Ein Weltkriegsmuseum
in der Wiener Hofburg
In die Neue Wiener Hofburg werden dem-
nächst die Objekte des österreichischen Hee-
resmuseums, die auf den Weltkrieg Bezug
haben, übertragen werden. Man wird in den
für die Aufnahme des neuen Museums um-
Gemäld« zu kaufen gesucht:
Braith, Achenbach, Lier, Schleich,
Kröner, Zügel (Schafe), Spitzweg, Schuch,
Fagerlin und sonstige gute Gemälde der
älteren D’dorfer und Münchener Schule
GALERIE G. PAFFRATH
Düsseldorf, Könlqsallee 46
blick über die Entwicklung der Luftwaffe ge-
boten werden. P.-N.
Aus der Schweiz
Im Museum in Bern wird in Kürze eine
Ausstellung des graphischen Werkes von Rem-
brandt stattfinden, die ausschließlich aus der
einzigartig reichhaltigen und kostbaren Samm-
lung de Bruyn (Spiez) sich zusammensetzen
wird. Gleichzeitig wird die Kunsthalle in Bern
eine umfangreiche Schau plastischer Werke
von Georg Kolbe zeigen.
Im Kunstmuseum in Winterthur wird eine
der größten schweizerischen Privatsammlun-
gen moderner Kunst, die Sammlung Hahnloser,
geschlossen ausgestellt werden.
Staatliche Graphische
Sammlung München
Es sind wieder zwei Sonderausstellungen zu
sehen. Im ersten Saale sind englische Schab-
kunstblätter in auserlesenen Qualitätsdrucken
aus dem Kupferstichkabinett in Aschaffenburg
zur Schau gebracht. Im zweiten Saal ist unter
dem Titel „Gebrauchsgraphik“ eine Auswahl
der etwa 5500 Blätter umfassenden Schenkung
des im vorigen Jahre verstorbenen Geh. Med.
Rates Dr. Josef Klüber zusammengestellt. F.
Auktion Graf Karätsonyi
in Budapest
Die Versteigerung des Kunstbesitzes und
der gesamten Wohnungseinrichtung des Gräf-
lich Karätsonyi'schen Familienpalais’ durch
die Leitung der staatlichen Auktions-
halle hat unter reger Anteilnahme des
Publikums vom 18. bis 28. Februar stattge-
funden. Die vorhergegangene Ausstellung und
die Auktion selbst in den pompösen Räumen
des Palais brachten eine Rekordzahl an Be-
suchern (angeblich 25 000) und auch einen
verblüffenden materiellen Erfolg. Dieser galt
wohl weniger dem eigentlichen Kunstwert des
Ausgebotenen als vielmehr der Anziehungs-
verlorenen Sohnes“, Florenz, 17. Jh., 2000
Pengö, „Bacchus und Ariadne“ nach Coypel
rund 1000 Pengö. „Davids Einzug in Jerusa-
lem“ von J. G. Bergmüller 1150 Pengö.
„Mutter und Kind“ von Josef Borsos (ungari-
sches Biedermeier) 1800 Pengö, „Die Hochzeit
des Tobias“ von einem Antwerpener Manie-
risten aus der ersten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts (dem Meister der Mailänder Anbe-
tung nahestehend und wohl überhaupt das in-
teressanteste Bild der Sammlung!) 1000 Pengö.
Verhältnismäßig hohe Preise erzielten die
Möbel und diversen Einrichtungsgegenstände.
Ganz besonders hoch stiegen monogram-
miertes Silber und Porzellan (darunter voll-
kommen belanglose Ostasiatica), die oft das 10-
und 15fache des Schätzungspreises erzielten.
Es war offensichtlich, daß hier ein auf Souve-
niers aus gräflichem Besitz erpichtes, in
Kunstkäufen ungeübtes Publikum kaufte, so
daß der glänzende, nie erwartete Erfolg nicht
als Gradmesser einer steigenden Sammlerlust,
sondern bloß als kurioser Einzelfall
gewertet werden kann. Die Museen waren an
den Ankäufen kaum beteiligt: bloß das Franz-
Hoppo-Ostasiatische Museum erwarb eine
Kleinigkeit und die Hauptstädtische Galerie
sicherte sich 2 Bilder ungarischer Maler des
19. Jahrhunderts. Dr. E. M. Hajos
Münchener Künstler Mit-
glieder der Wiener Sezession
Die Münchener Künstler Prof. Fritz Beim,
Prof. Dr.-Ing. e. h. German Bestelmeyer, Bern-
hard Bleeker, Willi Erb, Olaf Gulbransson,
Karl Knappe, Ferdinand Liebermann und der
Maler Georg Schrimpf sind zu korrespondie-
renden Mitgliedern der Wiener Sezession er-
nannt worden.
Tag der Deutschen Kunst
in München
Die Geschäftsstelle des Tages der Deut-
schen Kunst, München 1957, befindet sich Mün-
chen 2 NW, Karlstr. 6—8, Fernruf 5198t—85
Personalien
Am 11. Mörz feierte Bildhauer Prof. Georg Busch in
München seinen 75. Geburtstag. Für seine plastischen
Werke hat er auf vielen in- und ausländischen Ausstel-
lungen Auszeichnungen erhalten. Bekannt sind seine
Grabmäler für Kirchenfürsten in den Domen zu Mainz,
Eichstätt, Regensburg und München. Er ist Mitbegründer
der Gesellschaft für christliche Kunst seit 1909 gibt er
die Monographieenreihe „Die Kunst dem Volke" heraus,
von der bisher 94 Nummern erschienen sind. F.
Der Kunsthändler Alfred Flechtleim ist vor einigen
Tagen in London plötzlich verstorben. Er hatte dort im
vorigen Jahre an einer großen Ausstellung französischer
Kunst mitgewirkt.
Vorträge
Im Münchener Altertumsverein sprach
der Kunsthistoriker H. W. K e i s e r (Berlin) über „Das
Hinterglasbild seit dem Mittelalter". Anhand gut ge-
wählter Lichtbilder zeigte er das früheste bekannte Stück
aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts, die Verwendung
der Hinterglasmalerei in der gotischen und Renaissance-
Goldschmiedekunst, die Hinterglaswerke des Barock und
schließlich den Ausgang als Volkskunst. F.
LITERATUR
Italienische Kunst: Plastik, Zeichnung, Malerei. Ausge
wählte Meisterwerke in 128 Aufnahmen. Vorwort
von Prof. Dr. Paul C I e m e n. Einleitende Texte
von Dr. Fritz Baumgart. Lwd. 12— RM. A t -
lantis-Verlag, Berlin.
Die italienische Kunstausstellung in Paris 1935 gab
Gelegenheit, unter außergewöhnlich günstigen Umstän-
den die Meisterwerke der Renaissancekunst vereinigt zu
sehen. Der Photograph Chevojon in Paris hat brillante
Aufnahmen gefertigt, Ausschnitte von Skulpturen und Ge-
mälden, Gesamtaufnahmen von Handzeichnungen, die in
mustergültigen Tiefdrücken in einer sehr instruktiven Aus-
wahl in diesem geschmackvollen Bande vereinigt sind.
Der Anspruch auf kunsthistorische Treue tritt hier gegen-
über der ästhetischen, oft verblüffenden Absicht zurück.
Eine alte, wieder ganz neue Welt ist in diesen 128 Licht-
bildern, denen Paul Clemen ein Vorwort und Fritz Baum-
gart führenden Text beigegeben hat, eingefangen.
Werner R. D e u s c h
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S)as leistungsfähige Staus
für Sterbe- und Steilschriftendruck
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