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DIE WELTKUNST

mit den Nachtbildern Honthorsts zählt. An
seine Manier — die bekanntlich auch auf Per-
sönlichkeiten des Hals-Kreises nicht eindrucks-
los blieb (Judith Leyster!) — erinnert der
Lösungsversuch des Beleuchtungsproblems, auf
Utrecht — und nicht auf Leiden — weist die
Neigung zur lebensgroßen Halbfigur und
schließlich die ungewöhnlich farbenfreudige
Palette. Vor allem aber zeigt das Bild, was
bereits in dem jungen Meister schlummerte,
als er es malte. Und gerade auf diesen Um-
stand weist Dr. Bredius hin, der über das Bild
schrieb: ..Dieses sehr wichtige Bild, das zu den
wenigen sehr frühen gehört, die uns bisher
von dem großen Meister bekannt wurden, läßt
uns einen Blick auf die verschiedenen Einflüsse
werfen, die ungefähr in den Jahren 1625/50 auf
Rembrandt einwirkten. Merkwürdig, wie die
Klaue des Löwen bereits überall zu sehen und

zu fühlen ist, und wie, neben einigen jugend-
lichen Dreistigkeiten die Genialität des Schöp-
fers überall durchschimmert.“ Außer Dr. Bre-
dius haben auch Dr. Schneider und verschie-
dene Museumsdirektoren das Werk anerkannt.
Unsere Abbildung überhebt uns weiterer
Erklärungen; nur das sei eben noch erwähnt:
das Modell Ahasvers ist aus anderen Werken
Rembrandts und Lievens’ bekannt, Haman er-
innert an eine Figur auf der Frankfurter
„Blendung Simsons“, welches Werk freilich
später als das vorliegende, wohl gegen Ende
der zwanziger Jahre entstandene, geschaffen
sein dürfte; mit ungewöhnlicher Plastik der
Figuren verbinden sich außerordentlich schöne
Details, wie etwa der Arm Esthers, das Still-
leben oder die Wiedergabe des Zierrates
Ahasvers. Dr. W. M.

Antike Innenräume
(Fortsetzung von S. 1)

Schaltung persönlicher Ansprüche des Bestel-
lers, eine schwere Verantwortung zufiel. Es
muß gesagt werden, daß sich viele deutsche
Firmen dieser Verantwortung gewachsen ge-
zeigt, daß aber in überraschend großer Zahl
auch antike Wohnräume wie Pilze aus dem
Boden schossen, die nur noch einen Hohn auf
diesen Begriff darstellten. Der vielgerühmte
Geschmack allein schafft noch keinen Stil,
wenn man sich nicht des Wertes des einzelnen
Kunstwerkes bewußt ist. Wenn nicht, in an-
derem Geiste als vor Jahrzehnten, das En-
semble als solches wiederum eine „Sammlung“
darstellt, die, aus originalen Stücken zusam¬

mengesetzt, aus sich selbst heraus den Stil
schafft. Es ist dabei nicht nötig, immer nur
an kostbare Kunstwerke zu denken: wie. der
eigentliche Sammler, hat auch der Innenaus-
statter auf die Jagd zu gehen, langsam und
folgerichtig seinen Kunstbesitz aufzubauen
und abzurunden, hat die Gelegenheiten zu
ratzen, die der Kunstmarkt in reicher Wahl
bietet. Wenn auf diese Weise auch keine
Spezialsammlung entsteht, so doch eine Schöp-
fung persönlichsten Gepräges, deren innerer
und äußerer Wert dem des eigentlichen Samm-
lerbesitzes nicht nachsteht.

Zur Frage der Gemäldebewertung

Ein Sammler:
Von den weiteren Stimmen aus Sammler-
kreisen zum Problem der Preisbewertung (vgl.
Weltkunst, Nr. 9, 10, 11) bringen wir noch die
folgenden Aeußerungen zum Abdruck.

Die bisher in Ihrem Blatt vertretenen An-
schauungen lassen sich miteinander in Ein-
klang bringen, wenn man beachtet, daß die
Verfasser verschiedene Typen von Kunst-
käufern im Auge haben. Der erste ist der


Deutscher Raum mit Mobiliar und Kunstgewerbe des 18. Jahrhunderts — Aus-
stellung: Wilhelm Böhler, München (Photo Böhler)

Zu der Aussprache über die Frage der Ge-
mälde-Bewertung möchte ich auf Grund eige-
ner Erfahrung als Sammler auf einige noch
nicht besprochene Punkte hinweisen.

reine Kunstliebhaber, er erwirbt aus der
ideellen Freude am Schönen und fragt nicht
viel nach Namen und Bestimmung. Der zweite
Typ blickt auf die materielle Kehrseite, er will

Das große Kunst- und Auktionshaus
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Erstklassige antike Möbel / Orientteppiche /
Hervorragende Gemälde alter und neuer Meister / Fortwährend Neu-
eingänge aus Privatbesitz / Günstige Einkaufsquelle für Händler

(Bnlcttc BErnft -Jlrnolö
Gegründet 1818 in Dresden • Inhaber Ludwig Gutbier
Hlunrfjcn « ^uötüigftcaße 176
Gemälde des XIX. Jahrhunderts und der Gegenwart
Bronzen, Handzeichnungen etc.



(englischer Raum mit Mobiliar und Kunstgewerbe der Periode Queen Anne bis
Georg II. (1702—1735) — Ausstellung: Armand Gobiet, Berlin (Photo Schulz!

das Geld, das er in die Werke hineinsteckt, an-
legen, vielleicht sogar gut anlegen. Man kann
nicht sagen, daß die nüchterne Wirklichkeit
den „Idealisten“ begünstigt. In Ihrem Blatt ist
öfters gefordert worden, der Sammler möge
nach eigenem individuellen Geschmack kaufen,
er möge neue Wege aufsuchen, rein sein Qua-
litätsgefühl walten lassen. Der Anfänger hört
dasselbe von Freunden und Beratern, die mehr
verstehen als er selbst. Folgt er aber diesen
Fingerzeigen, so merkt er über kurz oder lang,
daß er mehr oder minder allein geblieben ist.
Er mag hübsche Dinge erworben haben, aber
viel ist darunter, was der Kunstmarkt als
„Außenseiter“ bezeichnet.
•Schließlich kann auch der selbstloseste
Kunstfreund es sich selten leisten, jeden Seiten-
blick auf eine Situation zu unterlassen, die ihn
einmal zwingen könnte, seinen erworbenen
Kunstbesitz wieder zu Geld zu machen. Kommt
dieser Augenblick, so sieht er, der seine indivi-
duell gekauften Dinge auch mit gutem Gelde
bezahlt hat, daß er sie nur mit Verlust, oft
sogar gar nicht wieder los wird. Nach einem
solchen Rückschlag wird jeder Sammler vor-
sichtig, manchmal übervorsichtig. Der Kunst-
handel ist von der Mitverantwortung an dieser
Entwicklung nicht frei zu sprechen. Man hat
dem Geschmack der breiten Massen, der immer
wieder einen Teniers oder einen Ostade oder
andere der sattsam bekannten „gängigen“
Meister forderte, nicht nur nicht entgegen-
gearbeitet, — der Händler hat in vielen Fällen
sogar diese geistige Bequemlichkeit mit züch-
ten helfen. — Wurde der bisher harmlose
Kunstfreund aber einmal mißtrauisch, so

machen ihn andere Umstände noch weiter
ängstlich. Jeden Augenblick liest er in den
Zeitungen von immer neuen Kunstfälschungen
und Skandalen1). Nicht genug damit, unter-
gräbt man sein Vertrauen zu den Fachleuten-
den Kennern. Bald heißt es, jener Expert sei
senil geworden, bald, dieser sei zu weitherzig'
in seinen Beurteilungen. Die ganze Einrich-
tung des Gutachterwesens wird als höchst
fragwürdig hingestellt. Auch das Qualitäts-
gefühl, auf das man die Sammler immer ver-
weist. ist kein unbedingt verläßlicher Kompaß-
Mit vollem Recht sagt einer der hier erschie-
nenen Aufsätze, daß Qualitätsempfindung in
das Gebiet des Subjektiven gehöre. Wer will
sich, ohne Spezialkenner zu sein, zutrauen, auf
Grund der Qualität eine erstrangige Werk-
stattwiederholung vom Original zu unter-
scheiden? Das sind oft Qualitätsunterschiede
von fast millimeterhafter Feinheit, denen aber
Preisdifferenzen von kräftiger Breite ent-
sprechen. Nicht einmal der Kunsthändler ver-
läßt sich da auf sein Gefühl, seine Augen,
sondern sucht sich durch den Experten zu
decken.
Der Sammler aber beginnt, Umständen, die
außerhalb der Qualität liegen. Gewicht beiz.lt-
legen. Er fragt nach den literarischen Hin-
weisen und Belegen über ein Kunstwerk, er
schenkt der Reihe der Vorbesitzer, der Prove-
nienz Beachtung, er bevorzugt, wenn irgend
möglich, signierte Bilder, und tatsächlich
drücken diese Sicherungen, die letzten Endes
auch nicht völlig unfehlbar sind, sich im Preise
1) Vgl. dazu unsere Ausführungen in Nr. 6 der
„Weltkunst". (D. Schriftl.)

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