DIE WELTKUNST
3
Jahrg. XI, Nr. 13 vom 28. März 1937
pUs, oft sogar recht erheblich. Auch zu diesem
rgebnis hat d er Kunsthandel selbst beige-
*agen. Oft hört man zur Rechtfertigung eines
'°hen Preises den Hinweis auf die schöne
echte Signatur, die glänzende Provenienz oder
hie stattliche Reihe der Literaturzitate.
Es wäre gut, wenn alle Beteiligten die Ge-
ahr einer merkantilen Einseitigkeit, die dem
Kunstfreund den Zugang zum Werk erschwert,
“'kennen möchten, um sie zu überwinden.
^er Kunsthistoriker:
In der von der „Weltkunst“ eröffneten Dis-
kussion über die Bewertung von Gemälden ist
es auffällig zu beobachten, daß gerade ein
uÜergottes. Hessen, um 1300, roter Sandstein
u n stho u s Heinrich Hahn, Frankfurt a. M.
d. Abb.-Reihe: ,,Sammlerstücke aus dem deutschen
Osthandel") (Foto Archiv)
für die Bedeu-
Diese übertrie-
Sa
' uniniler sich so entschieden
."ug der Signaturen einsetzte.
^ene Hochachtung vor der Unterschrift führt
l(,twendig- dazu, die Handschrift die Künstlers
J?ch einmal gewissermaßen notariell beglau-
.'gen zu lassen, also zum Expertisenwesen. Es
jsI ein Eingeständnis der Schwäche des kiinst-
'■ fischen Urteils, wenn man den Namen des
. eiste rs in einer Bildecke sucht, statt ihn in
er Farbenschrift des Gemäldes zu finden,
‘l lcht immer sind nomina realia: häufiger als
halbaufgeklärte Sammler meint, deckt die
I agie des Namens die nüchterne Arbeitstei-
„’!**? eines Werkstattbetriebes. Wie viele
' 'göaturen guter Meister sind nicht beseitigt
°rden. um durch die berühmterer ersetzt zu
'erden? Und wie kommen diese Namens-
Uehtigen den Meistern näher, die es in Ver-
.eUnung der späteren Marktlage versäumten,
tre Bilder rechtzeitig zu signieren, wie z. B.
i utteau, dessen Weltgeltung darunter nicht
'Bidet?
Wie hier schon ausgeführt, soll die Freude
ätl einem Werk die Triebkraft des Sammelns
Es muß gesagt werden, daß der Typ des
Bhten, vornehmlich von leidenschaftlichem
Mühl bestimmten Sammlers bei uns noch zu
f6lten ist. Bezeichnend, wenn auch nicht er-
'’eulich, war einmal die Bemerkung eines aus-
Wdischen Händlers, daß er für signierte Bil-
'er nicht sehr hoher Qualität um ein Drittel
we^r anlegen könnte, da sie für den deutschen
• arkt bestimmt seien. Eigentlich sollte nur
p "richtigen (und zweifelhaften) Fällen beim
Kperten Sicherheit gesucht werden; man soll
.°nl den Kenner hören, aber selbst sehen.
I|"CI1 reißt der lawinenartig anwachsende
:.'*11111 den Experten selbst oft fort, so daß er
er Kunstwerke autoritativ urteilt, die seiner
ßezialkennerschaft nicht mehr unterstehen.
x Der Einsatz der Kritik spielt bei der Be-
] !‘rtung der Gemälde eine geringere Rolle, als
w.('r angenommen wurde, denn die meisten
p ei'ke betreten den Markt schon mit einer
(l °r*lerung, einem Namen. Analysieren wir
S(e** psychischen Vorgang bei einer Schätzung.
J’ Wird zunächst das Urteil auf Grund der
^"alität und einer den Beschauer „ansprechen-
t|' '* Bildgestalt gefällt, wobei das Moment
Zeitbedingten eine hier nicht näher aus-
fahrende Bedeutung hat; dazu kommt die
wis-
Pro-
naturnäher
Rhythmus
auf
Schule Leonardo da Vinci, Frauenkopf
Zeichnung, 25,5:18,5 cm — Slg. A. W. M. Mensing — Versteigerung:
Mensing & Sohn, Amsterdam, 27.—29. April 1937 (Foto Weltkunst-Archiv)
Ballfestlichkeiten gemalt; und alle diese Mo-
tive sind fast wie Traumbilder gegeben, die der
bürgerlichen Welt und ihren Forderungen ent-
rückt sind. — Einige in pastoser Pinselführung
gemalte spanische Landschaften bringen
Käthe Köster in Erinnerung. Die leich-
tere Farbengebung des Aquarells vertreten in
materialgerechter Weise zwei Berlinerinnen.
Dina Dor en d o r f gibt helle Stimmungen
von der Nordsee und leicht angelegte Köpfe
und Kinderdarstellungen, Hertha Schil-
ler Landschaften und Porträts von kolori-
stisch betonterer Haltung. Hans Zeeck
Vorschau auf die Berliner
Cranach-Ausstellung
Unter dem Protektorat des Herrn Minister-
fßerlin
Galerie v. d. Heyde
Fernsichten auf Ebenen unter bewölktem
Himmel oder auf einen vereisten Odersee, der
Blick in einsame Straßenzüge von Vorstädten
und Dörfern, eine Lehmwand und ein Holz-
schlag, das sind bevorzugte Themen der Bilder
von Erwin Filter. Der 1904 in Stettin
Geborene, der in der Galerie v. d. II e v d e
kollektiv ausstellt, liebt die norddeutsche Land-
schaft und ihre unaufdringliche Schwermut.
Er läßt ihre charakteristischen Züge mit einer
behutsamen tonigen Farbengebung wieder-
klingen, die in manchen seiner kleinen For-
mate die Frische und den Reiz der ersten
Studie bewahrt hat. Diese Ehrlichkeit gegen-
über dem Sichtbaren bestimmt auch die flot-
tere Niederschrift einige Aquarelle und eine
Porträtauffassung, die in ihrer wohltuend zu-
rückhaltenden Zuverlässigkeit dem Psycholo-
gischen vielleicht allzu sehr aus dem Wege
geht.
Galerie Buchholz
Bei Hermann Scheuernstuhl, der
im Ausstellungsraum der Buchhandlung Karl
Buch holz Bildwerke und Aktzeichnungen
zeigt, fesselt eine schöne Ausgeglichenheit der
Formen. Im Statuenhaften einer großen
stehenden Frau und durch verschiedene Bild-
nisköpfe, von denen die weiblichen einen fast
antik anmutenden Charme ausströmen, wird
die ruhevolle Haltung echter Plastik ver-
mittelt, die dem Skulpturellen so fern als mög-
lich ist. — Ernst-Wilhelm Nay, der von
früheren Ausstellungen her bekannte Hofer-
Es ist vernünftig, alles
was schön ist zu schät-
zen.“
Dr. Kurt Erich S i m o n
ebenfalls zeitbedingte kunsthistorische Bewer-
tung, die oft nur eine Mode ist, und zuletzt
der Beweis einer Signatur.
Man muß diese Marktbewertung durchaus
von dem Werte eines Kunstwerkes trennen,
der eine viel komplexere Größe ist und die
mannigfachsten ästhetischen und historischen
Beziehungen enthält. Dies sind die subjek-
tiven Urteile. Der Begriff der Qualität wird
oft in unzulässiger Weise mit diesen Werten
vermischt. Er ist eine dem Kunstwerk eigene
objektive Eigenschaft, die wir uns subjektiv
zu erkennen bemühen müssen, und deren Be-
urteilung ebenfalls subjektiven Schwankungen
ausgesetzt ist; sie muß uns erst „aufgehen“
wie die der Primitiven, die Rembrandts oder
Grecos. — 1681 schrieb Roger de Piles: „Man
muß Gemälde nicht nur mit dem leiblichen
Auge, sondern auch mit dem geistigen betrach-
ten, und der Geist soll nur den Dingen Einlaß
gewähren, zu denen er eine Beziehung hat.
Man muß, um Malerei gut beurteilen zu kön-
nen, einen weiten und großen Geist haben.
Ausstellungen
Schüler, erstrebt in zwei
großen Fischerdarstel-
lungen eine neue Kom-
positionsweise, die sicht-
lich
und
Flächenhaftes
einheitliche Form brin-
gen möchte. Unmittel-
barer und akzentuierter
wirken seine farbigen
Mittel in Aquarelldar-
stellungen von Fischern
und Dünen.
Galerie
Gur litt
In der Galerie Gur litt ergeht sich
Werner Heidt in Phantasien und Naclit-
stiicken von Berliner Straßen. Heidt, der vor
mehreren Jahren für die Parocliialkirche ein
Altarbild malte, dann nach Mallorca ging und
1936 von dort vertrieben wurde, ist ein kolo-
ristisch ungemein eigener Schilderer des ro-
mantischen Alt-Berlin, wie es noch E. Th. A.
Hoffmann empfand. Die gelben Lichtkegel in
abendlichen Straßen, durch deren geheimnis-
volles Dunkel Pferdedroschken rattern, die
verschleiernden Wirkungen des Regens auf
spukhaft ansprechenden Gassen und Plätzen
spielen in seinen magisch bunten, bildhaft über
alle Realitäten hinausgesteigerten Darstellun-
gen eine große Rolle. Tn grünlichem, bläu-
lichem. rötlichem Schimmer sind Straßenecken
im Sturm, fahle Herbstdämmerungen, die ver-
witterten Porträts uralter Hotels und skurille
*
Mit diesen Aeußerun-
gen schließen wir die De-
batte über eine Frage,
die, wie die vielen Zu-
schriften bewiesen, alle
Kreise der Kunstfreunde
ernstlich bewegt. Möge
sie zur Anregung dienen,
endlich einmal an Hand
exakten Materials
senschaftlich das
blem der Preisbewertung
— Minderung oder Er-
höhung — aufzugreifen,
ein Problem von großer
soziologischer Bedeutung.
Die Scliriftltg.
Schwedische Schreibkommode, 18. Jahrhundert — H. 105 cm, B. 110 cm, T. 52 cm — Wilhelm
Böhler, München — (Aus d. Abb.-Reihe: „Sammlerstücke a. d. dt. Kunsthandel") (Foto-Himpsl)
Präsidenten Hermann Göring veranstalten die
Staatlichen Museen in Berlin vom 24. April bis
24. Juni 1937 im Obergeschoß des Deutschen
Museums eine Ausstellung von Werken Lucas
Cranachs d. Ae. und Lucas Cranachs d. J., die
alle wichtigen Oelgemälde der beiden Meister,
sowie ihr gesamtes graphisches Werk und ihre
bisher wenig bekannten Handzeichnungen ent-
hält. Seit der im Jahre 1899 in Dresden ver-
anstalteten Cranach-Ausstellung sind so viele
bedeutende Werke beider Meister bekannt ge-
worden, daß eine Uebersicht über ihr gesamtes
Schaffen dringend erforderlich ist.
Die Bedeutung der Ausstellung für die
Gegenwart ist in mancher Beziehung eine sehr
aktuelle. In erster Linie deshalb, weil sie der
breitesten Oeffentlichkeit Gelegenheit gibt,
sich einen Künstler ins Gedächtnis zu rufen,
der in seinen religiösen und profanen Werken
eine der wichtigsten und einschneidendsten
Epochen der deutschen Geschichte repräsen-
tiert. Es ist die Zeit der Bauernkriege mit all
ihren umwälzenden Forderungen und Folgen.
Namen wie Berlichingen, Sickingen und Ul-
rich von Hutten klingen an. Die enge Be-
ziehung zwischen Cranach und Luther zeigt
sich nicht nur in den Bildnissen von Luther
und seiner Familie, die in ihren besten Exem-
plaren auf der Ausstellung vertreten sein
werden. Sie zeigt sich auch im Wandel des
Geistes der kirchlichen Darstellungen, die sich
dem Charakter der lutherischen Lehre anzu-
passen hatten. Die ausgestellten Bildnisse
sächsischer und brandenburgischer Fürsten
verschaffen eine klare Vorstellung von poli-
tisch leitenden Persönlichkeiten einer Zeit, die
kirchliche und weltliche Macht in ihren Hän-
den vereinigten. Auch das bürgerliche .Leben
wird durch Porträts von Bürgern und Patri-
ziern verlebendigt.
Auch für den Kunstkenner und Forscher,
der sich heute mehr denn je im Dienste der
Wiederhinführung des Volkes und seiner
Künstler zu jenem Ideal einer Harmonie zwi-
ö/e Firma D. AL. Hoogendifk
& Co. sucfjl alte Gemälde
ous allem, deutschem Privat-
D. A. HOOGENDIJK & CO.
ALTE GEMÄLDE
besitz zu kaufen
AMSTERDAM/640 KEIZERSGRACHT
3
Jahrg. XI, Nr. 13 vom 28. März 1937
pUs, oft sogar recht erheblich. Auch zu diesem
rgebnis hat d er Kunsthandel selbst beige-
*agen. Oft hört man zur Rechtfertigung eines
'°hen Preises den Hinweis auf die schöne
echte Signatur, die glänzende Provenienz oder
hie stattliche Reihe der Literaturzitate.
Es wäre gut, wenn alle Beteiligten die Ge-
ahr einer merkantilen Einseitigkeit, die dem
Kunstfreund den Zugang zum Werk erschwert,
“'kennen möchten, um sie zu überwinden.
^er Kunsthistoriker:
In der von der „Weltkunst“ eröffneten Dis-
kussion über die Bewertung von Gemälden ist
es auffällig zu beobachten, daß gerade ein
uÜergottes. Hessen, um 1300, roter Sandstein
u n stho u s Heinrich Hahn, Frankfurt a. M.
d. Abb.-Reihe: ,,Sammlerstücke aus dem deutschen
Osthandel") (Foto Archiv)
für die Bedeu-
Diese übertrie-
Sa
' uniniler sich so entschieden
."ug der Signaturen einsetzte.
^ene Hochachtung vor der Unterschrift führt
l(,twendig- dazu, die Handschrift die Künstlers
J?ch einmal gewissermaßen notariell beglau-
.'gen zu lassen, also zum Expertisenwesen. Es
jsI ein Eingeständnis der Schwäche des kiinst-
'■ fischen Urteils, wenn man den Namen des
. eiste rs in einer Bildecke sucht, statt ihn in
er Farbenschrift des Gemäldes zu finden,
‘l lcht immer sind nomina realia: häufiger als
halbaufgeklärte Sammler meint, deckt die
I agie des Namens die nüchterne Arbeitstei-
„’!**? eines Werkstattbetriebes. Wie viele
' 'göaturen guter Meister sind nicht beseitigt
°rden. um durch die berühmterer ersetzt zu
'erden? Und wie kommen diese Namens-
Uehtigen den Meistern näher, die es in Ver-
.eUnung der späteren Marktlage versäumten,
tre Bilder rechtzeitig zu signieren, wie z. B.
i utteau, dessen Weltgeltung darunter nicht
'Bidet?
Wie hier schon ausgeführt, soll die Freude
ätl einem Werk die Triebkraft des Sammelns
Es muß gesagt werden, daß der Typ des
Bhten, vornehmlich von leidenschaftlichem
Mühl bestimmten Sammlers bei uns noch zu
f6lten ist. Bezeichnend, wenn auch nicht er-
'’eulich, war einmal die Bemerkung eines aus-
Wdischen Händlers, daß er für signierte Bil-
'er nicht sehr hoher Qualität um ein Drittel
we^r anlegen könnte, da sie für den deutschen
• arkt bestimmt seien. Eigentlich sollte nur
p "richtigen (und zweifelhaften) Fällen beim
Kperten Sicherheit gesucht werden; man soll
.°nl den Kenner hören, aber selbst sehen.
I|"CI1 reißt der lawinenartig anwachsende
:.'*11111 den Experten selbst oft fort, so daß er
er Kunstwerke autoritativ urteilt, die seiner
ßezialkennerschaft nicht mehr unterstehen.
x Der Einsatz der Kritik spielt bei der Be-
] !‘rtung der Gemälde eine geringere Rolle, als
w.('r angenommen wurde, denn die meisten
p ei'ke betreten den Markt schon mit einer
(l °r*lerung, einem Namen. Analysieren wir
S(e** psychischen Vorgang bei einer Schätzung.
J’ Wird zunächst das Urteil auf Grund der
^"alität und einer den Beschauer „ansprechen-
t|' '* Bildgestalt gefällt, wobei das Moment
Zeitbedingten eine hier nicht näher aus-
fahrende Bedeutung hat; dazu kommt die
wis-
Pro-
naturnäher
Rhythmus
auf
Schule Leonardo da Vinci, Frauenkopf
Zeichnung, 25,5:18,5 cm — Slg. A. W. M. Mensing — Versteigerung:
Mensing & Sohn, Amsterdam, 27.—29. April 1937 (Foto Weltkunst-Archiv)
Ballfestlichkeiten gemalt; und alle diese Mo-
tive sind fast wie Traumbilder gegeben, die der
bürgerlichen Welt und ihren Forderungen ent-
rückt sind. — Einige in pastoser Pinselführung
gemalte spanische Landschaften bringen
Käthe Köster in Erinnerung. Die leich-
tere Farbengebung des Aquarells vertreten in
materialgerechter Weise zwei Berlinerinnen.
Dina Dor en d o r f gibt helle Stimmungen
von der Nordsee und leicht angelegte Köpfe
und Kinderdarstellungen, Hertha Schil-
ler Landschaften und Porträts von kolori-
stisch betonterer Haltung. Hans Zeeck
Vorschau auf die Berliner
Cranach-Ausstellung
Unter dem Protektorat des Herrn Minister-
fßerlin
Galerie v. d. Heyde
Fernsichten auf Ebenen unter bewölktem
Himmel oder auf einen vereisten Odersee, der
Blick in einsame Straßenzüge von Vorstädten
und Dörfern, eine Lehmwand und ein Holz-
schlag, das sind bevorzugte Themen der Bilder
von Erwin Filter. Der 1904 in Stettin
Geborene, der in der Galerie v. d. II e v d e
kollektiv ausstellt, liebt die norddeutsche Land-
schaft und ihre unaufdringliche Schwermut.
Er läßt ihre charakteristischen Züge mit einer
behutsamen tonigen Farbengebung wieder-
klingen, die in manchen seiner kleinen For-
mate die Frische und den Reiz der ersten
Studie bewahrt hat. Diese Ehrlichkeit gegen-
über dem Sichtbaren bestimmt auch die flot-
tere Niederschrift einige Aquarelle und eine
Porträtauffassung, die in ihrer wohltuend zu-
rückhaltenden Zuverlässigkeit dem Psycholo-
gischen vielleicht allzu sehr aus dem Wege
geht.
Galerie Buchholz
Bei Hermann Scheuernstuhl, der
im Ausstellungsraum der Buchhandlung Karl
Buch holz Bildwerke und Aktzeichnungen
zeigt, fesselt eine schöne Ausgeglichenheit der
Formen. Im Statuenhaften einer großen
stehenden Frau und durch verschiedene Bild-
nisköpfe, von denen die weiblichen einen fast
antik anmutenden Charme ausströmen, wird
die ruhevolle Haltung echter Plastik ver-
mittelt, die dem Skulpturellen so fern als mög-
lich ist. — Ernst-Wilhelm Nay, der von
früheren Ausstellungen her bekannte Hofer-
Es ist vernünftig, alles
was schön ist zu schät-
zen.“
Dr. Kurt Erich S i m o n
ebenfalls zeitbedingte kunsthistorische Bewer-
tung, die oft nur eine Mode ist, und zuletzt
der Beweis einer Signatur.
Man muß diese Marktbewertung durchaus
von dem Werte eines Kunstwerkes trennen,
der eine viel komplexere Größe ist und die
mannigfachsten ästhetischen und historischen
Beziehungen enthält. Dies sind die subjek-
tiven Urteile. Der Begriff der Qualität wird
oft in unzulässiger Weise mit diesen Werten
vermischt. Er ist eine dem Kunstwerk eigene
objektive Eigenschaft, die wir uns subjektiv
zu erkennen bemühen müssen, und deren Be-
urteilung ebenfalls subjektiven Schwankungen
ausgesetzt ist; sie muß uns erst „aufgehen“
wie die der Primitiven, die Rembrandts oder
Grecos. — 1681 schrieb Roger de Piles: „Man
muß Gemälde nicht nur mit dem leiblichen
Auge, sondern auch mit dem geistigen betrach-
ten, und der Geist soll nur den Dingen Einlaß
gewähren, zu denen er eine Beziehung hat.
Man muß, um Malerei gut beurteilen zu kön-
nen, einen weiten und großen Geist haben.
Ausstellungen
Schüler, erstrebt in zwei
großen Fischerdarstel-
lungen eine neue Kom-
positionsweise, die sicht-
lich
und
Flächenhaftes
einheitliche Form brin-
gen möchte. Unmittel-
barer und akzentuierter
wirken seine farbigen
Mittel in Aquarelldar-
stellungen von Fischern
und Dünen.
Galerie
Gur litt
In der Galerie Gur litt ergeht sich
Werner Heidt in Phantasien und Naclit-
stiicken von Berliner Straßen. Heidt, der vor
mehreren Jahren für die Parocliialkirche ein
Altarbild malte, dann nach Mallorca ging und
1936 von dort vertrieben wurde, ist ein kolo-
ristisch ungemein eigener Schilderer des ro-
mantischen Alt-Berlin, wie es noch E. Th. A.
Hoffmann empfand. Die gelben Lichtkegel in
abendlichen Straßen, durch deren geheimnis-
volles Dunkel Pferdedroschken rattern, die
verschleiernden Wirkungen des Regens auf
spukhaft ansprechenden Gassen und Plätzen
spielen in seinen magisch bunten, bildhaft über
alle Realitäten hinausgesteigerten Darstellun-
gen eine große Rolle. Tn grünlichem, bläu-
lichem. rötlichem Schimmer sind Straßenecken
im Sturm, fahle Herbstdämmerungen, die ver-
witterten Porträts uralter Hotels und skurille
*
Mit diesen Aeußerun-
gen schließen wir die De-
batte über eine Frage,
die, wie die vielen Zu-
schriften bewiesen, alle
Kreise der Kunstfreunde
ernstlich bewegt. Möge
sie zur Anregung dienen,
endlich einmal an Hand
exakten Materials
senschaftlich das
blem der Preisbewertung
— Minderung oder Er-
höhung — aufzugreifen,
ein Problem von großer
soziologischer Bedeutung.
Die Scliriftltg.
Schwedische Schreibkommode, 18. Jahrhundert — H. 105 cm, B. 110 cm, T. 52 cm — Wilhelm
Böhler, München — (Aus d. Abb.-Reihe: „Sammlerstücke a. d. dt. Kunsthandel") (Foto-Himpsl)
Präsidenten Hermann Göring veranstalten die
Staatlichen Museen in Berlin vom 24. April bis
24. Juni 1937 im Obergeschoß des Deutschen
Museums eine Ausstellung von Werken Lucas
Cranachs d. Ae. und Lucas Cranachs d. J., die
alle wichtigen Oelgemälde der beiden Meister,
sowie ihr gesamtes graphisches Werk und ihre
bisher wenig bekannten Handzeichnungen ent-
hält. Seit der im Jahre 1899 in Dresden ver-
anstalteten Cranach-Ausstellung sind so viele
bedeutende Werke beider Meister bekannt ge-
worden, daß eine Uebersicht über ihr gesamtes
Schaffen dringend erforderlich ist.
Die Bedeutung der Ausstellung für die
Gegenwart ist in mancher Beziehung eine sehr
aktuelle. In erster Linie deshalb, weil sie der
breitesten Oeffentlichkeit Gelegenheit gibt,
sich einen Künstler ins Gedächtnis zu rufen,
der in seinen religiösen und profanen Werken
eine der wichtigsten und einschneidendsten
Epochen der deutschen Geschichte repräsen-
tiert. Es ist die Zeit der Bauernkriege mit all
ihren umwälzenden Forderungen und Folgen.
Namen wie Berlichingen, Sickingen und Ul-
rich von Hutten klingen an. Die enge Be-
ziehung zwischen Cranach und Luther zeigt
sich nicht nur in den Bildnissen von Luther
und seiner Familie, die in ihren besten Exem-
plaren auf der Ausstellung vertreten sein
werden. Sie zeigt sich auch im Wandel des
Geistes der kirchlichen Darstellungen, die sich
dem Charakter der lutherischen Lehre anzu-
passen hatten. Die ausgestellten Bildnisse
sächsischer und brandenburgischer Fürsten
verschaffen eine klare Vorstellung von poli-
tisch leitenden Persönlichkeiten einer Zeit, die
kirchliche und weltliche Macht in ihren Hän-
den vereinigten. Auch das bürgerliche .Leben
wird durch Porträts von Bürgern und Patri-
ziern verlebendigt.
Auch für den Kunstkenner und Forscher,
der sich heute mehr denn je im Dienste der
Wiederhinführung des Volkes und seiner
Künstler zu jenem Ideal einer Harmonie zwi-
ö/e Firma D. AL. Hoogendifk
& Co. sucfjl alte Gemälde
ous allem, deutschem Privat-
D. A. HOOGENDIJK & CO.
ALTE GEMÄLDE
besitz zu kaufen
AMSTERDAM/640 KEIZERSGRACHT